Aktuell ist der Roman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing in aller Munde. Das ZDF hat das als sehr schwer verfilmbar geltende Werk tatsächlich in Form einer Mini-Serie mit 4 Folgen á 90 Minuten in bewegte Bilder gebannt. Die Teile 5 – 8 sind als weitere Miniserie gefasst und sollen später laufen.
Das ZDF sendet die erste Staffel der Serie „Der Schwarm“ in der kommenden Woche:
- Mo, 6.3., 20:15 – 21:45: Folge 1
- Di, 7.3., 20:15 – 21:45: Folge 2
- Mi, 8.3., 20:15 – 21:45: Folge 3
- Do, 9.3., 20:15 – 21:45: Folge 4
Der Hintergrund
Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“ ist nicht neu. Er ist 2004 erschienen und war damals bereits ein Bestseller, der auch in den Mainstream-Medien mehr als nur Widerhall fand. Inhaltlich handelt es sich um einen Öko-Science-Fiction-Thriller, der damals wie heute vielleicht noch mehr den Zeitgeist trifft.
Kurz zusammengefasst: Die Ozeane wehren sich gegen die Menschen und greifen sie an, wo immer sie können.
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Der Schwarm – Das OriginalDas Meer schlägt zurück – in Frank Schätzings meisterhaftem Thriller erwächst der Menschheit eine unvorstellbare Bedrohung aus den Ozeanen.
Der Erfolgsroman „Der Schwarm“ ist 2004 erschienen und in zahlreichen Medien erhältlich. Die hier vorgestellte gebundene Ausgabe hat 1008 Seiten und ist 2004 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
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Das wohl wichtigste und gleichzeitig auch fesselndste Element im Roman ist die für einen Roman extrem tiefe und vielschichtige Recherche, die der Autor getrieben hat. Der nicht-fiktionale Teil der Handlung zeugt daher auch von tiefen Kenntnissen zur Meeresbiologie und Ozeanographie. Durch seinen hervorragenden Umgang mit der deutschen Sprache schafft es Schätzing sogar, akademisch bekannte Vorkommnisse so gewandt zu beschreiben, dass man sie sich nicht nur bildlich vorstellen kann, sondern ihn auch direkt in einer Vorlesung zur Meeresbiologie zitieren möchte.
Allerdings ist der Roman nicht immer einfach zu lesen. Zahlreiche Handlungsstränge sind miteinander verwoben, Schätzing trennt sie durch harte Schnitte, Orts- und Zeitangaben. Der Roman verläuft bis auf den Einstieg streng chronologisch, so dass der Leser sich vertrauensvoll in die Arme des Autors fallen lassen kann und ihm einfach nur folgen muss. Die große Zahl der handelnden Personen macht es unter Umständen sinnvoll, ein Lesezeichen mit kurzen Notizen zu nutzen.
Bemerkenswert: Frank Schätzing hat die Recherchen zur Meeresbiologie und Ozeanographie in einem eigenen Buch verarbeitet, das etwa halb so dick ist, wie „Der Schwarm“. Die „Nachrichten aus einem unbekannten Universum“ sind mindestens ebenso lesenswert.
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Nachrichten aus einem unbekannten UniversumAuch die Nachrichten aus einem unbekannten Universum sind in zahlreichen unterschiedlichen Medien erschienen. Wir stellen hier stellvertretend die gebundene Ausgabe und die Audio-CDs vor. Das gebundene Buch hat 522 Seiten und ist 2006 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Die Audio-CDs sind 2010 im Hörverlag erschienen. Sie haben eine Laufzeit von etwa 2 h und 16 min und sind neu für knapp 9 € zu bekommen.
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Damit Ihr mitreden könnt: Der Inhalt von „Der Schwarm“
Angriffe?
Vor Peru verschwinden Fischer. An der Westküste Kanadas verhalten sich Wale aggressiv und töten Menschen. In Frankreich vergiftet ein Hummer einen Starkoch. Haie und Quallen töten Schwimmer. Vor dem Kontinentalabhang Norwegens graben sich Wurmkolonien in Methanhydrat und destabilisieren es. Es kommt zu einem verheerenden Tsunami.

Man organisiert sich
Ein Krisenstab, zu dem neben der US-Navy alle möglichen Meeresforschungsinstitute, vom AWI in Kiel bis nach Woods Hole, wird gegründet. Er tagt zunächst möglichst weitab vom gefährlich gewordenen Meer in den Rocky Mountains in Kanada. Hierbei stellen sie fest, dass die Übergriffe von Meerestieren auf Menschen oft mit einem kurzen blauen Leuchten verbunden sind. Dieses blaue Leuchten ist ein äußeres Zeichen einer unbekannten, intelligenten Macht, die schließlich den zufällig entstandenen Namen Yrr bekommt.
Nach kurzer Zeit bemerkt der Krisenstab, dass die freisetzbaren Mengen Methan den Treibhauseffekt so befeuern können, dass die Existenz der Menschheit auf dem Spiel steht.
Der Kontakt
Im dritten Teil des Romans finden sich zahlreiche Protagonisten auf dem Hubschrauberträger USS Independence wieder. Es gelingt, Kontakt mit den Yrr aufzunehmen, die sehr rasch ihre Intelligenz belegen, jedoch ihre Angriffe auf die Menschheit fortsetzen.
Auf dem Schiff kommt es zu einigen unschönen Ereignissen, aber auch zu hilfreichen Forschungsergebnissen. Die Yrr scheinen eine Art Einzeller zu sein, der nur durch Zusammenschlüsse intelligent agieren kann, sie haben eine Art kollektiven Verstand. Die Forscher können einen Botenstoff isolieren, der den Zusammenschluss der Yrr steuert. Gleichzeitig zeigt sich, dass vor allem die beteiligten Geheimdienste, aber auch die Navy nicht an einer friedlichen Lösung interessiert sind und die Yrr vernichten wollen.
Desorganisation
Später gelingt es den Yrr, die Independence schwer zu beschädigen. Bei der Evakuierung eskalieren die Gegensätze zwischen Militär (das die Yrr auslöschen will) und der Wissenschaft (die mit den Yrr kommunizieren will), was letztlich im Chaos und zahlreichen Opfern endet.
Am Ende steht eine Einzelaktion
Mittels eines neuartigen U-Boot-Types, dem Deepflight (das tatsächlich eher einem Flugzeug ähnelt), begibt sich einer der Protagonisten schließlich zum Meeresboden und entlässt den Leichnam eines anderen ins Wasser. Dieser ist mit dem Bodenstoff markiert, in der Hoffnung, die Yrr erkennen den Menschen und gleichzeitig den Bodenstoff, so dass sie die Menschen als zu ihnen zugehörig erkennen. Dies gelingt und die Angriffe enden.
Am Ende des Romans sind nahezu alle Protagonisten tot, auf dem Land herrscht Chaos und Verwüstung. Es gibt einen fragilen Frieden mit den Yrr und die Chance auf Wiederaufbau.
Die Verfilmung von „Der Schwarm“
Die Verfilmung eines solchen Romanes ist mehr als schwierig. Zahlreiche Handlungsorte, von den Rocky Mountains über die Shetlands bis New York und Kiel, eine große Zahl von Protagonisten und wichtigen Nebenrollen machen die Sache sehr aufwändig.
In den knapp 20 Jahren zwischen Erscheinen des Romans und der Verfilmung hat sich viel getan, sowohl auf der politischen Welt wie auch in Sachen Umweltzerstörung und -schutz und in den Forschungsinstituten. Laut Aussage von Frank Schätzing wurde der Roman für die Verfilmung modernisiert.

In den Mainstream-Medien kamen die ersten Teile nicht gut weg. Die einen bemängeln, dass die Produzenten hier zu viel „Beziehungskisten-TV“ eingebunden hat, den anderen ist die Serie insgesamt „zu bieder“. Wieder andere bemängeln, dass die Handlung zwischen großen Bildern und schlechten CGIs hängen bleibt.
Ich habe bisher die ersten drei Teile der Serie gesehen. Mein Urteil ist ganz anders als das der Zeitungen. Durch die ungeheure Zahl der Protagonisten im Roman geht selbstverständlich eine gewisse Zeit dafür drauf, die handelnden Charaktere vorzustellen. Spätestens dann, wenn optisch ähnliche Personen auftauchen, ist eine dialoglastige Vorstellung notwendig, damit der Zuschauer sie auch im nächsten Teil am nächsten Tag unterscheiden kann.
Die Angriffe der Tiere auf die Menschen sind sehr realistisch dargestellt. Realistisch heißt hier, dass beispielsweise ein Schwimmer einfach von einem Orca unter Wasser gezogen wird und ohne großes Geplansche, Schreien und eine Blutlache leise verschwindet. Hollywood hätte es anders gemacht, aber Orcas sind nunmal Jäger und nicht das marine Äquivalent zum Kettensägenmassaker.
Leider hat man nie in ein meeresbiologisches Forschungsinstitut geguckt. Dort gibt es keine großen, weißen Räume mit Bildschirmen an den Wänden, in denen Professorinnen im Kittel und mit Stöckelschuhen umherrennen und andere Leute anraunzen. Soviel Platz und so viel Geld würde man garantiert effektiver nutzen.
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Der Schwarm – Teil 1-4 (DVD)Die Teile 1 – 4 als jeweils etwa 45-minütige Serienfolgen auf einer DVD, gespickt mit üppigem Bonusmaterial und einem 24-seitigen Booklet.
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Die 40 Millionen Euro Budget erscheinen auf den ersten Blick sehr hoch. Verglichen mit anderen Serien mit ähnlichem Anspruch (z.B. Stranger Things) hat „Der Schwarm“ eher ein knappes Budget. Insbesondere bei den Special Effects erkennt man das leider regelmäßig. Da stimmen Größen und Proportionen nicht, ein gestrandeter Wal wechselt zwischen zwei Szenen seine Lage, Schiffe aus Metall lösen sich beim Kontakt mit Walen auf, statt zu verbiegen.

Abgesehen von diesen beiden Mankos hat mich die Verfilmung von „Der Schwarm“ bisher überzeugt. Anders als Hollywood haben die Yrr keine Pauken und Trompeten nötig, um die Welt für Menschen unbewohnbar zu machen. Ich finde es nervenschonend, dass nicht jeder Filmtod als stetig steigernde Splatter-Szene dargestellt wird – und ein stilles, namenvolles Grauen ist doch der bessere Schocker als ein Killer, der von Wagnerklängen begleitet sein Kommen ankündigt.
Die Figuren sind weitgehend gut gespielt, die Schauspieler passen zu ihren Rollen. Politisch korrekt sind zahlreiche Ethnien vertreten, es wirkt aber nicht gezwungen wie in einigen Amazon-Produktionen.
Insgesamt stören die schlechten CGIs, der Rest hat mir gefallen. Ich freue mich auf die nächsten Folgen.
Vorab-Online-Veröffentlichung
Seit dem 22.2.23 sind die ersten Teile, sowie eine Menge Bonusmaterial in der ZDF-Mediathek verfügbar. Link