Mein Wort zum Sonntag – 22. November 2020

Lesedauer: etwa 21 Minuten
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Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!

Keine Ruhe in Sicht. In den U.S.A. weigert sich ein Narzisst, seine Niederlage anzuerkennen, im Bundestag pöbeln Rechtsradikale unsere gewählten Volksvertreter an, Pandemie-Leugner benutzen ihre Kinder als lebende Schutzschilde gegen die Wasserwerfer und die, die so wie ich auf sinkende Fallzahlen, eine Entspannung der Lage und vor allem wieder offene Museen und Gastronomie-Betriebe gehofft haben, wurden bitter enttäuscht. Beim letzten Wort zum Sonntag vor dem ersten Advent kommt zumindest bei mit noch überhaupt keine Weihnachtsfreude auf. Die Vorstellung, das Fest dieses Jahr allein ohne meine Familie zu verbringen, stimmt mich zutiefst traurig. „Die dunkelste Zeit des Jahres“ – diese Bezeichnung bekommt gerade jetzt eine ganz neue Bedeutung.


Doch es gibt auch Nachrichten, die Mut machen: Ein Impfstoff ist in Aussicht. Führende Experten zeigen sich optimistisch, dass wir den Virus im kommenden Jahr endlich besiegen werden. Zwar wird das sicher noch einige Zeit dauern, aber es zeigt sich doch endlich ein Silberstreif am ach so düsteren Horizont. Bald können wir 2020 ad acta legen. Und in ein vielversprechendes neues Jahr starten.


Um dies auch angemessen zu feiern und unsere Vorfreude zu steigern, habe ich mir schon etwas ganz besonderes für euch ausgedacht. Am kommenden Adventssonntag wird es für alle meine Leser eine kleine Weihnachtsüberraschung geben. Was das ist? Verrate ich noch nicht. Ihr dürft aber schon gespannt sein!


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Bild der Woche

Dieses Bild bestimmte die Paläo-Nachrichten der letzten Tage, und es ist ein Hell Creek-Bild, also wieso es nicht zum Bild der Woche küren? Die „Dueling Dinosaurs“ – eine neue Ausstellung im North Carolina Museum of Natural Sciences, zeigt das bislang vollständigste Skelett eines jungen Tyrannosaurus, der möglicherweise im Kampf mit einem Triceratops sein Leben ließ. Wie der Kampf damals ausgesehen heben könnte, zeigt uns Anthony Hutchings in seiner Bildinterpretation.

 

Paläo-News

Wieder liegen zwei Wochen mit reichlich tollen Neuigkeiten aus der Welt der Urzeit hinter uns! Manche verblüffend, andere traurig und wieder andere äußerst spannend – aber lest selbst!


Fossiler Echsenschädel aus dem Eozän wiederentdeckt

Im Jahre 2017 durchstöbere Simon Scarpetta im Rahmen seiner Abschlussarbeit die Sammlung des Peabody Museums der Universität Yale. Dabei stieß er auf den exzellent erhaltenen Schädel einer kleinen Echse, die sofort das Interesse des Studenten weckte. Wie er zu seiner Überraschung feststellte, hatte nie jemand über diesen eigentlich doch bemerkenswerten Fund geschrieben, der schon 1971 bei einer Grabung in Wyoming zutage gefördert worden war.

 

Das Fossilmaterial von Kopidosaurus perplexus.

 

Scarpetta erkannte das Fossil als frühen Vertreter der Basilisken, einer Gruppe von Echsen, die heute vor allem in den tropischen Regenwäldern Lateinamerikas beheimatet sind. Während des Eozäns, vor rund 52 Millionen Jahren, waren die auch als „Jesus-Christus-Echsen“ bezeichneten Leguane aber auch viel weiter nördlich verbreitet. Sie heißen so, weil sie kurzzeitig im schnellen Lauf über die Wasseroberfläche rennen können.

 

Ein rezenter Helm-Basilisk. Bildquelle: Wikipedia.

