Freitagnacht-Kryptos: Eine Mischung aus Rochen, Stör, Hai, Wal und Seeschlange wird gefangen

So manche Seeschlangensichtung wurde seinerzeit in den Medien breit geschlagen, schaffte es aber nie in die klassischen Sammlungen von Seeschlangenberichten – manchmal, weil die kryptozoologischen Autoren die Zahl der Fehldeutungen und Schwindel zahlenmäßig reduzieren wollen.

War das ein Grund, warum dieser Bericht aus Londoner Zeitungen weder bei Oudemans noch Gould noch Heuvelmans auftaucht?

Montreal
Blick von Longguile zum Olympia-Park in Montreal. Hier ungefähr hat sich das Beschriebene ereignet. (by Jeangagnon CC 3.0)

 

Auf jeden Fall ist die Meldung der „Bremer Zeitung für Politik, Handel und Literatur“ vom Sonntag, den 16. November 1823, eine Lektüre wert:

 

 

Bremer Zeitung

„Miscellen. Londoner Blätter enthalten folgenden Auszug aus einem Briefe, datirt Montreal, den 15. Sept. –

 

‚Die Passagiere des am Freitag von Quebec hier gelangten Paketbootes, Lady Scherbroke, berichteten, daß sie bis wenige Meilen von der Stadt von einem großen Seeungeheuer verfolgt worden wären, welches einige für die berüchtigte Seeschlange, andere aber für einen Wallfisch hielten. Die meisten stimmten indessen dahin überein, daß es ein großer von 35 bis 80 Fuß langer Fisch gewesen sei.

 

Am Freitag Abend erschien das Ungeheuer längs der Fähre, die von dem Croß, 2 Meilen von der Stadt, nach Long Guile fährt, und zeigte sich beinah so lang als die Fähre. Am Sonnabend Morgen faßten zwei unternehmende Capitäns, Namens Bruth und Seymour, den Entschluß, mit 8 Matosen [sic] das Ungeheuer in dem langen Boote des Dampfschiffes aufzusuchen, und 3 Meilen von hier trafen sie es auch glücklicherweise an.

 

Sie warfen die Harpune nach ihm, und diese griff ein, aber nunmehr entstand eine Scene, welche die Leute, die sich am Ufer versammelt hatten, überraschte. Der Strom rannte mit großer Schnelligkeit und nie sieht man, daß ein Boot dem Strome entgegen sich rasch vorwärts bewegt, aber der Wallfisch, denn so müssen wir ihn nunmehr nennen, schoß mit dem Boote im Tau durch den ihm entgegen kommenden Strom mit solcher Schnelligkeit, daß unsere Seereisenden 10 bis 12 Meilen per Stunde zurücklegten. Der Wallfisch der wahrscheinlich keine Lust hatte sich der Stadt zu sehr zu nähern, drehte sich als er die Stadt ansichtig wurde, um, steuerte nach Long Point zu, und zog das Boot ungleich schneller als diejenigen in demselben, selbst in Dampfschiffen zu reisen gewohnt waren, bis beinahe 12 Uhr mit sich hinweg.

 

Unglücklicherweise riß aber um diese Zeit die Harpune aus, und der Wallfisch entkam. Die Capitäns sind indessen entschlossen, morgen einen zweiten Versuch zu machen, und sich mit besseren und stärkeren Instrumenten zu versehen. Hunderte von Menschen standen am Ufer, und sahen diesem Schauspiele zu.‘“

 

 

 

Ein fast gleichlautender Bericht erschien am 27. November 1823 in der „Baireuther Zeitung“ (S. 1020). Diese Bericht fügt weitere Details hinzu:

 

 

Baireuther Zeitung

„Die kühnen Schiffs-Capitains gaben ihr Vorhaben nicht auf und bald darauf gelang es ihnen, sich des Ungeheuers bei dem Cap Henlopen zu bemächtigen.

 

Der Naturforscher Patchen, Präsident des Lyceums zu New-York, gab diesem ungeheuern Fisch, von dem bisher noch nichts bekannt war, den Nahmen: Meer-Vampyr und classificirt ihn zwischen den Squala [Haie] und Acipenser [Stör].

 

Dieser Meer-Vampyr mußte von 6 Ochsen, 2 Pferden und 22 Menschen aus dem Wasser an das Land gezogen werden. Sein Gewicht wurde von Einigen auf 5 Tonnen, oder vierzigtausend Pfund, von Andern nur auf zehntausend Pfund geschätzt. Von einer Brustflosse zur anderen mißt er 18 Fuß; sein Leib ist 15 Fuß, sein Schwanz 4 Fuß lang; seine Gestalt hat große Aehnlichkeit mit dem Rochenfisch.“

 

 

Quellen:

Bremer Zeitung: für Politik, Handel und Literatur. 1823,7/12

Bayreuther Zeitung: 1823




Der Minhocao 3/3 – nur eine Personifizierung?

Teil 2 von Ulrich Magins Artikel über den Minhocao ist am 15.10. hier erschienen.

Moderne Berichte über den Minhocao

In den 1920er Jahren suchte der Landvermesser Percy Harrison Fawcett nach einer verschollenen Stadt im Urwald Brasiliens. Er notierte dabei auch seltsame Geschichten, die er unterwegs hörte. Eine davon betraf, auch wenn er den Namen nicht nennt, den Minhocao: „In Paraguay [spricht man] von einem weiteren Flußungeheuer – Fisch oder Biber –, das in einer einzigen Nacht einen großen Teil des Strandes einreißen kann. Die Indianer berichten von Spuren eines gewaltigen Tieres in den an den Fluß grenzenden Sümpfen, geben jedoch zu, es nie gesehen zu haben.“ Ob Fawcett hier nur anführt, was er in denselben Quellen gelesen hat die hier bereits angeführt wurden, oder ob er solche Geschichten selbst hörte, ist nicht ganz klar. (Fawcett, S. 112)

Diesen Text führt Heuvelmans im englischen Original an. Was Heuvelmans noch nicht wissen konnte, ist, dass es solche Berichte nach wie vor gibt, denn seine Besprechung des Minhocao endet im 19. Jahrhundert. Im Folgenden führe ich deshalb Zeitungsartikel an, die ein ähnliches wesen beschreiben. Keine dieser Berichte enthält das Wort Minhocao, aber jeder schildert eine unterirdisch oder in Grotten am Wasser lebende Schlange – manchmal sogar mit Hörnern.

