von: Esther Jansen
Ich erwache am ersten Januar 2020 ungewöhnlich früh für einen Neujahrstag. Mein Handy-Display zeigt 6:21 Uhr. Als ich den Flugmodus abschalte, werden mehrere neue WhatsApp-Nachrichten angezeigt. Ihr Inhalt ist der gleiche: Schock. Das Affenhaus, das die meisten von uns schon als Kleinkinder besucht haben, ist vor wenigen Stunden abgebrannt. Die meisten der dort lebenden Tiere haben das Feuer nicht überlebt.
Erst halte ich die Nachricht für einen makabren Scherz. Als ich dann von einem befreundeten Zoomitarbeiter bestätigt bekomme, dass die Eilmeldungen der lokalen Zeitungen stimmen, ergreift auch mich die Bestürzung. Ich habe diese Tiere oft besucht, fasziniert viele Momente vor ihrem Gehege verweilt. Dabei habe ich mich immer respektvoll und ruhig verhalten, denn es war beinahe so, als würde ich jemandem ins private Wohnzimmer schauen. Ich habe eine Mutter dabei beobachtet, wie sie ihr Baby wiegte, einen Vater, wie er sein Frühstück vertilgte, verspielte Kinder, wie sie herumtobten und an dicken Tauen umherschwingend ihre Grenzen austesteten. Intime Momente in einem Verband von Lebewesen, denen man sich unmittelbar nahe fühlt.
Trauer im Zoo und Post aus aller Welt
Als ich in den darauffolgenden Tagen bei der Pressearbeit im Zoo mithalf, habe ich miterlebt, wie groß die Trauer des Teams ist und wie heftig die Reaktionen der Bevölkerung ausfallen. Neben großer Anteilnahme galt es erwartungsgemäß viele Fragen zu beantworten und harscher Kritik standzuhalten. In kürzester Zeit wurden nicht nur die lokalen Zeitungen, sondern Nachrichtendienste und Privatpersonen aus aller Welt aktiv. Es ist schade, dass das Team des Zoos, das sich stets warmherzig und hingebungsvoll um die Tiere im Affentropenhaus gekümmert hat, gerade jetzt eine so große internationale Aufmerksamkeit mit derart bitterem Beigeschmack zuteilwird. Doch leider funktionieren schlimme Nachrichten besser als gute. Und leider treffen üble Anschuldigungen mehr ins Herz als ehrliches Mitgefühl.
Trotzdem hoffe ich, dass der Zoo Krefeld bald auch wieder freudige Neuigkeiten mitzuteilen hat, genauso wie in den vergangenen Jahren. Nicht zuletzt die munter heranwachsenden Jungtiere unterschiedlicher Tierarten wie Trampeltiere, Esel und Capybaras sowie die erfolgreiche Auswilderung stark bedrohter Goldener Löwenäffchen aus dem Affentropenhaus zum Erhalt der Population in Brasilien zeigen, dass man seine Arbeit in Krefeld gut macht.
|
Die interne Trauerfeier der Mitarbeiter vor wenigen Tagen hat mir einmal mehr gezeigt, wie respekt- und liebevoll mit den Tieren umgegangen wurde, dass man sie als Persönlichkeiten wahrnahm und behandelte. Ich wünsche dem Zoo-Team weiterhin viel Kraft – denn die mediale Aufmerksamkeit hat noch lange nicht ihr Ende erreicht.
Die Autorin
Esther Jansen schreibt über sich und die Kryptozoologie: „Ich gebe es zu: Absurditäten, Märchen und Mysterien haben mich schon immer fasziniert. Zwar bin ich kein aber- oder leichtgläubiger Mensch, jedoch möchte ich mich auch nicht vor Theorien verschließen, solange ihnen eine gewisse Plausibilität zugrunde liegt. (…) Besonders, was das Tier- und Pflanzenreich angeht, bin ich persönlich offen für Unglaubliches. Man schaue sich nur mal an, was bereits an außergewöhnlichen Phänomenen auf unserer Erde dokumentiert wurde: Da sind Fische, die wie Laternen leuchten können, Meereswürmer, die Korallen mit ihren überdimensionalen Schnappkiefern vor Seeigeln beschützen oder Vögel, die jahrelang niemals den Boden berühren – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Unserer Natur ist also offenbar einiges zuzutrauen.“
Frau Jansen ist studierte Theater- und Medienwissenschaftlerin und arbeitet als selbstständige Texterin und Sprecherin in Krefeld. Sie unterstützt sie den Krefelder Zoo in der Pressearbeit.
Kontaktanfragen an den Autor bitte durch die Redaktion.