Am 2.März 2022 hat der User Earth weather im Videoportal youtube ein Video eines „Sydney-Alien“ hochgeladen. Es ist etwa eine Minute lang und zeigt einen Gegenstand, der auf nassem Straßenboden nahe dem Randstein liegt. Der Gegenstand ist etwa 2 cm lang weißlich opak bis transparent und auf den ersten Blick keiner bekannten Gruppe von Lebewesen zuzuordnen.
Das Wesen sieht aus, als wäre es zusammengerollt. Die Körperstrukturierung ist einfach, aber wirft Fragen auf. Etwa in der Mitte, an der Oberseite suggeriert eine dunkle Struktur ein Auge. Bildlinks davon ist das Tier dick, es wirkt wie ein Eingeweidesack, zumal der innere Bereich opak ist, jedoch komplett in transparentes Gewebe eingebettet ist. Die andere Seite scheint eine Art Rüssel zu bilden, der unter den Körper geschlagen ist. Sehr ungewöhnlich wirkt eine Struktur, die von der Basis des Eingeweidesackes zur Basis des Rüssels verläuft, unterhalb des Auges. Unser Gehirn interpretiert sie vermutlich als kurzen Arm, bzw. kurze Arme.

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Im Video passiert nicht viel. Es wird herein und heraus gezoomt. Eine zweite Person traktiert die Kreatur mit einem Zweig. Dabei versucht sie, das Wesen zu einer Reaktion zu bringen – erfolglos. Ebenso erfolglos ist der Versuch, den „Rüssel“ abzuspreizen. Selbst die Oberfläche kann mit dem Zweig kaum sichtbar eingedrückt werden. Hierzu später mehr.

Heftige Überschwemmungen in New South Wales und Queensland
Seit Ende Februar hat ein sich nur langsam bewegendes Tiefdruckgebiet zu extremen Überschwemmungen in den Bundesstaaten Queensland und New South Wales geführt. Betroffen ist auch Sydney. Hier hat es zweieinhalb Wochen lang fast ununterbrochen geregnet. Dies ist wohl der niederschlagsreichste Jahresbeginn für die Stadt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1858.
Wegen der steigenden Flusspegel hatten die Behörden etwa ein Dutzend Vororte evakuiert. Rund 60.000 Menschen waren betroffen. Als Folge des Hochwassers war auch das sonst blau schimmernde Wasser im weltberühmten Hafen von Sydney braun gefärbt. Auch der offene Pazifik an den Stränden der Metropole sei verschmutzt und voller Treibgut, so das Umweltministerium. Vom Baden wird allgemein abgeraten.
Die klassische „Was ist es?“-Frage
Diese Frage ist es, die dem biologischen Teil der Kryptozoologie zugrunde liegt. Es geht um die Identifikation von kaum identifizierbaren Wesen oder deren Überresten. Dies passiert hier auch regelmäßig, so mit dem 2. Monster von Montauk, dem augenlosen Fund in Mexiko oder dem Wal-Rückgrat aus England.

Ist das Alien ein pflanzlicher Embryo?
Pro: Das Erscheinungsbild des „Alien“ könnte auf einen geschälten Samen mit Keim hindeuten. Der „Eingeweidesack“ zeigt dann zwei Keimblätter, die schon einiges von der eingelagerten Stärke abgebaut haben. Der „Rüssel“ stellt dann die Wurzel dar, die „Ärmchen“ sind nichts anderes als die Stängel der Blätter. In der Wurzel des Keims ist oft viel Wasser eingelagert, was die Transparenz des „Rüssels“ erklären könnte.

Contra: Der Rest des „Alien“ ist ebenfalls teilweise transparent. Normalerweise besteht dieser Teil aus eingelagerten Kohlehydraten, v.a. Stärke. Diese ist nicht transparent. Wenn, wie bei der Keimung, ein Teil des Stärkevorrates abgebaut wird, bleibt die Struktur nicht bestehen und lagert Wasser ein, sondern der ganze Speicher wird reduziert. Es kann jedoch sein, dass hier eine weitere Embryonalhaut erhalten geblieben ist (analog der grünen Haut oben) und sich darunter aus physikalischen Gründen Wasser gesammelt hat.
Der schwarze Fleck, das „Auge“ ist nicht erklärt.
Wie kommt das Ding auf die Straße? Vermutlich vom Regen irgendwo aus einem Garten oder Blumenkasten herausgespült.
Ein Weichtier? Die Muschel

