Frohe Pfingsten, liebe Leserinnen und Leser,
wie immer montags gibt es auch diese Woche die kryptozoologische Presseschau. Diese Woche spielen Bären eine wichtige Rolle. Der ach so fürchterliche Feind unserer Vorfahren, der europäische Höhlenbär, stellte sich als reiner Vegetarier heraus. Sicherlich ein Vegetarier mit 500 kg Kampfgewicht, Krallen und Zähnen eines Raubtieres und vermutlich auch einem gehörigen Maß Aggressivität. Es wäre unschön, so ein Tier im Rücken zu haben, während man abends am Lagerfeuer sitzt und den letzten Aufgaben des Tages nachgeht…
Bemerkenswert ist eine ungewöhnliche Kombination von Videos, die in den letzten Tagen in den kryptozoologischen Gruppen bei Facebook auftauchte. Hier wird ein Zusammenhang zwischen einem Säugetieres mit menschenähnlichem Körper (jedoch viel kleiner) und Bildern eines unbekannten Wasserbewohners suggeriert. Das ist eine neue, mäßig subtile Art, einen Hoax zu produzieren: man stellt „unschuldig“ irgendwelche Videos zusammen und lässt den Zuschauer einen Zusammenhang erahnen, während man selbst ja niemals dran geglaubt hätte.
Wir werden uns morgen intensiver mit den beiden Videos und dem beigefügten Foto befassen.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen, frohe Pfingsten und bleibt gesund!
Eurer / Ihr
Tobias Möser
Atlas der Fabelwesen: Sagen, Legenden, Mythen aus aller WeltVon Griechenland bis China – wunderbar illustrierte Landkarten zeigen, wo mythische Wesen in aller Welt zuhause sind
Wo leben die Helden der Mythen und Legenden? Der „Atlas der Fabelwesen“ mit den spektakulären Kartenillustrationen von Stuart Hill eröffnet Kindern die ganze Welt der Selkies, Trolle, Riesen, Zentauren und Chimären, verpackt in einer spannenden Detektivgeschichte: In einer verstaubten Bibliothek wird ein sehr alter Atlas entdeckt. Er zeigt, wo Fabelwesen aus Legenden, Sagen und Mythen auf allen Kontinenten gefunden werden können.
Der Atlas der Fabelwesen |
Folgemeldung: Körperteile eines Affen im Wald gefunden
Der Hund eines Försters hat am Dienstag, 19.5.2020 in einem Wald bei Grafrath (30 km westlich von München) eine Hand und einen Fuß eines Menschenaffen gefunden. Vermutlich stammen sie von einem Bonobo oder einem Schimpansen. „Mit Haut, Haaren und Fingernägeln, alles dran. Knapp über dem Handgelenk sauber abgeschnitten“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch letzter Woche.
Nach dem Fund hat das Veterinäramt des Landkreises Fürstenfeldbruck die Gliedmaßen ans Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur Untersuchung geschickt. Dieses fand heraus, dass sie tatsächlich von einem Menschenaffen stammten. Hand und Fuß waren „offensichtlich mit Formalin präpariert“ und könnten somit älter sein, als bisher angenommen. „Sie könnten dort vor zwei Wochen oder zwei Jahren entsorgt worden sein.“ Eine Formalin-Fixierung erschwert die genetische Untersuchung, da Formalin auch DNA angreift. Daher konnte auch noch nicht geklärt werden, ob es sich um einen Schimpansen oder einen Gorilla handelte.
„Ansonsten war das Ergebnis recht dürftig“, sagte ein Polizeisprecher zur dpa. „Wenn man realistisch ist, muss man sagen, es gibt keine brauchbaren Ermittlungsansätze.“ Aus der Bevölkerung kamen nur wenig zielführende Hinweise. „In einem Fall ging es um eine Privatperson, die vor 20 Jahren exotische Tiere gehalten hat, in einem anderen Fall sagte jemand, dass die Bundesregierung Corona-Experimente an Affen durchführt“, sagte der Polizeisprecher. „Das zeigt die Qualität der Hinweise.“
Neuer Internet-Hoax: Video-Zusammenstellung

Seit einigen Tagen sind diese beiden Videos und das Bild gemeinsam in den sozialen Medien unterwegs. Die Tatsache, dass sie zusammengestellt wurden, legt nahe, dass es sich um die selbe Spezies handelt. Das ist vermutlich vom Zusammensteller gewollt.
Allerdings ist der Schluss völlig falsch. Die Wesen, die in der Nacht am Kai herum schwimmen, sind Meeresnacktschnecken aus der Gattung Aplysia. Die Tiere sind auf Deutsch als Seehasen bekannt (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fisch, der wissenschaftlich Cyclopterus lumpus heißt). Einige Arten der Gattung können frei schwimmen, wie im Video zu sehen. Dabei bewegen sie den Mantelrand in regelmäßigen, wellenförmigen Kontraktionen.
Bei dem zweiten Tier handelt es sich um eine der beiden Arten der Riesengleiter. Auf dem Video kämpft ein verängstigtes Tier, das mit einem Angelhaken und einem Stück Schnur an einem Stab befestigt ist und für das Video vorgeführt wird. Auf dem Foto ist die Bauchseite eines Jungtieres zu sehen.
Ich vermute, der Zusammensteller will mit den Videos erreichen, dass die Zuschauer glauben, es gäbe Tiere mit menschenähnlichem Körper, die nachts durch wellenförmige Bewegungen einer Schwimmhaut im Wasser schwimmen.
Näheres hierzu morgen.
Zwölf Meter langer Finnwal in England angespült
Im englischen Badeort Clacton-on-Sea, am Nordost-Ende der Themse-Bucht ist ein 12 m langer Finnwal angespült worden. Die Polizei rief bereits im Vorfeld dazu auf, dem Strand fern zu bleiben. Natürlich fanden sich trotzdem zahlreiche Schaulustige und das Fernsehen ein.

Mit 12 m ist der Finnwal bei weitem nicht ausgewachsen, ausgewachsene Tiere erreichen auf der Nordhalbkugel bis zu 24 m, bleiben aber meist etwas kleiner. Sie sind sehr schlanke Wale, die für ihre Länge sehr leicht bleiben. Der Walfang im 20. Jahrhundert hat ihre Bestände fast vernichtet, so dass Experten das Auftauchen des toten Wals als Indiz sehen, dass sich die Tiere wieder erholen.
Finnwale gelten als Hochseebewohner, werden aber immer wieder auch in der Nord- und Ostsee gefunden: 2003 hielt sich ein Finnwal mehrere Tage in der Kieler Förde auf, im selben Jahr und 2007 musste je ein toter Finnwal im Hamburger Hafen geborgen werden. 2005 wurde ein toter Finnwal bei Rügen entdeckt und in Stralsund geborgen. 2006 geschah das selbe bei Wismar. Im selben Jahr hielt sich ein Finnwal länger in der Flensburger Förde auf. 2015 wurde ein lebender Finnwal vor Klaipeda in Litauen gesichtet und einige Tage später in der Danziger Bucht tot angeschwemmt. Ebenfalls 2017 wurde ein 19 m langer, weiblicher Finnwal auf Texel angeschwemmt, bereits im Zustand fortgeschrittener Verwesung.
British Big Cats: Häufung in Schottland
Aus dem schönen Schottland häufen sich Meldungen über BBC: Zwei Meldungen aus den sozialen Medien beziehen sich ohne weitere Angaben auf die Council Area Fife, nördlich von Edinburgh. Eine weitere Sichtung stammt aus der Umgebung von Dunfermline, einem Ort in Fife. Alle drei beschreiben eine große, schwarze Katze.
Einer der Zeugen soll ein Biologe sein, der in Afrika regelmäßig mit Leoparden und Löwen zu tun hatte, so einer der Melder.
Gesammelt hat das Portal Unexplained Mysteries.
Pathologische Befunde von Delfinen aus der südöstlichen Nordsee

Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat sich mit Strandungen der Weißseitendelfine (Lagenorhynchus acutus) und Weißschnauzendelfinde (Lagenhorhynchus albirostris) befasst, die zwischen 1999 und 2019 in der deutschen Bucht gefunden wurden. Insgesamt wurden 42 Tiere untersucht, 18 geschlechtsreif, 16 juvenil, bei 8 Tieren war keine Altersbestimmung möglich. 9 Tiere waren männlich, 25 weiblich, bei 8 konnte kein Geschlecht bestimmt werden.