 

Anakonda ist sie der Ursprung des Minhocao
Die Anakonda ist eine gewaltige Schlange, aber ist sie der Ursprung des Minhocao?

 

Der erste Bericht schildert eine große, in Höhlen lebende Schlange, die sich auch im Wasser aufhält, die „Huilla von Trinidad“. Dieses „Ungeheuer“ machte mehrmals weltweit Schlagzeilen, die Verbindung zum Minhocao ist allerdings eher oberflächlich.

Zum ersten Mal kam das Tier 1889 in die Schlagzeilen.

 

 

„In den letzten beiden Monaten klagten die Bewohner der Bezirke östlich und nördlich von Arima auf der Insel Trinidad häufig darüber, dass Haustiere aller Art auf seltsame, ungeklärte Weise verschwanden – gewöhnlich in der Nacht. In letzter Zeit gesellten sich auch größere Tiere, darunter einige wertvolle Maultiere und Pferde, dazu. Zunächst gab man besonders wagemutigen Dieben die Schuld, aber bald wurde klar, dass ein ungeheures Tier war, obwohl seltsamerweise weder am Tatort noch in seiner Nachbarschaft jemals eine Spur von Blut gefunden wurde. Man kennt kein Tier auf der Insel, das groß genug wäre, um ein Pferd oder ein Maultier wegzuschleppen.

Die Menschen stellten nachts Wachen auf, und es wurde bemerkt, dass die Spuren durch die Vegetation immer an Bächen aufhörten und danach ganz zu verschwinden schienen. Um das Grauen noch zu vergrößern, verschwanden mehrere Kinder, und eine trauernde Mutter, die ihre verschwundene fünfjährige Tochter betrauerte, musste am Tag darauf voller Schrecken mit ansehen, wie eine enorme Schlange ihren dreijährigen Jungen wegschleppte.

Eine bewaffnete Gruppe von Bewohnern nahm die Verfolgung auf, doch ohne Erfolg. Man nimmt aufgrund der unvollständigen Beschreibung der ungefähren Farbe, der Ringe und Flecken der Schlange an, dass es sich um eine überlebende der ausgestorbenen Rasse gigantischer Huilliar handelt, wie man hier die Anakondas nennt, und die früher im Oroponche, im Arima und anderen Flüsse der Insel gelegentlich anzutreffen waren. Schließlich wurde die Angelegenheit nach vielen weiteren Tierschaden in verschiedenen Gebirgsregionen von einem Aufseher ernst genug genommen, dass er die Sache dem Kolonialverwalter in Port of Spain unterbreitete.

Eine behördliche Untersuchung

Die Ereignisse wurde ebenfalls vom Central Agricultural Board untersucht, anlässlich dieses Treffens erklärte der ehrenwerte Dr. De Verfeuil, dass die Schlange seiner Meinung nach ein Huilliar sei. Eines frühen Morgens machte sich große, schwer bewaffnete Kavallerie von Arima auf den Weg zum Blue Mountain, in dessen Nähe Suchtrupps am Tag zuvor die Schlange angetroffen hatten. Sie schlüpfte in die Guacharo-Höhlen in einem durch eine Mulde vom Berg getrennten Hügel. Der Trupp sperrte nach und nach den Hügel ab, ein Teil der Gruppe betrat vorsichtig eine der Öffnungen ein, die ins Innere der großen Höhlen führen. Kaum war das geschehen, als schon der Kopf einer ungeheuren Schlange plötzlich auf der Oberfläche eines großen Teichs erschien. Ein wütendes Zischen, wie das Eintauchen von glühendem Eisens in den Teich klang, kam von dem fürchterlichen Kopf, dann feuerte man eine Salve von Kugeln auf ihn ab.

Erst eine zweite Salve erzielte den gewünschten Effekt, sie wurde abgefeuert, als die Schlange ihren riesigen Kadaver fünfundzwanzig Fuß [7,50 m] aus dem Wasser hob. Als er auf die Ebene gezerrt worden war, wurde festgestellt, dass er siebenundvierzig Fuß [14 m] maß und an der dicksten Stelle zweieinhalb Fuß [75 cm] dick war. In der Farbe war er am unteren Teil des Körpers gelb und oben dunkel mit dunklen Ringen, zwischen denen die Haut mit grauen Halbmonden gesprenkelt war.

Die Schlange wurde nach Arima gebracht, wo man versuchte, sie für das Rathaus von Port of Spain zu präparieren. Die Angelegenheit war sogar Gegenstand eines Kabels des amerikanischen Konsuls an sein Ministerium in Washington. – Port of Spain ‚Gazette‘.“ (Auckland Star, 8. Juni 1889; ebenfalls in: Te Aroha News, 12. Juni 1889; Oamaru Mail, 19. Juni 1889 und Hawke’s Bay Herald, 22. Juni 1889)

 

1934 erneut in den Schlagzeilen

Das Monster von Trinidad kam 1934 wieder in die Schlagzeilen, als alle Welt über das Ungeheuer von Loch Ness berichtete. Die Londoner „Times“ berichtete am 18. Januar 1934 auf S. 12: „Jetzt kommt ein westindisches Ungeheuer. Die Welt gebiert wieder Ungeheuer, denn eine schuppige Schlange, deren Länge auf 30 Fuß [9 m] geschätzt wird, soll sich nach glaubhaften Zeugen sich mit drei Schlingen in einem Fluss an der Ostküste erhoben haben. Die Existenz eines solchen Monsters ist offiziell in den Annalen der Kolonie verzeichnet, und es gibt ein Foto, das ein 25 Fuß [7,50 m] langes Ungeheuer zeigt, das hier Huilla genannt wird, und das einen Alligator verschluckt hatte.“ Hier scheint es sich tatsächlich um eine gewöhnliche Schlange gehandelt zu haben, zumal „Huilla“ eine lokale Bezeichnung für die Anakonda ist

Manatis
Der Rücken mehrerer Manatis könnte auch für eine gewaltige Schlange gehalten werden

Nur eine übertriebene Riesenschlangengeschichte…

Der nächste Bericht schildert ebenfalls ein mittelamerikanisches Tier, das nur aufgrund seiner Größe und der Tatsache, dass es sich ebenfalls in eine Höhle verkroch, nach Minhocao klingt, vermutlich aber nur eine übertriebene Riesenschlangengeschichte ist:

„Nach der Nachrichtenagentur Efe terrorisiert eine etwa fünfzehn Meter lange Boa die Bewohner des Dorfes El Jaral in Santa Cruz de Yojoa, Departement Cortés im Norden Honduras. Laut einer lokalen Zeitung wurde die Schlange von mehreren Bauern gesehen, als sie eine Kuh am Ufer des bei Touristen beliebten Sees von Yojoa verschlang.

