Einen wunderschönen Sonntag wünschen wir euch, liebe Leserinnen und Leser,
nach den zwei spektakulären Erstbeschreibungen einer Schnabelwal– und einer fossilen Menschenart in der vergangenen Woche klingt es so, als hätte ich heute kaum etwas zu vermelden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der Redaktion sind eine ganze Reihe interessante Sachen gemeldet worden, vom Uhu bis zum Mondfisch, vom Weißen Hai bis zum Kondor ist alles dabei.
Und noch ein paar Dinge habe ich zu vermelden. Der Kryptozoologie-Kalender für 2022 hat sich verkauft wie geschnittenes Brot. Heute ist der letzte Tag, ihn nicht nur zum vergünstigten Preis von € 10,- zu bestellen, sondern auch garantiert geliefert zu bekommen. Natürlich werde ich mehr Exemplare bei der Druckerei ordern, als bestellt, aber zu viele lege ich mir auch nicht ins Lager.
Wer noch nicht bestellt hat: Hier ist der Link.
Ein freundlicher, aber indiskreter Vogel (nein, es war nicht Hans-Jörg) hat mir zudem gezwitschert, dass das Jahrbuch in den nächsten Tagen soweit ist. Die zweite Ausgabe des NfK-Jahrbuches wird mit Spannung erwartet. Das Inhaltsverzeichnis und die Namen der Autoren versprechen in jedem Fall hochinteressante Themen.
Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!
Eurer
Tobias Möser
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Unser Kryptozoologie-Kalender 2022Der Kryptozoologie-Kalender für 2022 zeigt 12 unterschiedliche Kryptide oder sicher existierende Tiere, die mit der Mythologie oder der Kryptozoologie zu tun haben. Bei den Abbildungen handelt es sich teilweise um historische Stiche oder Skizzen, teilweise alte oder aktuelle Fotos. Hierbei hat der Herausgeber auch Fotos von Tieren gefunden, die im deutschsprachigen Bereich so noch nicht in einer Druckveröffentlichung zu finden sind.
Der Kalender liegt als Wand-Monatskalender mit 14 Blättern (12 Monate und je ein Titel- und Textblatt) vor. Er ist auf hochwertigem 170 g-Papier gedruckt, hat ein mattes Finish und eine dunkle Metallspirale mit der Möglichkeit, ihn an einen Nagel oder Haken zu hängen.
Heute ist der letzte Tag, an dem man ihn zum Vorzugspreis von € 10,- bestellen kann. Ab morgen kostet er € 12,50.
Die Bestellung ist nur über diesen Link möglich.
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Die Meldungen im Einzelnen:
Jungfernzeugung beim Kalifornischen Kondor
Der Kalifornische Kondor () ist eine Ikone des Artenschutzes in den USA. Einst an den Rand des Aussterbens bejagt, konnte einer der größten flugfähigen Vögel in Teile seiner ursprünglichen Heimat zurückkehren. Das ging nur mit Hilfe eines ausgeklügelten und hochmodernen Reproduktionsprogrammes, der Mitarbeit der Jäger und zahlreicher Naturnutzer vor Ort.

Ein Problem der Wiederansiedlung ist, dass Kondore aufgrund ihrer Größe und der Seltenheit von Aas große Streifgebiete benötigen. So kommt es nur selten vor, dass sich zwei Vögel begegnen. So sind Verpaarungen ein glücklicher, aber eher seltener Zufall.
Jetzt hat die Biologie nachgeholfen. Offenbar sind Kalifornische Kondore zur Jungfernzeugung fähig. In einem Zuchtprojekt haben sich zwei weibliche Kondore vermehrt, ohne dass die Jungtiere mit den im selben Gehege gehaltenen Männchen verwandt sind. Dies passierte, obwohl sogar Paarungen beobachtet wurden. Leider starben die Jungtiere vergleichsweise früh.
Unklar ist, wie und wieso die Kondore sich unter diesen Bedingungen parthenogenetisch vermehrten und wie sich das auf die Population auswirkt.
Theoretisch müsste die Parthenogenese bei Vögeln ein guter Weg sein, um Männchenmangel zu beheben. Die Geschlechtsfestlegung geschieht genau gegensätzlich zu Säugetieren. Männchen haben zwei gleiche Z-Chromosomen, Weibchen haben den Karyotyp WZ. Bei der Parthenogenese wird in der Regel das Genom halbiert und dann verdoppelt. Dabei entstehen homozygote Karyotypen: WW wäre nicht lebensfähig, ZZ sind Männchen.
Folglich entstehen bei der Parthenogenese der Vögel immer Männchen. Bisher ist Parthenogenese bei Vögeln nur vom Truthuhn und von einer asiatischen Wachtelart bekannt.
Quelle: Journal of Heredity: Facultative Parthenogenensis in Californian Condors; https://doi.org/10.1093/jhered/esab052
Buckelwal in der niederländischen Nordsee

Seit dem 28.10. ist ein Buckelwal in der niederländischen Nordsee unterwegs. Das Tier bewegt sich vor Bergen an Zee, Camperduin und Hondsbossche Zeewering. Dabei scheint es auch zu fressen.
Quelle: waarneming.nl
Wölfe am Niederrhein reißen drei Ponys
Im Wolfsgebiet um Hünxe am rechten Niederrhein hat es innerhalb weniger Tage den dritten Angriff auf Ponys gegeben. Bisher hatten die Wölfe – wenn sie sich an Nutztieren vergriffen – vor allem Schafe und Ziegen getötet. Innerhalb von drei Tagen, am 20., 21. und 22.10. wurden drei Ponys auf der Weide angegriffen. Zwei davon wurden getötet und teilweise gefressen, ein weiteres Tier wurde verletzt.

Bisher hatten nur die Pfleger von „Kleinvieh“, Schafen und Ziegen und ähnlichen Tieren, die Chance, Gelder aus dem Wolfsfond für Schutzzäune und Herdenschutzhunde zu erhalten. Dies hat offenbar so gewirkt, dass sich die Wölfe lieber an ungeschützte, größere Tiere heranwagen.
Der NABU im Kreis Wesel hat die Politik nun aufgefordert, auch Pferdehalter beim passiven Wolfsschutz zu unterstützen.
Quelle: WDR
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Aktuellste Forschung und ein Gespür für das KurioseDie Meeresbiologin Julia Schnetzer über Meeresmücken, giftige Kugelfische, Delfinnasen und andere faszinierende Meeresbewohner.
Das Meer ist unser erstaunlichstes und rätselhaftestes Ökosystem. Zu Unrecht, findet Meeresbiologin Julia Schnetzer. Denn in der Unsterblichkeit von Quallen, der Sprache der Delfine und dem Lebensrhythmus von Unterwassermücken verbergen sich nicht nur neueste Erkenntnisse über unsere Umwelt, sondern auch über uns Menschen.
Wenn Haie leuchten: Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung ist im April 2021 bei hanserblau erschienen und hat als gebundenes Buch 240 Seiten. Es ist auch für den Kindle erhältlich.
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Niederlande: Tote Wale dürfen offen verwesen
Die Rijkswaterstraat, die Behörde für die Wasserstraßen im Land, will tote Wale öfters in der Landschaft verwesen lassen. Bisher wurden sie (teuer) als Sondermüll entsorgt. Jetzt will man sie an mehreren Orten rund um das Wattenmeer ablegen.

Im vergangenen Jahr hatte die Rijkswaterstraat einen Versuch mit einem toten Atlantischen Zwergwal gestartet. Das Tier wurde im November 2020 bei schwerer See in den Dünenbereich der unbewohnten Düneninsel Rottumerplaat angeschwemmt. Rottumerplaat liegt ganz im Nordosten der Niederlande. Forscher der Wageningen Marine Research haben die Verwesung des Kadavers im Auftrag der Rijkswaterstaat verfolgt.
„Wir dachten, der Kadaver würde viel schneller verschwinden“, sagt Projektdirektor Rick Hoeksema von der Rijkswaterstaat dem Sender RTV Noord. „Aber es gab keine großen Möwenschwärme oder andere Aasfresser, die sich des Kadavers annahmen. Der Wal ist sozusagen allmählich in den Grund gesunken. Nur die Knochen und die Haut sind übrig. Einen riesigen Gestank gab es nicht, nur in der Nähe der Leiche war der Geruch spürbar. “
Quelle: NOS.nl
Binden-Uhu das erste Mal in der Natur fotografiert
Der Binden-Uhu (Bubo shelleyi) aus West- und Zentralafrika ist eine der größten Eulen der Welt. Er ist nicht einmal besonders selten, aber ist vermutlich noch nie in der freien Wildbahn fotografiert worden. Daher galt ein Foto des Binden-Uhu als „heiliger Gral“ unter den Birdwatchern.

Dr. Joseph Tobias vom Department of Life Sciences am Imperial College in London und Dr Robert Williams, Ökologe aus Summerset ist das nun gelungen. Sie hatten das Glück, die große Eule am 16.10.2021 im Atewa-Forest in Ghana zu beobachten und fotografieren zu können.
Anders als in englischsprachigen Medien verbreitet, war der dort als „Shelly’s Eagle Owl“ bezeichnete Vogel keineswegs 150 Jahre lang verschollen. Er taucht mehr oder weniger regelmäßig in Sammlungen auf, Zoohaltungen aus Antwerpen, Berlin (Friedrichsfelde) und Wassenaar (dort sogar mit Zucht) sind bekannt.
Quellen: Imperial College, Zootierliste
Gendrift bei Elefanten: immer öfter ohne Stoßzähne
Elefanten werden seit der Steinzeit wegen ihrer Stoßzähne gejagt. Dies hat zur Folge, dass Tiere mit besonders beeindruckenden Stoßzähnen zuerst aus der Population und damit aus dem Genpool „entnommen“ werden. In weiterer Folge können sich so Tiere, die aus genetischen Gründen keine Stoßzähne ausbilden, stärker vermehren.

Die starke Wilderei im 20. und 21. Jahrhundert hat stoßzahlosen Elefanten offenbar sogar einen deutlichen Überlebensvorteil verschafft. Das berichten Wissenschaftler in der „Science“. Die aktuelle Studie untersucht die Situation im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik, der in den 1970er bis 1990er Jahren Schauplatz eines Bürgerkriegs war. Soldaten beider Seiten jagten Elefanten, um ihr Fleisch zu essen und die Stoßzähne zu verkaufen. Die Population der Elefanten fiel auf ein Zehntel in dieser Zeit.
Jetzt bemerkten die Wissenschaftler, dass sich der Anteil stoßzahnloser Weibchen nach dem Bürgerkrieg verdreifacht hat. Sie vermuten dahinter eine Mutation in zwei Genen, die auch bei anderen Säugetieren eine Rolle bei der Zahnentwicklung spielen. Eines dieser Gene liegt auf dem X-Chromosom. Liegt die Mutation bei einem weiblichen Embryo (mit 2 X-Chromosomen) vor, kommt ein stoßzahnloses Weibchen zur Welt. Liegt die Mutation bei einem männlichen Embryo (mit XY) vor, ist er nicht lebensfähig und stirbt während der Embryonalentwicklung.
Diese Mutation hat sich bis lange nach dem Krieg gehalten. Selbst bei den 1995 bis 2004 geborenen Tieren gibt es eine große Zahl Weibchen ohne Stoßzähne. Bleibt es in Gorongosa friedlich, werden sich vermutlich wieder Tiere mit Stoßzähnen durchsetzen, denn sie sind ein objektiv nützliches Werkzeug bei der Gewinnung von Nahrung und Wasser sowie der Verteidigung gegen Löwen.
Originalarbeit: Ivory poaching and the rapid evolution of tusklessness in African elephants; DOI: 10.1126/science.abe7389
Jetzt doch? Haie verwechseln Surfer mit Robben
Eine im „Journal of the Royal Society Interface“ publizierte Untersuchung legt nahe, dass die alte, oft als widerlegt geltende Annahme, Haie würden Surfer angreifen, weil sie sie mit Robben verwechseln, doch stimmt. Der Studie zufolge kann der Weiße Hai Farben und Formen nur schwach unterscheiden. Sein Sehvermögen ist demnach sechs Mal schlechter als das des Menschen. Dies bedeutet, dass der Weiße Hai zwischen Menschen und Flossenfüßern kaum unterscheiden kann.

Dem Weißen Hai sei aus seinem Blickwinkel eine „eindeutige visuelle Unterscheidung zwischen Menschen und Flossenfüßern“ nicht möglich, schreiben die Autoren. Es handle sich um die erste Studie, welche die Fälle von verwechselter Identität „aus der Perspektive des Weißen Hais“ betrachte, sagte die Hauptautorin Laura Ryan, Biologin an der Macquarie-Universität im australischen Sydney.
Kurz gemeldet:
Im Süßwasser
Ilmenau, Thüringen: Auf einer Strecke von rund 50 m um einen Kreisverkehr in Ilmenau lagen rund 100 tote Guppys auf der Straße. „Wo die Fische herkommen beziehungsweise woran sie gestorben sind, ist gegenwärtig nicht bekannt“, sagte ein Sprecher der lokalen thüringischen Polizei.
Müsingen, Baden-Württemberg: Am Montag, den 18.10. legte sich ein Hirsch mit einem 64-jährigen Mann im Wildgehege des Biosphärengebietes an. Der Mann war in ein Gehege mit einem brünftigen Hirsch eingedrungen, wieso ist noch unklar. Arbeiter hatten Hilfeschreie gehört und die Polizei alarmiert. Die Beamten wurden durch den Zaun von einem Hirsch angegriffen, der sichtbar frisches Blut am Geweih trug. Um in das Gehege zu gelangen, mussten sie das 300 kg schwere Tier erschießen. Nach „aufwändiger Suche“ fanden sie den Mann, schwer verletzt, aber ansprechbar. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik gefahren.
Quelle und weitere Informationen: Schwäbisches Tageblatt vom 19.10.2021
Im Meer
Ceuta: Vor der spanischen Exklave Ceuta (auf der afrikanischen Seite der Straße von Giraltar) haben Fischer einen riesigen Mondfisch gefangen. Das etwa 3 m lange und 3 m hohe Tier gehört vermutlich der Art Mola alexandrini an. Er wurde nach einer Untersuchung nahezu unversehrt frei gelassen. Ein Video gibt es unten.
Strandfunde
Tasmanien: Bei Cloudy Bay auf der South Bruny Island ist ein ausgewachsener Pottwal gestrandet. Mitarbeiter des australischen Marine Conservation Program haben den Kadaver untersucht. Das Männchen maß etwa 18 m und wog zu Lebzeiten vermutlich mehr als 40 t.
Das Gebiet um den toten Wal ist weiträumig abgesperrt. Da er vermutlich Haie anlockt, wird vom Surfen in der Gegend abgeraten.
An Land
Essex: Eine nicht näher bestimmte Sandrasselotter der Gattung Echis hat sich in einem Container mit Steinen, die ein Steinmetz aus Indien geliefert bekam.

Mitarbeiter des Sussex Wildlife Hospital haben die Schlange zunächst in einer Kiste gesichert. Die Leiterin des Hospitals, Sue Schwar sagte der BBC, dass die Leute, die den Container geöffnet haben, sich glücklich schätzen können, am Leben zu sein. Zum Glück war die Schlange unterkühlt und deswegen nicht sehr aktiv. Der Steinmetz hatte versucht, die Schlange zu identifizieren und dann das Hospital angerufen. Als die Mitarbeiter und der Tierarzt kamen, war die Schlange sehr aufgebracht, zischte und spuckte.
Sandrasselottern gelten als eine der gefährlichsten Schlangen Indiens, da sie oft in der Nähe bewohnter Gebiete leben.
Noch sucht Sue Schwar nach einem verantwortungsvollen Besitzer für das Tier.
Frankfurt / München: Um Bauprojekte deutlich zu beschleunigen, bildet die Deutsche Bahn (DB) jetzt eigene Artenspürhunde aus. Ab 2022 sollen sie das Gelände geplanter großer Bauvorhaben nach Tieren absuchen, die unter Artenschutz stehen. Bislang erledigen Menschen diese Aufgabe. Diese müssen die Gebiete mehrfach und mit viel Aufwand beobachten – das dauert bis zu einem Jahr.

Die Hunde können die geschützten Tiere bei einem einmaligen Einsatz erschnüffeln. Neue Strecken für ein größeres und zuverlässigeres Angebot auf der Schiene kommen damit künftig früher bei Bahnkundinnen und -kunden an.
Quelle: Deutsche Bahn
Zu guter Letzt:
Vor der spanischen Exklave Ceuta, auf der afrikanischen Seite der Straße von Gibraltar, im Mittelmeer ist ein riesiger Mondfisch ins Netz geraten. Das Video zeigt die Bergung des Tieres und wie es davon schwimmt: