Kryptozoologische Presseschau 33/2020

Lesedauer: etwa 15 Minuten
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Liebe Leserinnen und Leser,

 

wie immer montags herzlich Willkommen zur kryptozoologischen Presseschau.

 

Nachdem rund um die Redaktion in NRW die Schulferien zu Ende gegangen sind, sollte eigentlich ein wenig Normalität in den Alltag eintreten. Doch weit gefehlt, Neben Covid 19 ist natürlich die Hitze und Trockenheit ein großes Thema. Kryptozoologisch und paläontologisch ist der kleine Oculudentavis DAS Thema der Woche gewesen. Das zweite Fossil ist beschrieben worden, eine internationale Arbeitsgruppe ohne die Beteiligung chinesischer Institute hat sich diesen vermeintlichen Therpopden / Vogel / Avial angenommen. In einer Vorveröffentlichung (die noch nicht das Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat) haben sie ein vollständigeres, zweites Exemplar untersucht. Sie kommen zu dem Schluss, dass Oculudentavis eine ungewöhnliche, „bizarre“ Echse ist, deren phyllogenetische Stellung noch nicht feststehe.

Die Vorab-Veröffentlichung ist am Montag erschienen. Auch die Redaktion hat es getroffen. Wir haben darüber und wegen der Hitze tatsächlich vergessen, den Beitrag für Dienstag freizuschalten und es erst am Mittwoch gemerkt. Bitte entschuldigt, wir reichen ihn sobald wie möglich nach.

 

In den letzten Wochen war die Zahl der Neubeschreibungen von auffälligen Tieren erstaunlich gering. Das hat sich in der vergangenen Woche geändert, man hat beinahe das Gefühl, die Redaktionen kommen aus dem Urlaub zurück und hauen die Erstbeschreibungen raus. Aber auch auf anderer Seite ist viel Neues passiert.

 

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser


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2. Exemplar von Oculudentavis khangraae veröffentlicht: eindeutig eine Echse

Oculudentavis 2
Das zweite Exemplar von Oculudentavis. Abb. aus der Beschreibung des Fundes.

 

Der kleine Schädel, der vor 100 Millionen Jahren in Harz fixiert und vor wenigen Monaten als burmesischer Bernstein gefunden und veröffentlicht wurde, hat dieses Jahr schon für viele Diskussionen gesorgt. Die Erstbeschreibung, die ihm den Namen Oculudentavis khangraae verlieh und stellte seinen Träger als kleinsten bekannten fossilen Avial  in die unmittelbare Nähe der Vögel. Schon am Tag nach der Veröffentlichung der Arbeit gab es fundierte Kritik aus berufenen Mündern, Dies führte am Ende dazu, dass die Autoren einen Teil der Arbeit zurückgezogen. Ein einmaliger Vorgang.

 

Die neue Vorab-Veröffentlichung des zweiten Exemplars stellt klar, dass es sich um eine „bizarre Echse unklarer Abstammung“ handelt. Die Tiere zeigen zahlreiche typische Echsenmerkmale, u.a. die Bezahnung oder den Bau des Unterkiefers. Die neue Einordnung als Echse beleuchtet damit einen seltenen Fall der konvergenten Evolution, die bei Reptilien kaum auftritt.

 

Der Preprint kann unter https://doi.org/10.1101/2020.08.09.243048 herunter geladen werden.


Das Huhn oder die Eidechse ist noch nicht gerupft!

Kommentar von Tobias Möser

Dass es ein zweites Exemplar von Oculudentavis gibt, war spätestens seit dem letztjährigen Meeting der Society of Vertebrate Paläontology, also dem 12.10.2019 bekannt. Das Paper wurde (und wird) erwartet, denn bisher ist nur eine Vorveröffentlichung erschienen, die noch durch den Review-Prozess muss. Selbst wenn das Paper genauso positiv aufgenommen wird, wie die Vorveröffentlichung, ist das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen.

 

Die burmanischen Bernsteinminen sind, auch aufgrund der Ablehnung anderer Länder, sich mit den Strukturen dort einzulassen, Chinas Hinterhof. Da kein chinesischer Wissenschaftler und keine chinesische Arbeitsgruppe beteiligt waren, wird es von chinesischer Seite vermutlich eine Konkurrenzarbeit geben. China wird das kaum auf sich sitzen lassen wollen und versuchen, die Deutungshoheit zurück zu erlangen.

 

So lange es sich bei der Arbeit nur um eine Vorveröffentlichung handelt, besteht sogar theoretisch die Möglichkeit, eine eigene Veröffentlichung in einem Journal mit schnellerem Peer-Review noch vorher zu landen.

 

Hier dürfte noch einiges zu erwarten sein.

 


Eine neue Bigfoot-Statistik

Auch in den USA zwingt Covid 19 die Menschen, mehr Zeit zuhause zu verbringen. So kam Bigfoot-Forscher Trevor Wheelwright auf die Idee, festzustellen, wo man die beste Chance habe, einen Bigfoot zu treffen.

US-Bigfoot-Sichtungen (absolut) bis 2008.

Statistiken über die Sichtungen gibt es seit langem. Hier stehen traditionell fünf US-Bundesstaaten oben:

  • Washington mit 676 Sichtungen auf 7,6 Mio Einwohner
  • Kalifornien mit 445 Sichtungen auf 39,5 Mio Einwohner
  • Florida mit 328 Sichtungen auf 21,5 Mio Einwohner
  • Ohio mit 302 Sichtungen auf 11,7 Mio Einwohner
  • Illinois mit 296 Sichtungen 12,7 Mio Einwohner
  • Oregon mit 254 Sichtungen auf 4,2 Mio Einwohner

Wheelwright hat nun einfach die Zahl der Sichtungen pro 100.000 Einwohner berechnet und kommt auf ein ganz anderes Bild:

  • Washington bleibt Nr. 1 mit 8,9 Sichtungen pro 100.000 Einwohner
  • Orgeon hat 6 Sichtungen pro 100.000 Einwohner
  • West Virginia hat 5,8 Sichtungen pro 100.000 Einwohner
  • Idaho hat 5,2 Sichtungen pro 100.000 Einwohner
  • Montana hat 4,9 Sichtungen pro 100.000 Einwohner
  • Wyoming hat 4,8 Sichtungen pro 100.000 Einwohner
  • Kalifornien hat nur 1,1 Sichtungen pro 100.000 Einwohner

Bemerkenswert ist, dass die traditionellen Bigfoot-Staaten des pazifischen Nordwestens und anderen kühlgemäßigten Waldregionen in der relativen Sichtungshäufigkeit ganz oben stehen. Kalifornien müsste man hier differenziert betrachten, der trockene Süden und das Central Valley bieten heute einem Wesen wie dem Bigfoot kaum adäquate Lebensräume, wohl aber der pazifische Norden. Hinzu kommen noch die gut besuchten Nationalparks in Kalifornien, in denen Millionen von Touristen Sichtungen tätigen (könnten). Siehe auch unten.


Social Distancing im Tierreich

Social Distancing ist für viele Menschen etwas völlig neues, das die Corona-Krise ausmacht. Dabei ist diese Form des Selbstschutzes nicht nur in der Menschheitsgeschichte weit verbreitet, sondern auch im Tierreich.

Social Distancing?

Staateninsekten wie Ameisen oder Bienen praktizieren ein „Quarantining“, bei dem infizierte Tiere die Kolonie verlassen und draußen sterben. Bei Mandrills haben Forscher festgestellt, dass parasitierte Tiere von der Gruppe gemieden werden, bis ihre Parasiten behandelt wurden.
Dies geht teilweise so weit, dass die Tiere ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzen, um sich von Pathogenen zu entfernen.

 

Lucy Hicks interviewte hierzu Andrea Townsend (Ökologin) und Dana Hawley (Verhaltensforscherin).

 

Plants & Animals doi:10.1126/science.abe3200


Elefantensterben in Botswana: kein Toxine!

In Botsuana wird seit einigen Monaten ein mysteriöses Massensterben von Elefanten beobachtet. Seit Anfang des Jahres haben die Behörden 281 tote Elefanten im Okavango-Delta gezählt, Tierschützer sprechen von mehr als 350 Kadavern. Wir berichteten bereits mehrfach.

Wilderei wird ausgeschlossen, da die Tiere in der Regel mit intakten Stoßzähnen gefunden werden. Jetzt konnten die Behörden auch eine Vergiftung durch Pestizide, andere Agrarchemikalien und natürlich vorkommende Toxine ausschließen. Jetzt wird über eine Infektion spekuliert.

Afrikanische Elefanten
In Botswana gibt es eine ungewöhnliche Häufung unbekannter Todesfälle bei Elefanten.

Die Redaktion vermutet etwas anderes. In Botswana gibt es eine Elefantenpolulation von etwa 130.000 Tieren, die quasi nicht bejagt werden. Die Lebenserwartung von Kühen liegt unter diesen Umständen bei 54 Jahren und 39 Jahren für Bullen. Bei einer Geschlechtsverteilung von 2:1 ergibt das eine durchschnittliche Lebenserwartung von 49 Jahren. Das bedeutet, dass man mit etwa 2650 toten Elefanten im Jahr durch natürliche Ursachen rechnen muss.
Die Frage ist möglicherweise eher, wieso jetzt so viele Kadaver anfallen. Wurden Raubtiere und Aasfresser dezimiert?


Australien: Fisch tötet Angler!

Caranx melampygus
Caranx melampygus, diese oder eine ähnliche Art könnte für den Vorfall verantwortlich sein.

In einem Boot vor der australischen Stadt Darwin hat ein Fisch zu einer außergewöhnlichen Form der Selbstverteidigung gegriffen und einen Angler getötet. Der Fisch, mutmaßlich eine etwa 18 kg schwere Stachelmakrele sprang aus dem Wasser und kollidierte mit der Brust des Anglers. Vermutlich durch den Schlag setzte das Herz des 56-jährigen aus.

 

Eine sofortige Herzdruckmassage an Land blieb erfolglos.

Der Fisch konnte unerkannt entkommen.

 


Mit dem Railbike zum Bigfoot

Ein privater Anbieter vermietet Fahrrad-Draisinen in Fort Bragg, Kalifornien. Die alte Skunk-Strecke entlang des bildschönen Pudding-Creeks windet sich zwischen majestätischen Baumriesen und über Holzfachwerkbrücken. Entlang der Strecke wurden schon öfters Bigfoots gesehen, und auch wer so ein Wesen nicht trifft, hat mit der etwa 2 h langen Tour ein einmaliges Naturerlebnis. Einmalig, auch weil der ganze Spaß selbst für amerikanische Verhältnisse sehr teuer ist.

Railbike in den Redwood-Wäldern

Trotzdem gibt es einen Link zum Skunktrain.


Krefeld: Feuer im Zoo geht vor Gericht

Orang-Utan Bunjo
Auch der Borneo-Orang-Utan Bunjo kam bei dem Feuer ums Leben. (Foto: Zoo Krefeld)

In der Silvesternacht auf den 1.1.2020 hat ein verheerendes Feuer das Affentropenhaus im Krefelder Zoo komplett vernichtet, mehrere Menschenaffen sind an den Folgen gestorben. Die mutmaßlich Verantwortlichen, eine Mutter mit zwei erwachsenen Töchtern, hatten sich schnell bei der Polizei gemeldet. Die Staatsanwaltschaft hat ihnen Strafbefehle zukommen lassen, sicher auch um eine langwierige, teure und öffentlichkeistswirksame Hauptverhandlung zu vermeiden. Die drei Beschuldigten haben Einspruch gegen ihre Strafbefehle und eine damit verbundene „beträchtlichen Geldstrafe“ eingelegt. Damit werde es nun wohl zu einer Gerichtsverhandlung wegen fahrlässiger Brandstiftung kommen, teilte die Krefelder Staatsanwaltschaft mit.

 

Über die genaue Höhe der Strafbefehle ist der Redaktion nichts bekannt. Unterschiedliche Medien berichten von „einer hohen Geldstrafe“, einer „empfindlichen Strafe“ oder Strafe „in beträchtlicher Höhe“. Schön wäre, wenn diese zusätzlich zum Schadenersatz dem Zoo zugute kommt.

 

Wir bleiben am Ball.


Acht unbekannte Kaiserpinguin-Kolonien entdeckt

Die Bilder des Copernicus-2-Satelliten ermöglichten es den Mitarbeitern des British Antarctic Surveys acht bisher unbekannte Kaiserpinguin-Kolonien zu entdecken, ohne einen Fuß aus dem Büro zu setzen. Drei davon waren vorher schon als Ansammlungen bekannt, aber Bruten hatte noch niemand dort beobachtet.

 

Das hebt die Zahl der Brut-Kolonien auf der Antarktis und den vorgelagerten Inseln auf insgesamt 61. Einmalig ist bisher, dass eine Kolonie 180 km offshore auf Meereis liegt. Das war bisher nicht bekannt.

 

Zum gesamten Report: Sci-News


Neu beschrieben:

Schistomitra joelmineti, eine der diese Woche neu beschriebenen Arten. Abb. aus der Erstbeschreibung

Bei den Neubeschreibungen ist diese Woche richtig was los gewesen. Aber lest selbst:

  • Bei den tropischen Gottesanbeterinnen gibt es eine neue Gattung. Titanodula heißt sie und gehört in die Familie Hierodulinae. Näheres hier als pdf.
  • In China ist ein Schmetterling aus der Gattung Schistomitra beschrieben worden (siehe Bild), die erste Art der Gattung in China. Näheres in der Zookeys
  • Auf Sri Lanka wurde eine bisher unbekannte Karpfenfischart der bekannten Gattung Rasbora beschrieben. Rasbora adisi gehört zu den schlanken Fischen der Gattung und könnte auch als Aquarienfisch Karriere machen. Leider konnte ich die Erstbeschreibung nicht finden.
  • Zu den kleinsten Wirbeltieren überhaupt zählen die Sattelkröten aus Südamerika. Viele Arten erreichen nicht einmal 1 cm Kopf-Rumpflänge und haben entsprechende Anpassung an die Miniaturisierung. Die Art Brachycephalus bufonoides galt lange als ausgestorben und ist jetzt wieder entdeckt worden. Auch hier weiß die Zootaxa mehr.
  • Ebenfalls ein Froschlurch, aber ein Ruderfrosch der Familie Rhacophoridae ist aus Vietnam beschrieben worden. Zhangixalus franki heißt er und die Erstbeschreibung ist hier.
  • Der dritte Froschlurch diese Woche ist Atelopus manauensis, eine Harlekinkröte aus der Familie Bufonidae und aus Zentralamazonien. Das Tier sieht so aus, wie es heißt: bunt. Die Erstbeschreibung kann man hier nachsehen.
  • Der Nasenlappen-Hundshai Scylliogaleus quecketti ist das erste Mal seit seiner Erstbeschreibung 1902 wieder aufgetaucht. Genau da, wo man ihn erwartet hat: Vor den Küsten Südafrikas.

 

 

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Der Herzschlag der Bäume oder haben Pflanzen ein Bewusstsein?

Wie sehr sind wir überhaupt noch mit der Natur verbunden? Peter Wohlleben ist überzeugt: Das Band zwischen Mensch und Natur ist bis heute stark und intakt, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind: Unser Blutdruck normalisiert sich in der Umgebung von Bäumen, die Farbe Grün beruhigt uns, der Wald schärft unsere Sinne, er lehrt uns zu riechen, hören, fühlen und zu sehen. Umgekehrt reagieren aber auch Pflanzen positiv auf menschliche Berührung. Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und seiner eigenen jahrzehntelangen Beobachtungen öffnet uns Peter Wohlleben die Augen für das verborgene Zusammenspiel von Mensch und Natur.