 

Anakonda
So groß Anakondas auch werden, Kühe sind weit außerhalb ihrer Reichweite.

 

Das Reptil schluckte die Kuh in einem Augenblick, und die Bauern folgten ihm bis in eine nahe gelegene Höhle und unterrichteten die örtlichen Behörden. Polizisten und Bewohner von El Jaral suchen nach der Schlange, um sie zu töten, obwohl man wegen ihrer Größe fürchtet, dass die Schusswaffen unwirksam sind. Man weiß nicht, wie tief die Höhle ist, in der die Schlange haust, man will sie in die Enge treiben, mit Benzin übergießen und in Brand stecken. Jede Möglichkeit, die Boa lebend zu fangen und in einen einheimischen oder ausländischen Zoo zu schicken, wurde ausgeschlossen.“ (Efe 1979)

Der Minhocao am Rio Paraguay

Der Rio Paraguay ist ein Zufluss des Parana. Im Staate Paraguay wurde 1972 von einer seltsamen Schlange berichtet, die möglicherweise etwas mit dem Minhocao zu tun hat.

„Seltsame Schlange in Paraguay gefangen. Sie misst sieben Meter, wiegt 80 Kilo, hat einen hundeartigen Kopf und bellt. Asunción. 4. Februar. An den Ufern des Río Ypane, etwa 350 km von der Hauptstadt entfernt, wurde eine seltsame, fast mythologische Schlange gefangen genommen, die eigenartig bellt und als „Boy Yagua“ bekannt ist. Das Reptil ist mehr als sieben Meter lang und wiegt schätzungsweise 80 Kilo bei einem Durchmesser von 35 cm. Die dunkle Haut ist völlig dehnbar und leuchtet. Der Kopf ähnelt dem eines Hundes mit einem sehr großen Maul, der eigenartig bellt: Daher der Volksname ‚Hundeschlange‘. Das Reptil, das sich jetzt in Asunción befindet, wurde nach einem langen Kampf von zwei Bauern der Gegend mit dicken Seilen gefangen.

Mit der Gefangennahme des ‚Boy Yagua‘ wurde eine Legende Wirklichkeit, um sie vom Río Ypane nach Asunción zu bringen, wurde ein riesiger umgebauter Käfig benutzt, in dem gewöhnlich Tiger [Jaguare] gefangen werden. “(Efe 1972)

Spur des Minhocao
Spur des Minhocao oder doch nur ein ausgetretener Pfad?

Die Legende des Minhocao lebt weiter

Der letzte Bericht betrifft unbezweifelbar einen klassischen Minhocao. Im August 1997 hinterließ eine „riesige Anakonda“ im Amazonasdorf Nuevo Tacna im Norden Perus eine Spur. Augenzeugen berichteten, der Boden habe wie bei einem Erdbeben gezittert, dann habe sich ein schwarzer Körper mit einer Länge von 40 m und einem Durchmesser von 5 m durch den Dschungel gewälzt. Das Tier hatte zwei „Fühler“ am Kopf, die dem Rüssel eines Elefanten ähnelten. Regierungsbeamte fanden eine 500 m lange und 20 m breite Spur (nach anderen Quellen 300 m und 10 m), die zu einem Fluss führte, und auf der sämtliche Bäume umgestürzt waren. Allerdings sei diese durch einen von zu viel Niederschlag ausgelösten Dammbruch verursacht worden. (Science & Vie, Oktober 1997; Le Figaro, 21. August 1997 (diese beiden Dank F. de Sarre; Fortean Times 104, S. 18; Esotera 11/1997; Focus, 35/1997, 25. August 1997, S. 226; Harder, S. 130)

Das war nun eindeutig ein Minhocao und zeigt, dass die Legende nach wie vor lebt. Jetzt aber wird er meteorologisch gedeutet, als Spur einer Flutwelle. Der Ort Tacna liegt im Süden Perus, das Amazonasdorf ist auf Google Earth nicht zu finden.


Bibliografie

Anon.: Die Seeschlange zu Lande. Didaskalia. Unterhaltungsblatt des Frankfurter Journals. 26. November 1879, S. 2–4

 

Anon.: Ein neues unterirdisches Ungeheuer. Romane des Auslandes. Band 3. Berlin: Otto Janke 1878

 

Budde, E. A.: Naturwissenschaftliche Plaudereien. Berlin: Walter De Gruyter 1898

 

Efe: Captura de una extraña serpiente en Paraguay. ABC, Madrid, 5. Februar 1972, S. 30

 

Efe: Una enorme boa aterroriza a los habitantes de una aldea de Hondura. ABC, Sevilla, 7. September 1979, S. 33

 

Fawcett, Percy Harrison: Geheimnisse im brasilianischen Regenwald. Tübingen: Verlag Fritz Schlichtenmayer 1961

 

Harder, Bernd: X-Akten gelöst. Aschaffenburg: Alibri 1999

 

Heuvelmans, Bernard: On the Track of Unknown Animals. London: Kegan Paul, 3. Auflage 1995

 

Mader, Friedrich Wilhelm: El Dorado. BOD 2016

 

Müller, Fritz: Werke, Briefe und Leben: Gesammelte Schriften soweit sie bereits früher im Druck erschienen sind. Abt. 1. Arbeiten aus den Jahren 1844–1879. Abt. 2. Arbeiten aus den Jahren 1879–1899. Atlas enthaltend 85 Tafeln zu den Arbeiten aus den Jahren 1844–1899. G. Fischer 1915




Medienmittwoch: Sun, Sand, and Sea-Serpents

Ich mag regionale Studien zu Kryptiden – Seeschlangen in bestimmten Seen oder an genau umrissenen Küstenabschnitten. Da ergeben sich für den aufmerksamen Leser neben den überall gemeldeten Charakteristika gewisse Unterschiede, die durchaus interessant sein können. Ein Bigfoot in Pennsylvania ist oft ein anderer als einer in British Columbia, Morag sieht ganz anders aus als Nessie.

