Etwa ein Dutzend bisher in der Literatur kaum besprochener Augenzeugenberichte von Meermenschen bringt das Buch von Carl Gottfried Wilhelm Vollmer: „Das Meer, seine Bewohner und seine Wunder: Seitenstück zu K. F. V. Hoffmann’s Erde und ihre Bewohner“, Band 2, Weise 1837.
Auf den S. 292–299 lesen wir u.a. über „Die Meermenschen“:
„Ballenstedt führt mehrere Beispiele von solchen Geschöpfen auf; so erzählt er: ‚Zu Sandisde [Sandside], im Kirchspiele von Reny [Reay], in der nord-schottländischen Grafschaft Cacthneß [Caithness], ist im Frühjahr 1609 ein Thier gesehen worden, welches man für ein Meerweib hielt; da Kopf und die Brust ganz sichtbar waren, so konnte man diese als Theile eines vollkommen ausgewachsenen jungen Weibes unterscheiden. Die Brüste waren ganz ausgebildet, die Arme länger als beim menschlichen Körper und die Augen etwas kleiner; wenn die Wellen das Haar, welches seegrün schillerte, über das Gesicht hinwarfen, so schlugen es die Hände sogleich wieder zurück, die Haut war von blaßrother Farbe.
Obgleich dieses Wesen von mehreren Personen fast anderthalb Stunden lang in der Entfernung von 20 Schritten beobachtet ward, so ließ es sich doch schlechterdings nicht stören. Es ward von vier oder fünf höchst zuverlässigen Personen gesehen.
Hier liegt im zitierten Buch ein Tippfehler vor – die Sichtung (es handelte sich um eine ganze Serie von Beobachtungen durch ernsthafte und gewissenhafte Augenzeugen) ereignete sich im Mai 1809, nicht 1609.
Einen wissenschaftlichen Aufsatz über diese Ereignisse findet man hier als pdf.

Sichtung am Ärmelkanal
In der Kentischen Zeitung legt ein gewisser Joupier einen weitläufigen Bericht über ein Meerweib oder eine Sirene ab, die er vereint mit einer ganzen Gesellschaft auf einer Lustfahrt am 7. September 1812 südöstlich von Egmont [Exmouth] erblickte. Ein sonderbarer Gesang, gleich den Tönen einer Aeolsharfe, machte die Gesellschaft auf das Seegeschöpf aufmerksam. Ein Schiffer warf dieser Sirene ein Stück eines gekochten Fisches zu, welches sie aß, während welcher Zeit die Gesellschaft dieselbe mit Muße betrachten konnte.
Der ovale Kopf bis zum Kinn glich in etwas dem eines Seekalbes, hatte aber viel Sanftes und Interessantes in seinen Zügen. Das Hinterhaupt war mit Haaren bedeckt, der vordere Körper schien deren auch, aber äußerst glatt und fein, zu haben, und seine Fleischfarbe führte wahrscheinlich zu der Idee, daß der Körper der Sirene ein menschlicher wäre.
Anzeige | Vom gleichen Autor:
Eine tolle Replika einer tollen ReiserzählungAnders als die meisten Neudrucke ist dieses Werk kein neu gesetztes und interpretiertes Buch, sondern eine echte Reproduktion des Manuskriptes. Eine Nachbildung mit allen Stärken und Schwächen des Originals, von unsauberer Schrift bis Wasser- und Brandflecken: „Die Inseln Des Indischen Und Stillen Meeres: Reise Eines Holländischen Arztes Und Naturforschers Von Java Uber Timor, Die Molucken, Neu-Guinea Und … Und Zurück Nach Batavia: Ein Natur- Und…“ lohnt zu lesen und zu entdecken. Leider ist es auch antiquarisch schwer zu bekommen.
Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website. |
Die beiden Arme endigten sich in Hände, welche vier durch eine Schwimmhaut verbundene Finger hatten. Die Sirene bediente sich ihrer Arme mit vieler Leichtigkeit, und ihre Bewegungen waren reizend. Von der Mitte des Leibes verwandelte sich derselbe in einen Fischschwanz, der mit glänzenden Schuppen bedeckt war, der Hinterleib trug gleichfalls kleine fleischfarbige, wie Federn über einander liegende Schuppen. Die Länge des Thieres vom Kopfe bis zum Schwanze konnte ungefähr fünf Fuß messen. Man hat diese Sirene auch zu Torkay [Torquay] gesehen.‘“ (S. 295f.)

Wir lesen weitere Sichtungen, etwa vom irischen Connemara und vom September 1815 von der schottische Insel Mayee (S. 294, es ist wohl Tiree gemeint). Dazu kommen weitere Meldungen aus Skandinavien.
Aber auch einen bisher völlig unbekannten Seeschlangenbericht enthält dieses Kapitel: „im Adriatischen Meer ward ein Meerwurm gefangen – 1624 – von 36 Fuß [11 m] Länge, mit einem Felle über dem Kopf, das man einer Mönchskappe verglich.“ (S. 298)
Sind das Belege für Kryptozoologen?
Kryptozoologen betrachten Augenzeugenberichte gern als Belege für die Existenz eines unbekannten Tieres. Augenzeugen für das Vorhandensein von Meermenschen gibt es mehr als genug – mehr als für die meisten Kryptiden, an deren realer Existenz viele Kryptozoologen hängen.
Quelle:
Vollmer, Carl Gottfried Wilhelm, 1837: „Das Meer, seine Bewohner und seine Wunder: Seitenstück zu K. F. V. Hoffmann’s Erde und ihre Bewohner“, Band 2, Weise. S. 292–299, zitiert nach Google Books.