Noch im 19. Jahrhundert wussten die Bauern dass Schwalben in eine Winterstarre fielen und im Schlamm auf dem Grunde von Teichen überwinterten. Oft meldeten Zeitungen, dass man mit Netzen solche schlafenden Schwalben aus dem Schlamm vom Seegrund gefischt habe. Woher die Vorstellung – die die moderne Zoologie ablehnt –stammt, weiß man nicht, es zeigt nur erneut, dass selbst durch viele Augenzeugenberichte verbürgte naturkundliche Kenntnisse falsch sein können.
Etwas weniger galant formulierte das ein vogelkundliches Lehrbuch bereits 1820:
„Die Natur statte sie vor allen anderen ganz vorzüglich mit den besten Flugwerkzeugen dazu aus, und es ist kein einziger Grund vorhanden, dem alten Mährchen vom Winterschlafe derselben in unsern Sümpfen, im Schlamm der Teiche u.s.w. nur einigen Glauben beizumessen. Es bleibt aber immer höchst sonderbar, wie sich diese Sage so sehr verbreiten und so lange erhalten konnte, da der Beispiele von aufgefundenen Schwalben in Sümpfen oder in Höhlen, die den Winterschlaf derselben beweisen sollen, so sehr wenige sind, und diese Angaben insgesammt von Leuten herrühren, die nicht geschickt waren, richtig zu beobachten, weil es ihnen durchaus an naturhistorischen Kenntnissen fehlte.
Olaus Magnus Darstellung der Fanges von überwinternden Schwalben mit Netzen
Wie schwer es hält, öfters beim besten Willen selbst dem mit den nöthigen Kenntnissen versehenen Naturfreunde hält, Beobachtungen in der Natur anzustellen und ein richtiges Ergebnis daraus zu ziehen, weiss der praktische Naturforscher nur zu gut, als dass er, wie in dieser Sache ihm wohl zugeschrieben ist, seine Angaben auf die Beobachtungen kenntnisloser Leute stützen sollte. Er können sich wohl im Herbste ermattete junge Schwalben von später Brut bei rauher Witterung, unter die Ufer kriechen und dort erstarrt hervorgezogen und in warmer Stube wieder ins Leben gebracht werden, wenn sie vielleicht vor noch nicht langer Zeit in jene Erstarrung verfallen waren. […] Noch wird sich aber kein einziger wahrer Naturforscher rühmen können, selbst gesehen zu haben, daß eine erstarrte Schwalbe im Winter aus dem Schlamme gezogen wurde, die nachher wieder aufgelebt wäre.
Es gibt ja in unsern Zeiten der Naturliebhaber und Naturforscher so viele, daß diese Sache, wenn irgend etwas Wahres daran wäre, längst im klaren sein müßte. Ich meinesteils halte es für ganz überflüssig, hier noch viel darüber zu sagen, da der Gegenstand in mehreren Werken bis zum Ekel erschöpft ist und jeder würdige Forscher mit mir einverstanden sein wird, dass der Winterschlaf der Schwalben nichts als ein Märchen sei.“
Der Text ist zitiert nach A. Naumann, J.F. Naumann, C.R. Hennicke: Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. I. Band. Gera: Köhler 1905, Seite 96–97 (überarbeite Ausgabe der Originalausgabe Johann Andreas Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, nach eigenen Erfahrungen entworfen, Band 1, Ernst Fleischer, 1820, dort S. 87
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