 

Dieses Buch von David Goudsward ist eine solche Regionalstudie und widmet sich den Ungeheuern in den Binnenseen Floridas, in den Flüssen des Staates, Meeresungeheuern an der Atlantik- wie an der Golfküste, Berichte von Riesenkalmaren und Riesenoktopoden, Sichtungen von lebenden Fossilien (u.a. Quastenflossern) und sogar Seejungfrauen. Kapitel über mysteriöse Robben und Ungeheuer auf alten Seekarten runden den Band ab. Neben Florida selbst sind die angrenzenden amerikanischen Bundesstaaten Alabama und Georgia sowie die Bahamas, Kuba und die Karibik erfasst.

In Florida wurden zahlreiche ungewöhnliche Kreaturen beobachtet.

Die Kryptiden werden geografisch, thematisch und chronologisch sortiert (alle Riesenseehunde in einem Kapitel, alle Seeschlangen der Golfküste in einem anderen). Goudsward dringt immer und ausschließlich bis zur ersten und ältesten Quelle vor und weist auch nach, wie oft Kryptozoologen Quellen angeben, die sie gar nicht eingesehen haben können. In Heuvelmans Quellenangaben stimmt u.a. oft das Datum nicht, weil es in der von ihm verwendeten Sekundärquelle falsch angegeben war, oder findet sich ein anderer Inhalt als behauptet.

 

Der Autor deckt Fehler früherer Kryptozoologen auf

Dabei verfolgt Goudsward jede Spur und forscht lokalgeschichtlich nach – gab es den Dampfer damals schon, wann wurde der Ort besiedelt? Er deckt auch ganz nüchtern die Leichtgläubigkeit vieler ausschließlich im Internet tätigen Kryptozoologen auf, die jede Marketingmaßnahme für bare Münze nehmen (S. 132), selbst Geschichten erfinden (S. 128) und Quellen verdrehen und falsch angeben, wie es besonders für Heuvelmans typisch war (fast durchgehend im Buch). Viele der angeblichen Kryptiden stellten sich – als der Autor bis zur Ursprungsquelle vorgedrungen war – als journalistische Erfindung (S. 131, 137, 141) oder bei geografischen Angaben um Verwechslung von Seen in ganz unterschiedlichen Bundesstaaten (S. 149f., 178) heraus. Als besonders kreativ im Umgang mit den Fakten nennt er u.a. Ivan T. Sanderson und Charles Berlitz.

 

Und Goudsward findet wie andere Kryptozoologen vor ihm, heraus, dass später erst definierte Kryptiden zunächst ein Sortiment von extrem unterschiedlichen Beschreibungen sind, bis sie – zuerst in der Presse, dann auch bei den Augenzeugen – eine genau umrissene Form annehmen. Das Monster des St. Johns River wurde, je nach Sichtungsepisode, die stets Jahre auseinanderlagen – als riesige Anakonda geschildert, als aquatische Monsterkuh mit einem nach vorn gebogenen Horn, als skelettartige Erscheinung eines Plesiosauriers, heute entspricht es dem typischen Nessie-Klischee. (S. 147ff., S.158-160)

 

David Goudsward Sun, Sand, and Sea Serpents
Sun, Sand, and Sea Serpents – 230 Seiten voller neuer Infos aus alten Quellen

 

Goudsward ist kritisch, aber kein Skeptiker

Dabei ist Goudsward kein Skeptiker – er hält die Existenz der Seeschlange durch die Augenzeugenberichte für belegt und findet viele Beobachtungen, die er konventionell nicht klären kann. Aber er ist kritischer als die Zunft der Makrokryptozoologen sonst, sieht nicht in jeder Beobachtung eine Bestätigung für überlebende Plesiosaurier oder langhalsige Riesenseehunde. So manche Sichtung, die z.B. Heuvelmans als Schwindel ablehnte, stellt sich im Nachhinein als sehr spannende Schilderung heraus (wenn man nicht, wie Heuvelmans, aus entstellenden Dritt- und Viertquellen zitiert).

 

Mein Fazit

Goudswards Buch ist rundum zu empfehlen – ein Buch, das die Existenz der Seeschlange eher bestätigt als widerlegt, gerade weil so viele bekannte Sichtungen eine nüchterne Erklärung finden, was den unerklärten Rest umso deutlicher hervorstechen lässt. Und es ist ein historisch wichtiges Werk, weil es viele falsche Aussagen beiseite räumt, die endlos wiederholt werden, nur weil sie von klassischen Autoren wie Heuvelmans und Sanderson stammen.

 

 

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Sun, Sand, and Sea Serpents von David Goudsward

Sun, Sand, and Sea Serpents ist im März 2020 mit einem Vorwort von Loren Coleman bei Anomalist Books als Paperback mit einem Umfang von 230 Seiten erschienen. Es ist in englischer Sprache publiziert und als Taschenbuch sowie für den Kindle erhältlich. Die Preise können aufgrund von Währungsschwankungen variieren.

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Out-of-Place in Mecklenburg-Vorpommern

Von der einzigen wildlebenden Nandu-Population in Europa

Im östlichen und südöstlichen Südamerika lebt in Herden in den Grassteppen der Große Nandu (Rhea americana). Der Nandu ist ein flugunfähiger Laufvogel, der eine Größe von bis 1,5 Metern erlangen kann, bei einem Maximalgewicht von 30 Kilogramm (Vgl. Ambrose, Beatty et. al. 2016, S. 121).

 

Nandu
Der erste Erfolg, ein Nandu auf einem fast kahlen Feld.

 

In Europa kamen Nandus bis vor wenigen Jahrzehnten nur in Gefangenschaft als Zoo- oder Nutztiere vor. Doch das änderte sich im Jahr 2000. Aus einer Zucht bei Lübeck in Schleswig-Holstein ausgebüxt, siedelten die Tiere sich in der Umgebung an und konnten sich zunehmend vermehren.

Gefangenschaftsflüchtlinge fanden optimale Bedingungen

Tatsächlich finden Nandus in der Agrarlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns nahezu ideale Lebensbedingungen. Die Felder dienen ihnen sowohl als Lebensraum als auch als Futterquelle. Die im Zuge des Klimawandels immer milder werdenden Winter sorgen dafür, dass die Population stabil bleibt. Für die Landwirtschaft haben die Tiere sich als Problem erwiesen, da sie für Schaden in den Raps- und Maisfeldern verantwortlich gemacht werden und in unseren Gefilde keine natürlichen Feinde haben.

