Kryptozoologische Presseschau 13/2021

Lesedauer: etwa 20 Minuten
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Einen wunderschönen Sonntag wünschen wir euch, liebe Leserinnen und Leser,

 

die Sonne kommt raus, die Corona-Inzidenz sinkt, draußen ist wieder eine Menge los, man könnte fast meinen, die Normalität ist wieder eingekehrt. Ein Teil auf den Weg zur Normalität ist sicher auch die vorgestern gestartet Fußball-Europameisterschaft. Hoffentlich bleiben die Leute im Biergarten, beim Public Viewing oder zuhause vor dem Fernseher vernünftig.

 

Unsere immer etwas misstrauisch betrachteten Freunde aus den Grenzwissenschaften sind derzeit mit den Veröffentlichungen der US Luftwaffe zum Thema UFOs beinahe ausgelastet. Wir haben das vor allem im Umgang mit anderen Meldungen deutlich gemerkt: Aus dieser Ecke kam in den vergangenen 14 Tagen nahezu nichts, obwohl einige Meldungen durchaus auch in dieser Gruppe Potenzial hätten. So spielen diese Woche große Wasserbewohner eine gewichtige Rolle. Wale sind direkt mehrfach vertreten, aber auch der gewaltige Hai Otodus megalodon macht wieder mal Schlagzeilen: Eine neue Studie will belegen können, dass er doch größer sein könnte, als die letzten Studien annahmen. Wie die meisten anderen Studien, die zu diesem Thema veröffentlicht wurden, sollte man auch diese Studie mit Vorsicht genießen. Dazu gibt es sicher eine Debatte, die wir gerne verfolgen.

 

Am vergangenen Wochenende durfte ich ein Interview für ein Studentenmagazin der Uni Heidelberg geben. Die Interviewerin, eine Studentin, wollte von mir unter anderem wissen, wie wir in der Kryptozoologie Berichte verifizieren und was ich von der These halte, Reptiloiden hätten unsere Politiker ersetzt.
Ihr könnt euch vorstellen, es gab einige interessante Punkte zu diskutieren.

 

Falls das Interview veröffentlicht wird, verlinke ich es gerne. Noch ist es nicht online.

 

Dennoch oder deswegen: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!

 

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser

 

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Heimische Tiere – Vögel …

 

Ulrich Völkel ist als Autor für mehrere Bücher über geheimnisvolle Namen, Heilwirkung und Mythos heimischer Pflanzen bekannt. Nun hat er sich bei den Vögeln umgesehen und auch dort geheimnisvolle Namen, seltsame Geschichten und spannende Zufälle ausgegraben. (mehr hier)

 

Heimische Tiere – Vögel: Geheimnisvolle Namen, Leben und Mythos (Heimische Pflanzen: Geheimnisvolle Namen, Heilwirkung und Mythos) ist 2012 im Rhino-Verlag als gebundenes Buch erschienen. Es hat 208 Seiten in deutscher Sprache voller Überraschungen und toller Bilder.

 

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Die Meldungen im Einzelnen:

Bartgeier in den deutschen Alpen ausgesetzt

Im Nationalpark Berchtesgaden haben Naturschützer zwei junge, weibliche Bartgeier ausgesetzt.  Etwa 90 Tage sind sie alt, ihre neue Heimat beschränkt sich noch auf eine 20 m breite und 6 m tiefe Nische unter einem Übergang, hoch über dem Königssee. Die noch nicht ganz flüggen Tiere wurden in künstlichen Nestern mit etwas Futter und Wasser zurückgelassen, aber unter Betreuung und Beobachtung: der LBV hat eine Webcam geschaltet.