 

In einer neuen wissenschaftlichen Arbeit beschrieb Scarpetta seinen Fund und gab der kleinen Echse den Namen Kopidosaurus perplexus.

 

Link zur Studie


Fünfäugige „Riesengarnelen“ entdeckt: Kylinxia zhangi

Die Gliederfüßer, auch Arthropoden genannt, zu denen z.B. die Spinnen, Insekten und Krebse gehören, stellen heute fast 80 Prozent aller Tierarten. Ihre Entwicklungsgeschichte begann schon in der Frühzeit des höheren Lebens, im Kambrium vor über 520 Millionen Jahren. Damals sahen die Arthropoden jedoch noch ganz anders aus, und sie gehörten zu den größten Lebewesen ihrer Zeit.

 

Lebensdrekonstruktion von Kylinxia zhangi nach D. Y. Huang und H. Zeng.

 

Die genaue Entwicklungsgeschichte der Gliederfüßer zu rekonstruieren ist für die Wissenschaftler nicht einfach, weil ihre Fossilüberlieferung aus dieser Zeit Recht lückenhaft ist. Eine neu entdeckte fossile Art könnte ein wichtiges Bindeglied zu den moderneren Gliederfüßern sein: in China fanden Forscher fünf gut erhaltene Fossilien eines Wesens, dass äußerlich einer riesigen Garnele gleicht und fünf Augen besaß.

 

 

Kylinxia zhangi, wie die Forscher ihren Fund benannten, weist sowohl Merkmale der frühen Vorformen der Gliederfüßer auf als auch Kennzeichen späterer Vertreter des Tierstammes und ist damit ein „Missing Link“, das viele offene Fragen beantworten kann.

 

Link zur Studie


In Bernstein eingeschlossene Amphibien besaßen chamäleonartige Zunge

Die heutigen Lurche kann man grob in drei Erscheinungsformen einteilen: die schwanzlosen „Hüpfer“ wie Frösche und Kröten, die kriechenden oder schwimmenden Salamander und die Blindwühlen, die überhaupt keine Gliedmaßen haben. Bis zum Beginn des Pleistozäns gab es jedoch noch eine vierte Gruppe: die Albanerpetoniden.

 

 

Über diese Amphibien ist kaum etwas bekannt, da diese Tiere nur selten Fossil überliefert werden. Nun sind aber sehr gut erhaltene Überreste eines solchen Lurchs in Burmit, also kreidezeitlichen Bernstein aus Myanmar aufgetaucht. Forscher um Juan D. Daza fanden bei seiner Untersuchung heraus, dass der eingeschlossene Albanerpetonide seine Zunge genau wie ein Chamäleon herausschießen konnte, um damit Insekten zu fangen.

 

Link zur Studie


Stratigrafische Neubetrachtung der Hell Creek Formation von Montana

Die Hell Creek Formation, die sich während des oberen Maastrichtiums im mittleren Westen der U.S.A., in den Bundesstaaten Montana, Wyoming sowie North und South Dakota ablagerte, gehört zu den bekanntesten Fossillagerstätten der oberen Kreidezeit. Sie war einst die Heimat berühmter Dinosaurier wie Tyrannosaurus, Triceratops und Ankylosaurus, und ist auch der Schauplatz meiner Romanreihe „Die weißen Steine“.

 

 

Besonders die Gegend um Fort Peck Lake in Montana ist für zahlreiche Dinosaurierfossilien bekannt. Dort sind Forscher nun einen alten Rätsel auf den Grund gegangen: denn trotz ihrer Bekanntheit und der intensiven Erforschung ist die innere Stratigrafie (Schichtenfolge) von Hell Creek noch immer weitestgehend unbekannt. In ihrer Arbeit ordneten die Forscher die Ablagerungsfolgen nun vier verschiedenen Stufen zu, zwischen denen jeweils drei Phasen lagen, in denen das Meer, der berühmte Western Interior Seaway, immer wieder vorstieß und sich anschließend wieder zurückzog.

 

Bildquelle und Link zur Studie


Ungewöhnlich langlebig: „Büroklammer-Ammonit“ lebte über 200 Jahre!

Die Welt der Kreidezeit war voll mit den bizarrsten Kreaturen. Zu den aus heutiger Sicht sicher ungewöhnlichsten zählte Diplomoceras maximum, ein wirklich größer Ammonit, der vor etwa 68 Millionen Jahren (und damit zur Zeit des T. rex) lebte und ein Gehäuse von der Länge eines Menschen besaß. Dieses Gehäuse war aber gerade das Verrückte an dieser Kreatur: es war nicht wie das der meisten anderen Ammoniten spiralförmig aufgebaut, sondern geschwungen und gebogen wie eine Büroklammer!

 

Lebendrekonstruktion von Diplomoceras maximum nach James McKay

 

Forscher der Syracuse University of New York haben nun noch ein weiteres verrücktes Detail über dieses Wesen herausgefunden: es war offenbar außergewöhnlich langlebig. Während die meisten heute lebenden Cephalopoden nur eine Lebenserwartung von wenigen Jahren haben, konnte D. maximum über 200 Jahre alt werden!

 

 

Als die Forscher die Fossilien dieses Büroklammer-Ammoniten auf Sauerstoff- und Kohlenstoffisotope analysierten, stellten sie dabei ein regelmäßig wiederkehrendes Muster im Verhältnis dieser beiden Stoffe fest. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass es die Jahreszyklen und den regelmäßig stattfindenden Methanfluss vom Meeresboden repräsentiert. Die Anzahl dieser Musterwechsel ist außerdem immer identisch mit den Rippungen des Schalenbogens, die sich auch bei modernen Nautiloiden immer im Laufe eines Jahres bilden. Und da es bei D. maximum über 200 waren, haben diese Tiere offenbar ein biblisches Alter erreicht.

 

Link zur Studie


Fossiler Urmenschenschädel untersucht!

Bereits 2018 haben Forscher der La Trobe University von Melbourne einen bemerkenswerten Fund gemacht: in der Nähe von Johannesburg entdeckten sie den exzellent erhaltenen Schädel eines Paranthropus robustus, einer Frühmenschenart, die vor rund zwei Millionen Jahren in Südafrika lebte. Paranthropus gehört zu einer entfernt verwandten Seitenlinie der Urmenschen, von denen es damals noch viele verschiedene Arten gab. Unweit der Fundstelle wurden auch die Überreste früher Vertreter des Homo erectus gefunden, was nahelegt, dass damals mehrere Urmenschen nebeneinander im gleichen Lebensraum lebten.

 

Der fossile Schädel des Paranthropus robustus in der La Trobe University.

 

Offenbar bevorzugte P. robustus mit seinem kräftigen Kiefer zähes Pflanzenmaterial wie Wurzeln und auch Baumrinde. H. erectus war zu dieser Zeit zwar gemäß seiner Fossilüberlieferung noch seltener, er hatte aber wohl einen abwechslungsreicheren Speiseplan aus stärkehaltigen Früchten und eiweißreicher Kost wie Insekten und Fleisch – wahrscheinlich zumeist Aas und eher selten selbsterlegte Beute. Die unterschiedliche Ernährungsweise ist ein Beispiel für unterschiedliche ökologische Einnischung und damit auch der Schlüssel für die lange Koexistenz der verschiedenen Urmenschenarten. Der neuentdeckte Schädel wird sicher noch einige neue Erkenntnisse liefern, um diese interessante Zeit zu beleuchten.

 

Link zur Studie


Von wegen Hai: Student findet neuen Flugsaurier!

Aufgrund der Covid-19-Beschränkungen sind auch in England derzeit alle Museen geschlossen. Doch der 26-jährige Student Roy Smith nutzte die Gelegenheit, um abseits der Besucherströme die Sammlungen des Sedgwick Museums in Cambridge zu durchstöbern. Dort lagern zahlreiche bislang kaum beachtete Fossilien, die von Berg- und Steinbrucharbeitern schon vor über 150 Jahren dem Museum übergeben worden waren. Eine großartige Beachtung durch die Wissenschaft erfuhren die Fossilien bislang nie, hielt man sie doch für die Wirbel gewöhnlicher Haie.

