Kryptozoologische Presseschau 19/2020

Liebe Leserinnen und Leser,

 

wie immer montags gibt es auch diese Woche die kryptozoologische Presseschau, diesmal sind sogar Out-of-Place-Animals in den Massenmedien vertreten.

 

Die „Mörderhornissen“ derzeit ein häufiges Thema in der Presse. Vespa mandarinia, die Asiatische Riesenhornisse wurde in den USA nachgewiesen. Im Nordosten des Landes, im Bundesstaat Washington haben Biologen einige Exemplare gefangen, vorher gab es im Herbst einige Sichtungen auf der kanadischen Seite.

Für Menschen sind die bis zu 5 cm langen, beeindruckenden Tiere nicht gefährlicher als europäische Wespen oder die bei uns vorkommende Gemeine Hornisse. Wer allergisch gegen ihr Gift ist, kann an den Folgen eines Stiches sterben. Wer das nicht ist, kann aufgrund der größeren Giftmenge mehr Schmerzen erleiden.

Problematisch ist die Riesenhornisse vor allem, weil sie im Herbst Honigbienenvölker heimsucht und gezielt Jagd auf diese Tiere macht. So können ganze Stöcke und auch der gesammelte Honig vernichtet werden.

 

Noch hat sich Vespa mandarinia nicht etabliert, den USA steht nun ein Kampf gegen einen weiteren, invasiven Eindringling bevor. Etablieren sich die Tiere und dezimieren sie regelmäßig die Bienenvölker, droht den Landwirten ein gewaltiges Problem. Von den Weinbauern in Oregon bis zu den Obst- und Gemüsefarmern in Kalifornien – und den Soja- und Rapsbauern in den Great Plains, alle sind sie von der Befruchtungsleistung der Honigbiene abhängig.

 

Ansonsten hat die BNN zusammen mit dem Infozentrum Kaltenbronn und dem Fotografen auf die bestmögliche Methode einen kryptozoologischen Fall geklärt, der uns auch die letzte Woche beschäftigt hat. Von daher: unser ausdrücklicher Dank und Zustimmung an alle Beteiligten, sich diese Mühe zu machen und es nicht einfach bei „wissen wir nicht, ist auch nicht wichtig“ bestehen zu lassen.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser



Kryptozoologische Analyse vor Ort!

Das Geheimnis um das geheimnisvolle Tier vom Kaltenbronn ist gelöst. Der Redakteur der Badischen Neuesten Nachrichten, Dominic Körner, der Wildtierbeauftragte des Kreises Rastatt, Martin Hauser und der Beobachter, Lorenzo Chimenti waren mit einer original großen Wolfsattrappe am Beobachtungspunkt unterwegs. Vor zwei Wochen fotografierte Chimenti dort ein Tier, das er nicht identifizieren konnte und das er für eine Großkatze hielt. Wir berichteten.

Das Wildseetier
Das Wildseetier vor Ort – Foto: Lorenzo Chimenti

Da die Größenverhältnisse unklar bleiben, bringt Körner die Attrappe an die Stelle, an der Chimenti das geheimnisvolle Tier fotografiert hat. Siehe da: sofort wird klar, dass das Tier, das geheimnisvolle Tier viel kleiner war, als der Pappkamerad. Die Perspektive und vor allem die kleinen Krüppelkiefern am Rande des Moorsees haben die Beobachter getäuscht.

Wolfsattrappe am Wildsee
Die 80 cm hohe Wolfsattrappe an der selben Stelle. Foto: Chimenti, Körner

Selbst für den Fuchs ist das fotografierte Tier zu klein. „Es spricht sehr viel für einen Baummarder“, sagt Hauser, „mir ist bekannt, dass er hier oben vorkommt“.

 

Quelle: BNN vom 9. Mai 2020


Das Einhorn der Taucher

Der australischen Meeresbiologin Jacinta Shackleton ist es bereits im März gelungen, einen Geschmückten Adlerrochen (Aetomylaeus vespertilio) zu beobachten. Die Art gilt als das „Einhorn der Taucher“, denn sie ist sehr selten und die Tiere besuchen kaum Orte, an denen sich Taucher gerne aufhalten.

Ornate Eagle Ray
Der Geschmückte Adlerrochen Aetomylaeus vespertilio. Foto: Shackelton.

Dieser Kontakt fand bei Lady Elliot Island im Süden des Great Barrier Reef statt, aber das war nicht genug. 14 Tage später konnte Shackleton das Tier wieder beobachten und diesmal auch fotografieren.

Der Geschmückte Adlerrochen gilt nicht nur als der schönste der (oft sehr ansprechend gezeichneten) Adlerrochen, sondern ist auch der Größte. Er kann eine Spannweite von etwa 2,4 m erreichen, das entspricht einer Körperlänge (mit Schwanz) von etwa 4 m. Die Art ist an den Küsten des Indischen Ozeans, Indonesien, den Philippinen und den tropischen Regionen Australiens verbreitet. Sie leben oft in Küstennähe, aber bevorzugen Sand- und Schlickflächen und meiden enge Korallenriffe.

Quelle: LAD-Bible


Alien Big Cats in Australien?

Vaughan King war langjähriger Pfleger für Raubtiere im Australia Zoo. Als solcher hat er regelmäßig Berichte von Großkatzen in der Wildnis des 5. Kontinentes gehört. Mittlerweile hat er die Mittel für eine neue Dokumentation gesammelt und gestartet. „The Hunt: In Search of Australias Big Cats“ heißt die Serie, die erste Folge ist vergangenen Dienstag auf dem Discovery Channel gesendet worden.

Schearzer Jaguar
Ein schwarzer Jaguar im Zoo. Wenn es um ABC geht, sind schwarze Katzen stark vertreten.

Das Setting ist wie für solche Expeditionsdokus üblich: Der überzeugte Fachmann Vaughan King, dazu die technisch orientierten Forscher John Turner und Simon Townsend. Sie setzen ein Arsenal unterschiedlicher Kameras ein, um die Existenz der Tiere zu beweisen. Auf einen für nordamerikanische Expeditionen unentbehrlichen Ex-Elite-Soldaten Survival-Experten kann in Australien verzichtet werden. Survival gehört bei der ländlichen Bevölkerung zu den Dingen, die man vor der Schule lernt.

 

King vermutet den Ursprung der Populationen von Pumas und Leoparden in Tieren, die Wanderzirkusse entkommen sind. So können Tiere bei Unfällen ihrer Transportkarren auf den unbefestigten Straßen entkommen sein. „Ich sprach mit einem Zirkusbesitzer, der zugab, dass er drei Großkatzen in der Gympie-Region verloren habe.“

Quelle: abc.net.au


Neu beschrieben:

  • Aus Indien sind drei neue Arten Hornfrösche beschrieben worden. Alle drei Arten stehen in der Gattung Megophrys: M. dzokou ,M. awuh und M. numhbumaeng. Sie unterscheiden sich in der Größe, der Länge unterschiedlicher Hautfalten und dem Verbreitungsgebiet.
  • Aus der frühkreidezeitlichen Wonthaggi-Formation in Australien haben Wissenschaftler den kleinen Ornithopoden Galleonosaurus dorisae beschrieben. Quelle: Cambridge.org

 


Kurz gemeldet:

Rezent

  • Im bayerischen Kaufbeuren wird ein Mann bei dem Versuch, ein Ameisennest mit Gas aus einer Gaskartusche zu bekämpfen, verletzt. Das Gas entzündete sich, die anschließende Verpuffung verletzte den Mann und beschädigte den Dachstuhl schwer. Wie es den Ameisen geht, steht nicht in der Pressemeldung.
  • Ein Mieter in Wedel bei Hamburg rief die Feuerwehr, weil von oben Wasser aus der Decke kam. Die Feuerwehr kam und die Story nahm ihren Lauf: Nachdem die Wehrleute in die Wohnung über dem Mieter eingedrungen waren, entdeckten sie einen geöffneten Hahn, aus dem Wasser in die Duschwanne lief – deren Abfluss mit Papier verstopft war. Doch das war nicht das größte Problem: im Badezimmer bewegte sich eine Schlange. „Wir hatten Glück, dass zufällig ein Kamerad dabei war, ein promovierter Biologe – er konnte uns beruhigen, dass es sich um eine relativ junge Würgeschlange handelte und nicht um eine Giftschlange“, sagte Dennis Renk von der Freiwilligen Feuerwehr. Das Tier sei mit Handschuhen gepackt worden und in eine Tierrettungsbox gekommen.
  • Auch die Feuerwehr Dortmund hatte mit Tieren zu tun. Am Sonntag, 3.5. war ein junger Rehbock in ein Hafenbecken am Dortmund-Ems-Kanal gestürzt und konnte wegen der steilen Spundwände nicht herausklettern. Die von Spaziergängern alarmierte Feuerwehr drückte das Tier behutsam an ein Ufer mit flacher Böschung. Dort konnte es sich an Land retten und verschwand im nahen Wald.
    Bereits am Samstag hatte sich ein Reh in Werne (Kreis Unna) zwischen den Gitterstäben des Tores einer Sportanlage eingeklemmt. Die Feuerwehr rückte auch hier an, setzte einen Spreizer ein und befreite das Tier. Es bekam unverletzt, aber sicher geschockt seine Freiheit wieder.
  • In Schwante in Brandenburg war am Donnerstag eine Herde Wasserbüffel ausgerückt. Erst in großer Mannschaftsstärke schaffte es die Polizei, die friedlichen, aber beunruhigten Rinder wieder einzufangen. Schade, dass keine Reiterstaffel eingesetzt wurde, es hätte wunderbare Bilder gegeben.
  • Nachdem in Schermbeck bereits zwei Wölfe gefilmt wurden, hat das LANUV auch mit einer DNA-Analyse einen zweiten Wolf nachgewiesen. Das neu zugewanderte Männchen stammt aus dem selben Rudel wie die seit 2018 sesshafte Wolfsdame. Ob sie sich verpaaren ist unklar, normalerweise meiden Wölfe Geschwisterpaarungen.

Ausgestorben

  • Diese Woche keine News, die über das Wort zum Sonntag von Markus Kretschmer hinausgehen.

Strandfunde

  • Am Samstag, 9.5. wurde ein mutmaßlicher Zwergpottwal (Kogia sima) bei Milnerton Beach, einige km nördlich von Kapstadt tot angeschwemmt. Er könnte einem größeren Beutegreifer zum Opfer gefallen sein. Da der Corona-Lockdown in Südafrika ein totales Aufenthaltsverbot am Strand beinhaltet, konnten zunächst keine weiteren Daten bekannt gemacht werden.
  • Bei Taishan in der chinesischen Provinz Guangdong ist am 3.5. ein weißer Delfin (Sousa chinensis) auf einer Schlickfläche einer Flussmündung gestrandet. Drei Männer halfen dem Tier während der Ebbe, indem sie es mit Tüchern abdeckten und über 7 h lang mit Wasser begossen. Als die Tide hoch genug war, konnte der Delfin aus eigener Kraft wegschwimmen.
  • Ebenfalls ein Zwergpottwal (Kogia sima) ist in Sulvec, Narvacan, Ilocos Sur, Philippinen gestrandet. Das 2,17 m lange Weibchen konnte am Dienstag von Mitarbeitern des Bureau of Fisheries and Aquatic Resources (BFAR) gerettet werden. In der selben Stadt beschlagnahmten die Mitarbeiter des BFAR eine 3 kg schwere, nicht näher bestimmte Meeresschildkröte.

Die Stunde der Gartenvögel

Für Freitag, 8.5. bis Sonntag, 10.5. hatte der NABU die Stunde der Gartenvögel ausgerufen. Das Ergebnis hat selbst die Umweltschützer aus Berlin überrascht. Die Zahl der Teilnehmer ist stark gewachsen, Bereits am Freitag waren über 8200 Teilnehmende dabei, die 5600 Meldungen an den NABU sandten. Das ist ein Rekord, im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 60%!

Amselmännchen bei 35°
Amseln hatten im vorletzten Jahr massiv Federn lassen müssen

Die Ergebnisse waren durchwachsen. Die Blaumeisen haben – wie erwartet – Federn lassen müssen. Aufgrund der Suttonella-Epidemie gab es die geringsten Zahlen aller Zeiten. Auch für die Kohlmeise gibt es niedrige Zahlen, jedoch nicht so dramatisch.

Besser sind die Zahlen bei den Hoch-& Schnellfliegern, also den Schwalben und Mauerseglern. Nach dem Katastrophenjahr 2019 haben sich die Bestände bei Rauchschwalbe und Mauersegler erhöht, auch die Mehlschwalbe hat sich stabilisiert.

Die Amselbestände, die durch Usuntu 2018 deutlich eingebrochen waren, haben sich teilweise erholt. Bei den Grünfinken scheinen dieses Jahr weiter deutlich bergab zu gehen.

 

Insgesamt zählen die Vogelzähler/innen weniger Vögel pro Garten. Die NABU-Experten sehen hier einen Effekt vieler Erstzähler. Möglicherweise wird hier einfach auch in vielen kleineren Gärten gezählt, so dass die geringere Zahl der Vögel pro Beobachter erklärt ist.

 

Bessere Ergebnisse liefern wir nächste Woche nach.


Feld-Ornithologisches

Neu in der vergangenen Woche

  • „Star der Woche“ war ein Mongolenregenpfeifer, der für einige Tage an der Schlei bei Schaalby gerastet hat und dort für zahlreiche Fotografen posierte.

    Mongolenregenpfeifer
    Mongolenregenpfeifer. Foto: Aditya Laghate, CC 3.0
  • Ebenfalls zahlreich waren die Sichler. 6 Tiere sichelten durch die Saalbachniederung bei Bruchsal, 11 Sichler flogen über den Bodensee von Konstanz in Richtung Rheindelta.
  • Die meisten Bienenfresser der rheinland-pfälzischen Populationen sind vor Ort angekommen und bereiten das Brutgeschäft vor.
  • Ebenso angekommen sind die ersten Tiere der Überlinger Waldrapp-Gruppe. Wir hatten über das Waldrapp-Projekt schon öfter berichtet und bleiben am Ball.
  • Diese Woche kommen die Meldungen über Doppelschnepfen aus Schwedt an der Oder und Echzell in der Wetterau. Das Schwedter Tier balzt deutlich hörbar.
  • Rallenreiher waren auch letzte Woche schon im Angebot, diesmal aus Günzburg bei Ulm und Leipheim, ein anderes Tier aus Eching, nördlich von München
  • In Ahaus, NRW zog ein Adlerbussard seine Kreise.
  • Auf Helgoland hat sich ein Rotkopfwürger sehen lassen.
  • In Quickborn kreiste Anfang der Woche ein Habichtsadler, zusammen mit einer Weihe. Es handelt sich um einen besenderten Wildvogel aus Frankreich, ein Jungvogel aus dem letzten Sommer.

Die „immer noch da“-Meldungen:

  • Ein Scharlachsichler war letzte Woche in Nidda in der Wetterau aufgetaucht. Er bleibt mehr oder weniger an Ort und Stelle. Definitiv ein Gefangenschaftsflüchtling (grüner Ring am rechten Bein).
  • Auch der Zwergadler vom letzten Mittwoch ist noch in der Wahner Heide am Köln-Bonner Flughafen.
  • Der Bingener Triel ist am Rhein nordwärts gewandert und wurde jetzt auf der Bislicher Insel bei Wesel beobachtet.
  • Die Meldungen über Seidensänger am Niederrhein bleiben bestehen. Sie werden aus Jülich, Monheim am Rhein, Düsseldorf nahezu täglich gemeldet.

Zu guter Letzt:

Das Meeresleuchten ist mythisch, und doch so profan, es wird durch den Einzeller Noctiluca scintillans hervorgerufen. Dieser Dinoflagellat kommt in allen Meeren, oft an der Küste und in Ästuaren vor. Er leuchtet türkisblau, wenn er z.B. durch Wellen oder größere Tiere gereizt wird. Vor einem Boot herschwimmende Delfine wirken, wie in einem surrealistischen Traum: