Gregory Forth: Images of the Wildman in Southeast Asia. An anthropological perspective
Der Titel ist sperrig und das Cover kommt ausgesprochen schlicht daher. Auf den ersten Blick wirkt Gregory Forths „Images oft he Wildman in Southeast Asia“ wie eine Arbeit, die Anthropologie-Studenten lesen, weil sie eben müssen.
Doch der Eindruck täuscht: Dieses Sach- bzw. Fachbuch bietet nicht nur für Anthropologen wertvolle Informationen, sondern auch für Jeden, der sich für Hominologie interessiert. Denn die wilden Männer, von denen Forth berichtet, haben mehrheitlich mehr mit Yeti und Bigfoot, als der europäischen Sagengestalt zu tun
Umfangreiche Informationen – teils aus erster Hand
In fünf Kapiteln, die sich verschiedenen Regionen Südostasiens widmen, wird eine Vielzahl von Hominiden vorgestellt. Der besondere Fokus liegt dabei auf dem Orang Pendek von Sumatra und dem Ebu Gogo von Flores.
Diese beiden sind sicherlich die berühmtesten der vorgestellten Hominiden – was nicht viel heißen will, da sie außerhalb der Kryptozoologie nur in ihren Heimatregionen einigermaßen bekannt sind. Zu ihnen liegen auch die meisten Berichte vor, was die umfangreicheren Erläuterungen erklärt.
Forth hat dabei aber einen Luxus, den sich der durchschnittliche Kryptozoologe nicht leisten kann: Er betreibt Feldforschung. So gibt er nicht einfach vielfach weitererzählte und damit möglicherweise verfälschte Berichte weiter. Stattdessen bezieht er durch gute Kontakte mit den Einheimischen seine Informationen häufig aus erster Hand.
Neben den bekannteren Kryptiden werden auch noch weitgehend obskure wilde Männer wie der „Mili Mongga“ vorgestellt. Solche Abschnitte sind deutlich kürzer, aber nicht weniger interessant.
Hominiden außerhalb Südostasiens als Bonus
Trotz des Titels beschränkt Forth sich nicht auf die Hominiden Südostasiens. Die letzten beiden Kapitel befassen sich mit wilden Männern im restlichen Asien sowie auch weltweit.
Die letzteren Profile sind deutlich kürzer gehalten. Auch fehlen eigene Feldrecherchen Forths, der sich auf den Forschungsschwerpunkt Südostasien spezialisiert hat.
Das kann aber nicht als Makel bewertet werden: Forth liefert schließlich mehr, als er versprochen hat. Dazu kommt, dass er die Hominiden außerhalb Südostasiens mit denen innerhalb Südostasiens abgleicht. So treten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage, aus denen der Anthropologe dann wieder Rückschlüsse auf die jeweiligen Kulturen der menschlichen Einwohner zieht.

Fachwissen in angenehmer Darstellung
Dabei achtet Forth stets darauf, wissenschaftlich sauber zu schreiben. Es finden sich zumindest auf den ersten Blick keine Informationen aus zweiter Hand, für die er nicht eine Quelle angegeben hätte. In den etablierten Wissenschaften ist das Standard – manch ein kryptozoologischer Autor könnte sich aber ruhig ein Beispiel daran nehmen.
Auch über Forths Stil kann man sich nicht beschweren: In Anbetracht des Covers würde man einen mit anthropologischen Fachbegriffen überladenen, hochwissenschaftlichen Stil erwarten. Dem ist nicht so: Forth ist niemals unsachlich in seinen Schilderungen, die aber auch für Laien völlig problemlos verständlich sind.
Einziger Wermuttropfen sind die Bebilderungen: Sie sind in schwarz-weiß gehalten. Bei den meisten Darstellungen ist das zwar nicht ganz so schön wie ein Farbfoto, aber auch nicht schlimm. Wenn dann aber die ohnehin schon kleine Fotografie eines Dolchs nur in Graustufen abgedruckt wird, kann man das darauf dargestellte Relief kaum mehr erkennen.

Ein Geheimtipp der Hominologie
Ein echter Geheimtipp bleibt das Buch nichtsdestotrotz. Wer allgemein nach kryptozoologischen Werken sucht, wird nicht fündig. Hierfür muss man schon speziell nach einem der im Buch behandelten Hominiden suchen.
Trotzdem „Images oft he Wildman in Southeast Asia“ nicht als kryptozoologisches Werk vermarktet wird, verhält sich Forth in keiner Weise herablassend gegen die Parawissenschaft: Im Gegenteil zitiert er durchaus auch Kryptozoologen wie Bernard Heuvelmans, ohne dabei völlig unkritisch mit deren Äußerungen umzugehen.
Wer sich also für eine aufgeschlossen-skeptische Perspektive zu den Hominiden Südostasiens (und weltweit) interessiert, ist bei Forth gut aufgehoben.
Mir persönlich hat das Buch bereits als wichtige Quelle zu gleich drei Artikelreihen (zu Orang Pendek, Orang Mawas und den Kongo-Hominiden des Charles Cordier) gedient. Daher kann ich es nur uneingeschränkt empfehlen.
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Images of the Wildman in Southeast AsiaImages of the Wildman in Southeast Asia: An Anthropological Perspective (English Edition) ist 2009 auf englischer Sprache erschienen. Es ist als gebundenes Buch, Taschenbuch und für den Kindle erhältlich. Das Taschenbuch ist mit etwa € 50,- bereits teuer, für das gebundene Buch werden Fanasiepreise aufgerufen.
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