Medien-Event: Dinosaurs – The final day

Für heute Abend hat die britische BBC einen TV-Event für alle Dinosaurier-Fans angesagt. Um 19:30 Uhr deutscher Zeit bringt der Sender ein Special zum Aussterben der Dinosaurier und zur Fundstelle Tanis.

 

Tyrannosaurier gehörten zu den letzten Dinosauriern vor dem Ende

 

Das Aussterben – eine besondere Fundstelle

Bei der Ausgrabungsstätte Tanis im US-Bundesstaat North Dakota haben Forscher Ablagerungen gefunden, die unmittelbar die Kreide-Paläogen-Grenze beschreiben. Sie entdeckten hier in den letzten Jahren sogar Fossilien, die höchstwahrscheinlich direkt durch die Folgen des verheerenden Chicxulub-Meteoriteneinschlag ereigneten.

 

Der Chicxulub-Meteoriteneinschlag

 

Der Bolide erreicht tiefere Zonen der Erdatmosphäre
Frühe Phase des Impaktes. Der etwa 10 km große Kern des Hauptkörpers fängt an, durch die Reibungshitze zu verdampfen.

 

Vor 66 Millionen Jahren schlug in der Nähe vom heutigen Chicxulub auf Yucatan in Mexiko ein Meteorit ein. Der Bolide maß etwa 10 bis 15 km im Durchmesser. Sein Einschlag setzte so viel Energie frei, dass weltweit 70 bis 75% aller Arten ausstarben.
Dies begann zunächst lokal mit einer Druckwelle, die mehrmals um den Planeten ging. Es folgten Feuer, heftigste Erdbeben und ein gewaltiger Tsunami, der den Western Interior Seaway hinaufraste – und Tanis in dessen nördlichem Einflussbereich traf. Überall auf der Erde gab es Flächenbrände, auch durch herabregnende, glühende Trümmer.

 

Empor geschleuderte Gesteinspartikel, Staub und Ruß, Schwefeldi- und trioxide sowie Wasserdampf sorgten in der Folge für einen Impaktwinter, bei dem die globale Durchschnitts-Temperatur weltweit um etwa 26°C sank und für mehrere Jahre unter den Gefrierpunkt fiel. Dies hielt vermutlich mehrere Jahrzehnte an, was zu einem totalen Zusammenbruch der Vegetation führte. Danach stieg die Temperatur stark an, da Milliarden Tonnen CO2 beim Einschlag in ozeanisches Kalkgestein freigesetzt wurden. Diese Hitzephase dauerte etwa 50.000 Jahre, danach normalisierte sich das Erdklima langsam wieder.

 

Durch den Einschlag starben nicht nur die Dinosaurier bis auf die Vögel aus. Auch alle fliegenden Reptilien und die meisten Meeresechsen verschwanden. Mit ihnen gingen die Ammoniten, zahlreiche Planktongruppen, fast alle Foraminiferen, die meisten Vogelarten und fast 60 % aller Pflanzenarten.

 

Das Ereignis beendete die Kreidezeit und damit das Erdmittelalter, das Paläogen und damit die Erdneuzeit begann. Fossil ist es an mehreren Fundorten weltweit durch eine dünne Iridium-reiche Sedimentschicht feststellbar.

Lage von Tanis am nördlichen Rand des Western Interior Seaways. Karte by Ron Blakely CC 1.0, Einträge: TM

 

Mineralische Funde

  • Zu den aussagekräftigsten Funden gehören mikroskopische Glaspartikel (Mikrotektite), die aus geschmolzenem Gestein bestehen. Sie sind entstanden, als der Chicxulub-Meteorit beim Einschlag quarzhaltiges Gestein verdampfte und dieses in der Erdatmosphäre kondensierte.
  • Möglicherweise gibt es in den Ausgrabungen sogar einen direkten Beweis des Impaktes. Ein Steinbruchstück könnte ein Fragment des Meteoriten selbst sein.
  • Die Isotopenzusammensetzung der millionenfach gefundenen Mikrotektite ist „fast nicht unterscheidbar“ von bekannten Chicxulub-Tektiten. Sie wurden gleichzeitig mit den zahlreichen Fossilien abgelagert, verblieben in eigenen Einschlagslöchern oder wurden in Bernstein an Bäumen gebunden.

 

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Tierische Funde

  • Das Besondere an den Mikrotektiten ist, dass die Forscher sie direkt in den Kiemenräumen von Fischen, genauer Löffelstören fanden. Dort gelangen sie nur hin, wenn die Fische sie einatmeten. Die Fische müssen also zu dem Zeitpunkt, als die Glaspartikel herabregneten, noch gelebt haben, sind jedoch unmittelbar danach gestorben.
  • Die Fische selber sind hauptsächlich komplett am Stück fossilisiert, einschließlich knorpeliger Bestandteile, die sonst selten versteinern. Der Tsunami hat sie zusammen mit Meeresreptilien viele Kilometer ins Landesinnere gespült.
  • Reste von Tier- und Pflanzenmaterial sind dreidimensional erhalten und durch Wellenbewegungen zusammengespült. Das deuten Forscher als Folgen des Tsunamis.
  • Ferner fanden sie eine von einem Ast gepfählte Schildkröte.
  • Weiter gab es Eier eines Pterosauriers mit entwickelten Embryonen. Für diese noch nicht identifizierte Art gibt es am Ende der Kreidezeit keine weiteren Funde.
  • Zu den Fossilien gehören auch Ameisennester mit Ameisen und Kammern voller Mikrotektite.

 

Thescelosaurus
Thescelosaurier by Damir G. Martin

 

Selbstverständlich auch Dinosaurier

  • Zu den Fossilien gehörten Fragmente nahezu jeder Dinosaurierart, der in der Hell Creek-Formation nachgewiesen wurde. Besonders bemerkenswert ist der Abdruck eines Hautstückes einen Triceratops.
  • Die Forscher fanden mehrere große, primitive Federn von 30 bis 40 cm Länge mit 3,5 mm dicken Schäften. Sie stammten mutmaßlich von großen Dinosauriern.
  • Ein besonders spektakulärer Fund ist der Forschergruppe um Robert DePalma gelungen. Sie gruben ein nahezu vollständig erhaltenes Bein mit Haut- und Weichteilerhaltung eines Thescelosaurus aus. Ob der mittelgroße Saurier aber tatsächlich am Tag des Impaktes starb, ist noch unklar. Das Bein zeigt keinerlei Fraßspuren von Aasfressern und ist in einem sehr guten Zustand. Dies werten die Forscher als Indiz dafür, dass er während oder wenigstens „kurz“ vor der Katastrophe gestorben ist.

Thescelosaurus-Bein-BBC
Das besagte Thescelosaurus-Bein. Quelle: BBC

Doch danach ging das Leben weiter

  • Auch kleine, von Säugern gegrabene Höhlen sind erhalten geblieben. Sie zeigen, dass die Gegend auch nach dem Einschlag noch Leben hatte. Die Tiere haben ihre Gänge in Schichten voller Mikrotektite gegraben.

 

Der Bolide erreicht tiefere Zonen der Erdatmosphäre

An einem Tag wie heute – vor 66 Millionen Jahren

So stellte sich unser Redakteur Tobias Möser vor etwas mehr als 2 Jahren den Einschlag des Chicxulub-Meteoriten vor, und das, was danach kam. Nicht mehr in allen Details aktuell, aber macht Spaß zu lesen, um die Wartezeit auf die BBC-Doku zu überbrücken.

 

Übrigens: Tobias ist sich sicher, der Meteorit ist Montags abgestürzt,

 

An einem Tag wie heute – vor 55 Millionen Jahren„, liest sich etwa 18 Minuten.

 

 

Was die BBC draus macht

„Sir David Attenborough präsentiert einen bahnbrechenden Dokumentarfilm. Er erweckt die verlorene Welt der allerletzten Tage der Dinosaurier in beispielloser Detailtreue zum Leben. Bei der Suche in den Hügeln von North Dakota macht der Paläontologe Robert DePalma eine unglaubliche Entdeckung. Auf einem prähistorischen Friedhof, der als Tanis bekannt ist fand er versteinerte Kreaturen. Sie sind erstaunlich gut erhalten, wie die in Pompeji gefundenen Leichen.

 

Dinosaurs - The final day; aus Tanis
Vorschaubild der BBC zu „Dinosaurs – The final Day“

 

DePalma sucht nach Funden, die Aufschluss über die letzten Tage der Dinosaurier geben können. Währenddessen transportieren hochmoderne visuelle Effekte Sir David Attenborough zurück in die Zeit der späten Kreidezeit. Dort wird er Zeuge der Lebewesen, insbesondere der am Ende der Kreidezeit in Tanis lebenden Dinosaurier. In der Zwischenzeit enthüllen modernste Scantechniken versteinerte Geheimnisse, die unser Verständnis des Aussterbens der Dinosaurier ein für alle Mal ändern könnten.“ (Übersetzung: Autor)

 

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Schon einige Jahre alt, aber in vielerlei Hinsicht einfach das Beste, was es je im Fernsehen gab. Die BBC-„Walking with…“- Dokus:

In Sachen Story und digitaler Bilder eindeutig Nummer 1, mit sehr viel Aufwand und viel Liebe produziert, was man überall sieht. Inhaltlich nicht mehr immer letzter Stand, aber eigentlich ist das egal…

 

Das Aussterben als TV-Event

Die Dokumentation „Dinosaurs – The final Day” läuft heute um 19:30 Uhr deutscher Zeit auf BBC one. Die Sendung dauert 87 Minuten. Wir erwarten, dass sie in den nächsten Tagen im BBC-Channel auf Amazon Prime zu sehen ist.

 

 

Weitere Möglichkeiten, die Dokumentation zu sehen, gibt es direkt bei der BBC und mit dem BBC iPlayer. Für beide muss man sich bei der BBC registrieren und britische TV-Gebühren bezahlen, zudem ist ein VPN nach Großbritannien notwendig.

 

Insgesamt scheint es schwierig zu sein, BBC one außerhalb Großbritanniens zu empfangen. Einige Streamingdienste bieten es an, oft jedoch mit Zusatzkosten. Auf einigen Satelliten ist er zu empfangen.

 

Der US-Sender PBS zeigt nach unseren Informationen die Doku als Zweiteiler im Rahmen des Wissenschaftsprogrammes NOVA am 11. Mai 2022. Ob und wie dies in Deutschland zu empfangen ist, haben wir nicht herausgefunden.

 

Je nachdem, wie gut man in San Bruno auf die Uploads achtet, könnte die Sendung zeitnah auch auf YouTube erreichbar sein, möglicherweise sogar als offizieller Upload.

 


Weitere Informationen:

 

Discoverywildlife mit einem längeren Interview mit Sir David Attenborough

 

Englischsprachige Wikipedia zur Fundstelle Tanis in North Dakota