 

Bartgeier
Adulter Bartgeier

 

Die mächtigen Vögel sind Teil eines seit 1986 laufenden Wiederansiedlungsprojektes. Der Bartgeier, einer der größten fliegenden Vögel überhaupt, war in den Alpen ausgerottet, die Tiere zur Wiederansiedlung stammen ursprünglich aus Spanien. Seit 1986 wurden 230 Bartgeier in den Alpen ausgewildert, mit einer hohen Erfolgsquote. Das erste Jahr überleben 88%, das zweite sogar 92%. Danach sinkt die Quote, denn in den Alpen wird vielerorts noch mit bleihaltiger Munition gejagt. Geier und andere große Greifvögel nehmen Bleikugeln aus Kadavern auf und vergiften sich schleichend damit. Im Alpenraum sterben 30% aller Bartgeier vorzeitig an Bleivergiftung, in Österreich sogar 50%. Die Berchtesgadener Jägerschaft hat zur Unterstützung des Projektes auf „bleifrei“ umgestellt.

 

bartgeier im Flug
Hoffentlich wird dieses Bild auch in den deutschen Alpen wieder zu sehen sein: Bartgeier im Flug by Fabio Usvardi

 

Derzeit bekommen die beiden Geier noch andere Hilfe. Täglich im Morgengrauen klettert ein Betreuer zur Nestnische und versorgt die noch schlafenden Tiere mit Futter. Drei bis vier Wochen wird es noch dauern, dann starten sie ihre ersten Flugversuche.

 

Sie werden abwandern – und hoffentlich wiederkommen

Bis in den Oktober hinein bekommen die Bartgeier noch regelmäßige Futtergaben, meist auf Geröllfeldern und Felsplatten. Dabei fressen Bartgeier vor allem Knochen. Sie sind die letzten der großen Aasfresser an einem Kadaver und bevorzugen das, was andere übrig lassen. Mit Schnabel und Krallen können sie keine anderen Tiere töten.

Im Herbst werden die beiden Weibchen vermutlich das Weite suchen und durch den gesamten Alpenraum ziehen. Vielleicht erinnern sie sich in fünf bis sechs Jahren an die Berchtesgadener Alpen, wenn sie selbst Familien gründen.

 

Übrigens: Die Presse meldet sie als die ersten Bartgeier in Deutschland seit 140 Jahren. Das sind sie nicht. In den letzten Jahren waren im Westallgäu, im Gebiet der Zugspitze immer wieder Jungtiere zu beobachten, die allerdings nicht lange blieben.

 

Quelle: LBV


Florida-Manatis in Problemen

Bis zum 21. Mai sind 2021 bereits mindestens 749 Manatis gestorben (ca. 9% der Population!), teilte die Florida Fish and Wildlife Conservation Commission mit. Sie nannte das ein ungewöhnliches Sterbe-Ereignis.

 

Manati
Die Florida-Manatis haben mit vielen Problemen zu kämpfen.

 

Dieses Massensterben kam alles andere als unerwartet. „Manatis sind eine Wächterart“, sagt Patrick Rose, Vorsitzender des Save the Manatees Club, der seit 40 Jahren die Manatis zu schützen versucht. „Sie warnen uns, was uns erwartet, wenn wir unseren Job nicht besser machen. Wenn uns das nicht gelingt, werden wir unter den Folgen leiden.“ Florida ist der am drittstärksten bevölkerte US-Bundesstaat, und die Folgen sind überall sichtbar. Red Tide ist an den Stränden ein bekanntes Phänomen, ebenso verschieben sich die Grenzen von Süß- und Seewasser in den Everglades durch Baumaßnahmen ständig – was zum Absterben ganzer Landstriche führt.

 

Die Manatis haben mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen. Mit dem Abwasser aus den wachsenden Siedlungen und der Landwirtschaft gelangen Dünger, Mikroplastik und andere giftige Chemikalien in die Lebensräume. Die Folge ist leider oft eine Algenblüte. Selbst wenn es nicht immer giftige Blaualgen sind, beschatten Algenrasen das für die Manatis wichtige Seegras – es geht ein. Die überlebenden Bestände laufen dann Gefahr, überweidet zu werden – schließlich müssen die Manatis ja etwas fressen.
Der Klimawandel macht sich auch in Form von steigenden Wassertemperaturen bemerkbar. Algen können sich hier schneller anpassen als das Seegras, mit den bekannten Folgen. Die Manatis wandern nach Norden aus, wo es kühler ist – mit der Folge, dass sie mehr Energie verbrauchen.

 

Weiteres weiß MSN / CNN


Grauwal stellt neuen Streckenrekord auf

Eigentlich ist die Meldung fast ein alter Hut. 2013 beobachteten Umweltschützer vor Namibia einen Grauwal. Grauwale leben heute nur noch vor der Westküste Nordamerikas und in einer kleinen Population vor Kamtschatka, also buchstäblich am anderen Ende der Welt. Jetzt haben sie in „Biology Letters“ eine genetische Analyse veröffentlicht, die kaum – oder doch? – Überraschendes zu Tage brachte: Das Tier gehört zur Population aus dem Nord-Pazifik. „Wir kennen nicht die Art der Migration, aber es könnte sowohl ein zufälliger Wanderer wie auch eine absichtliche Migration sein, die durch die nun offene Passage in die Arktis ermöglicht wurde“, erklärte Rus Hoelzel, Mitautor des Papers.

 

Gtauwal
Ein Grauwal vor Kalifornien (Beispielbild)

 

Das Auftauchen eines Grauwals im Mittelmeer in diesem Jahr lässt die Idee einer absichtlichen Wanderung durch die Nordwest-Passage wahrscheinlicher erscheinen. Wir berichteten vor 14 Tagen darüber.

 

Der Grauwal vor Namibia ist damit 27.000 km von zuhause entfernt. Das ist die längste jemals bekannte Wanderung eines im Wasser lebenden Wirbeltieres.

 

DOI: https://doi.org/10.1098/rsbl.2021.0136


Buckelwal soll Fischer verschluckt haben

Michael Packard aus Provincetown im US-Bundesstaat Massachusetts behauptet, ein Buckelwal habe versucht, ihn zu fressen. Er habe nach Hummern getaucht, als der Vorfall passiert. In einem Interview, das er dem Lokalsender CBSN Boston gab, sagte er, er habe sich in etwa 13 m Tiefe befunden, als er einen heftigen Ruck verspürte und alles schwarz wurde. Zuerst habe er an einen Haiangriff gedacht, aber er habe keine Zähne bemerkt und keine starken Schmerzen gehabt.

„Da hab ich realisiert, oh mein Gott, ich bin im Maul eines Wales und er versucht mich zu verschlucken“, sagte Packard dem Sender.

 

Buckelwale
Zwei Buckelwale

 

Der Wal sei dann mit ihm an die Oberfläche geschwommen und habe ihn ausgespuckt, so Packard weiter. „Ich wurde in die Luft geworfen und bin im Wasser gelandet.“

 

Das Ganze wäre einfach als Seemannsgarn abzutun, gäbe es nicht einen Zeugen; Josiah Mayo war in der Gegend unterwegs und hat sie Sache beobachtet. Nachdem er die Rettungskräfte alarmiert hatte, half er Packard aus dem Wasser. Mayo ist der Sohn eines Forschers und Experten für Wale am Center for Coastal Studies in Provincetown. „Ich kenne die beteiligten Personen (…) also habe ich allen Grund zu glauben, dass das, was sie sagen, wahr ist“, sagte die Direktorin für Buckelwalstudien des Forschungszentrums, Jooke Robbins, der Nachrichtenagentur AFP.

 

Robbins warnt: Nach der Pandemie-Pause läuft überall im Nordosten der USA der Tourismus wieder an. Daher sei es wichtig, sich im Wasser bewusst zu machen, dass die Wale da sind. „Wenn Sie einen Wal sehen, halten Sie Abstand. Es ist wirklich wichtig, den Walen Raum zu geben.“


Forscher können 24.000 Jahre altes Rädertierchen wiederbeleben

Russischen Wissenschaftlern ist es gelungen, ein Rädertierchen aus einer Probe Permafrostbodens wieder zu beleben und zur Vermehrung anzuregen. Das Rädertierchen schlummerte dabei 24.000 Jahre im Kälteschlaf. Rädertierchen gehören zu den Vielzellern und sind mit den Fadenwürmern (Nematodes) verwandt. Sie leben in Gewässern und werden häufig zu den „Infusorien“ gezählt. Sie haben die Fähigkeit, sich einzukapseln und lange, ungünstige Zeiträume zu überdauern.