 

Lebendrekonstruktion eines azhdarchiden Pterosauriers von Davide Bonadonna

 

Im Rahmen seiner eigenen Forschungen konnte Smith einige „Hai-Wirbel“ aber als die von Flugsauriern identifizieren und sie bekannten Spezies zuordnen. Auch viele andere Flugsaurier-Fossilien, wie der Schnabel auf dem Bild, erfuhren so eine neue wissenschaftliche Betrachtung. Ein Fund war allerdings so speziell, dass er zu keinem bislang bekannten Pterosaurier passte. Die fragmentarischen Überreste gehören demnach sehr wahrscheinlich sogar zu einer bislang noch nicht wissenschaftlich beschriebenen Gattung.

 

Roy Smith mit dem Schnabel eines Flugsauriers.

 

Leider ist das Fossilmaterials dieses Exemplars zu fragmentarisch, sodass Smith keine Alleinstellungsmerkmale festmachen konnte, um seiner Entdeckung einen eigenen Namen zu geben. Aber noch hat er die gesamte Sammlung in Cambridge auch noch nicht durch – drücken wir ihm die Daumen, dass er vielleicht noch mehr tolle Entdeckungen macht!

 

Link zur Studie


Tierquälerei im Mittelalter – Archäologen finden Affenskelett in Baseler Latrine

 

Einen überraschenden Fund machten Archäologen, als sie in der mittelalterlichen Altstadt in Basel beim Bau eines Parkhauses Grabungen durchführten. Die stießen dort auf ein gut erhaltenes, etwa 570 Jahre altes Skelett, dass sie zuerst für das eines Kindes hielten. Genauere Untersuchungen ergaben jedoch, dass es sich dabei um einen männlichen Berberaffen (Macaca sylvanus) handelte.

Die in Basel entdeckten Affenknochen.

 

Was macht ein nordafrikanischer Affe aber in der Schweiz? Die Forscher sind sich sicher, dass es sich um ein exotisches Haustier handelte. Auf Wandteppichen und in Büchern des Hoch- und Spätmittelalters finden sich häufiger Abbildungen von solchen Äffchen, die als beliebte Haustiere bei der High Society jener Zeit sehr gefragt waren.

 

Ein mittelalterlicher Wandteppich belegt die grausamen Haltungsbedingungen für exotische Haustiere im 15. Jahrhundert.

 

Allerdings waren die Haltungsbedingungen für die Affen herzzerreißend miserabel. Der Affe wurde, wie die deformierten Wirbel zeigen, sein ganzes Leben lang an der Kette gehalten. Verletzungsspuren zeigen, dass das Tier häufig geschlagen wurde. Aus Verzweiflung könnte sich der Affe auch die ansonsten spitzen Zähne rund genagt haben, oder sie wurden ihm absichtlich abgeschliffen. Das Tier starb schließlich an einer Infektion am Ellenbogen, im Alter von nur acht Jahren und damit noch bevor es ganz ausgewachsen war. Nach seinem Tod hat man den Kadaver einfach in die Latrine geworfen.

 

 

Als möglicher Besitzer des Affen kommt der Gelehrte Heinrich von Beinheim infrage, der zu jener Zeit im Haus über dem Fundort lebte. Beinheim war ein Gelehrter und am Aufbau der Universität beteiligt, also verfügte er sowohl über die Verbindungen als auch die Mittel, sich so ein exotisches Haustier zuzulegen.

 

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Neues Robben-Fossil schreibt Evolutionsgeschichte um: Eomonachus belegaerensis 

Amateur-Fossiliensammler haben in Neuseeland eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: am südlichen Strand von Taranaki fanden sie die fossilen Knochen einer prähistorischen Robbe, die bei der späteren Untersuchung durch Paläontologen der Monash University, denen die Sammler ihren Fund zeigten, als eine neue Spezies erkannt wurde. Und darüber hinaus noch als wichtiges Bindeglied in der Entwicklungsgeschichte der Meeressäugetiere!

 

Lebendrekonstruktion von Eomonachus belegaerensis nach Jaime Bran

 

Eomonachus belegaerensis, wie sie das Tier beschrieben, lebte schon vor rund 3 Millionen Jahren in Neuseeland. Damit widerlegt er die alte Annahme, die Robben hätten sich alle im Nordatlantik entwickelt und seien erst im Pleistozän auf die Südhalbkugel gelangt. Eomonachus belegt, dass er zusammen mit den Vorfahren von heutigen Mönchsrobben, Seeelefanten und den Robben der Antarktis schon lange vorher dort lebte, und dass sich diese Robben auch ursprünglich dort entwickelt haben.

 

Die entdeckten Fossilien in der Monash University.

 

Der Name bedeutet gemäß dieser Erkenntnis „Früher Mönch von Belegaer“, dem fiktiven Meer im Westen von J.R.R. Tolkiens Fantasiewelt Mittelerde aus „Der Herr der Ringe“.

 

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Im Kampf gestorben? Museum präsentiert Ausstellung des ersten vollständigen Tyrannosaurus rex

Bereits 2006 machte Hobby-Fossilienjäger Clayton Phipps nahe seiner Ranch in Montana den Fund seines Lebens. Schon häufiger war er auf Fossilien von Dinosauriern gestoßen, aber noch nie auf so etwas: die Paläontologen, die er verständigte, sprachen von einem einzigartigen Fund zweier „Kämpfender Dinosaurier“.

 

Das ausgestellte Skelett eines jungen Tyrannosaurus. Foto: Seth Wenig

 

Eingeschlossen in 67 Millionen Jahre altem Sandstein, präparierten die Forscher in jahrelanger Feinarbeit den Schädel eines Triceratops und das Skelett eines jungen Tyrannosaurus heraus. Der Schädel des Horndinosauriers war so gut erhalten, dass an seiner Oberfläche Hautstrukturen mit einem Schuppenmuster erkennbar waren – der bislang erste Fund dieser Art. Das Tyrannosaurus-Skelett ist sogar zu 100% erhalten, der bislang einzige derart vollständige Skelettfund. Die Fossilien sollen nun im North Carolina Museum of Natural Sciences ausgestellt werden.

 

 

Doch birgt der Fund noch immer Rätsel: hat der Triceratops den Angriff des nur rund 2,7 m langen Tyrannosaurus-Bubis abgewehrt und ihn mit einem Fußtritt getötet? Ein tiefer Riss im Schädel könnte darauf hindeuten, doch zieht sich dieser auch weiter fort ins Gestein und könnte daher auch natürlich entstanden sein. Da viele weitere Tyrannosaurus-Zähne gefunden wurden, könnte es sein, dass der Tyrannosaurus zusammen mit Artgenossen an einem Kadaver fraß und während eines Streits zu Tode kam. Oder beide Skelette haben gar nichts miteinander zu tun und sind bloß zufällig am gleichen Ort abgelagert worden.

 

Trotz allem präsentieren Museum und Medien die Ausstellung stolz als „Dueling Dinosaurs“ – sehenswert wird sie allemal sein!

 

Link zur Ausstellung


Paläontologen entdecken drei neue ausgestorbene Walrossarten in Kalifornien

Walrösser sind heute vor allem in den Treibeisgebieten der Arktis verbreitet und haben sich perfekt an ein Leben in der Kälte angepasst. Umso erstaunlicher ist es, dass der Ursprung dieser moppigen Kolosse im sonnigen Kalifornien liegt: im berühmten Orange County, unweit vom Disneyland in Anaheim, haben Paläontologen nun die fossilen Überreste gleich mehrerer Ur-Walrösser entdeckt, die dort während der Zeit des Miozäns die Sonne genossen.

 

 

Fünfzehn verschiedene Walross-Arten lebten in diesem prähistorischen Walross-Paradies in der Zeit von vor 10 bis 5 Millionen Jahren, die meisten allerdings hatten noch keine große Ähnlichkeit mit ihren heute lebenden Pendants. Zum Beispiel fehlten ihnen noch die gewaltigen Stoßzähne, und sie waren meist noch wendige Fischjäger, statt den Meeresgrund vor allem nach Schalentieren zu durchstöbern. Und einige der Ur-Walrösser wie Pontolis magnus wurden auch richtig groß: mit einem Gewicht von über drei Tonnen erreichten sie gar die Größe heutiger Seeelefanten.

 

Lebendrekonstruktion und Größenvergleich von Pontolis magnus nach Roman Uchytel.

 

Bei ihren Grabungen trafen die Forscher auch auf drei gut erhaltene Schädel, die aber zu keiner bereits bekannten Walrossart passten. In einer neuen Studie beschrieben sie diese nun als neue Spezies: Pontolis kohnoi, Pontolis barroni und Osodobenus eodon sind ihre neuen Namen. Diese drei waren aber wiederum deutlich kleiner als ihre heute lebenden Verwandten.

 

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Dinosaurier-Funde der triassischen Chinle-Formation neu betrachtet

Die Paläontologen Adam D. Marsh und William G. Parker haben ihrer neuesten Studie sämtliche gefundenen Dinosauromorphen der Chinle-Formation in Arizona untersucht. In einer umfassenden Neubetrachtung haben sie ihre Ergebnisse nun veröffentlicht.

 

Die Bewohner der Chinle Formation in Arizona. Dinosaurier waren damals noch eher klein! Bildquelle: Reddit;
Naturewasmetal

 

Die Chinle-Formation mit dem berühmten Petrified Forrest (Versteinerter Wald) gehört zu den aufschlussreichsten Gesteinsformationen der späten Trias, also einer Zeit, in welcher die Dinosaurier auf der Welt noch nicht allein den Ton angaben. Sie lebten damals noch mit einer ganzen Reihe anderer Reptilien zusammen, z.B. riesigen pflanzenfressenden Therapsiden wie Placerias oder gefährlichen Rauisuchiern wie Postosuchus, die die gefürchtetsten Beutegreifer ihrer Zeit waren.
Dass sich die Dinosaurier nun aber langsam auf ihre große Blütezeit vorbereiteten, scheint sich in der Studie bereits abzuzeichnen: ganze 32 gefundene Exemplare der Dinosauromorphen werden daran beschrieben.

 

Link zur Studie


Schädelfragment eines großen Horndinosauriers aus der unteren Hell Creek Formation beschrieben

Schon im Jahre 2000 legten Forscher bei den Ausgrabungsarbeiten eines Torosaurus in Montana weitere Fossilien eines anderen Ceratopsiers (Horndinosaurier) frei, dessen Überreste in einer etwas tieferen und damit älteren Gesteinsschicht gefunden wurden, allerdings nur schlecht erhalten waren. Diese Überreste wurden nun von dem Paläontologen John Scanella präpariert und in einer eigenen Forschungsarbeit beschrieben.

 

 

Die Ceratopsidae werden traditionell in zwei große Untergruppen unterteilt: die Centrosaurinen (mit verhältnismäßig kurzer Halskrause, keinen Stirnhörnern und langen Nasenhörnern) und die Chasmosaurinen (mit langen Halskrausen, mächtigen Stirnhörnern und kurzen Nasenhörnern). Der alte Horndinosaurier aus Hell Creek gehört offenbar zu den Chasmosaurinen zu gehören.

 

Eotriceratops und Triceratops im Größenvergleich. Bildquelle: Wikipedia.

 

Unklar ist aber, zu welcher Gattung das Oberkieferfragment gehört. Typisch für die Hell Creek Formation ist natürlich der berühmte Triceratops. Auch ein Torosaurus käme eventuell infrage, obwohl manche Paläontologen die Gültigkeit dieser Gattung anzweifeln und sie mit Triceratops synonym vermuten. Hinsichtlich der enormen Größe und des Alters dieses Fundes käme auch ein später Eotriceratops infrage: das Fragment ist mit einem Alter von rund 68,5 Millionen Jahren der bislang älteste Horndinosaurierfund aus Hell Creek. Der Fund ist für die Forscher vor allem deshalb interessant, weil er belegt, dass riesige chasmosaurine Horndinosaurier auch schon in den ältesten Schichten der Hell Creek Formation vorkommen.

 

Link zur Studie


Klimawandel begünstigte Gigantismus der Sauropoden

Sie waren die größten Tiere, die jemals über unseren Planeten stapften: Von der Nasen- bis zur Schwanzspitze waren manche Sauropoden so lang wie ein Tennisplatz, ihr Kopf ragte bis auf die Höhe eines mehrstöckigen Hochhauses. Ihrem Gigantismus liegt eine ganze Kette von Faktoren zugrunde. Forschern ist es nun gelungen, diese Kette bis zu ihrem ersten möglichen Glied zurückzuverfolgen, und dieses ist ein alter Bekannter: der Klimawandel.

 

Vor

etwa 201 Millionen Jahren sorgte das Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangaea für eine Serie von Vulkanausbrüchen. Die dabei freigesetzten Gase wirkten sich massiv auf das Klima aus, und da sich nun auch Meeresstraßen auftraten, wo es vorher keine gab, taten auch die Meeresströmungen ihr Möglichstes dazu, den Planeten in ein feuchtwarmes Tropenhaus zu verwandeln. Dies wiederum führte zu einem vollständigen Wandel der Vegetation: die Welt wurde immer grüner.

Die Sauropoden, die in der Trias selten länger als 10 m wurden, passten sich an diesen neuen Nahrungsreichtum an. Ein größerer Körper führte nicht nur zu einem besseren Schutz vor Feinden, er verbesserte auch die Effizienz der Energieverwertung. Je länger der Darm, umso mehr Nährstoffe bekam er aus den Pflanzen heraus, und je größer das Tier, umso länger der Darm.

 

Ein früher Sauropode wurde nun von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Diego Pol vorgestellt, der genau in diese Phase der Entwicklungsgeschichte passt. Mit einem Alter von rund 180 Millionen Jahren zeigt dieses Tier, dass unter dem Namen Bagualia alba neu beschrieben wurde, deutliche Merkmale, die den Werdegang vom Durchschnitt zum Superlativ beleuchten.

 

Lebendrekonstruktion von Bagualia alba nach Jorge Gonzalez.

 

Link zur Studie


Studie zu Sahelanthropus tchadensis: doch nicht unser frühester zweibeiniger Vorfahre?

In den vergangenen Jahren brachte die intensive Zusammenarbeit von Archäologie, Paläontologie, Anthropologie und mehrerer anderer Disziplinen immer mehr Licht ins Dunkel zu der wohl wichtigsten Frage der Menschheit: wo kommen wir eigentlich her?

 

Lebendrekonstruktion von Sahelanthropus tchadensis von Roman Yevseyev.

 

Die Antwort darauf ist alles andere als einfach. Auch wenn sie heute schon eine Menge herausgefunden haben, müssen alte Erkenntnisse immer wieder hinterfragt werden, immer wieder tauchen neue Fossilien auf, die altes Wissen relativieren, und manchmal sind es auch die schon altbekannte Funde, die neue Einblicke geben. So wie nun in einer neuen Studie, in welcher sich Forscher den bereits 2001 gefundenen Oberschenkel eines Sahelanthropus tchadensis vornahmen, eines frühen Menschenaffen, der von vor 6 bis 7 Millionen Jahren lebte – einer Zeit, in welcher Genforscher den letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse vermuten.

 

Die Oberschenkelknochen von Sahelanthropus tchadensis.

 

Dabei kamen sie zu folgenden Einsichten: der Oberschenkel von Sahelanthropus ist ganz anders gebaut als der von Orrorin tugenensis, eines anderen Hominiden, der etwas später lebte und dessen Morphologie bereits etwas menschenähnlicher ist. Anders als Orrorin konnte Sahelanthropus wahrscheinlich noch nicht aufrecht auf zwei Beinen gehen. Der Bau der Gliedmaßen weißt eher auf eine schimpansenartige Fortbewegung hin.

 

Die Schädelfossilien von Sahelanthropus tchadensis.

 

Daraus ergeben sich neue Fragen: war Sahelanthropus überhaupt einer unserer Vorfahren? Steht er vielleicht doch den Schimpansen näher und ist ein Teil ihrer, nicht unserer Ahnenreihe? Oder repräsentiert das Fossil sogar eine dritte Stammform, abseits von Schimpanse und Mensch? Die Forschungen werden sicher noch weiter gehen, und einer Tages wird man die Fragen vielleicht beantworten können – bis zum nächsten Fossilfund.

 

Link zur Studie


Tödliche Kiefer: Frühe Haie des Erdaltertums konnten ihre Zähne kippen

Forschern der Universität Zürich haben in den devonischen Schichten in Marokko einen bemerkenswerten Fund gemacht: vor etwa 370 Millionen Jahren, also zu der Zeit, als gerade die allerersten Amphibien ihren Fuß aufs trockene Land setzten, gab es dort in den Meeren gefährliche Raubfische, darunter auch Haie mit einer perfiden Tötungsmethode.

 

Lebendrekonstruktion von Ferromirum oukherbouchi von Christian Klug.

 

Ferromirum oukherbouchi, wie einer von ihnen nun neu benannt wurde, war zwar nur etwa 30cm lang, er besaß aber schon genau wie heutige Haie ein sogenanntes Revolvergebiss aus ständig nachwachsenden Zähnen. Anders als seine heutigen Pendants konnte Ferromirum aber auch die weiter hinten liegenden Zähne schon voll zum Einsatz bringen: wenn er das Maul aufriss, konnte er seinen Kiefer nach außen drehen. Dabei klappten die vorderen Zähne um 20° aus dem Maul heraus. Beim Packen der Beute rissen sie das Opfer weiter in den Schlund, sodass ein Entkommen praktisch unmöglich war.

 

Computermodell der Fossilien nach dem 3D-Scan.

 

Haifossilien, insbesondere solche mit gut erhaltenem Kieferskelett sind extrem selten. Wie alle Haie war schließlich auch Ferromirum ein Knorpelfisch, dessen Skelett kaum bzw. gar nicht verknöchert war. Hier war aber der Erhaltungszustand so gut, dass die Forscher sogar einen aufschlussreichen 3D-Scan des Fossils machen konnten.

 

Die fossilen Überreste von Ferromirum oukherbouchi aus Marokko.

 

Sie vermuten, dass im Oberdevon noch viele Haie ihrer Kiefer so ausklappen konnten wir Ferromirum. Mit der Zeit ging diese Mechanik aber zugunsten eines schnelleren Zahnwechsels verloren. Heute haben alle Knorpelfische verwachsene und starre Kiefer.

 

Limk zur Studie


Das war es dann auch schon mit den Paläo-News!

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Artikel der Woche

 

Auf meiner Seite „Die weißen Steine“ ging es wieder weiter mit meiner Serie „Film vs. Wissenschaft“. Dabei habe ich eine weitere Folge der beliebten Doku-Reihe „Die letzten Jahre der Dinosaurier“ auf Herz und Nieren geprüft. Welche Verbesserungen müsste man mit dem Wissen aus dem Jahr 2020 an der Folge „Der Vulkanausbruch“ vornehmen? Könnte das Abenteuer der Maiasaurier Buck und Blaze sowie ihres Widersachers Daz heute immer noch so abgedreht werden?

 


 

Ich wünsche dir nun noch einen schönen Sonntag, bleib gesund und bis zum nächsten Mal!

 

Liebe Grüße,

 

Markus Peter Kretschmer

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