Der „DeRidder Roadkill“ – Ein Fotobeweis des Devil Monkey?
Auch wenn man die Zahl der Zeugenberichte nicht gerade als reichhaltig bezeichnen kann – sonstige Indizien zum Devil Monkey sind noch rarer. Sicher – es existieren etwa die Tonbandaufnahmen des Zeugen Rainbow, die Loren Coleman sichten (oder eher: hören) durfte. Öffentlich zugänglich sind sie aber nicht und es stellt sich auch die Frage, womit man sie vergleichen sollte.
Eine relativ bekannte Fotografie von einem möglichen Devil Monkey existiert aber und ist für jedermann erreichbar. Sie zeigt ein totes Wesen am Straßenrand. Von Interessierten wurde ihm der Name „DeRidder Roadkill“ (etwa: „der DeRidder-Wildschaden“) verliehen.
Louisiana Highway 12Der Highway 12 des US-Bundesstaates Louisiana ist ein Stück Verbindungsstraße zwischen einem Vorort von Beaumont in Texas im Westen und einer Straßenkreuzung mit dem Highway 171 im Osten. Ab dort wird er als Highway 190 weiter geführt. Die gesamte Straße ist knapp 90 km lang, davon verlaufen 55 km in Louisiana.
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Hintergründe zu den Aufnahmen
Der „DeRidder Roadkill“ war ein reiner Zufallsfund: Auf einer Fahrt über den Highway 12 in Louisiana entdeckte eine Frau namens Barbara Mullins 1996 ein seltsames Wesen am Straßenrand. Es war offensichtlich tot. So stieg Mullins aus und fotografierte es.
Mindestens eine der Fotografien wurde kurz darauf in der Zeitung „DeQuincy News“ veröffentlicht. Der Artikel enthielt auch eine grobe Beschreibung des Wesens durch Mullins: Es war etwa so groß wie ein Bernhardiner und kräftig gebaut. Das Gesicht erschien Mullins affenartig; die Ohren waren klein und spitz zulaufend. Auch die Füße schienen nicht zu einem Hund zu passen.
Dennoch identifizierte die „Lousiana Department of Wildlife and Fisheries” das Tier letztlich als Zwergspitz. Dies widersprach den Schilderungen Mullins, wonach es sich um ein sehr großes Tier handelte. Allerdings wurde argumentiert, dass die Fotografie keinen Maßstab zum Größenvergleich enthalte. Lediglich Gräser von unbekannter Höhe waren zu sehen.
Der Kadaver selbst wurde niemals untersucht. Vermutlich machten sich letztlich Aasfresser darüber her.

Was auf dem bekannten Foto zu sehen ist – eine erste Einschätzung
Auf dem fraglichen Foto scheint der Kadaver mit dem Kopf zum Betrachter zu liegen. Die Qualität des Fotos ist wenig beeindruckend. Zugegebenermaßen dürften die im Internet auffindbaren Exemplare wohl aus der Zeitung in Papierform fotokopiert worden sein. So muss man sich also mit einem kleinen, körnigen Bild zufriedengeben.
Die DeQuincy News bieten im Übrigen kein Online-Archiv. Möglicherweise sind Exemplare der fraglichen Ausgabe vom 16.09.96 über Bibliotheken verfügbar – das allerdings nur in den USA und in Papierform.
Der Körper des abgebildeten Tiers ist jedenfalls mit dunkelbraunem Fell bedeckt. Es scheint so, als ob dieses um den Kopf länger wäre, als am restlichen Körper. Dies ist aber schwer zu beurteilen, da es insgesamt sehr verfilzt und verdreckt zu sein scheint. Ob es erst durch den Wildunfall bedingt wurde, lässt sich freilich nicht ermitteln.
Zumindest dem ersten Eindruck nach liegt das Tier auf dem Foto mit dem Kopf zum Betrachter. Ganz klar lässt sich das nicht erkennen, doch eine weitgehend kahle Stelle am Körper der Kreatur könnte das Gesicht darstellen. Das Maul ist demnach geöffnet und es scheinen auch Zähne erkennbar zu sein. Dass keine Augen (oder auch bloß Augenhöhlen) zu erkennen sind, erscheint sehr seltsam. Daher stellt sich die Frage, ob der Ersteindruck möglicherweise täuschen könnte und hier doch kein Kopf zu sehen ist.
Zur Körpergröße lassen sich aus dieser Fotografie tatsächlich kaum Informationen ermitteln. Neben dem toten Tier sind lediglich die Markierung der Autobahn sowie Gräser am Straßenrand erkennbar.

Helfen die übrigen Fotos bei der Größenbestimmung?
Neben der zuvor genannten, am weitesten verbreiteten Fotografie existieren allerdings noch weitere Aufnahmen. Es ist nicht ganz klar, ob diese ebenfalls in den DeQuincy News veröffentlicht wurden. Von Deutschland aus sind die Bilder ohnehin nur durch Drittquellen zugänglich. Allem Anschein nach ist auf diesen weiteren Fotografien aber der zuvor besprochene Kadaver zu sehen.
Die Aufnahmen wurden offenbar stets vom Straßenrand aus aufgenommen, zeigen den Wildschaden aber aus verschiedenen Perspektiven. In zwei der Fotografien sind am Rande auch die Beine von zwei stehenden Menschen – wohl Barbara Mullins und ihre nicht näher beschriebene Begleitung – zu sehen. Der Kadaver liegt dabei aber stets im Vordergrund.
Genau dieses Detail könnte eine grobe Einschätzung ermöglichen, wie groß der DeRidder Roadkill wirklich war. Allerdings kann man die Beine dieser beiden Personen (selbst wenn sie durchschnittlich groß und proportioniert waren) nicht einfach als Messlatte verwenden

Die Menschen stehen nämlich jeweils mit etwas Abstand hinter dem Kadaver. Der erscheint durch seinen geringeren Abstand zum Fotografen im Bild verhältnismäßig größer, als der mitfotografierte Mensch. Das ist perspektivisch bedingt. Mit einigem Ausprobieren könnte man gegebenenfalls auch einen kleinen Hund als riesenhaftes Monster neben einem erwachsenen Menschen „erscheinen“ lassen.
In einem der beiden „Bein“-Fotos ist der Abstand der menschlichen Beine vom Tier recht groß. Das erschwert die Einschätzung. Der/die andere dieser beiden Menschen trägt Shorts und steht näher am Kadaver. Der DeRidder Roadkill ist im Bild in der rechten unteren Ecke „abgeschnitten“. Sichtbar müssten – nach einem Abgleich mit den übrigen Fotografien – wohl der Kopf und ein Teil seines Oberkörpers sein. Sie nehmen ähnlich viel Platz wie auf dem bekannteren Foto ein, auf dem der Kadaver zentral zu sehen ist.
Vor diesem Hintergrund wirkt der Kadaver im Vergleich zum menschlichen Betrachter im Bild nicht übermäßig groß. Das gilt desto mehr, da man auch seine Behaarung berücksichtigen muss. Buschiges Fell lässt Tiere größer erscheinen, als sie wirklich sind.
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Input aus der Redaktion – von anatomischen Details…
Das alles kann man noch nicht als ergiebige Analyse bezeichnen. Daher wurde eine Zweitmeinung eingeholt, für die der Redakteur des Netzwerks für Kryptozoologie, Tobias Möser, herhalten musste.
Darin, dass der Kadaver vage affenartig wirkt, stimmen Redakteur und Verfasser überein. Dem Erstgenannten fielen aber noch weitere Details auf:
Zunächst einmal scheinen an den Vorderfüßen fingerartige Zehen erkennbar zu sein. Die Zehen sind aber zu kurz zum Greifen. Dieses anatomische Merkmal deutet also eindeutig nicht auf einen Affen hin. Sie könnten irgendwo bei Hundeartigen oder Waschbären einsortiert werden.
Dazu kommt, dass diese Vorderbeine weitaus „höher“ am Körper ansetzen, als es zunächst den Anschein hat. Das ist nicht ohne weiteres erkennbar, doch die Einschätzung von Tobias ist schlüssig: Wenn man etwa das zweite Bild der Collage mit den kleineren Fotos betrachtet, kann man Gelenke erkennen. Das Ellbogengelenk scheint am „dunklen Punkt“ zwischen zwei kahlen Stellen des Arms anzusetzen.
Dementsprechend muss das Schultergelenk noch höher liegen. Dadurch schließt sich aber ein langer Hals aus, da die Schulter nun einmal zunächst in den Nacken übergeht und nicht aus dem Hals wächst. Dadurch „verkürzt“ sich der Hals-Kopf-Bereich und sieht gleich weitaus weniger beeindruckend aus.
So stellt sich die Frage, ob der „DeRidder Roadkill“ wohl tatsächlich ein Affe gewesen war. Die Details sprechen jedenfalls dagegen.

…und von Straßenverhältnissen…
Ebenso meldete der Redakteur Zweifel dran an, wann und wo die Fotos tatsächlich aufgenommen wurden:
Zunächst einmal ist fraglich, ob die Fotografien vom Highway 12 von Louisiana stammen. Wie „Google Street View“ ganz eindeutig zeigt, unterscheiden sich die tatsächlichen Straßenverhältnisse des Highways von den auf den Fotos dargestellten:
Der Louisiana Highway 12 ist zwar ebenso zweispurig (also eine Spur in jede Richtung), wie die unbekannte Straße aus den Fotografien. Allerdings verfügt er auf beiden Seiten über „open Shoulders“. Hier ist der Beton weit über die weiße Fahrbahnmarkierung hinaus gegossen, so dass eine Art Standstreifen von etwa PKW-Breite entsteht, er endet offen ohne Randstein im Gelände. Erst darauf folgt ein grasbewachsener Grünstreifen.
Barbara Mullins Fotografien zeigen eine ebenfalls zweispurige Straße (wir würden sie eher mit einer deutschen Landstraße vergleichen). Bloß fehlen hier die Standstreifen auf beiden Straßenseiten. Wenige Zentimeter neben der durchgezogenen Fahrbahnbegrenzung beginnt her bereits die Vegetation.

Weitere Zweifel über die genaue Örtlichkeit
Dazu kommt noch ein weitere Frage: Wenn die Aufnahmen auf dem Louisiana Highway 12 entstanden sein sollen – warum wird der Wildschaden dann „DeRidder Roadkill“ genannt?
Die kleine Autobahn zweigt sich knapp vor der texanischen Großstadt Beaumont vom deutlich größeren Highway 90 ab. Dies stellt ihren südwestlichsten Punkt dar. Den nordöstlichsten Punkt des Highways stellt die Gemeinde Ragley in Louisiana dar.
Auch dazwischen kreuzt der Highway diverse Ortschaften – DeQuincy etwa. Definitiv nicht unmittelbar am Highway 12 liegt aber DeRidder. Das zeigt etwa Google Maps ganz eindeutig. Zwar liegt DeRidder nicht allzu weit entfernt nördlich des Highways, doch scheint es sehr seltsam, einen Kadaver auf dem Highway 12 als „DeRidder Roadkill“ zu bezeichnen.
Trotz dieses Widerspruchs sollte man Mullins‘ Bericht aber nicht von vorne herein als unglaubwürdig abtun. Es ist nämlich nicht mehr feststellbar, ob der Kadaver wirklich bereits in den DeQuincy News als „DeRidder Roadkill“ bezeichnet wurde. Möglicherweise liegt eine spätere Verwechslung, eine ungenaue Übersetzung oder Verfälschung vor, die sich mangels Originalbericht nicht ohne weiteres aufklären lässt. Seltsam bleibt die Wahl des Namens dennoch.
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… und von der Frage nach der Aufnahmezeit
Einen weitere strittigen Punkt wollte der Verfasser zunächst unter den Teppich kehren: Die Frage nämlich, wann die Fotografien aufgenommen wurden. Es ist davon auszugehen, dass Mullins den Kadaver irgendwann im Spätsommer 1996 fand, da die DeQuincy News die Abbildung am 06.09.1996 veröffentlichten. Gut, was soll das aussagen?
Möglicherweise einiges, wie sich herausstellt: Wenn etwa die Wetterverhältnisse auf den Fotos nicht mit denen von DeQuincy County Anfang September 1996 übereinstimmen, bleibt nur eine logische Schlussfolgerung: Die Aufnahmen mussten an einem anderen Ort oder zu einem anderen Zeitpunkt angefertigt worden sein.
Auf den Fotografien stellen sich die Wetterverhältnisse folgendermaßen dar: Die Aufnahmen wurden wohl an einem warmen, trockenen Tag mit – zumindest zeitweise – starkem Sonnenschein gemacht. Dass es zumindest nicht kurz zuvor geregnet hatte, beweist der staubige Boden. Eine der beiden Personen im Bild trägt kurze Hosen, was entweder auf hohe Temperaturen oder große Unempfindlichkeit hindeutet. Da die Bilder aber stark überbelichtet scheinen, ist ein warmer, sonniger Tag wahrscheinlicher.

Um die tatsächlichen Verhältnisse an diesem Tag herauszufinden, wird die Website „Weather Underground“ genutzt. Diese bietet ein Archiv an Wetteraufzeichnungen aus den verschiedenen Bundesstaaten der USA. Louisiana als Staat erscheint zu groß, als dass man nach ganz allgemeinen Wetteraufzeichnungen suchen sollte. Die Suche wird daher auf DeQuincy County beschränkt. Untersucht wird der Zeitraum vom 01.09.96 bis zum 05.09.96.
Datum | 01.09.96 | 02.09.96 | 03.09.96 | 04.09.96 | 05.09.96 |
Wochentag | Sonntag | Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag |
Tagestiefstwert | 21,6°C | 22,2°C | 21,1°C | 22,2°C | 21,7°C |
Tageshöchstwert | 27,2°C | 30,6°C | 30,6°C | 31,7°C | 31,1°C |
Uhrzeit Niederschlag | 14.51 – 16.51 | nie | 13.51 – 16.51 | 20.51 – 22.51 | 13.51 – 15.51 |

Aller Wahrscheinlichkeit nach kann man zwei der fünf Tage ausschließen:
Donnerstag, der 05.09.1996, bereitet zeitliche Probleme: Innerhalb eines Tages hätte Mullins die Aufnahmen erst machen und dann an die DeQuincy News übermitteln müssen. Die Redaktion hätte den Artikel ebenfalls noch am selben Tag in die Ausgabe für den Freitag, den 05.09.1996 einpflegen müssen. Unmöglich ist das nicht, doch scheint eine so zügige Arbeitsweise der Lokalpresse auch nicht selbstverständlich.
Am Sonntag, den 01.09.1996 regnete es nachmittags. Man kann davon ausgehen, dass der Boden auch nach Ende des Regengusses gegen 17 Uhr nicht sofort völlig trocken war. Es bleibt also nur noch der Vormittag. Der Vormittag dürfte nach Einschätzung von Tobias Möser aber reserviert gewesen sein: Louisiana liegt im Bible Belt und daher dürfte die Mehrheit der Einwohner vormittags auf dem Weg zur/von der Kirche gewesen sein. Dafür wäre aber die lockere, kurze Hose eines der Fotografierten unpassend.
Besonders günstig für die Fotografien wären dagegen Montag, der 02.09.1996 und Mittwoch, der 04.09.1996 gewesen: Am erstgenannten Tag regnete es überhaupt nicht, am letztgenannten erst abends. Die Temperaturen erreichten ein wenig mehr als dreißig Grad. Damit waren sie hoch genug, dass selbst die verfrorensten Zeitgenossen in kurzen Hosen herumlaufen könnten.
Daher erscheint es nicht unplausibel, dass die Fotografien tatsächlich Anfang September 1996 in DeQuincy County aufgenommen worden waren. Einen wirklichen Beweis stellt das freilich nicht dar. Schließlich hat die Region um DeQuincy nicht Sonnenschein und hohe Temperaturen für sich allein gepachtet.
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Die Größe des DeRidder Roadkill
Noch ein weiterer Hinweis kam aus der Redaktion: Möglicherweise ist doch ein passabler Größenmaßstab in den Fotografien zu sehen…
Man erinnere sich: Es war eine Kontroverse um die Größe des Tieres entstanden. Die Einen glaubten Barbara Mullins, die Anderen eher dem „Lousiana Department of Wildlife and Fisheries“. Diese weit auseinandergehenden Meinungen waren nur möglich, weil Niemand einen geeigneten Maßstab finden konnte, durch den die Größe des Kadavers bestimmbar gewesen wäre.
Dabei liegt der „DeRidder Roadkill“ praktisch auf diesem Maßstab! Auf den Fotografien ist eine durchgezogene Linie zur Spurenbegrenzung zu sehen. Solcherlei Kennzeichnungen wiederum sind selbstverständlich staatlich genormt. In Louisiana muss ihre Breite laut dem „Louisiana Local Road Safety Program Guidelines & Policies 2015” stets 4 Zoll und damit knapp über 10 cm betragen.
Bei der dritten Fotografie der Collage bilden die untere Bildkante und die Seiten der Begrenzungslinie zwar nicht exakt einen rechten Winkel, kommen dem aber sehr nahe. Schließlich zeigt das Bild eine Frontalaufnahme vom Hinterteil des Kadavers, der parallel zur Begrenzungslinie liegt. Mittels einer Bildbearbeitungssoftware – etwa auch der Freeware GIMP – lässt sich abmessen, wie groß der Durchmesser der Begrenzungslinie im Foto ist. Somit ergibt sich ein Maßstab, da ja die reelle Breite der Begrenzungslinie von 10 cm bekannt ist.
Vorbereitungen für die Messung
Vor dem Versuch, Abmessungen vorzunehmen, wurden die folgenden Schritte durchgeführt.
- Die Collage wurde auf denjenigen Ausschnitt des dritten Fotos zugeschnitten, der für die weitere Bearbeitung relevant ist.
- Der Ausschnitt wurde skaliert (d.h. bei gleichbleibenden Verhältnissen von Länge und Breite vergrößert), sodass er für den Leser besser erkennbar ist.
- Im Ausschnitt werden die Farbkontraste durch Nachdunkeln verstärkt, sodass die weiße Begrenzungslinie deutlicher sichtbar wird . Im Original war diese durch eine Mischung aus Unschärfe und Überbelichtung kaum mehr erkennbar.
Selbstverständlich wurden im Rahmen dieser Vorbereitungen keinerlei Veränderungen an den Größenverhältnissen im Bild vorgenommen.
Anschließend wird der Durchmesser der Begrenzungslinie als Maßstab genommen. Dieser wird vom ersten bis zum letzten Pixel blau markiert. Es ist dabei davon auszugehen, dass sich die Begrenzungslinie n der Breite bis zur Wiese zieht. Teilweise scheinen sogar Gräser überzuhängen.
Die Darstellung auf dem Fotoausschnitt bleibt winzig. Würde er aber noch wesentlich größer skaliert werden, wäre der Maßstab besser sichtbar. Dafür könnte der Leser aber kaum mehr erkennen, was überhaupt auf dem Bild zu sehen sein soll.
Die Vermessung des DeRidder Roadkill
Nun gilt es nur noch, diesen Maßstab zu kopieren. Dann kann er – um 90° gedreht – solange aneinandergelegt werden, bis sich die Länge des Wildschadens ergibt.
Zur besseren Sichtbarkeit wird noch eine rote Linie eingezeichnet. Sie zeigt, wo der Kopf des Kadavers auf dem Foto endet.
Es ergeben sich aus dem Bild etwa zweieinhalb Begrenzungslinien-Durchmesser. Dies würde einer Länge von 2,5 x 10 cm = 25 cm entsprechen.
Nun stellt das Foto natürlich keine perfekte Aufnahme aus der Vogelperspektive dar und auch der angeblich Rechte Winkel stellt eine Vereinfachung dar. So kommt es zwangsläufig zu Verzerrungen, die etliche Zentimeter ausmachen können.
Die Schulterhöhe – im Bild grün markiert – ist ebenfalls nicht ganz genau zu ermitteln. Das liegt zum einen am kaum erkennbaren Schulteransatz. Zum anderen sind die Beine des Kadavers unnatürlich angewinkelt. Von 2x10cm=20cm auszugehen, erscheint aber nicht unrealistisch.
Die tatsächliche Kopf-Rumpf-Länge dürfte etwas größer sein, als im Foto gemessen. Die Angaben wären nur dann völlig korrekt, wenn die Kameralinse sich auf einer parallelen Ebene zur Straße befunden hätte.
Mögliche Erklärungsansätze für die Identität des Kadavers
Fest steht nun jedenfalls, dass der DeRidder Roadkill keinesfalls die Größe eines (ausgewachsenen) Bernhardiners erreicht hatte. Selbst wenn man großzügig einige Zentimeter auf die Körperlänge aufschlägt, bleiben die Körpermaße viel zu gering.
Ein kleiner Hund ist ein vorstellbarer Kandidat. Wieso sich die Mitarbeiter des „Lousiana Department of Wildlife and Fisheries” ganz auf die Rasse Zwergspitz versteift hatten, ist unklar. Es ist aber auch nicht weiter wichtig. Neben diversen Rassen kleiner Hunde existieren schließlich immer auch Mischlinge. Dementsprechend stark kann das Aussehen variieren.
Viel interessanter wäre schon die Frage, was es mit den händeartigen Pfoten dies Tieres auf sich hat. Hundepfoten sind nicht darauf ausgelegt, zu greifen. Allenfalls könnten Verletzungen durch oder die einsetzende Verwesung das Aussehen des Kadavers verändert haben.
Alternativ müsste man von einer Art ausgehen, die tatsächlich über Greif-Pfoten verfügt. Waschbären oder Marderhunde kämen etwa in Frage.
Der Waschbär jedenfalls ist in Louisiana heimisch. Die Zahl der Tiere ist groß genug, dass sich die Jagd (zwecks Pelzgewinnung) auf Waschbären lohnt. Die Pfoten-Form wäre passend, auch wenn die Körpergröße durchschnittlich oberhalb der gemessenen Länge liegt. Ganz abgesehen von möglichen Messungenauigkeiten kann es sich auch um ein jüngeres oder schlicht unterdurchschnittlich kleines Exemplar gehandelt haben.
Der Waschbärhund oder auch Marderhund ist dagegen keine heimische Art in den USA. Den zuständigen Behörden ist er weder als Neozoon noch als invasive Art bekannt. Man darf daher davon ausgehen, dass in Louisiana keine Population von Marderhunden existiert.
Auch Biber oder die in Louisiana invasiven Nutrias hätten ansatzweise händeartige Pfoten. Mehrere Flüsse bzw. Bäche verlaufen in der Nähe des Highway 12, mindestens einen davon überbrückt die Autobahn. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob ein ausgewachsener Biber nicht fast schon zu groß ist, um mit dem DeRidder Roadkill identisch zu sein. Diese Tierart kann eine Körperlänge von bis zu 90 cm erreichen.
Völlig unrealistische erscheint aber ein Identifizierungsversuch im Sinne von Barbara Mullins, die von einem affenartigen Wesen ausgegangen war. Zwar decken sich etwa etliche Merkmale eines Bärenpavians einschließlich der Fellfarbe mit denen des Kadavers. Auch wären die Pfoten so erklärbar, die offenbar darauf ausgelegt waren, zu greifen. Aber ganz abgesehen von erheblichen Zweifeln daran, dass der DeRidder Roadkill ein Affe oder auch nur ansatzweise so groß war: In den USA gibt es gar keine wildlebenden Affenarten.

Oder etwa doch?
- Der Devil Monkey-Beitrag:
- 1. Teil, „Devil Monkey: Wie Bigfoots vergessener Cousin die USA terrorisiert(e)„: Donnerstag, 18. August 2022
- 2. Teil, „Devil Monkey: Weitere Augenzeugenberichte„: Donnerstag, 1. September 2022
- 3. Teil, „Devil Monkey: Auswertung der Zeugenaussagen„: Donnerstag, 15. September 2022
- 4. Teil, „Devil Monkey: Der DeRidder Roadkill„: Donnerstag, 29. September 2022
- 5. Teil, „Devil Monkey: Affe oder Känguru„: Donnerstag, 13. Oktober 2022
- 6. Teil, „Devil Monkey: Sagen der Ureinwohner„: Donnerstag, 27. Oktober 2022
- 7. Teil, „Devil Monkey: ein ausführliches Fazit„: Donnerstag, 10. November 2022
Wie immer bei umfangreichen Artikeln bieten wir die Literaturliste am Ende zum Download an.
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