Pro: Insgesamt wirkt die Kreatur wie eine Muschel ohne Schale, schon durch die ovale Außenform. Hinzu kommt der „Rüssel“, der ein Sipho oder einen Grabfuß darstellen könnte. Auch die Größe von etwa 2 cm ist gut mit zahlreichen verbreiteten Muschelarten zu vereinbaren.
Contra: Da Muscheln durch ihre Schale gut geschützt sind, zeigen sie im offenen Zustand viele Organe. Diese Strukturen fehlen dem „Alien“, bzw. scheinen im Inneren verborgen zu sein. Bei einer Muschel wären die beiden Schließmuskeln, die große Kieme und ggf. ein Laichsack erkennbar. All dies fehlt, statt dessen ist ein „Auge“ sichtbar.
Oder ein anderes Weichtier? Der Oktopus
Pro: Der Körper könnte auch oktopusartig wirken, mit dem Eingeweidesack vorne, dem Auge und den Armen als Ende.
Contra: Oktopoden haben 8 gleich lange Arme. Hier ist nur ein „Arm“ ausgebildet. Alle Oktopoden bilden ihre Arme gleichzeitig aus, dazu sind sie bei Embryos oder Schlüpflingen kürzer als der Eingeweidesack und nicht länger. Ein weiterer Punkt ist, dass Krakeneier in der Regel etwa 1 cm im Durchmesser haben, ein Embryo im frühen Entwicklungszustand viel kleiner ist, als das „Alien“.
Dazu kommt die Frage, wie ein Oktopus im Regen an den Straßengraben kommt. Kein Oktopus kann lange im Süßwasser überleben. Ein weiterer Punkt: Bei der „Behandlung“ mit dem Zweig erscheint das „Alien“ zu hart.
Ein Beuteltier: Känguru-Embryo?
Pro: auf den ersten Blick könnte es so etwas sein: Langer Schwanz, angedeutete Hinterbeine, möglicherweise abgetrennter Kopf. Dazu kommt die Verfügbarkeit: Auch in Sydney gibt es mehrere Arten großer und kleiner Kängurus. Bei Ausnahmesituationen wie den Regenfällen im Februar könnte ein Känguru durchaus einen Embryo verlieren.

Contra: Auch wenn Känguru-Embryos in Sydney definitiv besser verfügbar sind, als in Oer-Erkenschwick, ist diese Annahme falsch. Beuteltiere werden extrem klein geboren. Ein kleines Riesenkänguru hat bei der Geburt tatsächlich etwa 2 cm und wandert aus einem Geburtskanal durch das Fell der Mutter in den Beutel. Dazu ist aber der Kopf und die Vordergliedmaßen gut ausgebildet. Im Beutel angekommen saugt es sich an einer Zitze fest, die im Mund anschwillt und den Embryo festhält. Erst nach 3 Tagen beginnt der Schwanz erkennbar zu wachsen, Hinterbeine sind erst nach einer Woche erkennbar.
Hier könnte es umgedreht sein: Vorderbeine und Kopf sind kaum entwickelt, der Schwanz sehr gut, Hinterbeine könnten sichtbar sein. Auch nicht!
Der berühmte Fake: Ist das Alien ein selbst gemachtes Tier
Pro: Das „Alien“ ist keinem Tier zuzuordnen, das Material scheint nicht biologisch zu sein. Die geringe Größe macht ein Schnitztier aus Seife oder einem Bonbon möglich.
Contra: Die Lösung ist irgendwie zu einfach. Im Umfeld des „Alien“ deutet nichts auf gelöste Seife oder Zucker aus einem Bonbon hin, letzteres wäre jedoch kaum sichtbar.
Außen vor: Ein embryonaler Rhinogradentier
Pro: Kein lebender Forscher kennt sich mit der Embyronalentwicklung der Rhinogradentier wirklich aus. Bei den hoch entwickelten Formen wie den Nasobemen könnten tatsächlich zunächst eine große Nase und die Vorderbeine ausgebildet werden. Die kaum entwickelten Hinterbeine könnten erst später aus der Bauchdecke herauswachsen.
Hinzu kommt, dass australische Rhinogradentier nicht bekannt sind. Nachdem auf nahezu allen Kontinenten Hinweise auf kryptide Rhinogradentier gefunden wurden, ist so etwas auch für Australien zu erwarten.
Da keine Landmigration stattfand, ist in erster Linie mit verwehten Otopteryx volitans, den Flugnaslingen zu rechnen. Diese hatten bereits eine extreme Reduktion des Hinterleibs.

Contra: Bisher gab es keinen Nachweis für australische Rhinogradentier.
Übrigens: Wer erklären kann, wieso es sich nicht um einen Beutel-Rhinogradentier handeln kann, hat einen wesentlichen Teil der Biologie verstanden.
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Leben und Bau der RhinogradentierNaslinge sehen nicht nur eigenartig aus. Sie zeigen auch Verhaltensweisen, die im Tierreich sonst nicht bekannt sind. (…) Leider ist diese interessante Tiergruppe bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts ausgestorben – lange, bevor alle Details ihrer Biologie erforscht waren. Das Südsee-Archipel Heieiei, auf dessen Inseln die Naslinge lebten, versank in Folge atomarer Sprengversuche im Meer.
Bau und Leben der Rhinogradentia |
Mein Favorit ist nach wie vor ein pflanzlicher Embryo, aber man weiß es nicht …