Eine Anmerkung vorab: Dieser Artikel über den Fischregen von Honduras ist auf Anregung eines engagierten Nutzers entstanden. Leider hatte ich schnelle Erledigung versprochen, was nur eine Recherche in den „normal zugänglichen“ Internetquellen bedeutet. Zahlreiche Quellen sind auf spanisch, so dass ich auf einen Übersetzer angewiesen war. Dazu kommt, dass viele Quellen einfach nur von einander abschreiben.
Eine tiefergehende Recherche zum Fischregen ist in Arbeit, Experten sind kontaktiert.
Es kann also sein, dass ich diesen Artikel in der nächsten Zeit ein weiteres Mal schreibe, dann mit neuen Daten.
Fischregen
Fischregen gehört zu „diesen Phänomenen“, die immer gerne in Büchern über Übernatürliches erwähnt werden. Dort wird gelegentlicher Fischregen als Einzelereignis durch irgendwelche lokalen Wetteranomalien erklärt, die „so gut wie nie“ vorkommen, aber in diesem Fall dann eben Fische regnen ließen.
Wir hatten in den letzten Jahren von einem Fall in Texas und einem in Indien berichtet, die unterschiedliche Wetterlagen als Ursache hatten.
Der Ort Yoro liegt als Hauptort im gleichnamigen Departemento in der Nord-Zentralregion von Honduras. Diese Gegend ist selbst im Vergleich zu anderen Landschaften in dem mittelamerikanischen Land trotz fruchtbarer Täler und produktivem Getreideanbau verarmt. Tatsächlich bekannt ist die Stadt für den Fischregen.
Am Anfang steht eine Legende
Wie so oft in sehr religiösen Gebieten steht am Anfang einer Geschichte eine Legende. Diese bezieht sich auf eine relativ konkrete Vergangenheit in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts. Seit 1854 lebte José Manuel Subirana auf einer Missionsstation bei Yoro, wo er auch starb und in der lokalen Kirche begraben wurde. Er traf auf freundliche und gottesfürchtige Leute, so die Legende. Aber sie litten das ganze Jahr über unter Hunger und Nahrungsmittelknappheit. Pater Josè Manuel hatte Mitleid mit der Bevölkerung und beschloss, Gott um Hilfe zu bitten.
Drei Tage betete und fastete Subirana, in der Hoffnung, dass Gott sich den Menschen aus Yoro erbarme. Schließlich zogen dunkle Wolken und ein Sturm auf. Es begann, neben heftigem „normalen“ Regen, kleine, silberne Fische zu regnen.
Dies ist die erste Aufzeichnung eines Phänomens, das wiederkehrt und heute als „Lluvia de peces“, Fischregen bekannt ist.

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JunglelandEine mysteriöse verlorene Stadt, ein Spion des 2. Weltkrieges und die wahre Geschichte eines tödlichen Abenteuers
„Es begann mit einem Tagtraum vom Dschungel…“
Am 6. April 1940 kämpfte der Entdecker und zukünftige Spion des Zweiten Weltkriegs, Theodore Morde (der eines Tages versuchen würde, Adolf Hitler zu ermorden), aus Angst vor der gefährlichen Reise, die vor ihm lag, im Hotel „Paris“ in La Ceiba, Honduras, darum, einzuschlafen.
Fast siebzig Jahre später fragt sich der gefeierte Journalist Christopher S. Stewart im selben Hotel, worauf er sich da eingelassen hat. Stewart und Morde suchen bei ihren Aufgaben dieselbe Antwort: die Lösung des Rätsels um den Verbleib der Ciudad Blanca, das irgendwo tief im Regenwald an der Mosquito Coast begraben liegt. Entdecker, die sich ein riesiges und makelloses El Dorado vorstellten – wie eine Stadt, die vollständig aus Gold besteht, versuchten bereits der spanische Konquistador Hernán Cortés, die sagenumwobene Weiße Stadt zu finden. Andere haben sich auf die Suche nach hohen weißen Klippen und gigantischen Steintempeln gemacht – niemand hat eine Spur gefunden.
Jungelland ist 2013 erschienen. Es wurde als Gebundenes Buch, Taschenbuch, fürs Kindle und als Hörbuch veröffentlicht.
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Gut 100 Jahre später, wieder prominenter Besuch
In den 1970ern besuchte ein Team der National Geographic die Gegend. Honduras hatte gerade den heißen Teil des „Fußballkrieges“, einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Nachbarstaat El Salvador beenden können. Das Land stand zu dieser Zeit unter erheblichem innenpolitischen Druck. Neben den Kriegsfolgen gab es beständige Reibereien zwischen den Gewerkschaften und Bauernorganisationen auf der einen Seite und Großgrundbesitzern auf der Anderen. Ständig wechselnde Regierungen konnten ebenfalls nicht für Stabilität sorgen.
Das Team der National Geographic konnte den Fischregen selbst nicht miterleben. Man hatte sich wie bei einem „gewöhnlichen Unwetter“ in Häuser zurückgezogen. Erst als der Regen und Sturm vergangen waren, konnten sie Fische auf dem Boden beobachten. Mitgleder des Teams gaben an, dass die Tiere blind und unpigmentiert seien.
Nach aktuellem Recheche-Stand wurde kein Artikel veröffentlicht.
Der Fischregen findet ziemlich regelmäßig statt, jedoch nicht jedes Jahr. Wenn er kommt, dann im Mai oder Juni. Vor dem Fischregen tobt ein Sturm über Yoro, der normalerweise mit heftigem Regen einhergeht. Nach den veröffentlichten Beobachtungen dauert dieses Unwetter etwa 3 Stunden und ist so heftig, dass niemand freiwillig vor die Tür geht. Flaut der Sturm ab, liegen mehr oder weniger große Mengen Fisch auf dem Boden. Niemand hat bisher fallende Fische fotografisch dokumentiert. War es früher ein einmaliges Ereignis, wurde in den letzten Jahren der „Lluvia de peces“ gelegentlich zweimal beobachtet.
Die „Lluvia de peces“ als Volksfest

Ein mehr oder weniger regelmäßig vorkommendes Event wie die „Lluvia de peces“, bei dem es zudem kostenloses Essen gibt, bietet sich natürlich als Anlass für ein Volksfest an. Dieses Fest beinhaltet eine Art Erntedankfest mit einem karnevals-ähnlichem Umzug. Zahlreiche Beteiligte sind als Fische verkleidet. Einer der Höhepunkte ist die Wahl der Miss Fischregen oder Senorita Lluvia de Peces. Sie ist traditionell als Meerjungfrau verkleidet und präsentiert sich auf einem der Umzugswagen.
Bei diser Veranstaltung wird als typische Speise frittierter Fisch angeboten. Es handelt sich hierbei nicht um die „geregneten“ Fische.
Das Festival ist touristisch sehr bekannt, da es eines der weltweit wenigen regelmäßig wiederkehrenden göttlichen Wunder feiert. Auf diese Weise lockt es im tiefreligiösen Mittelamerika zahllose Besucher in das kleine Yoro. Die Stadt wurde daraufhin so bekannt, dass die Leute sagen „Ich komme aus Yoro, der Stadt des Fischregens“.
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Geigerzähler oder StrahlungsmessgerätDieser Geigerzähler misst nicht nur Röntgen,- Beta- und Gammastrahlung, er dient auch aus persönliches Dosimeter und gibt be einer akuten Strahlenbelastung rechtzeitig Alarm. Das Gerät ist mit einem USB-Ladekabel und einem ausführlichen Handbuch ausgerüstet, aber auch intuitiv verständlich. Durch eine eingebaute Leuchte kann er in radonhaltigen Höhlen und Kellern ohne externe Beleuchtung eingesetzt werden – und wer weiß, was sich der Mann in Moskau noch einfallen lässt. Mit diesem Gerät ist man gerüstet.
Der Geigerzähler ist handlich und wiegt nur 200 g.
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Der Fischregen als Fake aus China…
Die Berichte über die Lluvia de peces im Netz sind erstaunlich zahlreich. Leider sind die meisten von ihnen schlecht oder gar nicht bebildert. Noch schlimmer ist, wenn die Autoren und Redakteure irgendwelche Bilder von Fischen auf dem Land einbauen. Bei der Recherche zu diesem Artikel konnte ich das öfters feststellen:

Dieses Bild wird öfters als Beleg für die Lluvia da pesce herangezogen. Zunächst machten mich die vier gewaltigen Wohntürme im Hintergrund stutzig. Was sollen diese Gebäude in einer mittelamerikanischen Kleinstadt von 25.000 Einwohnern? Da geht ja fast die ganze Bevölkerung rein. Dann sehen die Menschen nicht gerade mittelamerikanisch aus.
Schließlich war die Straße der Punkt, der mich überzeugte: Achtspurige, asphaltierte Straßen mit breiten Bürgersteigen und Alleebäumen gibt es – wenn überhaupt – wohl nur in der Hauptstadt. In Honduras herrscht Rechtsverkehr, genau wie in Deutschland.
Lässt man das Bild durch eine Reverse-Bildersuche laufen, erhält man bald die passenderen Infos hierzu: Das Bild ist 2015 in Guizhou, China aufgenommen worden. Ein LKW, in dem lebende Welse transportiert wurden, hatte einen Unfall. Es zeigt, wie Einheimische Fische für ihr Essen auf der Straße sammeln.
… und Polen
Ähnliches gilt für dieses Bild:

Das Foto ist in Westpolen entstanden. Es zeigt die Folgen eines Unfalls, als ein LKW-Fahrer vergaß, die Tür seines LKW-Aufbaus richtig zu schließen. Etwa 25 Tonnen Fisch landeten auf der Straße.
Ebenso auffällig ist, welchen Blödsinn die einzelnen Webseitenbetreiber von einander abschreiben. Yoro als Stadt selber hat mitnichten 93.000 Einwohner. 2020 wurde die Einwohnerzahl von der Regierung auf 25.600 geschätzt. Das gleichnamige Departemento hat ungefähr 63.000 Einwohner. Wo die Zahl herkommt, ist unbekannt.
Und: Yoro liegt in Luftlinie etwa 73 km von der Karibikküste entfernt, keine 200 km, wie öfters angegeben.
Kommt der Fischregen tatsächlich jährlich vor?
Wir konnten folgende Daten für Fischregen festhalten:
- 1980
- 2006
- 25. und 26. Februar 2010
- 21. Mai 2014 im Dorf Yoreno
- 13. Juni 2015
- ca. 24. Juni 2016
- 22. Mai 2017
- 16. Juni 2018
- 24. September 2019
- 2020
- 5. Juli 2021
Bisher keine Erklärung für den Fischregen
Obwohl das Ereignis seit 50 Jahren der Weltöffentlichkeit bekannt ist, gibt es keine allgemein anerkannte Erklärung für das Phänomen. Die Menschen in der kleinen Stadt betrachten die Fische als Gottesgabe. Sie werden nicht verkauft, aber Familien, die viele Fische sammeln konnten, verschenken sie an weniger Glückliche.
„Es ist ein Geheimnis von Gott, unserem Herrn. Es ist gesegnet, denn es kommt von unserem Himmel.“, antwortete ein evangelikaler Pastor aus Honduras auf die Frage eines Journalisten. In der Kryptozoologie ist eine solche Antwort eher nicht zufriedenstellend.
Die Ausganglage
Einige Fakten rund um die Lluvia de peces werden immer wieder berichtet, andere sind durch offizielle Stellen beobachtet und werden verfolgt wie das Wetter oder Erdbeben.
