Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!
Rumms. Während ich das hier schreibe, zieht wieder ein Gewitter über mich hinweg und ich bin froh, dass ich in meinen sicheren vier Wänden hinter meinem Schreibtisch sitze.
Eine geplante Radtour musste gestern schon ausfallen, aber dafür hatte ich einen wirklich interessanten Tag mit Dr. Gerald Kopp vom Museum „Tor zur Urzeit“ in Brügge bei Bordesholm, unweit meiner Heimat in Kiel. Gerald führte mich heute in die spannende Welt der Geologie ein, die vorher immer ein böhmisches Dorf für mich war: Ich habe mich zwar immer schon für Dinosaurier interessiert, und man munkelt, dass ich mich mit denen inzwischen auch ganz gut auskenne, aber Fossilien und Gesteine sind mir eigentlich noch völlig fremd. Um das zu ändern, werde ich nun regelmäßig im Museum zu treffen sein:
Einerseits, um dort auch aktiv mitzuarbeiten und Besucher herumzuführen, aber vor allem, um selbst noch etwas dazu zu lernen. Wer mich also gerne einmal dort treffen möchte, kann gerne einmal samstags im „Tor zur Urzeit“ vorbeischauen.
Was so ansteht
Lesungen und Dinotreffen bleiben bis auf weiteres noch ausgesetzt. Auch wenn die Corona-Zahlen in Deutschland sinken, steigen sie doch in der übrigen Welt rapide an, und gerade wo jetzt bald die Urlaubssaison beginnt, ist das Risiko es einfach (noch) nicht wert. Ich rechne mit weiteren Veranstaltungen frühestens wieder im August, eher noch im September – aber bestimmt wird es dieses Jahr noch etwas von „Die weißen Steine“ geben!
Das nächste Buch, der zweite Teil „Blut der Sonne“, befindet sich weiterhin auf dem Weg. Und du wirst es sicher genau wie ich langsam müde, jede Woche das gleiche zu lesen: fertig ist es schon, doch Lektorat und Satz ziehen sich hin wie ein Kaugummi. Ich hoffe, dass alle, die Teil I „Neue Alte Welt“ schon kennen, trotzdem noch nicht den Geschmack daran verloren haben: mein Urzeitabenteuer geht weiter, komme was wolle! Nur brauchen wir immer noch etwas Geduld. Vorbestellen kann man es aber schon, bzw. immer noch:
Link zum Ehrlich Verlag
Wer es nicht erwarten kann, wie die Geschichte weitergeht, kann aber auch jetzt schon einen kleinen Teil davon genießen: Auf YouTube lese ich ein spannendes Kapitel, indem es zu einem actionreichen Fight zwischen riesigen Dinosauriern kommt. Außerdem gibt’s in der Lesung selbst auch etwas Action… Auch ich musste beim Aufnehmen des Videos kurzzeitig die Flucht vor einer Naturgewalt ergreifen. Neugierig geworden? Dann schaut rein!
Anlässlich der Online-Lesungen bitten wir Autoren sehr darum, uns für unsere Arbeit einen kleinen Obolus in den „virtuellen Hut“ zu werfen. Jeder Cent hilft, unsere Projekte weiter zu unterstützen!
https://www.ehrlich-verlag.de/produkt/online-lesungen-von-zu-hause-fuer-zu-hause/
BILD DER WOCHE
Das heutige Artikelbild zeigt einen großen Edmontosaurus-Bullen, der an einem der zahlreichen Flusskanäle über die Ebenen der Hell Creek Formation wandert. Gefunden habe ich diese schöne Grafik auf der Seite „The Dragon’s Tales“.
Bilddquelle: The Dragon’s Tales
Paläo-News
Diese Woche gab es wieder einige interessante Meldungen aus der Welt der Paläontologie. Diesmal standen vor allem die Theropoden im Vordergrund: Wissenschaftler gewannen neue Einblicke in die Lebensweise von Spinosauriden (2020 scheint nicht nur das Corona-, sondern vor allem das Spinosaurier-Jahr zu werden!); es konnten aber auch 18 verschiedene Theropoden identifiziert werden, die im Jura bei uns in Deutschland lebten! Dann legen wir mal los:
Mageninhalt von Ankylosaurier analysiert
Schon im Jahre 2011 fanden Forscher in der kanadischen Provinz Alberta die bestens erhaltenen Überreste eines nodosauriden Ankylosauriers (also ein gepanzerter Dino, aber ohne Schwanzkeule), der dort vor etwa 110 Millionen Jahren in der Unterkreide lebte. Das Fossil gehört zu der Art Borealopelta markmitchelli und zu den am besten erhaltenen Dino-Mumien, die je gefunden wurden. Weichteile und sogar der Mageninhalt sind überliefert, wie die Forscher des Royal BC Museums nun veröffentlichten.
Borealopelta war bei seiner Nahrungswahl offenbar recht mäkelig. Anstatt die frischen Koniferentriebe und fetten Blätter energiereicherer Pflanzen zu fressen, die in seinem Lebensraum wuchsen, war sein Magen voll mit Farn, der eigentlich nicht so viele Nährstoffe enthält. Die ungewöhnliche Diät ist offenbar auf eine hochspezialisierte Anpassung bei der Ernährung zurückzuführen. Zwischen den Farnblättern fanden die Forscher außerdem mehrere Steine, interpretiert als sogenannte Gastrolithen, die das Tier zusammen mit der Nahrung aufnahm, um sie im Magen zu zermahlen.
Interessanterweise hatte der Borealopelta auch Holzkohle im Magen. Offenbar hat der Dinosaurier sich nach einem Waldbrand in ein verbranntes Gebiet aufgemacht, um dort die frisch nachgewachsenen Farntriebe abzuweiden. Möglicherweise half die Holzkohle ihm auch bei der Verdauung, oder er fraß sie als „Medizin“, um eine Durchfallerkrankung loszuwerden – so wie es viele Tiere noch heute tun.
Bildquelle: Julius Csotonyi
Noch ein Tapejaride aus Europa?
Auf der Isle of Wight entdeckten Forscher die Überreste eines Flugsauriers, die nach Analyse der nur sehr fragmentarischen Kieferknochen offenbar zur Familie der Tapejariden gehörte, die vor allem aus Südamerika bekannt sind. Nachdem kürzlich auch Funde in Nordafrika und in Portugal (Europejara) auftraten, vergrößert sich das Verbreitungsgebiet dieser Pterosaurier erneut, die nun offenbar auch über Mitteleuropa flogen – vielleicht auch bei uns in Deutschland.
Der Fund wurde als Wightia declivirostris beschrieben und stammt aus der bekannten Wessex Formation, also lebte das Tier in der Unterkreide, vor ca. 125 Millionen Jahren und damit im selben Lebensraum wie zum Beispiel Baryonyx, Iguanodon und Polacanthus.
VIelen Dank an GeoHorizon für diesen tollen Artikel!
Bildquelle: Megan Jacobs
Gehirnanatomie von Irritator stützt Fischfresser-Theorie
In den letzten Jahren trugen Forscher auf der ganzen Welt Hinweise zusammen, dass die Spinosauriden eine Besonderheit unter den Theropoden und in erster Linie Fischfresser waren. Sie testeten zum Beispiel die Fossilien auf Sauerstoff-Isotope und verglichen die Werte mit heutigen aquatischen Tieren, und erst neulich wurde durch eine Untersuchung der Schwanzwirbel von Spinosaurus festgestellt, dass dieser offenbar eine Flosse besaß. Auch Fischschuppen wurden bereits in der Magengegend von Spinosauriden gefunden.
Trotz dieser vielen Indizien war bislang noch nicht klar, wie genau diese Tiere lebten und wie sie jagten. Für so eine Verhaltensforschung ist vor allem ein intakter Schädel wichtig, um herauszufinden, wie das Gehirn aufgebaut war. Durch Analyse der Hirnareale kann dann auf das Verhalten geschlossen werden.
Die Spinosauriden sind bislang nur durch spärliche Fossilfunde bekannt. Nur wurde jedoch zum ersten Mal gut erhaltener Schädel eines Irritator mittels CT-Analyse genauer erforscht. Die Wissenschaftler fanden dabei heraus, dass das Gehirn der Spinosaurier grob dem von anderen Theropoden ähnelte. Jedoch deuten der Aufbau des Innenohrs und des Flocculus daraufhin, dass Irritator imstande war, ruckartig mit dem Kopf vorzustoßen, ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Offenbar jagten Spinosauriden also wie Fischreiher, nicht wie Krokodile.
Bildquelle: Joschua Knüppe
Fotos: Marco Schade
18 jurassische Theropoden in Deutschland identifiziert!
Deutschland war kein Dino-Land? Pff, von wegen. Zwar war unsere Heimat im Mesozoikum großenteils vom Meer bedeckt und demnach im Jura und in der Kreide eher ein Lebensraum für Meerestiere. Aber es gab bei uns auch viele kleine und auch einige größere Inseln, die auch Dinosauriern ein Habitat boten.
Im Oberjura scheint die Dinosaurierfauna in Deutschland insbesondere unter den Theropoden sehr reichhaltig gewesen zu sein. Sie braucht sich noch nicht einmal hinter der von berühmteren Fundstätten, wie der Morrison Formation in Nordamerika oder Lourinha in Portugal zu verstecken. Einer neuen Studie zufolge lebten zu dieser Zeit mindestens 18 verschiedene Theropoden auf dem Insel-Archipel, der 150 Millionen Jahre später zu Deutschland werden sollte.
Die Forscher verglichen dabei 80 Zähne, die aus mehreren Fundstellen der Bundesrepublik und in zwei Jahrhunderten Arbeit von Sammlern und Paläontologen zusammengetragen wurden. Diese Zähne konnten mithilfe moderner Discriminant Function Analysis (DFA) und aktuellen Datenmatrizen identifiziert und 18 verschiedenen Morphotypen zugeordnet werden. Obwohl die Skelettfunde natürlich noch fehlen und man nicht genau sagen kann, zu welchen Gattungen und Arten die Zähne gehören, konnte festgestellt werden, dass sie einst im Maul von frühen Tyrannosauriden, Megalosauroiden, Ceratosauriern und Allosauroiden saßen. Die Anwesenheit von Dromaeosauriern (Raptoren) konnte allerdings noch nicht bestätigt werden.
Zeichnungen: Joschua Knüppe
Bildquellen und Link zur Studie:
Liefen Krokodile in der Kreidezeit auch aufrecht auf zwei Beinen?
Wissenschaftler eines internationalen Forschungsteams machten in Südkorea eine interessante Entdeckung: sie stießen dort auf fossile Fußabdrücke, die auf Krokodile als Verursacher hindeuten. Das kuriose: Nur Abdrücke der Füße wurden gefunden, Handabdrücke fehlen. Die Forscher dachten zuerst, sie hätten es mit den Abdrücken von Pterosauriern zu tun, bis eine genauere Analyse die wahren Verursacher identifizierte.
Mit etwa 24 cm Länge lassen die Spuren auf Landkrokodile schließen, die etwa 3 m von Kopf bis zum Schwanzende erreichten. Sie lebten vor etwa 115 Millionen Jahren in der späten Unterkreide. Da die Abdrücke eng beieinander lagen, standen ihre Beine wohl in aufrechter Haltung unter dem Körper und waren nicht seitlich abgespreizt wie bei modernen Krokodilen. Außerdem schlossen die Forscher aus den Spuren, dass die Krokodile wohl auf zwei Beinen gelaufen sind!
An dieser Interpretation gibt es aber auch Kritik. Wie in der Studie selbst eingeräumt wird, liegt der Körperschwerpunkt bei Krokodilen knapp über der Hüfte. Hinterbeine, gerade bei hochbeinigen Landkrokodilen, würden auf schlammigen Untergrund also sehr viel tiefer in den Boden einsinken. So blieben möglicherweise nur die hinteren Fußabdrücke erhalten, die vorderen, die durchaus einmal vorhanden waren, aber vielleicht nicht. Außerdem ist es auch nicht ganz klar, dass der Verursacher wirklich ein Kroko war.
Bildquelle: Anthony Romilio
Foto: Seul Mi Bae
Meeresreptilien atmeten nicht wie Wale und Delfine
In einer neuen Studie (an der auch mehrere mit mir befreundete Paläontologen beteiligt waren, herzlichen Glückwunsch!) beschäftigten sich Wissenschaftler eines internationalen Forschungsteams mit der doch recht speziellen Nasenanatomie der Metriorhynchiden, einer Gruppe von gänzlich an ein Leben im Meer angepassten Krokodilen des Mesozoikums. Bei ihnen lagen die Nasenöffnungen deutlich weiter vorne an der Schnauzenspitze als bei anderen Meerestieren, wie z.B. Walen und Delfinen. Obwohl sonst hervorragend an das Schwimmen und Tauchen angepasst, holten diese Tiere also nicht durch ein „Blasloch“ frische Luft, sondern streckten dabei ihre Schnauze aus dem Wasser.
Bildquelle: die Meereskrokodike Dakosaurus und Geosaurus; von Dmitry Bogdanov
Das war es für heute mit den Paläo-News!
Artikel der Woche
In meinem Artikel der Woche habe ich am Montag meine Reihe „Wissenschaft vs. Actionfilm“ fortgesetzt und mir „Jurassic Park III“ vorgeknöpft, um die darin auftretenden Dinosaurier mal auf ihre Authentizität zu überprüfen. Hier kannst du den Artikel noch einmal lesen:
https://www.facebook.com/DieWeissenSteine/posts/928455730931051
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Jurassic Park IIIDer bekannte Paläontologe Dr.Alan Grant erklärt sich bereit, einen wohlhabenden Abenteurer und dessen Frau auf einem Erkundungsflug über die Isla Sorna, auf der InGen früher prähistorische Tiere züchtete, zu begleiten. Doch noch ahnt er nicht, dass er von einem weiteren atemberaubenden Abenteuer steht. Nach einer spektakulären Notlandung muss Dr.Grant entdecken, dass er von seinen Gastgebern getäuscht wurde und dass die Einwohner der Insel intelligenter, schneller und furchterregender sind, als er es sich in seinen kühnsten Träumen je hätte vorstellen können… Jurassic Park III |
Ich wünsche dir nun noch einen schönen Sonntag, hoffentlich heute mit etwas mehr Sonne! Bleib gesund und bis zum nächsten Mal!
Liebe Grüße,
Markus Peter Kretschmer