 

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Gegenwärtig haben Naturschützer 247 Tiere zählen können. Das bedeutet einen Rückgang um 30% im Vergleich zum Vorjahr. Die ortsansässigen Landwirte bezweifeln diesen Rückgang. Die jetzt erlaubte Bejagung habe dazu geführt, dass die Tiere sich besser verstecken und sich auf größere Bereiche verteilen, so die Einschätzung vor Ort (o. A. 2020).

Ein tolles Ziel für eine kryptozoologische Exkursion

Wer selbst also diese exotischen Neozoen in ihrer neuen Heimat beobachten möchte, hat gute Chancen und sollte das Biosphärenreservat Schaalsee an der Schleswig-Holsteinisch-Mecklenburg-Vorpommerschen Grenze ansteuern. Oft kann man die Tiere von den Feldwegen und Landstraßen aus gut zu beobachten und fotografieren. Wenn die Felder gerade abgemäht wurden, kann man sie oft schon von Weitem sehen, wie der Autor bei einer Exkursion im Sommer 2020 selbst erleben durfte.

Nandu
Vielleicht wars doch zu dicht? Der Nandu hält seinen Sicherheitsabstand

An verschiedenen Stellen rund um den Schaalsee kann man immer wieder Einzeltiere und kleine Gruppen beobachten. Die Tiere ergreifen erst dann die (gemächliche) Flucht, wenn man ihnen etwas übermütig doch zu sehr aufs Gefieder rückt.

Nandu-Familie
Etwas weiter entfernt ruht eine Nandu-Familie unter den wachsamen Augen eines großen Hahns

Auch über die Nandu-Beobachtung hinaus sei Naturfreunden ein Ausflug oder eine Reise empfohlen. Schöne Landschaften und allerhand Gelegenheit zur Beobachtung von Füchsen, Damwild und allerhand Vögeln inklusive des Seeadlers sind hier möglich.

 

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Vom Todesstreifen zur Lebenslinie: Naturimpressionen von da, wo Deutschland geteilt war

Die Steilküste des Klützer Winkels, die Dünen des Priwalls: das ist das Grüne Band am Ostseestrand. Wir entdecken Kegelrobben, Seehasen und Gänsesäger. Wir beobachten Regenpfeifer und Uferschwalben. Das Grüne Band führt an einem großen Bodden entlang, dem Dassower See, ein Paradies für Seeschwalben und andere Wasservögel. Es schließen sich die Steilhänge der Traveförde an, eine grandiose Landschaft, die vergessen lässt, dass es nur wenige km bis ins Zentrum von Lübeck sind.
Weiter geht´s, entlang der Wakenitz zu den Ratzeburger Seen, wo wir Kraniche beobachten und durch herrliche Buchenwälder wandern. Danach geht es nach Zarrentin, dem Hauptort des Biosphärenreservats Schaalsee. Auf Streifzügen durch die „Biosphäre“ lassen wir uns von Elfen verzaubern, wir testen geräucherte Maränen und schauen beim Käsemachen zu.

 

Küste – Schaalsee: Vom Todesstreifen zur Lebenslinie: Uferschwalben an der Steilküste des Klützer Winkels, Elfenzauber und Bio-Ziegenkäse bei … Schaalsee nach Lauenburg an der Elbe. ist 2009 erschienen und mehrfach preisgekrönt. Das gebundene Buch hat 224 Seiten voller Impressionen in Wort und Bild.

 

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Nandu-Familie
Die Nandu-Familie aus einer etwas anderen Perspektive


Das Biosphärenreservat Schaalsee

Das Biosphärenreservat Schaalsee  ist ein Schutzgebiet im Westen Mecklenburg-Vorpommerns an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Von 1952 bis 1990 konnte sich die Natur im Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze gut entwickeln. Als eine der letzten staatlichen Handlungen erhob die DDR-Regierung im September 1990 das Mecklenburger Schaalseegebiet zum Nationalpark.

 

Das Schaalseegebiet liegt in einer Moränenlandschaft der Weichseleiszeit, die sich durch sanfte Höhenlagen und wenig wasserhaltige Böden auszeichnet. Hier durchbricht Trave den Baltischen Rücken des Schleswig-Holsteinischen Hügellandes, durchfließt mit dem Schaalsee einen der tiefsten Seen Deutschlands und wendet sich nach Norden.

Zarrentin am Schaalsee
Impression vom Biosphärenzentrum Pahlhuus in Zarrentin am Schaalsee

Zentraler Besuchspunkt ist Zarrentin am Schaalsee, hier gibt es sowohl Übernachtungsmöglichkeiten, wie auch das Informationszentrum zum Biosphärenreservat. Auf 150 m² Fläche bietet das Pahlhuus in der Dauerausstellung Einblicke auf und rund um den Schaalsee. Besucher können sich über die Naturausstattung des Biosphärenreservates und über touristische Angebote informieren, Infomaterial und Wanderkarten erwerben sowie Fahrräder (auch mit Kinderanhänger) ausleihen, um von dort die Rundtour um den Schaalsee zu starten.


Quellen

Ambrose, Jamie; Beatty, Richard et. al.: Tiere der Wildnis. München: Dorling Kindersley 2016

 

o. A.: Frühjahrszählung – In Mecklenburg-Vorpommern leben 247 Nandus. Auf: https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/in-mecklenburg-vorpommern-leben-247-nandus-0738986504.html 07.04.2020, gesichtet am 28.09.2020




Kryptozoologische Presseschau 40/2020

Liebe Leserinnen und Leser,

 

Einen wunderschönen Sonntag wünschen wir euch allen!

 

Anders als im Frühjahr gedacht, hat uns das Corona-Virus jetzt fester im Griff als je zuvor. Viele Vorsichtsmaßnahmen greifen nicht, weil die Leute ihrer überdrüssig sind, weil es ihnen zu lästig ist, ihre Mitmenschen zu schützen oder weil Geselligkeit, Party oder Familienfeier auf einmal wichtiger ist. Hinzu kommt der (verständliche) Wunsch der Politik, Arbeitsplätze, Unternehmen und Steuereinnahmen aus Gastgewerbe und der Veranstalterbranche nicht der Krankheit opfern zu wollen. Doch die Situation entgleitet, immer mehr Kreise melden eine Inzidenz von über 35 oder über 50 Infizierten pro 100.000 EW in den letzten 7 Tagen. Wir sollten uns alle am Riemen reißen und vor jedem Weg aus dem Haus überlegen, ob er notwendig ist.