 

Permafrost-Schichten am Ufer eines Flusses in Yakutien, man beachte den Mann am oberen Bildrand! (Foto: Luke Griswold-Tergis)

 

Die Proben wurden im Mittellauf des Alazeya-Flusses im Nordosten Sibiriens (Russische Föderation, 69,338889° N, 154,996944° E) in einer Tiefe von 3,5 m unter der Erdoberfläche entnommen. Dabei verwendeten die Forscher Kernextraktions- und Probenverarbeitungstechniken die eine Kontamination von oben verhinderten. Der Kern enthielt einen Eis-Lehm-Komplex aus der spätpleistozänen Yedoma-Formation. Diese Sedimentschichten sind nach ihrer Ablagerung relativ schnell gefroren und nie aufgeschmolzen.

 

Somit waren die isolierten Mikroben wahrscheinlich gleichzeitig mit den mit Radiokarbon datierten organischen Stoffen im Permafrost gefangen. Die Beschleuniger-Massenspektrometrie (AMS)-Analyse datierte das Material auf 23.960–24.485 Jahre.

 

Anfangskulturen aus dem Permafrostkern wurden etwa einen Monat lang gepflegt und enthielten neben anderen mikroskopischen Organismen zahlreiche lebende Rädertierchen. Die Wissenschaftler legten mehrere sekundäre Rädertierchenkulturen an. Jede entstand aus einem einzelnen Individuum, da sich Rädertierchen der Familie Bdelloida durch obligate Parthenogenese vermehren.

 

Rädertierchen
Ein Rädertierchen aus der Kultur. Foto: Michael Plewka

 

Morphologisch gehört das alte Rädertierchen in die Gattung Adineta. Die Wissenschaftler verglichen die COX1-Gensequenzen von drei Individuen aus der GenBank und verfügbaren COX1-Sequenzen zeitgenössischer Adineta-Arten.

 

Die molekulare phylogenetische Analyse bestätigte die morphologische Bestimmung und zeigte, dass die Rädertierchen eine „neue“ Art des kryptischen Artenkomplexes Adineta vaga darstellt.

 


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Die weissen Steine

Ein greller Lichtblitz setzt der Klassenfahrt der 10b ein jähes Ende. Aus voller Fahrt rast ihr Bus gegen einen Baum. Der Busfahrer stirbt beim Aufprall, die beiden Lehrer werden schwer verletzt. Doch das Merkwürdigste: Die Landschaft hat sich verändert. Tropische Pflanzen, exotische Vögel und die sommerliche Wärme lassen keinen Zweifel, dass sich die Klasse nicht mehr in Deutschland befindet.

 

Bald schon machen die Schüler Bekanntschaft mit mächtigen Kreaturen der Urzeit. Was sie indes nicht ahnen: Mit ihnen ist auch Captain John Coleman von der US Army 66 Millionen Jahre in die Vergangenheit katapultiert worden.

 

Die Weißen Steine – Neue Alte Welt: Zeitreise in die Welt der Dinosaurier stammt von unserem Autor Markus Kretschmer und ist 2021 in der zweiten Auflage erschienen. Es ist als gebundenes Buch, Taschenbuch und für den Kindle erhältlich.

 

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Neue Studie zum Megalodon

Trotz über hundertjähriger Forschung wird noch immer über die Größe von Otodus megalodon diskutiert. Der Weiße Hai Carcharodon carcharias gilt als das beste lebende ökologische Analogon zum ausgestorbenen Megalodon und war die Grundlage für alle bisherigen Körperlängenschätzungen. Die am häufigsten angewandte Methode zur Schätzung der Körpergröße von O. megalodon basierte auf einer linearen Beziehung zwischen der Zahnkronenhöhe und der Gesamtkörperlänge bei C. carcharias.

 

Megalodon
Darstellung des Megalodon durch einen Paläoartist nach modernen Erkenntnissen.

 

Bei Anwendung dieser Methode auf ein assoziiertes Gebiss von O. megalodon (UF-VP-311000) reichten die Schätzungen für dieses einzelne Individuum jedoch von 11,4 bis 41,1 m. Diese stark variablen Schätzungen zeigten ein deutliches Muster, bei dem Frontzähne zu niedrigeren Schätzungen führten als Seitenzähne. Folglich können frühere paläoökologische Analysen, die auf Schätzungen der Körpergröße von O. megalodon basieren, Fehlinterpretationen unterliegen.

 

Die Wissenschaftler haben mit ihrer Studie eine neuartige Methode beschrieben, die auf der summierten Kronenbreite assoziierter fossiler Zähne basiert, die die mit verschiedenen Zahnstellungen verbundene Variabilität mildert. Die Methode geht von einer direkten Proportionalität zwischen dem Verhältnis von summierter Kronenbreite zu Körperlänge bei ökologisch und taxonomisch verwandten fossilen und modernen Arten aus.

 

Megalodon-Zahn aus South Carolina
Megalodon-Zahn aus South Carolina, USA; Foto: Gery Parent

 

 

Die Gesamtkörperlänge wurde von 11 Individuen geschätzt, die fünf lamniforme Arten repräsentieren: Otodus megalodon, Otodus chubutensis, Carcharodon carcharias, Carcharodon hubbelli und Carcharodon hastalis. Die Methode wurde für den größten bekannten isolierten oberen Zahn von O. megalodon extrapoliert, was zu einer geschätzten maximalen Körperlänge von 20 m führte.

 

Die Studie ist in Palaeo Electronica erschienen: https://doi.org/10.26879/1140


Großteil des Plastiks in den Meeren ist Wohlstandsmüll

 

Plastikmüll am Strand
Ein Großteil des Plastikmülls in den Meeren ist Verpackung für Essen und Trinken „to go“.

 

Im Jahr gelangen zwischen 307.000.000 und 925.000.000 größere Müllteilchen (> 2,5 cm) nur aus europäischen Flüssen ins Meer. Das ist eine unglaublich große Zahl. Doch 80% vom weltweit in die Meere gespülten Mülls dieser Größenklasse besteht aus Plastik, und davon wiederum das meiste stammt von Essen-  und Getränkeverpackungen zum Mitnehmen.

Dies ist das Ergebnis zweier unabhängiger, aber sich ergänzender Untersuchungen.


Verschollener Vogel in Venezuela wieder beobachtet

Urich-Tyrann (Phyllomyias urichi) heißt er, ein großer Name für einen kleinen grünlich grauen Vogel, der sehr unauffällig daher kommt. Die Art ist endemisch in der Turimiquire-Region im Nordosten Venezuelas.

 

Urich Tyrann
Wirklich auffällig ist er nicht, der Urich-Tyrann. Foto: David Ascanio am 11.5.2021

 

Seit seiner Erstbeschreibung 1899 ist dies der vierte wissenschaftliche Nachweis: Nach einer Sichtung in den 1940ern ab es einen Bericht von 2005. Jetzt konnten Ornithologen von der American Bird Conservancy und dem Cornell University’s Lab of Ornithology Fotos und Tonaufnahmen anfertigen.

 

„Der Urich-Tyrann war eine von nur 16 Vogelarten in Südamerika, von denen in den letzten 10 Jahren niemand einen Bericht in der eBird-Database erstattet hat. Daher stach er als eine der am wenigsten bekannten Arten des Kontinents hervor“, sagte Dr. John Mittermeier, Direktor des Ausschusses für bedrohte Arten der American Bird Conservancy.

 

Weiteres weiß die SciNews


Zwei Grasmückenarten aus Tanzania beschrieben

Ein internationales Team von Ornithologen hat zwei Grasmückenarten der Gattung Cisticola beschrieben. Grundlage hierzu waren Museumsexemplare, die vor einem halben Jahrhundert in Tansania gesammelt wurden.

 

„Die Identifikation (der Cisticola-Arten, d.Red.) ist für professionelle wie Amateurornithologen schwierig, weil sie eine kryptische Zeichnung tragen, ihr Federkleid saisonal verändern und oft über unzusammenhängende Verbreitung verfügen.“, so Lars Dinesen von der Uni in Kopenhagen. Beide neu beschriebenen Cisticola-Arten sind endemisch in den Marschländern der Kilombero-Flussebene im Südwesten Tansanias.

