Der diesjährige „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“ geht an Svante Pääbo. Der Schwede forscht am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Pääbo, der 1955 in Stockholm geboren ist, gilt als der Begründer der Paläogenetik. Ihm gelang 1984 als Doktorand erstmals die Klonierung der DNA einer Mumie. Die 2400 Jahre alte Mumie eines Kindes stammte aus Ägypten, sein DNA-Fragment war damals 3,4 Kilobasen lang.
Seit dem befasst sich Pääbo unter anderem mit der Klonierung der DNA aus anderen ausgestorbenen Lebewesen, z.B. dem Beutelwolf, dem Riesenfaultier, dem Höhlenbär und Mammuts. Insbesondere eine neue, von ihm mit entwickelte Methode der Vervielfältigung von DNA, der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ließ seine Arbeit sehr erfolgreich werden.
Mit wem Wechsel zum Max-Planck-Institut verschob sich sein Forschungsschwerpunkt zwangsläufig auf die Evolution des Menschen. So konnte er Genmaterial der meisten bekannten Arten der Gattung Homo, z.B. dem Neanderthaler sequenzieren. Ein Meilenstein seiner Forschung war 2002 die Identifizierung des „Sprachgens“ FOXP2, das erst Sprechen ermöglicht. 2010 gehört Pääbo zu der Arbeitsgruppe, die die bis dahin unbekannte und heute noch schwer fassbaren Denisova-Hominiden genetisch identifizierten. Ein besonderes Ereignis war auch 2018 die Sequenzierung von „Denisova 11“, einem Kind einer Neanderthaler-Mutter und einem Denisova-Vater.
Der Neanderthaler blieb ein Forschungsschwerpunkt. Schon 2010 zeigte Pääbo, dass das Genom der Neanderthaler signifikant mehr Ähnlichkeit mit dem heute lebender Europäer als mit Afrikanern hat. Diese Arbeiten führten 2014 zu dem populärwissenschaftlichen Buch „Die Neanderthaler und wir: Meine Suche nach den Urzeit-Genen“.
Für die Entdeckungen zu den Genomen ausgestorbener Hominiden und seinen Beitrag zur Kenntnis der menschlichen Evolution wurde Svante Pääbo 2022 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zuerkannt.
Wir gratulieren!
Anzeige |
Der Neandertaler und wir:
|