Freitagnacht-Kryptos: Baby-Nessie gefunden?

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In Schottland wurde in dieser Woche ein ungewöhnlicher Fisch an einem Bachlauf gefunden. Die ersten Spekulationen gehen in Richtung „Baby-Nessie“, um diesen Fund zu erklären. Wie so oft in der Kryptozoologie handelt es sich leider um etwas weitaus Profaneres.

 

Fundort ist der Südosten Schottlands, dort wo der „Kilrenny Burn“, der Bach, der durch Kilrenny fließt, ins Meer mündet. Der Bach stellt auch die Grenze des Gebietes von Kilrenny zur Nachbargemeinde Anstruter dar. Beide liegen an der Nordost-Küste des Firth of Forth:

 

 

 

Die Fotos sind recht eindeutig:

 

Totfund Wels, Schottland
Der fragliche Fund: Ein Wels im Zustand der Verwesung. Foto: Hannah Coburn
Totfund Wels
Andere Perspektive des toten Welses. Foto: Hannah Coburn

 

Es handelt sich bei dem Fund um einen jungen Flusswels der Art Silurus glanis. Die Art ist in Großbritannien nicht heimisch und hält sich dort auch nur durch menschlichen Besatz. Ab 1880 hat man im Süden Englands die ersten Welse ausgesetzt. Die Tiere konnten sich aber nur in Seen und Talsperren etablieren. Flüsse haben sie hier nie dauerhaft erfolgreich besiedelt. Von der nördlichsten etablierten Verbreitung in der Nähe von Birmingham bis zum Firth of Forth sind es über 400 km, und zahlreiche Wasserscheiden, die überwunden werden müssen. Hinzu kommt die klimatische Grenze: sind die Flüsse im Süden Englands schon zu kalt, so gilt das für Schottland erst recht: Welse sind hier nicht zu erwarten, daher ist der Fund bemerkenswert. Es wird sich also um einen Besatzfisch oder ehemaligen Aquarien- bzw. Gartenteichbewohner handeln.

 

Die Fundsituation auf der Kiesbank mit dem Holzstück im Maul deutet auf ein „Angelopfer“ hin, das der Fischer dann doch nicht mit nach Hause nehmen wollte.

 

Der Turm von Urquhart Castle, hier soll sich Nessie am häufigsten rumtreiben
Der Turm von Urquhart Castle, hier soll sich Nessie am häufigsten rumtreiben

 

Wieso kann der Wels kein Baby-Nessie sein?

Nessie wird immer mal wieder als großer Fisch interpretiert. Welse wären theoretisch interessante Kandidaten, da sie über 2,5 m erreichen können und gelegentlich auch an der Oberfläche der Gewässer zu beobachten sind. Andreas Trottmann hat zu den Welsen in der Schweiz vor Kurzem hier veröffentlicht.

 

Wie oben bereits beschrieben, bevorzugen Welse wärmere Gewässer. Die Gewässer der Po-Ebene in Norditalien scheinen ideale Bedingungen zu liefern. Aus dieser Gegend werden immer wieder Rekordfänge berichtet. Selbst die südenglischen Gewässer sind in den meisten Jahren für eine Fortpflanzung zu kalt, der nördlichste Bestand liegt bei Birmingham in der Mitte Englands.

 

Vom Fundort sind es zudem noch einmal mindestens 160 km bis zum Loch Ness, Ness-Fluss oder zum kaledonischen Kanal. Eine direkte Süßwasserverbindung gibt es nicht, ein Fisch müsste theoretisch mindestens zwei Wasserscheiden überwinden oder über das Meer wandern. Welse können beides nicht.


Vielen Dank an Markus Bühler für die Info, Weiterleitung der Bilder und Funddaten.

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