 

Aus diesem Grund haben wir uns auch entschieden, die Feier zum 5jährigen Jubiläum der Kryptozoologie-Ausstellung im Museum Tor zur Urzeit in Bordesholm / Brügge in Schleswig-Holstein zu verschieben. Zahlreiche potenzielle Teilnehmer/innen kommen aus Brennpunkten, wie dem Rhein-Ruhr-Raum, Berlin, Frankfurt oder München. Da es aber doch einiges zu besprechen gibt, laden wir alle, die an Kryptozoologie interessiert sind, zu einer Skype-Videokonferenz ein. Sie findet am selben Tag statt, Samstag, 7.11., 17:00 bis etwa 19 Uhr.
Wer teilnehmen möchte, schreibe bitte eine Mail an Redaktion@netzwerk-kryptozoologie.de und bekommt einen Zugangslink mit Passwort zugeschickt. Das Ganze passiert nicht automatisiert, lasst mir bitte einen Tag zur Bearbeitung. Danke.

 

Auch unsere belgischen Kollegen, deren europäisches Treffen zur Kryptozoologie schon auf Oktober verschoben war, haben abgesagt. Drei der Hauptreferenten dürfen nicht einreisen und die meisten Gäste aus dem Ausland kommen ebenfalls aus Risikogebieten. Einen neuen Termin haben sie noch nicht veröffentlicht.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser

 

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Die Maske des Roten Todes – von 1842 und doch hochaktuell

Die „Maske des roten Todes“ ist eine von Edgar Allan Poes großen allegorischen Erzählungen. Sie steht ganz in der Tradition des „Danse Macabre“ (Totentanz). Heute hat sie verstörende Aktualität erreicht: Eine illustre Gesellschaft flieht vor einer Seuche, dem Roten Tod und begibt sich in Klausur, um einer Ansteckung zu entgehen. In ihrer Verblendung und Selbstsicherheit feiert die Gesellschaft nun immer ausschweifendere Feste. Die Erzählung gipfelt in einem morbiden Crescendo, indem der Rote Tod persönlich als Gast in Erscheinung tritt.

 

Edgar Allan Poe: Die Maske des Roten Todes. Hörspiel ist als Hörspiel bei Hörbuchspezialiste Bastei Lübbe erschienen und wird von Ulrich Pleitgen gelesen. Die Erzählung ist auch  in anderen Formaten erhältlich, u.a. als Audible Download, für den Kindle oder natürlich als Buch.

 

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Loch Ness: Nessie im Sonar?

Das Ausflugsschiff „Spirit of Loch Ness“ trägt, wie viele Ausflugsschiffe auf dem See, ein Sonargerät. Ja, es dient genau zu dem, was Kryptozoologen machen würden: Den See durchsuchen, wenn man sowieso drauf rumschippert. Um die Fahrgäste mit einzubinden, wird das Sonarbild auf 14 (!) Monitoren im Fahrgastraum übertragen.

Spirit of Loch Ness
Die „Spirit of Loch Ness“ ist das modernste Boot von Cruise Loch Ness

Genau auf einer solchen Fahrt zeigte sich in 500 ft. Tiefe ein Objekt auf dem Sonar, das die Herzen der Kryptozoologen höher schlagen lässt.

Nessie Sonar
Sonarbild von Loch Ness mit der Anomalie (Foto: Peter Jolly)

Der Direktor von Cruise Loch Ness, Roland Mackenzie erzählte dem „Daily Star“:

t was a bit of a dreich day and we only had 12 passengers. We were at our halfway point off Invermoriston, where we turn around. The water is 189m (620ft) deep there. The passengers were quite excited because we had just spotted a sea eagle, but then I saw on the sonar something more eye-catching.“ und „Es war genau in der Mitte des Sees und ungefähr 170 m unter uns. Es war groß, mindestens 10m. Der Kontakt dauerte 10 Sekunden, als wir vorbei fuhren.

 

Link: Cruises Loch Ness

 

Quelle: Daily Star vom 5. Oktober


Tyrannosaurus rex „Stan“ erzielt Rekordpreis

Das Tyrannosaurus rex-Skelett „Stan“ ist am 6. Oktober 2020 bei Christie’s in New York für 31,8 Millionen US$ versteigert worden. „Stan“ wurde 1987 gemeinsam mit „Duffy“, einem weiteren Tyrannosaurus in der Hell Creek Formation bei Buffalo in South Dakota gefunden. Mit 65% Erhaltung und 188 Knochen gilt „Stan“ als eines der vollständigsten Exemplare. Er diente als Modell für zahlreiche Repliken in zahlreichen Museen, vor allem in Nordamerika. In Deutschland gibt es keinen Abguss von Stan in einem Museum.

Stan
Skelett von Tyrannosaurus rex „Stan“

Die Inventarnummer BHI 3033 steht für seinen ersten Standort, das Black Hill Institut. Dieses Institut war nach einem langen Rechtsstreit per Gerichtsbeschluss gezwungen, das Skelett zu verkaufen: Man hatte sich 2015 von einem Minderheits-Anteilseigner und war gerichtlich gezwungen, die wichtigsten Besitztümer zu verkaufen, um diesen auszuzahlen.

 

Jetzt besteht die Gefahr, dass das einmalige Skelett für die Wissenschaft und Öffentlichkeit unerreichbar in einer Privatsammlung verschwindet.

 


50 Jahre alter, riesiger Weißer Hai entdeckt

Die Organisation Ocearch ist dafür bekannt, Weiße Haie zu fangen und sie mit Funksendern zu markieren, um ihre Wanderungen zu verfolgen. Sie war dieses Jahr an der Ostküste Nordamerikas unterwegs und hat bereits jetzt erstaunliche Ergebnisse produzieren können.

Weißer Hai
Weißer Hai (Foto: Elias Levy, CC 2.0)

Jetzt haben die Wissenschaftler vor Nova Scotia einen riesigen langen Hai gefangen. Das Tier bekam den Namen Nukimi nach der „legendären, weisen Großmutter-Figur des indianischen Mi’kmaq-Volkes“.

Nukimi ist 5,23 m lang und wog zum Zeitpunkt des Fanges 1606 kg. Sie trägt nun einen Tracker und kann auf der Website von Ocearch verfolgt weden.


