Die Polizei Bochum meldet: der Luchs ist eingefangen – Folgemeldung

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Die Polizei Bochum und andere Polizeibehörden im Ruhrgebiet fahndeten nach einem Luchs – und der ist ihnen immer einen Schritt voraus. Kaum berichteten wir davon, wird er auch schon eingefangen. Nach Informationen von RP-online hatte ein ortsansässiger Jäger das Tier am vergangenen Samstagabend (11.05.2019) entdeckt. Seine Hunde haben den Luchs erschreckt, der daraufhin auf einem Baum geflüchtet sei – und so in der Falle saß. Die Mitarbeiter des „Hochwildparkes Granat“, wo der Luchs frei gekommen war, konnten das Tier betäuben und mitnehmen. Holger Beckmann, Inhaber des Wildparkes, berichtete weiter, dass das Tier zunächst einmal in einer Quarantänestation in Rheine untergebracht worden sei. Es gehe ihm soweit gut, so die erste Diagnose.
In den Hochwildpark Granat in Haltern am See kann er aber vermutlich nicht zurückkehren. Da Luchse Einzelgänger sind, können sie nur zusammen in einem Gehege gehalten werden, wenn sie von klein auf aneinander gewöhnt sind. Selbst bei Geschlechtsparnern sind tierhalterische Kunstgriffe notwendig. „Seine Artgenossen werden ihn nach der langen Abwesenheit in ihrem Gehege nicht mehr akzeptieren“, so Beckmann.

Doch von Anfang an:

Laut Pressemeldung der Polizei Bochum ist der Luchs im November 2018 aus dem „Hochwildpark Granat“ in Haltern am See „entwichen“. Unbekannte hatten dort ein Loch in den Zaun geschnitten. Daraufhin wurde der zweijährige Kater erst einmal lange Zeit nicht gesehen.

Am 10. März 2019 fotografierten Zeugen den Luchs in den späten Abendstunden in Herne. Am 11. und 12. März wurde er in der Nähe gesichtet. Insbesondere diese Sichtungen wurden stark von den lokalen und regionalen Medien „betreut“, der Luchs wurde zu einer kleinen Berühmtheit – und tauchte wieder unter.

Ende April wurde der Polizei gemeldet, dass der Luchs in Castrop-Rauxel unterwegs ist. Am 8. Mai meldete ein Anrufer der Polizei Bochum, dass er den Luchs in Bochum Werne beobachtet habe.

Bisherige Sichtungsmeldungen: November 2018: hier ist er frei gekommen.
2: Sodinger Straße, Herne
3: Holper Heide, Herne
4: Dorastraße, Herne
5: Schloss Bladenhorst
6: Limbeckstraße, Bochum

Was macht man jetzt mit dem Luchs? Vielleicht wird er ein besonderes Tier!

Luchsportrait, das Tier sieht nach rechts
Portrait eines europäischen Luchses

In Deutschland wurde der Luchs um 1850 vollständig ausgerottet. Erste Luchssichtungen gab es erst wieder um 1995 im Bayerischen Wald und in der Pfalz, wo Luchse aus Tschechien bzw. Frankreich einwanderten. Erste Versuche, die elegante Katze wieder heimisch zu machen, scheiterten: Tiere aus menschlicher Aufzucht konnten kaum jagen und nicht töten. Wie bei jeder Hauskatze ist der Jagdtrieb da, aber die Technik des Jagens und den Tötungsbiss lernen sie von ihrer Mutter. Bei Zootieren ist das nicht notwendig, dieses Wissen ist über die Nachzuchtgenerationen in menschlicher Obhut verloren gegangen.

Wenn der Luchs seit November überlebt hat, hat er gelernt zu jagen. Das Beutespektrum der Luchse ist extrem groß und beginnt bei Mäusen und Ratten, geht über die im Ruhrgebiet stark vertretenen Füchse und Kaninchen bis zum Reh und Junghirsch. Auch Vögel und Fische fressen sie. Beute gibt es im mittlerweile recht grünen Pott also genug.
Holger Beckmanns erster Eindruck scheint zu bestätigen, dass er in seiner neuen Freiheit nicht an Hunger gelitten hat.

Hinzu kommt ein weiterer wesentlicher Punkt: Der Luchs hat ein halbes Jahr im Ruhrgebiet überlebt, er hat gelernt, mit Straßenverkehr und ständigen Störungen durch Menschen zurecht zu kommen. Sollte er genetisch „passen“, ist er ein wertvolles Tier für weitere Auswilderungsversuche. Mal sehen, ob der Hochwildpark Granat seinen Luchs für ein solches Projekt freigibt. Und für einen echten Ruhrpöttler, wie im letzten halben Jahr aus dem Luchs geworden ist, „da is dat Sauerland abba sowat von Erholungsgebiet, dat glaubse nich!“

Links

Meldung der RP-online

Beitrag des WDR