Es gibt mehrere Spezies von Meerfrauen – eine davon ist die Marmäle, die der norwegische Bischof Erik Pontoppidan 1754 in seinem Monumentalwerk „Versuch einer Natürlichen Historie von Norwegen“ (S. 367–368) wie folgt beschreibt:

Die Marmäle ist den Fischern wohl bekannt
Das zuvor bemerkte Marmäle, oder wie einige nennen, Marmäte[,] gehört auch zu eben dieser Klasse, und ob ich es schon nicht für ein Junges oder für die Brut der Havstrambe ausgeben darf, so kann es doch inzwischen dafür angesehen werden, insonderheit weil dieses Thier, das oft an den Angeln gefangen wird, und den meisten Fischern wohl bekannt ist, von verschiedener Grösse gefunden wird. Einige beschreiben es als ein Kind von einem halben Jahre, andere von einem Jahre, und noch andere von drey Jahren.
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Wo kommt das Wissen Pontoppidans her?Woraus bestand Wissen in einer norwegischen Naturgeschichte des 18. Jahrhunderts und wie präsentierte es sich zu dieser Zeit? Daher liegt nahe, dabei von einem relativ weit gefassten Wissensbegriff auszugehen. Dieser ist dann abhängig vom jeweiligen historischen und kulturellen Kontext. Er umfasst sowohl objektivierte Wissensformen, Wissen, das basierend auf wissenschaftlichen Methoden des 18. Jahrhunderts zu ,wahrem Wissen erklärt wird, als auch verschiedene Formen von Allgemeinwissen dieser Zeit.
Wissensspuren: Generierung, Ordnung und Inszenierung von Wissen in Erik Pontoppidans Norges naturlige Historie 1752/53 (Beiträge zur nordischen Philologie) ist 2011 bei A. Francke als Taschenbuch und fürs Kindle erschienen und hat 304 Seiten.
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Erst neulich wurde eine Marmäle gefangen
Von dieser letztern Grösse ist neulich eins im Kirchspiele Sellöe gefangen worden; dessen Obertheil war einem wohlgeschaffenen Kinde ähnlich, das übrige aber einem Fische. Man warf es sogleich wieder in die See. Zuweilen nehmen es die Bauern mit nach Hause, da sie ihm denn Milch zu trinken geben, welche es nicht verschmähet; allein die Augen drehet es im Kopf wunderlich herum, gleichsam als aus Neubegierde, und sich nach den ihm unbekannten Dingen umzusehen.

Diejenigen, die es wagen, es mit nach Hause zu nehmen, thun es in Hoffnung eine Weissagung von künftigen Dingen von ihm zu hören. Allein länger als vier und zwanzig Stunden dürfen sie es nicht bey sich behalten, und alsdann halten sie sich für verpflichtet, hinaus in die See zu rudern, und das Marmäle auf eben derselben Stelle, wo sie es bekommen haben, wieder in die See zu setzen.“
Quelle:
Pontoppidan, Erik: Versuch einer Natürlichen Historie von Norwegen. Zweiter Teil. Kopenhagen: Franz Christian Mumme 1754