Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir!
Es hat sich zumindest hier bei mir im Norden wieder deutlich abgekühlt. Der sonnenreiche Frühling macht zur Zeit Pause und gönnt sich einen tristen Wolken-Regen-Mix. Grund genug für etwas kreative Arbeit: Das Lektorat von „Die weißen Steine II – Blut der Sonne“ ist endlich gestartet und ich bekomme nun nach und nach die einzelnen Kapitel von meinem Verlag zurück, und wenn alle freigegeben sind, geht das Buch endlich in den Druck. Es wird nun also nicht mehr lange dauern, bis es erscheint!
Auch wenn wir in Kiel nun schon einige Tage lang keine Neuinfektionen mit dem Corona-Virus verzeichnen konnten und sich die Lage deutlich zu entspannen scheint, werde ich bei öffentlichen Lesungen jedoch immer noch nicht auftreten. Ich möchte wenigstens noch den Juni abwarten, bevor es wieder Veranstaltungen von und mit mir geben wird. Demnächst werde ich aber über den YouTube-Kanal „Wir. Gemeinsam. Für die Literatur.“ online ein Kapitel aus meinem Bald erscheinenden Buch einlesen, und vielleicht auch ein paar Kurzgeschichten, die ich vor einigen Jahren mal verfasst habe. Ihr könnt euch jetzt schon mal auf der Seite umsehen, denn einige andere sehr nette Autoren des Ehrlich-Verlags haben dort bereits online-Lesungen gepostet:
Link zu unserem YouTube-Channel
Ich möchte hierbei auch daran erinnern, dass alle Künstler, also auch wir Autoren, gerade eine schmerzhafte Phase mit finanziellen Engpässen durchmachen, da uns aufgrund der nicht stattfindenden Lesungen ein wichtiger Teil unserer Einnahmen verloren geht. Aus diesem Grund sind die Lesungen zwar gratis anschaubar, ich bitte jedoch im Namen aller Autoren darum, uns für unsere Mühen einen kleinen Obulus zum Dank in unseren „virtuellen Hut“ zu werfen:
Link zum virtuellen Hut. Danke!!!
Das Bild der Woche

Das heutige Hell Creek-Bild zeigt zwei Leptoceratopsier, die sich an einem Wasserloch erfrischen. Gefunden habe ich es auf Instagram:
Tolle RekonstruktionBei dieser Rekonstruktion des Parasaurolophus walkeri wurde viel richtig gemacht. Das Tier ist kein „Hungermodell“, sondern hat angemessen Fleisch auf den Knochen. Es ist aufwändig, aber nicht überzogen bunt coloriert und auch die Haltung ist so „gewöhnlich“, dass man es wunderbar auch für ein größeres spätkreidezeitliches Diorama nutzen kann. Der Parasaurolophus walkeri von Papo ist 15 cm lang, 6 cm hoch und 6 cm breit und besteht aus belastbarem PVC. |
Die Paläo-News
Kommen wir nun zu den Nachrichten aus der letzten Woche, die wieder einiges zu bieten hatten:
Ugrunaluuk ist wieder ein Edmontosaurus!
Zu den häufigsten Dinosauriern der späten Kreidezeit gehörten die Hadrosaurier, auch als Entenschnabeldinosaurier bekannt. Eine ihrer erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten Gattungen war Edmontosaurus, von dem Fossilien im gesamten Westteil des nordamerikanischen Kontinents gefunden wurden. Die 69 Millionen Jahre alten Fossilien eines Jungtiers aus der entlegenen Prince Creek Formation im hohen Norden Alaskas wurden ihm ebenfalls einst zugeordnet, doch 2015 als eigene Gattung und Art „Ugrunaluuk kuukpikensis“ neubeschrieben, was in der Sprache der Inuti „Alter Grasfresser“ bedeutet.
Hadrosaurier kamen also sogar noch im nördlichen Polarkreis vor, ganz in der Nähe des damaligen Nordpols, da aufgrund des Kontinentaldrifts Alaska noch ein gutes Stück weiter nördlich lag. Die Tiere nutzten wahrscheinlich Landbrücken in der Gegend der heutigen Beringstraße, um zwischen Asien und Nordamerika umherzuwandern.

Es war allerdings stets umstritten, ob Ugrunaluuk als eigene Gattung Gültigkeit haben dürfte, da die Ähnlichkeit des Materials zu Edmontosaurus doch sehr groß ist. Eine Neue Studie stellte bei der Untersuchung der Fossilien nun weitere große Gemeinsamkeiten zu halbwüchsigen Edmontosauriern fest, wie zum Beispiel der identische Bau des Jochbeins und der Wangenknochen. Da lediglich kleine Detailunterschiede bei der Anordnung der Zähne im Unterkiefer und beim Bau der Schädelbasis bestehen, schlagen die Autoren der Studie vor, das Fossil wieder der Gattung Edmontosaurus als „Edmontosaurus sp.“ zuzuschreiben und den Namen „Ugrunaluuk“ als ungültig zu streichen.
Bildquelle: Masato Hattori
Warum fehlen uns Jahrmillionen in der Überlieferung der Erdgeschichte?
In der Erdgeschichte klafft eine Lücke. Weltweit unter Geologen als „Große Unkonformität“ bekannt, haben bis heute nur schwer zu erklärende Erosionsprozesse die Ablagerungen von je nach Lokalität unterschiedlichen, teils mehreren Jahrhundertmillionen abgetragen. Unter der kambrischen Tonto-Formation im berühmten Grand Canyon in den U.S.A. fehlen beispielsweise zwischen 175 Millionen und 1,2 Milliarden Jahren an Gestein.

Wodurch diese Gesteinsschichten vernichtet wurden und die riesigen Überlieferungslücken einst entstanden sind, dazu gibt es mehrere verschiedene Theorien. Die bislang gängigste war, dass im Cryogenium vor mehr als 700 Millionen Jahren eine totale Vereisung der Erde mit gewaltigen Gletschermassiven die Schichten geradezu weggehobelt hat.
Doch ist die Theorie der „Schneeball-Erde“ nicht der einzige Erklärungsansatz: Nach einer neuen Studie der University of Colorado begann die Erosion nämlich schon erheblich früher, lange vor der Vereisung schon vor rund 850 Millionen Jahren. Das spricht dafür, dass andere Prozesse, wie die Formierung eines Superkontinents die Erosion begünstigt haben könnten. Und tatsächlich formierte sich zu jener Zeit der Superkontinents Rodinia. Vor allem durch das Aufeinandertreffen der Kontinentalplatten und ihr späteres Auseinanderreißen, als Rodina wieder zerbrach, seien die Ablagerungen aus dieser Zeit zerstört worden. Die Vereisung während des Cryogeniums mag bei der Erosion bloß lokal eine Rolle gespielt haben.
Conclusio: die Abtragungen ereigneten sich weltweit doch nicht alle auf einmal, sondern nacheinander und durch verschiedene geologische Ereignisse.
Bildquelle: Rebecca Flowers
Homo sapiens in Europa schon viel früher als gedacht!
Homo sapiens erreichte Europa schon einige tausend Jahre früher als bislang vermutet. Ein neuer Fund aus einer Karsthöhle in Bulgarien, bei dem etliche Steinwerkzeuge sowie auch Knochen und Zähne gefunden wurden, die sich durch Protein-Analyse und DNS-Untersuchungen eindeutig als die von Homo sapiens identifizieren ließen, belegt die Anwesenheit unserer Vorfahren nun bereits für die Zeit vor etwa 45.000 Jahren, was rund vier Jahrtausende älter ist als die bislang ältesten Funde aus Südfrankreich.

Homo sapiens und der Neandertaler haben also eine deutlich längere Zeit neben- und auch miteinander gelebt, wie der Fund außerdem vermuten lässt: einige der Schmuckstücke aus Tierzähnen und -Krallen sind exakt so gearbeitet wie die gleichalten Funde, die aber neben Neandertaler-Fossilien gefunden wurden. Die Neuankömmlinge haben sich also wohl auch kulturell an den Neandertalern orientiert, beziehungsweise wahrscheinlich auch umgekehrt.
Link zur Pressemitteilung des IDW:
Ältester Salamander der Erdgeschichte entdeckt!

Nach jahrelanger Arbeit haben Forscher des Stuttgarter Naturkundemuseums den bislang ältesten Vertreter der Salamander identifiziert: Triassurus sextelae lebte in der mittleren Trias vor etwa 230 Millionen Jahren auf dem Gebiet des heutigen Kirgisistan, wo er schon 2014 entdeckt wurde. Die genaue Untersuchung des nur etwa 5 cm großen Tierchens ergab, dass es rund 75 Millionen Jahre älter ist als die bislang ältesten bekannten Salamander, die man sonst erst aus dem Jura kannte.
Wie in meinem letzten Artikel der Woche berichtet, sind Fossilien von Amphibien aus dem Erdmittelalter ausgesprochen selten. Obwohl die Tiere in einem Lebensraum lebten, der sich sehr gut zur Fossilisation eignet, blieben sie nach ihrem Tod nur selten lange genug liegen, um zu sedimentieren: viele Kleintieren werden gefressen, bevor sie zu einem Fossil werden können. Aus diesem Grund ist über die Evolution der Amphibien kaum etwas bekannt, besonders über ihre Geschichte während des Mesozoikums. Mit der Entdeckung von Triassurus ist nun ein wichtiger Lichtstrahl in dieses Dunkel gefallen, der hoffentlich noch viele weitere offene Fragen beantworten kann.
Artikelquelle:
Link zur Studie:
Bericht über die Senckenberg-Ausgrabung am Edmontosaurus-Bonebed in Wyoming
Das aus der Lance-Formation in Wyoming geborgene Bonebed, reich an Knochen von Edmontosaurus und weiteren Fossilien, wurde nach Frankfurt transportiert und wird dort bald im Rahmen einer Kooperationsausstellung mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und National Geographic im Senckenberg Naturmuseum präsentiert.
In diesem Interview präsentiert der Kurator und Paläontologe Philipe Havlik einen der ersten Funde aus dem Edmontosaurus-Bonebed.
Neuer Theropode in Argentinien entdeckt!

Forscher des Museo Argentino Ciencias Naturales fanden in der südargentinischen Provinz Santa Cruz die Fossilien eines bislang unbekannten Theropoden aus der Gruppe der Megaraptoridae, einer bislang wenig verstandenen und systematisch strittigen Familie der Theropoden. Das Fossil, bestehend aus Rippen, Wirbeln sowie Teilen des Schultergürtels, gehört zu einem relativ großen Vertreter mit einer geschätzten Länge von etwa 10 m, der vor etwa 70 Millionen Jahren auf Beutefang ging. Damit gehört er zu den jüngsten bekannten Megaraptoren. Einen Namen hat der unbekannte Riese noch nicht – eine Beschreibung und damit auch die Benennung des Fossils wird allerdings wohl bald folgen.
Die Megaraptoridae sind insofern bemerkenswert, da sie zwar große, Her doch recht schlank gebaute Killer waren, die an den Fingern drei riesige, bei dem neuen Fossil schätzungsweise 40 cm lange und sichelförmig gebogene Krallen besaßen, mit denen sie verheerende Verletzungen schlagen konnten. Mit den „klassischen“ Raptoren, den Dromaeosauriern, die ähnliche Krallen an den Füßen besaßen, sind die Megaraptoren allerdings nicht eng verwandt.
Bildquelle (oben): Saul Marchese
Dinosaurier – im Reich der GigantenDas mittlerweile 20 Jahre alte Mockumentary ist immer noch DIE Referenz, wenn es um animierte Dinosaurier geht. So viel Aufwand haben sich Filmemacher vorher oder hinterher nie wieder gemacht. Das sieht man: von wenigen Details abgesehen, wirken die Dinosaurier so echt, als könnte man sie anfassen. Wissenschaftlich ist zwar vieles überholt, einige Dinosaurier sehen nach heutiger Rekonstruktion deutlich anders aus, als dargestellt. Bei den Größen der Tiere haben die Macher gelegentlich übertrieben, aber sonst? |
Dino-Babys liefern neue Erkenntnisse zur Zahnentwicklung bei Riesen-Sauropoden
Zu den seltensten Dinosaurier-Fossilien gehören versteinerte Eier mit erhaltenen Embryonen. Nur von acht Spezies sind solche Funde überhaupt bekannt, so auch von dem frühen Sauropodomorphen Lufengosaurus aus China.

Bei der Untersuchung der winzigen ungeschlüpften Dino-Babys fand der Paläontologe Robert Reisz heraus, dass die Embryonen schmale, stiftartige Zähne hatten, die sehr an die Zähne der gigantischen, aber erst viel später auftretenden Sauropoden wie Diplodocus oder Apatosaurus erinnern. Bei erwachsenen Lufengosauriern, aber auch schon bei älteren Embryonen waren die Zähne jedoch viel breiter. Diese Phase der Zahnentwicklung deutet darauf hin, dass bei späteren Saudopoden quasi eine „Rückentwicklung“ stattfand und sie ihre stiftartigen Zähne aus dem Embryonalstadium einfach behielten, die sogar schon Lufengosaurus im frühen Jura besaß, um sich an das Abrupfen von Blättern aus dem Kronendach der Bäume anzupassen.
Die neue Studie ist damit ein interessanter Beitrag zur frühen Entwicklungsgeschichte der Sauropoden und wirft neues Licht auf die Art und Weise ihrer Anpassung.
Bildquelle: David Mazierski
Das war es aus dieser Woche mit den Neuigkeiten aus der Paläontologie. Ich wünsche Dir nun viel Spaß weiterhin auf meiner Seite und einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Markus Peter Kretschmer