Freitagnacht-Kryptos: die Hornschlange

Die Hornviper ist eine mythische Schlange des Inneren Nordamerikas. Sie nimmt in etwa die Stelle ein, die in den Alpen der Tatzelwurm innehält – halb gefürchtet, halb verlacht. Sie steht in einem größeren Umfeld mit z.B. der Reifenschlange, die ihren Schwanz in den Mund nimmt und so, als Reifen, Abhänge herabrollt (das ist das uralte symbolische Bild der Weltschlange Ouroboros). Die Hornviper soll einer Klapperschlange gleichen, statt einer Klapper aber ein großes Horn am Schwanzende aufweisen. Ausführlich hat Willy Ley darüber in „Drachen, Riesen, Rätseltiere“ berichtet.

 

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Drachen, Riesen, Rätseltiere

Mit „Drachen, Riesen, Rätseltiere“ hat Willy Ley einen der ersten deutschsprachigen Klassiker der Kryptozoologie geschaffen. Wie häufig bei wegbereitenden Büchern war die Auflage klein und fand zu „Lebzeiten“ wenig Beachtung. Erst durch die Nachfolger, denen sie die Türen geöffnet hat, wurde ihre wahre Bedeutung bekannt.

 

Auch der Autor selber ist eine schillernde Persönlichkeit. Er hatte sich nicht nur der Kryptozoologie, sondern auch der Raumfahrt verschrieben – und tatsächlich mit  Wernher von Braun mehrere Standardwerke publiziert. Gleichzeitig war er einer der meistgelesenen Wissenschaftsautoren in der Science-Fiktion-Szene. Erst sein Kontakt zu Walt Disney ermöglichte es Wernher von Braun genug Öffentlichkeit für sein „Mensch im Weltraum“-Projekt zu erzeugen.

 

Drachen. Riesen, Rätseltiere ist 1956 bei der Frankh’schen Verlagsbuchhandlung erschienen und natürlich nur noch antiquarisch erhältlich. Aufgrund der Seltenheit und der hohen Qualität mit Ledereinband und Goldprägedruck zahlen Bibliophile Liebhaberpreise.

 

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Auch der deutsche Reisende Maximilian Prinz zu Wied weiß in seinem Buch „Reise in das Innere Nord-America in den Jahren 1833 bis 1834“ auf S. 177 davon zu berichten:

 

Am Wabash:

Die sogenannte Hornschlange, welche ein Horn oder einen Stachel am Schwanzende habe, nehme diesen in den Mund und rolle gleich einem Reife fort, komme sie alsdann bei einem Baume vorbei, so stosse sie den Stachel in denselben, worauf der Stamm immer absterben müsse.

Herrn Thomas Say wurde einst angekündigt, es sey ein Pflanzer mit einer solchen Schlange angekommen, der das Gesagte beweisen wolle. Man liess den Mann hereintreten, und fand nun, dass er das Schwanzende eines Ophisaurus ventralis wohl eingewickelt bei sich trug. Herr Say warf nun die Frage auf, ob er sterben müsse, wenn er dieses Schwanzende der Schlange mit einem Blute in Berührung bringe?“ und die Antwort war ‚unbezweifelt!‘ Jetzt verwundete Say seine Haut und bohrte mit der Hornspitze darin umher, starb aber nicht, und der Betrüger, der die Wirkung des Stachels selbst gesehn zu haben behauptete, entschuldigte sich damit, dass er die Schuld auf seinen Nachbar schob, von welchem er die Schlange erhalten habe.

 

Schlange

 

Die meisten Menschen glauben hier, dass die giftigen Schlangen mit Zunge und Schwanz zugleich stechen, dass sie Thiere bezaubern, eine alte, längst widerlegte Fabel, die aber doch von Zeit zu Zeit in americanischen Journalen wieder aufgewärmt wird, und dergleichen mehr. Hat doch neuerdings ein gewisser Beobachter der Natur die Klapperschlangen auf Bäume steigen lassen, welches ebenso wohl eine Fabel ist.

 

 

 

 

Der Wabash ist ein rund 760 Kilometer langer nördlicher Zufluss des Ohio und bildet die Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Illinois und Indiana.

 

Wabash
Wabash River, ein idyllischer Ort


Links

Foto:

Quelle: Das Buch ist komplett zu finden unter https://www.zobodat.at/pdf/MON-ALLGEMEIN_0169_0001-0653.pdf und enthält zusätzlich Angaben über Sichtungen von Seeschlangen bei Boston.