Der englische Schriftsteller Douglas Adams ist vor allem für hintersinnig lustige Science Fiction und sarkastischen Cyber-Punk bekannt. Mit „Per Anhalter durch die Galaxis“ wurde er zum Identifikationskeim einer ganzen Generation von Nerds. Ausgerechnet den Nerds, denen man als erste in großer Zahl Computer in die Hand gab. In diesem Buch macht er sich aber nicht auf den Weg in „unendliche Weiten“. Er reist mit dem Zoologen und Fotografen Mark Carwardine fast rund um die Erde zu vom Aussterben bedrohten Tierarten.

In fünf Episoden berichtet Adams von mehreren Reisen zwischen 1985 und 1989. Sie führten die beiden Autoren nach Madagaskar, Indonesien, Neuseeland, Zaire, die Volksrepublik China und Mauritius. Hier gingen sie auf Suche nach den am stärksten bedrohten Tierarten der Welt.
Die Arbeitsaufteilung zwischen beiden beschreibt Douglas Adams wie folgt:
Mark ist ein ungemein erfahrener und bewanderter Zoologe, der damals für den World Wildlife Fund arbeitete und dessen Aufgabe im wesentlichen darin bestand, von allem eine Ahnung zu haben. Meine Aufgabe – eine, für die ich absolut qualifiziert bin – bestand darin, ein ungemein unwissender Nicht-Zoologe zu sein, für den alles wie aus heiterem Himmel zu kommen hatte.
Adams selbst bezeichnete es als das Buch, das für ihn die größte Befriedigung war.
Ein Buch über Tiere, Beobachtungen, Aussterben: etwas Road-Movie und viele kleine Probleme
Dieses Buch ist ein Buch über Tiere, aber es ist kein Tierbuch. Es ist weit mehr. Douglas Adams ist ein hervorragender Beobachter, nicht nur seiner Umgebung, sondern auch seiner selbst. Ähnlich wie in einem Road-Movie sind in nahezu allen Kapiteln die Reise und ihre Strapazen wichtiger als das Ziel. Entsprechend seiner Rolle beginnt seine Beobachtung zunächst zurückhaltend. Der erste Kontakt mit dem Fingertier, einer der Arten, die Carwardine ausgesucht hat, bleibt eher abwartend distanziert. Beim zweiten Kontakt, diesmal mit dem Komodo-Waran zwingen ihnen die Tiere, sich mit ihnen zu befassen: Schließlich gelten sie als Menschenfresser und er muss mit ihnen eine Insel teilen.
Wirklich warm wird Douglas Adams aber erst mit den Kakapos, den „größten und fettesten Papageien“ der Welt, deren Tragik er auch darin sieht, „ein Vogel zu sein, aber nicht fliegen zu können.“ Der Besuch bei der Kakapo-Schutzgruppe ist auch mein persönlicher Höhepunkt des Buches.
Der Versuch, den damals bereits extrem seltenen Baji oder Yangtse-Delfin zu finden, scheitert tragisch, nicht ohne komische europäisch-chinesische Missverständnisse.
Ist Aussterben zum Lachen? Wenn Douglas Adams es beobachtet, bekommt auch die Tragik etwas Humor.
Humor und Artensterben – aber kein Galgenhumor oder Zynismus
In vielen Details der oft komplizierten Anreisen, aber auch bei der Begegnung mit den Tieren findet Adams die ihm eigene Komik. Er schafft es immer wieder, die Tücke des Objektes zu zeigen, völlig korrekt zu beschreiben und ganz unschuldig ihren Witz herauszuarbeiten.
Man stelle sich vor, wie eine Gruppe aus sechs (mehr oder weniger) erwachsenen Männern in 30 cm Abstand und Gleichschritt hinter einander durch die Savanne Ostafrikas marschiert, um einem Nashorn ein großes und damit nicht bedrohliches Tier vorzugaukeln. Genauso stelle man sich den Blick des Teams vor, als es in China Kondome kaufen wollte, um ein Mikrofon wasserfest zu verpacken – und Anti-Baby-Pillen angeboten bekam. Fast immer schafft es Adams, den besonderen Status des Tieres auch vor dem Hintergrund der regionalen oder lokalen Besonderheiten darzustellen.
Aber je mehr bedrohte Tiere er und Carwardine besuchen um so mehr merkt man, wie ihm der Humor im Halse stecken bleibt. Das Aussterben von Arten sind nicht mehr abstrakt, die Nöte der Yangtse-Flußdelfine oder des Mauritiusfalken lernt Douglas Adams sehr persönlich kennen.

Foto: NZ Department od Conservation, CC 2.0
Dieses Buch ist kein flammendes Plädoyer gegen das Artensterben. Es kommt ohne große Worte wie Ökosystem, Biodiversität oder „Leben im Netzwerk“ aus. Man spürt, wie die Situation vieler Tierarten den Autor immer persönlicher trifft und ihn immer schwerer belastet.
Was ist seit dem passiert?
„Die letzten ihrer Art“ ist 1992 erschienen. In den seit dem vergangenen 28 Jahren ist eine Menge passiert.
Douglas Adams ist 2001 verstorben.
Einige der besuchten Arten konnten sich erholen, vor allem dem Schutz des Kakapos hat dieses Buch enorm genutzt. Es spülte viel Geld und viel Aufmerksamkeit in das Projekt. Die damals auf ein Minimum gesunkene Kakapo-Population ist inzwischen auf das fünffache angewachsen. Die Kakapo-Inseln werden nun als Beispiel für ganz Neuseeland genutzt. Der Inselstaat will sich in einer riesigen Aktion von invasiven Arten befreien.
Anderen Arten erging es schlechter. Den Yangtse-Süßwasserdelfin konnten Adams und Carwardine damals schon nicht finden. Seit 2006 gilt er als ausgestorben. Das selbe Schicksal teilt das Nördliche Breitmaulnashorn, 2018 wurde das letzte Tier eingeschläfert.
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Die letzten ihrer ArtDie Letzten ihrer Art: eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde
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