 

Das geheime Band zwischen Mensch und Natur ist 2019 bei Ludwig erschienen, hat als gebundenes Buch 240 Seiten und ist zusätzlich als Kindle erhältlich.

 

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Kurz gemeldet:

Rezent

  • In Cambridge, England ist mal wieder eine Savannah-Katzenhybride fotografiert und gefilmt worden. Die Cambridge-News weiß mehr.
  • Das National Maritime Museum in Cornwall zeigt eine Ausstellung namens „Monsters of the Deep“, in der ausdrücklich auch auf Kryptide wie gewaltige Haie oder Kraken mit zwei Meilen langen Fangarmen eingegangen wird. Wer wegen Corona nicht nach England reisen möchte, hat noch mindestens bis Januar 2022 Zeit, die Ausstellung zu besuchen.
  • Wissenschaftler haben das Schwarm-Pheromon der Wanderheuschrecken entschlüsselt. Es sorgt dafür, dass die eigentlich solitär lebenden Heuschrecken Schwärme bilden und wie die buchstäblichen Heuschrecken über das Land ziehen. Mit diesem Wissen kann in Zukunft möglicherweise die Schwarmbildung verhindert werden.
  • Das Presseportal der Polizei meldet in der vergangenen Woche vier (!) Einsätze wegen Ringelnattern, einen Einsatz wegen einer Boa constrictor in Schwalmstadt und einen wegen eines entlaufenen Lamas in Soltau. Alle Tiere sind wohlauf.
  • Die Wildschwein-Bache, die letzte Woche am Teufelssee in Berlin einen Beutel mit Laptop klaute, soll im Herbst geschossen werden. Die Gefahr, dass sich das Tier zu sehr an Menschen gewöhnt und dann selbst zur Gefahr wird, ist recht groß.

Ausgestorben

Nachdem Markus Kretschmer diese Woche seinen Jahresurlaub verbringt und daher das „Wort zum Sonntag“ anders ausgefallen ist, haben wir dann doch ein paar Kurzmeldungen:

  • Auf der Isle of Wright wurde eine bisher unbekannte Tyrannosaurier-Art gefunden. Auch wenn schon ein Name veröffentlicht ist, ist der nur hypothetisch, da noch keine offizielle Erstbeschreibung publiziert wurde. Markus Kretschmer schreibt hierzu:

    Noch ist das Paper zu dem Tier zwar noch nicht offiziell draußen und deshalb gibt es hier bei mir auch noch keinen offiziellen Artikel dazu, aber ihr findet die Nachricht bestimmt trotzdem spannend: auf der Isle of Wight wurde ein neuer Dinosaurier entdeckt, offenbar ein früher Verwandter des Tyrannosaurus rex!
    Einen Namen hat der Fleischfresser aus der unteren Kreidezeit auch schon: Vectaerovenator inopinatus! Bereits letztes Jahr fanden Fossilienjäger die ersten Überreste des Tieres. Neben zwei Einzelfunden wurden auch die Knochen mehrerer Individuen geborgen, was darauf schließen lässt, dass der Theropoden in Gruppen gelebt und gejagt haben könnte.

     

 

  • Protororqualus wilfriedneesi, ist eine neue Bartenwalart aus dem Tertiär von Antwerpen, Belgien. Peer J. 
  • Auch zu den spektakulären Langhals-Echsen der Gattung Tanystropheus gibt es Neues: Current Biology
  • Der Kurier weiß, dass Forscher des Naturhistorischen Museums Wien in den Kalkalpen bei Steyr Zähne und „Schuppen“ von einer bisher unbekannten, 138 Millionen Jahre alten Haiart entdeckt haben.
  • Wollnashörner starben wohl an den Folgen des posteiszeitlichen Klimawandels aus. Wissenschaftler haben 14 Genome von unterschiedlichen Tieren unterschiedlichen Alters sequenziert und fanden eine große, gleichbleibende Diversität – bis sie wenige tausend Jahre vor dem Aussterben zusammenbrach. DOI: 10.1016/j.cub.2020.07.046

