Wir lesen in der „Unterhaltungs-Beilage“ des „Karlsruher Tagblatt“ am 19. Juli 1922 (fast auf den Tag genau vor 100 Jahren!) auf S. 1 in einem Bericht über einen Riesenkalmar:

„So wurde im September 1921 an der Küste von Mozambique bei Beira ein derartiger Seeriese angeschwemmt. Unter den Eingeborenen in der Nähe von Beira gingen plötzlich seltsame Gerüchte um, daß eine ungeheuere Seeschlange an der Küste entlang getrieben worden sei mit einem Kopf, so groß wie der obere Teil des Leuchtturmes von Makuti, und mit 5 Armen, so lang und dick wie die wilden Palmen an der Küste.
Der portugiesische Resident begab sich an die Küste, wo er ungefähr 20 Kaffern damit beschäftigt fand, in der Sonnenglut und inmitten eines höllischen Gestankes mit Aexten einzelne Stücke von einer riesigen, roten und braunen Gallertmasse loszuhacken, die im Sand eingebettet lag und der Axt wie Gummi widerstand. Die Masse erwies sich als das hintere Rumpfstück des Tieres, war noch 6 Meter lang, 3 Meter breit, 1,20 Meter hoch und wog schätzungsweise 6–8 Tonnen.
Das Fleisch war fett- und knochenlos; während es zerhackt wurde, tröpfelten kleine Ströme blassen Blutes herab. Die Zerlegung des Körpers durch die Kaffern dauerte 12 Tage.
Einzelne Kaffern hatten das ganze Tier gesehen, als es an der Küste entlang getrieben war; sie gaben an, daß ein Dampfer es entzwei schnitt. Durch Ausstecken von Stäben versuchte der Resident, die Länge des ganzen Tieres festzustellen; doch schwankten die Angaben der Eingeborenen zwischen 30 und 50 Meter. Daß riesige Tintenfische in jenen Gewässern leben, war bisher schon bekannt.“
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Richard Ellis: The search for the giant squidDas Meer birgt viele Geheimnisse, und zu den beständigsten gehören Riesenkalmare der Gattung Architeuthis. Über diesen Tintenfisch, der in der klassischen Mythologie als „Krake“ bekannt ist, wissen wir wenig, außer dass der ozeanografische Autor Richard Ellis feststellt, dass „er gelegentlich an Land gespült wird – und wenn das passiert, wissen wir nicht warum.“ Einige dieser seltsamen Kreaturen, bemerkt Ellis, sind 60 Fuß lang, kannibalisch und offensichtlich wild. Sie haben die größten Augen aller Tiere auf dem Planeten, nützlich, um in der tintenschwarzen Dunkelheit der Tiefsee zu sehen. Riesenkalmare gehören nicht zu den Tieren, denen man am Kontinentalschelf begegnen möchte. Das hat sogar Ian Fleming in „Doctor No“ deutlich gemacht, als Superspion James Bond ein solches, unangenehmes Treffen hatte. Aber dank Ellis‘ gut recherchiertem Bericht sind Riesenkalmare das perfekte Thema für Sessel-Kryptozoologen. Er erzählt Ihnen so ziemlich alles, was Sie über Riesenkalmare wissen möchten, von den Biologen, Entdeckern und Kryptozoologen, die ihn Jahrhunderte lang gejagt haben.
The Search for the Giant Squid ist als gebundene Ausgabe oder Taschenbuch erhältlich, leider nur noch antiquarisch. für gute Exemplare zahlt man ca. 20 bzw. 50 Euro.
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Anmerkungen des Autors:
Der Name Kaffer ist natürlich ein von europäischen Imperialisten gebrauchter, abwertender Name für südafrikanische Menschen, zunächst nur für die Xhosa, dann für die anderen Bantu-Nationen. Er ist rassistisch und sollte heute nicht mehr verwendet werden.
Der Fall selbst ist bei Ellis („Riesenkraken der Tiefsee“) nicht aufgeführt. Bernard Heuvelmans („In the Wake of the Sea-Serpents“, S. 73) kennt aus der Zeit nur einen Fund – einen Riesenkraken aus Baven-on-Sea, Margate, Natal. Südafrika, vom Oktober 1924, etwa 1000 km südlich.