Eitorfer Alpha-Wolf leitet zweites Rudel

Im Grenzgebiet NRW / Rheinland-Pfalz gibt es zwei Wolfsrudel, die einen gemeinsamen Rüden als Alpha-Rüden haben. Durch genetische Untersuchungen an Kotproben konnte der fünffache Vater aus dem Neuwieder Rudel auch als Vater der Wolfsjungen im Eitorfer Rudel identifiziert werden.

Ein Wolf liegt auf einer Baumwurzel
Der Wolf kommt, die Frage ist, wie die Gesellschaft mit ihm umgeht.

Ob der Wolf das Neuwieder Rudel verlassen hat oder beiden Rudeln als Alphatier vorsteht, ist noch unklar. Das Eitorfer Rudel hat mindestens zwei, vermutlich mehr Welpen, die bereits ein halbes Jahr alt sind. Mal sehen, wie viele von ihnen den Winter überleben.


Alaska: Der dickste Bär ist…

Der Katmai-Nationalpark in Alaska kürt jedes Jahr den dicksten Bären Alaskas. Gewinner ist dieses Jahr ein Bär mit der passenden Nummer 747 und dem dazu gehörigen Namen „Jumbo Jet“. Bei dem online-Wettbewerb können Teilnehmer den dicksten Bären küren.

Grizzly im Wasser
Dieses Jahr war ein gutes Jahr für die Grizzlys in Alaska

Hintergrund der Veranstaltung ist, dass Bären sich im Herbst möglichst viel Fett anfressen müssen, um den langen Winterschlaf zu überstehen. In den letzten Jahren wurde das wegen zahlreicher Touristen, aber auch wegen schwindender Lachsbestände immer schwieriger. In diesem Jahr störten keine Fotografen oder Angler die Bären beim Fressen, so dass viele Bären schnell an Gewicht zulegten. Außerdem beginnt der Abbruch von Dämmen in den Lachsflüssen an der US-Westküste Früchte zu tragen, die Bestände der pazifischen Wildlachse steigen nach einem Tiefpunkt langsam wieder an.

Einer der Gratulanten für „Jumbo Jet“ nahm sich des Themas an und schrieb: „Ich denke, du bist ganz schön fett! Hab einen wunderbaren Winterschlaf und träume von ganz viel leckeren Fischen.“


Neu beschrieben:

  • Aus den Western Ghats in Indien haben Wissenschaftler aus Indien, Deutschland, Großbritannien und der Schweiz eine neue Fischfamilie beschrieben. Die
    Aenigmachannidae stellen die Schwestergruppe der Schlangenkopffische Channidae dar. Sie sind vor allem in den unterirdischen Gewässern Keralas verbreitet, leben aber auch überirdisch. Die erste Art, Aenigmachanna gollum wurde in einem Reisfeld gefunden. Insgesamt zeigent die Aenigmachannidae eine große Zahl ursprünglicher Merkmale. Die Familie hat sich vermutlich vor sehr langer Zeit von den Channidae getrennt.  India TV weiß noch mehr.

    Aenigmachanna gollum
    Aenigmachanna gollum, der bekannteste Vertreter der neuen Familie
  • Aus den Vorgebirgen der Anden im Nordwesten Ecuador haben Wissenschaftler zwei bisher unbekannte, lungenlose Salamander beschrieben. Oedipinna ecuatoriana und O. villamizariorum. O. villamizariorum ist eine mittelgroße Art der Gattung, mit einem flachen, relativ spitzen Kopf und nach oben orientierten Augen. Die andere Art, O. ecuatoriana ist mit etwas mehr als 40 mm Standardlänge etwas größer und hat eine runde Schnauze. Erstbeschreibung im PeerJ

 

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Der Indiana Jones der Zoologie

Kämpfe mit Schlangen, Geisterbeschwörungen, kulinarische Herausforderungen und unbekannte Tierarten – Forscher und Umweltaktivist Tim Flannery blickt zurück und erzählt sehr persönlich von seinen abenteuerlichen Reisen, die er als junger Wissenschaftler zu den pazifischen Inseln unternommen hat: Eine spannende, amüsante und überraschende Reise durch eines der facettenreichsten und spektakulärsten Gebiete der Erde.

 

Im Reich der Inseln ist 2013 bei S. Fischer erschienen und hat 272 gebundene Seiten. Das Buch ist auch als Kindle erhältlich.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

Kurz gemeldet:

Rezent

Gartenschläfer
Der Gartenschläfer verliert immer mehr Lebensräume.

  • Ein Drittel aller in Deutschland heimischen Säugetiere ist bedroht. Unter 97 aktuell in Deutschland heimischen Arten sind mehr als 30 in einer kritischen Lage. Feldhase, Iltis, Bechsteinfledermaus, Feldhamster, Gartenschläfer und Schweinswal sind durch die menschliche Nutzung ihrer Lebensräume in Bedrängnis.
    Zehn der für Deutschland heimischen Arten gelten als in Deutschland ausgestorben.
    Das Bundesamt für Naturschutz hatte am 8.10. eine überarbeitete Rote Liste der Säugetiere herausgegeben, sie steht beim BfN zum Download bereit.
  • In Florida haben Jäger einen knapp 6 m langen Python getötet. Mit 5,71 m Länge stellt das Weibchen einen neuen Rekord für die Jagd in Florida dar. Pythons mehrerer Arten gelten in Florida als invasive Arten, die die einheimischen Tiere gefährden.
    In den deutschen Meldungen gibt es oft einen Übersetzungsfehler. In der Originalmeldung ist von dem „burmese Python“ die Rede, wie die Art Python bivittatus auf Englisch genannt wird. Auf Deutsch heißt die Art Dunkler Tigerpython und nicht Burmesischer Python.
  • Tierfänger haben in Polen einen Brillenkaiman aus einem Staubecken geborgen. Spaziergänger hätten das etwa ein Meter lange Reptil am Samstag in einem nördlich von Wroclaw (Breslau) gelegenen Rückhaltebecken in der Nähe der Oder entdeckt und die Polizei informiert. Das Tier wird nun im Zoo versorgt.
  • In der Sahara und der Sahelzone gibt es mehr Bäume als vermutet. Mittels hochauflösender Satellitenbilder und künstlicher Intelligenz konnten internationale Wissenschaftler auf einer Fläche von 1,3 Millionen km² mehr als 1,8 Milliarden Bäume und Büsche kartieren. Die Studie wurde jüngst in Nature veröffentlicht.