- Die Lluvia de peces findest meist im Juni statt, aber auch andere Zeiten sind möglich
- Im April/Mai hat die Trockenzeit ihren Höhepunkt, in den Folgemonaten nimmt der Regen langsam zu. Es gibt aber eine Anomalie im Juni, die mit stärkeren Regenfällen einhergeht:
Durchschnittliche Tagesniederschläge in Yoro in mm. Man sollte hierbei allerdings beachten, dass 60 mm Regen (April) in Berlin nur in 3 Monaten im Jahr überschritten werden. In Yoro ist es allerdings viel wärmer. - Dem Fischregen geht ein starkes Gewitter mit heftigen Regenfällen voraus. Die Regenfälle dauern etwa 45 Minuten bis 3 Stunden. Dies ist für tropische Gewitter typisch.
- Niemand hat die Fische fallen sehen, sie sind immer am Ende eines Starkregenereignisses einfach nur da.
- Die Fische liegen nicht überall auf dem Boden, den Dächern usw. Ursprünglich erschienen die Fische häufig in den Vierteln „El Pantano“, Las Colinas und Las Brisas, aber seit 1997 begann tauchten sie in den Dörfern im Inneren des Departements auf, wie kürzlich im Dorf „El Medio“ (leider ohne Jahresangabe).
- Der El Pantano bildet im Winter eine Lagune, die auch im April und Mai zu bestehen scheint, im Sommer aber austrocknet.
- Bei Yoro gibt es einen Vulkan und Thermalquellen.
- Bei den Fischen handelt es sich um Süßwasserfische.
- Ob die Arten in der Region bekannt sind oder nicht scheint unklar. Die Quellen hierzu halten sich die Waage, was bei der starken Abschreiberate im Netz keine sichere Aussage sein muss.
- Die Fische sind unverletzt, leben aber nicht mehr lang, auch wenn man sie birgt und in ein Aquarium setzt.
- Ein Großteil der Fische liegt nicht einfach so auf dem Boden, sondern wird in Pfützen und temporären Bächen gefunden, wie auch das Video zeigt:
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Darwin in der Stadt – Die rasante Evolution der Tiere im GroßstadtdschungelAmseln sind größer, dicker und lauter als ihre Artgenossen draußen im Wald und haben jede Scheu vor Menschen, Hunden und Katzen verloren. Regenwürmer kommen bestens zurecht in verdreckter Innenstadterde. Motten fliegen nicht mehr ins Licht. Gras gedeiht prächtig auf zinkdurchsetztem Boden. Und Kojoten warten an Ampeln. Tiere legen ererbte Verhaltensweisen ab. Man kann Evolution in Echtzeit beobachten, und das mitten in der Stadt. Das ist das große Wunder, das in diesem Buch gewürdigt wird.
Darwin in der Stadt ist 2018 bei dtv erschienen und hat als gebundenes Buch 368 Seiten. Es ist zudem für den Kindle erhältlich.
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Erklärungsversuche
Unterirdische Höhlen
Diese Erklärung lieferte National Geographic, als sie 1970 das Phänomen untersuchten. Die Autoren gehen davon aus, dass die Fische in unterirdischen Höhlensystemen leben, die durch kräftige Niederschläge geflutet würden. Dadurch gelangen die Fische an die Oberfläche und in Überschwemmungsgebiete. Bei abfließendem Wasser bleiben einige zurück, die dann als Fischregen interpretiert werden.
Kurzcheck:
- Honduras hat zahlreiche Höhlen. Über Größe, Ausdehnung und Wasserführung ist allerdings so gut wie nichts bekannt. Höhlenbewohnende Fische sind aus diesem Land nicht bekannt.
- Wasserführende Höhlensysteme müssten auch nach zwei Monaten Trockenzeit einen ziemlich niedrigen Wasserstand haben. Dass sie danach bei einem einzigen Starkregenereignis „überlaufen“ ist um so unwahrscheinlicher, weil das in der Regenzeit nicht beobachtet wird.
Über den Aufenthalt der National Geographic Mitarbeiter gibt es keine zugängliche Publikation. Alles, was im Netz steht, scheint auf Hörensagen und Abschreiben der selben Meldung zu basieren.
Wasserhose
Eine klassische Erklärung ist ein Tornado, der über ein Gewässer zieht und dabei Wasser und die darin enthaltenen Tiere nach oben saugt. Er wird dann auch als Wasserhose bezeichnet. Dort werden sie oft einige hundert bis mehrere tausend Meter verweht, bevor sie herunterfallen.

Kurzcheck:
- Tornados sind in Mittelamerika wegen der gebirgigen Lage eher selten.
- Ein wiederkehrender Tornado, der jedes Jahr den selben Weg einschlägt, wäre in der Meteorologie eine Sensation. Hier würden sich jedes Jahr Dutzende Tornadojäger einfinden, um das Phänomen zu beobachten und Messungen durchzuführen. Das ist offensichtlich nicht der Fall.
- Ein Tornado hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Diese ist nicht auszumachen. Sie wäre um so deutlicher sichtbar, wenn er jährlich käme.
- Wasserhosen reißen alle Fische des aufgesaugten Wasserkörpers mit sich und verteilen sie dann. Es kann zwar zu einer kleinen Selektion kommen (kleine Fische bleiben länger in der Luft als große), aber meist fallen sie in bunter Mischung auf den Boden. Die Fische der Lluvia de pece sind aber beinahe artrein und immer die selben Arten.
- Eine Wasserhose würde die Fische wahllos verteilen und sie nicht gezielt in diesem El Pantano-Sumpf abwerfen.
- Die Fische würden durch Sog beim Aufstieg bereits verletzt, der Aufprall auf den Boden schädigt sie weiter oder tötet sie. Die Fische der Lluvia sind in der Regel unverletzt.
Sonstige Wetterphänomene
Die „Lluvia de peces“ findet im späten Mai oder v.a. im Juni statt. Gewitter finden während der gesamten „Sommerhälfte“, also zwischen Mai und Oktober sehr regelmäßig in den Nachmittags- bis Nachtstunden statt. Sturm hingegen ist ein seltenes Phänomen. Ab der 2. Maihälfte ist es im Land besonders windstill. Eine vorherrschende Windrichtung gibt es nicht.

Insgesamt schein Yoro nicht der Ort für ungewöhnliche Wetterphänomene zu sein, sieht man von kurzen, kräftigen Niederschlägen im Peak der Trockenzeit ab.
Kurzcheck
- Es gibt in Yoro keine ungewöhnlichen Wetterlagen, bei denen Winde Fische aus Gewässern herausheben und an anderer Stelle abregnen lassen könnten.
Überschwemmung

So ganz möchte ich die Möglichkeit einer lokalen Überschwemmung nicht außer Acht lassen. Die Böden sind im April und Mai durch die geringe Regenmenge ziemlich ausgetrocknet. Kommt dann im Juni ein einzelnes Starkregenereignis hinzu, fließt sehr viel Wasser oberflächlich oder durch Spalten ab und landet schnell in den Bächen. Diese steigen schnell an, fallen aber auch schnell wieder ab.
Für die lokale Bevölkerung ist dies vermutlich so normal, dass sie es kaum erwähnen.
Laichwanderung
Auch Laichwanderungen kommen für die Lluvia de peces in Frage. In den Tropen sind solche Ereignisse oft mit Schwankungen im Wasserstand verbunden. Ein hoher Wasserstand zieht die Fische auseinander, so dass für alle genug Laichsubstrate vorhanden sind. Die Eier und Jungfische verteilen sich in geringer Dichte über einen großen Raum. Fressfeinde können nicht alle erwischen. Gleichzeitig bieten überschwemmte Wiesen und Weiden oft eine Menge Jungfischfutter. Zunächst Einzeller, dann Insekten- und Krebslarven.
Oft wird die Laichbereitschaft durch ausreichende Ernährung und durch einen Zeitgeber geschaffen. Ein weiterer externer Trigger löst dann die Wanderungsbewegungen aus, die schließlich zum Laichgeschäft führen.

Kurzcheck:
- Gewitter, also eine Kombination aus Luftdruckabfall, Abkühlung und Regen löst bei vielen Fischen die Laichwanderung oder das Ablaichen selber aus.
- Ein Gewitter mit Starkregen könnte nach einer Trockenzeit tatsächlich so etwas auslösen.
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Was sind das für Fische?
Will man den Ursprung der Fische feststellen, ist die Artbestimmung der wichtigste Punkt. Handelt es sich um Salz- oder Süßwasserfische?
Bereits in den Jahren vor 1961 und 62 haben die Techniker Andrade Edgardo Zuniga (Honduras) und Martin Rossemblat (U.S.) im Auftag des National Weather Service of Honduras das Phänomen untersucht. Die Experten berichteten, dass einige Menschen in der Umgebung von Yoro bereits Tage vor dem Fischregen Fischschwärme gesehen hätten, die gegen die Strömung anstiegen.
Sie fanden damals nur Fische, die als „boat fishes“ oder „peces lancha“ bezeichnet wurden. Die Tiere sind nicht blind, normal pigmentiert und zeigen nach ihrem Erscheinen keine Verletzungen.
Diese „boat fishes“ sind in der Gegend gut bekannt und weit verbreitet. Sie werden dort ähnlich wie Sardinen genutzt und oft so bezeichnet.
Beiden Namen kann heute keine Fischart zugeordnet werden.

Lluvia de pesces am 13. Juni 2015: Fotos von Welsen
Vom Lluvia de pesces am 13. Juni 2015 gibt es gute Bilder. Sie zeigen unter anderem Welse, die lokal als Chuntes bekannt sind. Wissenschaftlich handelt es sich dabei um die Arten Rhamdia laticauda und R. quelen. Diese Welse gehören zur Familie Heptapteridae, die von Südamerika bis rauf nach Mexiko verbreitet ist. Sie ähneln den Antennenwelsen (Familie Pimelodidae) und Kreuzwelsen (Ariidae). Ihre Haut ist schuppenlos, die Fettflosse ist sehr lang und die Schwanzflosse tief gespalten. Die Tiere tragen immer drei Bartelpaare. Beide Arten erreichen in der Regel Längen von 25 bis 30 cm, sehr große R. quelen sollen 45 cm und 4 kg erreichen können. R. quelen wirken insgesamt deutlich massiger, als die sehr schlanken R. laticauda.
Wie die meisten Welse leben die Arten aus Honduras ausschließlich im Süßwasser, in Bodennähe größerer und kleinerer Gewässer.

In Honduras gibt es noch eine dritte Rhamdia-Art: R. guatemalensis. Sie bewohnt jedoch die pazifische Abdachung des Landes, jenseits der Wasserscheide und ist in der Nähe von Yoro nicht zu erwarten. Diese Art bleibt deutlich kleiner als R. quelen und erreicht nur 300g.
Von keiner der drei Rhamdia-Arten ist eine blinde Höhlenform bekannt, ebenso wird keine in bekanntem Maß in Aquakultur gehalten, so dass sich Albino-Formen etablieren könnten. Jungtiere bis knapp Handlänge können jedoch je nach Gewässer hell gefärbt sein. Sie haben aber immer dunkle Augen und gelegentlich einen dunklen Längsstreifen.

Lluvia de peces am 24. September 2019: Fotos von Salmlern
Vom „Lluvia de peces“ in den frühen Morgenstunden des 24. September 2019 gibt es ebenfalls Bilder. Sie zeigen hauptsächlich etwa 6 bis 10 cm lange, hauptsächlich silberne, beschuppte Fische, die eine Fettflosse tragen. Wer sich ein wenig mit Fischen auskennt, weiß, dass Fettflossen nur bei wenigen Knochenfischen auftreten. Die oben bereits genannten Welse haben sie, die Lachsartigen und die Salmler. Da Welse keine Schuppen und dafür Barteln tragen, fallen sie bei der Identifikation aus. Lachsartige kommen natürlich in den Tropenregionen nicht vor, in Honduras gibt es nur ausgesetzte Regenbogenforellen. Auch sie sind nicht die Fische auf den Bildern.

Bleiben „nur“ Salmler. „Nur“, weil Salmler die Tropen und Subtropen Süd- und Mittelamerikas mit mindestens 1900 bekannten und möglicherweise ebenso vielen unbeschriebenen Arten bewohnen. In vielen Ländern, in denen sie vorkommen, dominieren sie die Süßgewässer.
Eine ähnliche Dominanz hatte ich auch in Honduras erwartet. Hier fehlt jedoch die für Südamerika typische Artenfülle. Im ganzen Land sind nur vier Salmlerarten registriert, eine davon, Colossoma macropomum, der Pacu wurde zu Aquakulturzwecken eingeführt.

Die Salmler sind nicht weiter bestimmbar
Der nähere Abgleich mit Bildern führte mich dann jedoch nicht weiter. Die wenigen charakteristischen Merkmale, die auf den Bildern erkennbar sind, zeigt keine aus Honduras bekannte Salmlerart: Großes Auge, erkennbar tief gezogener Brustbereich bei eher flachem Rücken, tief angesetzte Brustflossen, vollständige heller erster Strahl der Afterflosse vor rotem Zeichnungselement, rautenförmiger Schwanzfleck, dunkler Rücken, silbrige Seite ohne deutliche Zeichnungselemente, große Schuppen.

Eine genaue Bestimmung ist schwierig, da hierzu ein Bild von den Kieferzähnen der Tiere notwenig wäre. Das gibt es aber verständlicherweise nicht. So kommen Fische der Gattungen Astyanax und Brycon in Frage. Astyanax sind in Mittelamerika weit verbreitet, aber bisher wurden sie nie in Honduras nachgewiesen. Brycon sind mit Brycon guatemalensis in Honduras heimisch. Falls es sich um diese Art handelt, dann mit Sicherheit um Jungfische, denn erwachsene Tiere liegen meist zwischen 20 und 40 cm, können aber auch größer werden.
Schlussfolgerung aus der Fischbestimmung
Bei den Fischen, die im Lluvia de peces auf Yoro herabregnen, handelt es sich nicht um Meeresfische, sondern um Süßwasserfische.
Die Tatsache, dass niemand dokumentieren könne, wie Fische vom Himmel fallen, lässt reichlich Raum für Spekulation. Fallen die Fische möglicherweise gar nicht, sondern wandern sie über Land? Kommt es zu kurzzeitigen Überschwemmungen, die die Fische dann auf dem Land zurücklassen?
Da hier (mindestens) zwei ökologisch sehr unterschiedliche Fischarten dokumentiert wurden, sind beide Möglichkeiten eher unwahrscheinlich. Bei den Rhamdia-Welsen ist eine Wanderung über nasses Land im Rahmen des Glaubhaften – auch wenn sie meines Wissens noch nirgendwo dokumentiert wurde. Für die Salmler kann ich sie ausschließen. Sowohl die Astyanax– wie die Brycon-Arten sind auf dem Land so unbeholfen wie der sprichwörtliche Fisch ohne Wasser.
Laichwanderungen?
Eine kurzfristige Überschwemmung von Uferbereichen, in denen zahlreiche Insekten und Würmer leben, könnte für beide Arten attraktiv sein. Kaum ein Fisch kann es sich leisten, eine solche Nahrungsquelle ungenutzt zu lassen. Fließt das Wasser dann zu schnell ab, bleiben die Fische auf dem Trockenen zurück. Jede der genannten Gattungen bzw. in Frage kommenden Arten wird so eine Chance nutzen, möglicherweise auch zum Laichen.
Dies bringt mich zwanglos zur Überlegung, ob hier eine Laichwanderung die Ursache sein könnte. Ausgerechnet die in Frage kommenden Salmler-Gattungen Astyanax und Brycon sind dafür bekannt, dass einige Arten Laichwanderungen durchführen. Ob das auch in Yoro passiert, ist unbekannt.
Was ist mit den blinden Fischen?
Die National Geographic soll von von blinden, pigmentarmen Fischen berichtet haben. Keines der im Netz sicher der Lluvia de peces zugeordneten Bilder zeigt einen solchen Fisch. Höhlenfische sind aus Honduras und Guatemale keine bekannt. In Mexiko gibt es die Höhlenformen von Astyanax, A. jordani und A. hubbsi. Beide werden als Blinde Höhlensalmler bezeichnet. Beide Arten kommen aber 1500 km nordwestlich von Yoro vor, noch dazu in Höhlen, die keine größeren Öffnungen nach Außen haben.
Forschungsmöglichkeiten
Die Lluvia de peces findet nahezu jährlich statt. Der Staat Honduras und die region Yoro laden herzlich dazu ein, hieran teilzunehmen. Da mit dem Fischregen meist Ende Mai bis Mitte Juli zu rechnen ist, sollte man etwa 40 bis 60 Tege vor Ort einplanen.
Für Privatreisen nach Honduras ist kein Visum, aber ein Reisepass erforderlich. Die Großstädte gelten seit Jahren mit als unsicher, Grund sind rivalisierende Jugend- und/oder Drogenbanden. In Kleinstädten wie Yoro ist dies nur in geringerem Maße zu erwarten. Dennoch sollten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, auch bei Reisen über Land getroffen werden.
Hotels, die für „Westliche“ akzeptable Zimmer bieten, sind bereits ab 35 € zu bekommen, Streetfood ist ebenfalls günstig. Ein längerer Forschungsaufenthalt in Yoro wird also weitaus weniger ins Geld gehen, als ein solcher in Oregon oder Tasmanien. Bedenken sollte man aber das lokale Klima. Die hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit in Mai, Juni und Juli liegen nicht nur für Europäer teils jenseits der Erträglichkeit, auch die Einheimischen ziehen sich dann zurück.
Neben der derzeit vollständigen Covid-Impfung sollten Immunisierungen gegen Hepatitis, Typhus, Tollwut und Tetanus in Betracht gezogen werden. Der Yoro nächstgelegene internationale Flughafen ist San Pedro Sula (SAP), etwa 150 km von Yoro entfernt.
Vorsicht!
Eine gewisse Vorsicht sollte auch bei den freundlichen Einheimischen gewahrt bleiben. Sie genießen nicht nur das Wunder Pater Subiranas. Auch die Tatsache, dass sich hier ein göttliches Wunder reproduzierbar und damit touristisch nutzbar ereignet, gibt vielen Menschen Arbeit.
Daher besteht bei vielen Einwohnern nicht nur kein Bedarf an einer naturwissenschaftlichen Klärung, sie würde vermutlich sogar das Geschäft zerstören. Touristinnen und Touristen, die der Lluvia de pece auf den Grund gehen wollen, sollten das also nicht zu offen kommunizieren.
Quellen:
Froese, R. and D. Pauly. Editors. 2022. FishBase.
World Wide Web electronic publication.
www.fishbase.org, version (02/2022).
Witterung von Yoro aus laenderdaten.info
Fotos von Carlos Diaz, Honduras is great,
Wikipedia zu Salmlern und zur Welsfamilie Heptapteridae
Sowie folgende Blogs: