Eineinhalb Tage hielt eine vermeintliche Löwin Berlin und die nun wesentlich berühmtere Nachbargemeinde Kleinmachnow in Atem. Ein Video zeigt ein Tier im Scheinwerferlicht zwischen Büschen. Irgendwer glaubte, eine Löwin erkannt zu haben. Am vergangenen Donnerstag, kurz nach Mitternacht, warnte die Polizei die Bevölkerung – und ein Einsatz von mehr als 200 Polizistinnen und Polizisten begann.

Die Befragung von Fachleuten brachte bereits mehr als nur erste Zweifel. Eine tiefergehende Bildanalyse, wie sie Karl Shuker und wir geliefert haben, zeigte deutlich auf, dass es sich hier keineswegs um einen Löwen handelt. Statt dessen wurde ein Wildschwein als Objekt des Videos, der Furcht oder später auch des Humors genannt.
Natürlich blieb die Löwenjagd im Süden der Hauptstadt erfolglos.
Daraufhin brach die Polizei am Freitagmittag den Einsatz ab, es gab keinen Grund mehr, von einer Gefahrenlage auszugehen. Um die letzten Zweifel auszuräumen, wurden Kot- und Gewebeproben zur wissenschaftlichen Analyse versandt.
Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, gab es keinen Grund mehr, diese Analysen zu beschleunigen, so dass die Ergebnisse erst heute und nicht wie zunächst geplant, am Samstag vorliegen.
Nur nochmal zur Erinnerung:


Die Analyse-Ergebnisse
Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung untersuchte eine Kotprobe. In einem Vorabbericht heißt es, dass sie von einem Pflanzenfresser stammt.
Die Gemeindesprecherin von Kleinmachnow gab zur Haarprobe bekannt: Das analysierte Haar hat „eine Grundsteifigkeit, sprich, es ließ sich nicht verformen, sondern nahm immer wieder seine gebogene Form ein.“ Weiterhin betont der Vorabbericht: „Es hatte außerdem ein zerfasertes Ende und war an seinem Anfang (Hautseite) dunkel (fast schwarz).“ Morphologisch spricht also einiges gegen ein Katzenhaar.
Mikroskopisch sind Katzen- und Schweinehaare gut unterscheidbar:
Die Beschreibung der Haare habe ich vom Federal Buero of Investigation (FBI), das auch die Bilder stellt.
Am Dienstag, 25.07.23 war die DNA-Analyse abgeschlossen. Die Gemeinde Kleinmachnow schreibt dazu am darauf folgenden Tag auf ihrer Website:
Bereits gestern stand fest, dass die über den Kot extrahierten DNA-Fragmente zu 100 Prozent von einem Wildschwein stammen. Heute liegt auch das Ergebnis der Haaranalyse vor, und der DNA-Abgleich bestätigt die bereits vorliegende mikroskopische Untersuchung, wie uns die amtliche Tierärztin des Veterinäramts Potsdam-Mittelmark heute mitteilte. Somit ist auch das Haar eindeutig einem Wildschwein zuzuordnen.
Da DNA ja das Zauberwort ist, mit dem man auch den letzten Kritiker überzeugen kann, sollte die Sache nun auch bei den wenigen verbliebenen Verschwörungstheoretikern vom Tisch sein. Obwohl: Wer sagt, dass sie das richtige Haar und den richtigen Kothaufen untersucht haben?