Strandfunde

  • Das CSIP meldet eine Lebendstrandung: Am 3. Juli ist in Filey in North Yorkshire, England ein 4,54 m langer, männlicher Riesenhai gestrandet und kurz danach verendet. Die Untersuchung in Scarborogh dauern noch an.
  • Ebenfalls in Großbritannien, aber im Moray Firth im Nordosten Schottlands ist ein Glattrochen Dipturus batis tot gestrandet. Dieses früher weit verbreitete Tier ist wegen Überfischung fast ausgestorben.

 


Feld-Ornithologisches

Neu in der vergangenen Woche

  • In Seddin am Seddiner See hat sich am Mittwoch ein Dreifarbenglanzstar sehen lassen. Vermutlich handelt es sich um einen Gefangenschaftsflüchtling, denn die hübschen Vögel stammen aus Ostafrika. Auf dem Foto sind jedoch keine Ringe zu erkennen.
  • In Krummhörn ist ein Rosenstar beobachtet worden, vermutlich ein diesjähriges Tier. Er ist mit buchstäblich hunderten anderer „normaler“ Stare unterwegs und daher schlecht zu identifizieren.
  • Ab Donnerstag waren auch auf Helgoland wieder einige Rosenstare, bis zu drei diesjährige Tiere wurden gleichzeitig gezählt.
  • Etwas größer und noch ungewöhnlicher: Bei der Heuneburg in Herbertingen (LK Sigmaringen, Schwaben) saß am Donnerstag ein ausgewachsener Würgfalke (Falco cherrug) auf einem Acker. Er trug kein Geschüh oder Fesseln.
  • Am unteren Knappensee bei Gießen ist ein Terekwasserläufer (Xenus cinereus) unterwegs.
  • Im Saarland, bei Wincheringen konnte ein Vogelfreund am Freitagvormittag einen männlichen Gleitaar fotografieren.
  • Ebenfalls am Freitag, diesmal vor Sylt wurde ein Balearensturmtaucher  (Puffinus mauretanicus) gezählt. Vermutlich ist seit einiger Zeit das selbe Tier über der Nordsee unterwegs.
  • In den Rieselfeldern von Münster hat sich am Samstag ein Graubrust-Strandläufer (Calidris melanotos) blicken lassen.

 

Die „immer noch da“-Meldungen:

  • Die Berliner Sperlingsbande, bestehend aus einem Italiensperling und einem Italien- x Haussperlings-Hybriden ist immernoch in Treptow am Ausflugsschiffanleger.
  • Der Nonnensteinschmätzer von Belgern hält die Stellung.

 

Kryptozoologische Exkursion möglich!

Liebe Leserinnen und Leser,

 

da sitzen mitten in Berlin zwei ungewöhnliche Sperlinge an einem touristischen Hotspot, am See. Es ist tolles Wetter, vor Ort gibt es Eis, Kuchen und Kaltgetränke, vermutlich muss man nur warten, bis die Jungs unter oder sogar auf den Tisch gehoppst kommen, um Krümel zu suchen.

 

Vielleicht kommt jemand von euch auf die Idee, nach Treptow zu fahren, die Lage zu checken und ein paar Fotos zu machen. Eine kryptozoologische Exkursionsmöglichkeit vor der Haustüre bietet sich selten, wenn man in einer Millionenstadt lebt!

Ungefährer Standort der letzten Beobachtungen: „Treptow, beim Anleger vor der Räucherei“

Zu guter Letzt:

Nach dem „Wildsauangriff am Teufelssee“ letzte Woche, kommt diesmal ein Wildschwein aus der Ostsee in Schönhagen an den vollbesetzten Strand. Wenn ein Wildschwein aus dem Meer kommt, ist es dann ein Meerschwein?

 

 

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