Generell war der Ernährungszustand der gestrandeten Tiere schlecht, ähnlich wie bei dem in der letzten Woche auf Sylt gestrandeten Tier. Unterernährung war die wichtigste Todesursache, vor Magengeschwüren, Parasiten und Lungenentzündung. Die wichtigsten Parasiten waren Anisakis-Fadenwürmer. Nur ein Tier starb in Folge eines Traumas.
Die komplette Arbeit ist frei in frontiers in veterinary Science erschienen.
Neu beschrieben:
- Aus Taiwan ist eine schon länger bei Tiefseeanglern beschriebene Zackenbarschart beschrieben worden. Plectranthias purpuralepis (Perciformes: Serranidae) heißt die rot, rosa und gelb gezeichnete Art. Sie kommt in 200 m und mehr Tiefe nur bei den drei Nordinseln Taiwans vor. Die Erstbeschreibung steht unter: DOI: 10.11646/zootaxa.4780.3.4
Schottland: Ältestes Landtier gefunden

Auf der Hebrideninsel Kerrera bei Oban an der schottischen Westküste haben Wissenschaftler ein Fossil des ältesten bisher bekannten Landtieres gefunden. 425 Millionen Jahre ist das Fossil alt und trägt den Namen Kampecaris obanensis. Kampecaris war ein Diplopod, also Mitglied einer Gruppe, zu der heute die Tausendfüßler, Hundertfüßer und Saftkugler gehören. Die etwa 20 bis 30 mm lange Art gehörte allerdings zu einer Abstammungsrichtung, die heute keine Nachkommen mehr hat.
Das Fossil zeigt deutlich sichtbare Segmente, sie ist bereits in Kopf, Mittelkörper und Schwanz geteilt. Beine sind nicht fossil überliefert, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Kampecaris Beine hatte.
Vermutlich lebte das Tier in einer Art Wald aus frühen Landpflanzen. Die Gattung Cooksonia war damals eine der ersten Pflanzen, die so etwas wie Stämme hervorbrachten, aber die Wälder des Silurs unterschieden sich deutlich von den heutigen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Kampecaris in der Nähe von Süßwasserseen lebte und sich von verrottenden Pflanzenmaterial ernährte.
Die Originalarbeit erschien bei Historical Biology: doi: 10.1080/08912963.2020.1762593
Kurz gemeldet:
Rezent
- Geisterbär im kanadischen Banff-Nationalpark gefilmt. Die Mitglieder der First Nations bezeichnen die seltenen weißen bzw. beinahe weißen Grizzlys als Geisterbären und verehren sie. Cara Clackson hat einen solchen jungen Geisterbär gefilmt. Siehe „zu guter Letzt“.
- im Twenty Mile River in Alaska ist ein junger Grauwal gefangen. Er hat sich bei Flut in den Ästuar hereingewagt und fand bei Ebbe keinen Weg mehr hinaus und strandete. Die Behörden hoffen auf eine hohe Flut. Das Ganze ist am 27.5. passiert, am 29.5. war das Tier noch im Fluss. Was danach geschah, hat uns nicht erreicht.
Ausgestorben
- Höhlenbären ernährten sich vermutlich ausschließlich vegetarisch. Eine in Scientific Reports erschienene Studie untersucht die Stickstoffisotope in den Aminosäuren im Knochenkollagen. Die Knochen stammen aus drei Höhlen in heutigen Rumänien. Sie belegen, dass sich diese Höhlenbären ausschließlich vegetarisch ernährten, bevor sie vor 25.000 Jahren ausstarben.
- In Chile haben Forscher eine Art „Geburtsstation“ für Weiße Haie gefunden. In fünf Millionen Jahre alten Ablagerungen gruben sie zahlreiche Zähne von sehr jungen Weißen Haien, wenigen heranwachsenden und keinen Ausgewachsenen. „Wir sind überrascht, so eine große Zahl von Baby-Weißhaizähnen in der Gegend zu finden“, sagt Studienautor Jürgen Kriwet von der Universität Wien. Mehr bei der Newsweek und die Originalarbeit bei Scientific Reports,
Strandfunde
- Auf Peak’s Island im US-Bundesstaat Maine ist eine riesige Gelbe Haarqualle, Cyanea capillata angeschwemmt worden. Diese Qualle, die im Englischen als Lion’s Mane Jellyfish bezeichnet wird, ist die größte bekannte Qualle. In diesem Fall hatte der Schirm einen Durchmesser von 1,5 m. Quelle: Facebook.