 

Die Präsenz zweier unbeschriebener Grasmücken in den Marschen der Kilombero-Flussebene ist seit den 1980ern bekannt. Die mutmaßlich neuen Arten werden bereits in Feld-Führern afrikanischer Vögel abgebildet, wenn auch ohne formalen Namen.“, erklärt Dinesen weiter. „Die kombinierten Beweise aus Genetik, Morphologe und Bioakustik reichten aus, um die beiden Arten als getrennte Arten zu unterscheiden und zu beschreiben.

 


Lage von Ifakara in Zentraltansania
 

Die Kilombero-Grasmücke heißt jetzt Cisticola bakerorum lebt in den Tiefland-Marschen zwischen 240 und 305 m Höhe. Sie ist in den Schildgürteln des Kilombero und anderer Flüsse verbreitet.

Die Weißschwanz-Grasmücke heißt jetzt Cisticola anderseni ist aus den Gebieten südlich der Vororte von Ifakara im Süden Zentraltansanias bekannt.

Beide Arten trennen sich vor etwa 2,5 bis 3,5 Millionen Jahren.

 

Mehr zum Hintergrund weiß SciNews, sogar mit Bild.

Erstbeschreibung beider Arten: https://doi.org/10.1111/ibi.12971


Und nochmal Vögel:

Neue Studie zur Nahrung des Hochlandmoas

Der Hochlandmoa (Anomalopteryx didiformis) ist die bislang kleinste bekannte Art der Moas. Er erreicht ein Gewicht von 30 Kilogramm und war nur geringfügig größer als ein neuzeitlicher Schwan. Wie alle Moas starb er nach dem Eintreffen der Maori-Vorfahren auf Neuseeland relativ schnell aus.

 

Moa-Skelett aus dem Naturkundemuseum Braunschweig

 

Eine neue Studie befasste sich nun mit 6800 bis 4600 Jahre alten Koprolithen (versteinertem Kot), die Hochlandmoas zugeschrieben werden. Die Resultate unterstützen die aktuelle Hypothese, dass die Tiere Bäume und Sträucher abgegrast haben und bietet neue Belege, dass Farne ebenfalls wichtig für ihre Ernährung waren.

 

Zum Ablauf der Untersuchungen und zum Hintergrund weiß mal wieder SciNews mehr.

Die Originalarbeit erschien hier.


Je zahmer die Kuh, um so kleiner ihr Gehirn

Vergleicht man ein Wildschwein mit einem Hausschwein, wird man einige wichtige Unterschiede feststellen, einschließlich der Tatsache, dass das Hausschwein wahrscheinlich einen kleineren Kopf – und ein kleineres Gehirn – als das Wildschwein hat. Wissenschaftler wissen seit Jahrzehnten, dass domestizierte Tiere wie Schafe, Schweine, Katzen und Hunde kleinere Gehirne haben als ihre wilden Verwandten. Das ist ein Teil dessen, was Wissenschaftler als „Domestikationssyndrom“ bezeichnen.

 

Schottische Hochlandrinder
Je zahmer das Rind, um so kleiner das Hirn.

 

Jetzt zeigt die erste groß angelegte Studie zu Gehirngrößen bei Rinderrassen eine neue Facette: Rassen, die mehr Interaktion mit Menschen vertragen, haben kleinere Gehirne als solche, die ein unabhängigeres Leben führen.

 

Rinder wurden erstmals vor etwa 10.000 Jahren aus dem Auerochsen (Bos primigenius) domestiziert. Um herauszufinden, wie sich die Gehirne der Auerochsen von denen ihrer domestizierten Nachkommen unterscheiden, haben die Paläontologin Ana Balcarcel von der Universität Zürich und Kollegen mit Computertomographie 13 Auerochsenschädel aus Museumssammlungen in ganz Europa gescannt. Als nächstes scannten sie die Schädel von 317 Kühen und Bullen, ebenfalls aus Museumssammlungen, die 71 verschiedene Rassen aus der ganzen Welt repräsentieren. Sie maßen auch die Breite der Schnauze, um die Gesamtkörpergröße abzuschätzen.

 

Vergleich von Auerochsen (oben) und Heckrind (unten) Abb: Daniel Foidl

 

In der Folge berechneten sie das Verhältnis der Gehirngröße zur Körpergröße für Wild- und Hausrinder. Wie bei anderen domestizierten Tieren waren Gehirne der Hausrinder um etwa 25% kleiner waren als die ihrer wilden Vorfahren, berichten die Forscher heute in den Proceedings of the Royal Society B.

 

Mehr weiß Michael Price von Science.

 


Neu beschrieben:

Himbeergrille
Wieso die Himbeergrillen so heißen, ist nicht schwer auszumachen.
  • Triaenogryllacris, die Gattung der Himbeergrillen ist überarbeitet worden. Neben der schon bekannten Art T. triaena heißen zwei neu beschriebene Arten T. horaciotrianai und T. diaena. Alle Arten stammen aus Equador oder Kolumbien. DOI 10.11646/zootaxa.4896.2.5
  • Mit Orthetrum erythronigrum haben Wissenschaftler eine neue Großlibelle von den Nikobaren beschrieben. Sie ist -oh Wunder- rot und schwarz. DOI10.11646/zootaxa.4869.2.4
  • Aus hydrothermalen Feldern im Indischen Ozean und Tiefen von 2419 – 3275 m stammt die Aalmutter Pachycara angeloi. DOI: 10.11646/zootaxa.4980.1.6
  • Der „Gecko der Woche“ ist Gonatodes machelae und kommt von der Isla del Margarita in Venezuela. Er lebt in Nebelwäldern und Strauchfluren zwischen 450 und 900 m Meereshöhe.
    DOI10.11646/zootaxa.4729.3.9
  • Direkt zwei neue Arten beschrieben Wissenschaftler, die sich mit dem Felsgleithörnchen befassten. Aus einer bekannten Art der Gattung Eupetaurus wurden deren drei. E. nivamons heißt das Yunnan-Felsgleithörnchen und E. cinereus das Westliche Felsgleithörnchen. https://doi.org/10.1093/zoolinnean/zlab018

Kurz gemeldet

Rezent im Meer

  • oder doch nicht im Meer: Am 8.6. haben Ranger im Susan River, südlich von Bundaberg im australischen Queensland einen Buckelwal beobachtet. Wie er dahin kam und was er da macht, ist unbekannt.
    Quelle: 9News

Strandfunde

  • Bei Redcar an der nordenglischen Nordseeküste ist am 2. Juni ein Furchenwal angeschwemmt worden. Das Portal TeessideLive identifiziert das Tier als Nordatlantischen Zwergwal, wir sind und nicht sicher.
    Quelle: TeessideLive
  • Der Strandfund an der Mündung des Mersey bei Liverpool wurde zunächst als Überrest einer Meerjungfrau identifiziert, später dann richtig als kleiner Wal, vermutlich ein Hafenschweinswal. Wir berichteten.
    Quelle Echo Liverpool
  • Etwa 110 Flusskilometer stromaufwärts von Manhattan, in Poughkeepsie, im US-Bundesstaat New York ist ein seltsames „Monster“ am Ufer des Hudson River angeschwemmt worden. Das Nachrichtenportal WPDH zeigt Bilder des Finders, das „Monster“ ist eindeutig als Stör erkennbar.
Der tote Stör im Hudson River (Foto: WPDH)

Rezent an Land

  • Die Eifel hat ein Wolfspaar. Seit Anfang Juni ist bekannt, dass nicht ein Einzelwolf, sondern ein Paar durch das Hohe Venn und die Eifel streift. DNA-Proben an toten Schafen aus Mützenich bestätigten den Verdacht.
    Das LANUV hat die Gegend als Wolfsregion ausgewiesen, so dass Nutztierhalter Geld für Schutzmaßnahmen ihrer Tiere beantragen können, insbesondere Herdenschutzhunde, aber auch Elektrozäune werden gefördert. Quelle: WDR
  • Der für Amphibien tödliche Hautpilz Bsal verbreitet sich in den Wäldern und Naturschutzgebieten im Regierungsbezirk Köln rasend schnell. Mittlerweile sind mehrere Feuersalamander-Populationen ausgerottet. Verbreitet wird der Pilz unter anderem über Waldboden, der an Schuhen und Fahrradreifen hängt. Um die Krankheit einzudämmen, sollten Spaziergänger und Radfahrer feste Wege nicht verlassen und Hunde an der Leine führen. Der Pilz stammt vermutlich aus Asien und ist neben NRW auch in Bayern aufgetreten. Er lässt sich Experten zufolge nicht mehr aufhalten, die Ausbreitung nur noch verlangsamen.
  • Israel hat die Nutzung von Pelzen im Modehandel aus Tierschutzgründen verboten. Die Regelung soll in sechs Monaten in Kraft treten und lässt nur aus religiösen Gründen Ausnahmen zu. Der traditionelle Schtreimel wird also auch weiterhin hergestellt und verkauft werden dürfen.
  • Die bolivianische Stadt Santa Cruz wurde von einer Plage besonderer Art heimgesucht. Eine Herde Rinder zog durch die Straßen, machte Radau und verletzte Menschen. Insgesamt 17 Tiere mussten eingefangen werden.
  • Wissenschaftler haben einen parasitischen Pilz gezüchtet, der die tödliche Varroa-Milbe in Bienenstöcken befällt, ohne den Bienen zu schaden. Science weiß mehr.
Varroa Milbe
Eine von einer Varroa-Milbe befallene Biene

Ausgestorben

  • Wissenschaftler haben eine bisher unbekannte Sauropoden-Art aus Australien beschrieben. Australotitan cooperensis ist die größte Dinosaurierart, die jemals auf dem 5. Kontinent gefunden wurde. Die Fossilien sind 92 – 96 Millionen Jahre alt und unvollständig. Daher kann die Größe des Tieres nur grob auf 25 – 30 m Länge, 5 bis 6,5 m Höhe und ein Gewicht von 23 bis 74 t geschätzt werden. Link
  • Junge Tyrannosaurier konnten offenbar schon kraftvoll zubeißen. Ein Paper im PeerJ schätzt die Bisskraft der Jungtiere zwischen der einer Hyäne und eines Krokodils.

 

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Das Tier vom Vaccarès

Auf Grundlage der Legende des Etang de Vaccarès hat der Autor seine Erzählung als handschriftliche Notizen eines Gardian – eines Viehhüters – aus dem 15. Jahrhundert verfasst.

Diese Erzählung gilt als eines der Meisterwerke von d’Arbaud, der als Regionaldichter und -erzähler in Frankreich lange ignoriert wurde, da er in der Sprache der Camargue schrieb. Erst mit der Besinnung auf die Regionen steigt sein Ansehen und seine Werke werden übersetzt.

 

Das Tier vom Vaccarès ist nicht einfach zu bekommen. Es ist als 112seitiges Taschenbuch 2008 beim Waldgut Verlag erschienen und verlagsseitig vergriffen. Einzelne Händler haben neue Exemplare, für die erstaunliche Preise verlangt – und bezahlt werden. Gute antiquarische Exemplare hingegen gibt es für unter 10 €.

 

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Aus Zoos und Museen

  • Helmuth bekommt ein neues Rollbrett
    Helmuth, eine Spornschildkröte aus der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen ist mittlerweile für seine Arthritis bekannt (wir berichteten). Zwischenzeitlich wurde er zur Therapie auf ein einfaches Rollbrett gesetzt, jetzt hat Orthopädietechniker Dennis Tiedtke einen superleichten High-Tech-Untersatz entwickelt. Der Zoo sieht es als riesigen Fortschritt, Helmuth offenbar auch: „Helmuth ist sofort losgelaufen, als er das erste Mal auf dem Brett lag“, so Tiedtke. Der WDR weiß noch mehr.

Zu guter Letzt:

 

Ein paar Minuten Gartenteich-Impressionen:

 

 

 

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