Ausgestorben

  • Neue Erkenntnisse zu den Säbelzahnkatzen um Homotherium. Forschern um Michael Westbury von der Universität Kopenhagen haben das Erbgut einer ca. 47.500 Jahre alten Permafrostmumie aus Kanada analysiert. Sie schließen daraus, dass Homotherium ein ausdauernder Läufer war, vermutlich im Rudel lebten und große Bestände bildeten. Wissenschaft.de hat sich mit der Originalarbeit aus der Current Biology befasst.

Strandfunde

  • Ein Sowerby’s Schnabelwal ist in der Nähe von Musselburgh, East Lothian, Schottland am 13.10. gestrandet und gestorben. Die lokalen Helfer konnten nichts mehr für das junge Männchen tun. Der Kadaver wurde ins Schottische Nationalmuseum nach Edinburgh gebracht und dort untersucht.
  • Nicht ganz ein Strandfund, aber irgendwie doch: Im schwäbischen Unterlauchingen fand eine Frau eine chinesische Wollhandkrabbe in ihrer Wohnung. Das Krabbeltier war vermutlich durch die Terrassentür herein gekommen. Geistesgegenwärtig stülpte sie einen Eimer über den Krebs und rief die Polizei. Bisher war der Neozoe zwar am Rhein bekannt, aber unter dem Eimer befand sich der Erstnachweis im Landkreis Waldshut.
    Da die Krabbe keine Ausweispapiere bei sich trug, übergaben die Polizisten sie dem Veterinäramt.
  • Am 17.10. sind mindestens 25 Grindwale auf der Coromandel-Halbinsel der Nordinsel Neuseelands gestrandet. Sie liegen auf Schlickflächen, die örtlichen Helfer hoffen, sie bei der nächsten Flut wieder „flott zu bekommen“. Der Rest der Schule, insgesamt 40 bis 60 Tiere hält sich noch in der Nähe auf.

 


Aus den Zoos und Museen

  • Im Zoo Dortmund leben Deutschlands ältestes und Deutschlands jüngstes Nashorn. Breitmaulnashorn-Kuh Natala wurde am 14.10. 51 Jahre alt, während Willi, ein kleiner Nashornbulle erst seit Januar auf der Welt ist. Beide teilen sich gelegentlich ein Gehege.
  • Im Karlsruher Naturkundemuseum gibt es wieder einen Riesensalamander. „Carlo“ stammt aus dem Prager Zoo und ist mit 12 kg und 120 cm Länge ein Prachtexemplar. Er ist in der vergangenen Woche aus der Quarantäne in die Ausstellung gewechselt.
  • Die ersten Bewohner sind in die Wuppertaler Aralandia eingezogen. Am 14.10. nahmen Flamingos und Papageien die neue, über 1000 Quadratmeter große Freiflug-Voliere in Besitz. Aralandia ist unter anderem als „Dating-Point“ für Papageien geplant: Hier können mehrere Tiere einer Art gemeinsam leben, so dass die Tiere selber Paare finden können. Haben sich Paare gebildet, können sie an andere Zoos abgegeben werden, die mit ihnen züchten wollen.

    Hyazinth-Ara
    Hyazinth-Ara

Zu guter Letzt:

Das blaue Hörnchen von Illinois hat ein Anwohner bereits im März gefilmt. In den letzten Wochen ist die Sache ein wenig bekannter geworden, auch Zeitungen und Webportale berichteten.
Übrigens: Gefärbte Hörnchen kommen in den USA öfter vor. Gelegentlich macht sich jemand einen Scherz auf Kosten der Tiere. Natale Guido Cincinnati hat einige Fälle gesammelt, jetzt kann er diesen hier hinzu fügen:

 

 




Freitagnacht-Kryptos: „Tödliche Wirkung des Stiches einer fast unbekannten Kreatur“

 

30. September 1890

„Von einem Geißelskorpion gebissen.“

 

Tombstone (Arizona Territorium)
Special für Pittsburgh Dispatch.

 

Ein alter Mexikaner namens Miguel Delgado, der hier in der Nähe lebt, wurde gestern von einem sogenannten Geißelskorpion gebissen und starb nach wenigen Stunden in großer Qual.

 

Diese schrecklichen Kreaturen, die anscheinend nie von Naturforschern bemerkt wurden oder jedenfalls nie von ihnen benannt wurden und die nur in dieser Region zu finden sind, sind kleine schwarze Kreaturen, die einer Languste oder einer kleinen Süßwasserkrabbe ähneln. Sie befinden sich an tief liegenden, feuchten Orten unter Felsen und Baumstümpfen und halten sich normalerweise dicht am Boden auf.

Geißelskorpion
Ein Geißelskorpion

 

Sie sind jedoch sehr aggressiv und verursachen einen Biss, für den noch kein Gegenmittel gefunden wurde, und der in drei bis zwölf Stunden zum Tod führt. Ein heftiges Fieber setzt fast sofort ein, die Zunge schwillt an und wird trocken und rissig Die Lippen werden schwarz und ein Ausschlag wie beim Drei Tage- Fieber bricht am ganzen Körper aus. Der Patient wird gegen Ende wahnsinnig, sehr gewalttätig und entfaltet außergewöhnliche Stärke.

Die Wunde, die der Geißelskorpion verursacht, wird durch einen Stachel unter dem Schwanz verursacht und ist klein, wie die Punktion einer Impfnadel. Das Fleisch bleibt dennoch wie verbrannt und blasig, als wäre die Nadel glühend heiß gewesen.
Diese Wunde wird nach dem Tod der gebissenen Person vollkommen weiß und riecht so streng, dass es fast unerträglich ist. Glücklicherweise wird der Geißelskorpion nach und nach ausgerottet, da die Menschen im Frühjahr die Eier und Jungen suchen und zerstören.


Anm.d.A.: Geißelskorpione sind heute in vielen, verschieden großen und versteckt lebenden Arten bekannt. Keine von ihnen ist tödlich giftig, auch stechen sie nicht, sondern versprühen ein Verteidigungssekret mit u.a. bis zu 84 %iger Essigsäure. Diese reizen Augen und Schleimhäute stark, wenn getroffen, wirken aber nicht unmittelbar tödlich.