Nahezu jeder, der gerne ins Schwimmbad geht, hatte schon einmal diesen Albtraum: Irgendwo im Becken geht eine geht Klappe auf und mehrere Haie machen sich auf die Jagd nach den Badenden.
Meist finden Haiunfälle aber an anderen Orten statt. Jedenfalls nicht im Pool der Dachterrasse auf dem 28. Stock eines Wiener Hochhauses. Doch genau dorthin wird Inspektor Lukastik gerufen, zu einer Leiche, die eindeutig an Haibissen gestorben ist. Sogar die Art kann festgestellt werden: Carcharhinus leucas, der Bullenhai.
Der Fund eines meisterhaft gefertigten Hörgerätes bringt Lukastik schließlich auf eine weitere Spur. Eine Tankstelle, eher eine Raststätte, die wie eine futuristische Insel mitten im Nirgendwo des Waldviertels aufragt, ist sein zweiter Ermittlungsort. Während er sich grübelnd umsieht, verschwinden zwei seiner Mitarbeiter unter mysteriösen Umständen. Und doch kommt er bald der Lösung näher – so nahe ihn nervöse Fische heranlassen.

Kommentar
„Nervöse Fische“ ist einer der ungewöhnlichsten Kriminalromane, die ich je gelesen habe. Oberflächlich ein nicht zu verachtender Krimi mit einem bemerkenswerten Whodunit, bietet dieses Buch noch mehr. Der ermittelnde Chefinspektor Lukastik ist an sich schon etwas besonderes. Er beobachtet, wie viele seiner literarischen Kollegen sehr fein, aber nicht immer überragend. Zu gerne kommt er ins Grübeln über seine Funde, Beobachtungen oder die Situation an sich.
Der Autor Heinrich Steinfest schreibt seinem Chefinspektor noch die richtigen Orte zusammen. Jeder Ort ist ein Mikrokosmos an sich und eine Metapher für einen Teil der Innen- und Außenwelt. Seine Romane, wie auch „Nervöse Fische“ sind voll mit Gedanken über das Alltägliche, das Besondere, Absurditäten in einer nie ganz zu entzaubernden Welt.
Ich habe „Nervöse Fische“ wegen der Kriminalhandlung gekauft, um einen Kurzurlaub in Wien literarisch zu begleiten. Doch es kam anders: Ich wollte nur kurz reingucken, als es dann wieder hell wurde, war das Buch beinahe zu Ende und ich musste zum Zug. Steinfest fesselt von der ersten Seite an und lässt seinen Leser nur noch los, wenn dieser eine Pause macht, um die philosophischen Exkurse des Autors zu überdenken. Und zu überdenken gibt es da viel… Einziger Kritikpunkt: Das Ende wirkt, als greife er auf einen Deus ex Machina zurück.
„Nervöse Fische“ ist derzeit in der 15. Auflage bei Piper erschienen und als Taschenbuch sowie als Kindle-E-Book verfügbar. Das Buch hat 320 Seiten und kostet in beiden Versionen € 9,99. | |
Wer seinen Spaß mit den „Nervösen Fischen“ hatte und Chefinspektor Lukastik lieben gelernt hat, kann ihm mit „Mariaschwarz“ direkt in den nächsten Fall folgen. Der Leser erfährt weitere Details aus dem Leben und der Persönlichkeit Lukastiks, seinem ungewöhnlichen Büro und sogar seiner Beziehung zu anderen Menschen – und wie er an einen legendären BMW kommt.
„Mariaschwarz“ ist 2020 bei Piper erschienen und als Taschenbuch sowie als Kindle-E-Book verfügbar. Das Buch hat 316 Seiten und kostet als Taschenbuch € 15,-, für den Kindle €6,99. |