- Bei Gisborne, an der Westküste der neuseeländischen Nordinsel ist ein Zwerg-Pottwal der Gattung Kogia gestrandet. Das Tier strandete am 26.5. gegen Mittag und konnte durch die Zusammenarbeit von örtlichen Bürgern und der Umweltschutzbehörde geborgen und ins Meer zurückgebracht werden, wo es sich von selbst entfernte. Quelle: Gisborne Herald
- Ebenfalls ein Kogia ist bereits am 15.5. am San Onofre State Beach im San Diego County im Süden Kaliforniens angespült worden. Das etwa 1,8 m lange Tier war bereits tot und ist in einem fortgeschrittenen Verwesungszustand. Quelle: Fox News
- Am Samstag ist noch ein Kogia dazu gekommen, diesmal von Arch Rock nahe der Südspitze des Australischen Festlandes, 140 km von Melbourne entfernt. Das Tier war vermutlich schon länger tot, weitere Angaben gibt es dazu nicht.
- Von Honduras erreicht uns eine Strandungsmeldung. Dort wurde auf der Karibikinsel Roatan ein Schnabelwal angeschwemmt. Laut Experten „Doc Mesoplodont“ handelt es sich um Mesoplodon europaeus, den Gervais-Schnabelwal oder Gervais-Zweizahnwal. Es ist bisher erst der zweite Nachweis dieser Art für Honduras und der zweite für Roatan.
Birding für AhnungsloseBirding liegt voll im Trend. Kein Wunder, denn kaum ein anderes Hobby bietet solche Möglichkeiten, die Natur ohne großen Aufwand intensiv zu erleben. Damit der Einstieg mühelos gelingt und von Anfang an Spaß macht, hat Véro Mischitz das Thema unkonventionell angepackt: Mit lockerem Zeichenstift, Charme und Witz. Wann und wo kann ich Vögel beobachten und welche Ausrüstung ist die Beste? Welcher Vogel ist das, wie lebt und singt er? Wie kann ich Vogelgruppen unterscheiden und bestimmen?
Birding für Ahnungslose |
Feld-Ornithologisches
Neu in der vergangenen Woche
- In Oldendorf bei Stade an der Unterelbe ist am Mittwoch ein adulter Jungfernkranich beobachtet worden. Jungfernkraniche treten als Einzeltiere in Nordwestdeutschland immer wieder auf, offenbar als Gäste aus den Niederlanden. Der Redaktion ist nicht bekannt, ob es sich um immer neue Gefangenschaftsflüchtlinge handelt, immer die bzw. dasselbe Tier ist oder ob sich dort eine kleine Population etabliert.
- Auf dem Golfplatz Vechta-Welpe ist seit mindestens 16.05. ein Schneesichler (Eudocimus albus) unterwegs. Die Art stammt von den tropischen und subtropischen Atlantikküsten Amerikas, so dass man von einem Gefangenschaftsflüchtling ausgehen muss, auch wenn er nicht beringt ist.
- Auf der Insel Föhr sitzt ein Schwarzstirnwürger (Lanius minor) und scheint sich wohl zu fühlen.
- Bei Ramsau bei Berchtesgaden ist ein etwa dreijähriger Bartgeier kurz eingeflogen.
- Unbestätigt ist die Meldung zweier Blutschnabelweber (Quelea quelea) bei Dagebüll.
- Bei Schallstadt im Kreis Freiburg ist ein Rosenstar mit etwa 300 anderen Staren unterwegs. Auch von Berglern und Prien am Chiemsee werden Rosenstare gemeldet, ab Sonntag auch von Helgoland.
- Am Altmühlsee rennt ein Graubrust-Strandläufer (Calidris melanotos) herum.
- Und wiedermal das Wettersteingebirge, aber diesmal am Freitag mit einem Gänsegeier.
- Auf Helgoland ist was im Busch: Buschspötter und Buschrohrsänger geben Konzerte.
Die „immer noch da“-Meldungen:
- Der Kaiseradler vom Randowbruch lässt sich weiterhin regelmäßig beobachten.
- Der Seidensänger aus Monheim am Rhein lässt was von sich hören, bleibt aber unsichtbar.
- Rallenreiher fielen in den letzten Wochen auf, diese Woche vom Ammersee, aus Essenbach in Bayern. Neu ist eine Meldung von Fehmarn und aus Ludwigsburg bei Stuttgart.
Zu guter Letzt:
der Geisterbär aus dem Banff-Nationalpark: