Mein Wort zum Sonntag – 25. April 2021

Lesedauer: etwa 32 Minuten
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Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!

 

Ein ungewöhnlich kalter April geht zu Ende. Damit meine ich nicht nur die Temperaturen, die so niedrig sind, wie lange nicht mehr in Zeiten des Klimawandels. Ich finde es auch ausgesprochen kalt, was das gesellschaftliche Klima angeht. Ich fühle mich selbst auch etwas kalt, denn ich wollte letzten Sonntag keine Kerze anzünden, worum uns Volker Bouffier (Ministerpräsident von Hessen) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gebeten haben. In Gedenken an die Corona-Toten. Was als andachtsvolle Geste gemeint war, ist voll nach hinten losgegangen. Mich hat dieser Aufruf wie so viele andere wirklich erzürnt. Zorneskälte empfinde ich schon lange, wenn ich an das kollektive Versagen der Politiker denke. Und jetzt das.

Ärger über Herzens- bzw. Kerzenskälte der Politiker

Wieso bringt mich dieser Apell so auf? Weil es noch viel zu früh ist. Weil die Pandemie täglich immer noch 200 bis 300 Menschenleben fordert. Weil wir wegen des schleppenden Impfgeschehens inzwischen europaweit zu den Letzten gehören, die das Ende der Pandemie sehen werden. Und am Ende einer solchen Krise ist es Zeit, an die Toten zu gedenken, und nicht, wenn noch bis zum Hals mitten drin stecken.

 

Mit Blick auf die vielen Skandale der letzten Zeit, die Korruptionsaffären, die Verzögerungen, die kläglichen Eindämmungsversuche, die uns mit nunmehr sieben langen Monaten des Lockdowns zermürbt haben, erscheint es wie ein billiges Ablenkungsmanöver, das diese Herren nur in Voraussicht der kommenden Bundestagswahl gestartet haben. Bis dahin kriegen sie die Lage nicht in den Griff, das haben sie mit der Kerzenaktion bereits eingestanden. Und um doch noch ein paar Stimmen zu retten, um enttäuschte Wähler zurückzugewinnen, und eben nicht, weil sie sich bitter für jedes verlorene Menschenleben schämen sollten, das in ihrer Verantwortung lag, deshalb sollten am Sonntag die Kerzen brennen. Eiskaltes Kalkül statt echter Verantwortung und Anteilnahme. Dazu sage ich Pfui.

 

 

Meine Kerze zünde ich dann an, wenn diese Krise tatsächlich vorbei ist. An die Menschen, die ich selbst bereits an Corona verloren habe, denke ich ohnehin fast jeden Tag. Und allen anderen gedenkt man aus Anstand eben erst, wenn man eigentlich Grund zur Freude haben kann, aus dem schlimmsten raus zu sein.


Das hässlichste Video des Jahres

Genauso kalt erschienen mir die über 50 Prominenten, die mit dem Hashtag #allesdichtmachen gegen die Corona-Maßnahmen protestierten. Von so einem hohen Ross getragen, getrieben von Selbstmitleid und Darstellungssucht, befinden sich diese Menschen in Sachen Empathie schon mitten in der nächsten Eiszeit. Was könnten sie besser machen? Ganz einfach: mal mithelfen, statt zu jammern. Die große Reichweite mal für sinnvolle Aufklärung nutzen, statt sie zur Selbstdarstellung und Gejammer zu missbrauchen. Stattdessen sehe ich hier einen neuen gesellschaftlichen Tiefpunkt in der Pandemie. Von oben herab, ironisch und sarkastisch auf die politischen Maßnahmen losgehen, ohne eigene Lösungen zu präsentieren, und das aus einer privilegierten Stellung eines Hochverdieners, das ist keine Satire mehr, das ist nur noch widerlicher Zynismus und kleingeistige Bockigkeit.

 

Wer möchte, kann sich das Video hier einmal ansehen, um zu verstehen, wovon ich da rede. Aber eigentlich… Tut es lieber nicht. Mir hat es beim Zusehen sehr wehgetan.

 


Ankündigungen

Aber trotz all der Kälte konnte ich mich doch an einigen schönen Ereignissen aus der letzten Woche erwärmen. Dazu gehörte vor allem ein lange überfälliger Besuch bei meinen Eltern, die ich viele Monate nicht mehr gesehen habe. Und auch für die Leser von „Die weißen Steine“ gibt es gute Nachrichten: Der Vertrag beim neuen Verlag ist unterschrieben! Der erste Band „Neue Alte Welt“ wird dort schon in wenigen Wochen in einer Neuauflage erscheinen, Band II „Blut der Sonne“ dann ebenfalls noch diesen Sommer. Ein großer Lichtblick, nach all diesen langen, kalten und traurigen Monaten. Und er stimmt mich optimistisch, dass die kommenden Wochen wieder etwas wärmer werden könnten.


Bild der Woche

Ein Triceratops prorsus muss einen sumpfigen Flusslauf überwinden, um zu seinen Weidegründen zu gelangen. Den schwimmenden Horndinosaurier benutzen dabei einige Avisaurus archibaldi als Wassertaxi.

 

Das Bild stammt von Damir G. Martin aus seiner Arbeit zu Dinosaurs in the Wild.


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Der Magische Wald

Naturfilmer Bryan Maltais erkundete volle drei Monate einen geheimnisvollen Wald im Herzen Europas. Dabei beobachtete er den Wechsel der Jahreszeiten vom Ende des Winters bis zum Anbruch des Sommers. Er filmte das Leben faszinierender Wildtiere, insbesondere der heimischen Reptilien und Amphibien.
Unser Autor Markus Bühler hat ihn auf einem Teil seiner Expeditionen begleitet.

 

Der Magische Wald: Reptilien und Amphibien ist 2019 erschienen und im Amazon-Prime-Paket, zum Download oder auf Datenträger erhältlich.

 

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Paläo-News

Wirklich heiß her ging es dafür in der Welt der Urzeitforschung. Das alles dominierende Thema war dort natürlich T. rex! Aber auch viele andere interessante Nachrichten haben es diesmal in meine Paläo-News geschafft.


Die Tyrannosaurier-Studien – große Missverständnisse!

Zuvor jedoch ein paar Worte zu den drei Tyrannosaurier-Papern, die natürlich auch mit einigem Aufsehen durch die Presse gingen. Die Presse… Und da hörst du mich jetzt kräftig seufzen, die Presse hat der Forschung in den letzten Wochen keinen großen Gefallen getan. In vielen, auch einigen großen, namhaften Zeitungen wurden die Ergebnisse aller drei Studien stark verzerrt und massentauglich zu großen Schlagzeilen aufgebauscht.

 

Deshalb meine Bitte: Lasst euch von reißerischen Schlagzeilen wie „T. rex war eine lahme Ente“ (Süddeutsche Zeitung) oder „Ein Mensch hätte einen T. rex abhängen können“ (TAG24) nicht täuschen. Da haben die Redakteure sich blenden lassen, das Paper gar nicht selbst gelesen oder wollen einfach nur für dicke Auflage sorgen. Genauso falsch waren die vielen Schlagzeilen, die Tyrannosaurus rex zu einem Rudeltier machen wollten, obwohl es in dem anderen Paper gar nicht um ihn ging, sondern um einen viel früheren Tyrannosauriden (vermutlich Teratophoneus curriei). Und in anderen Schlagzeilen las man natürlich von über 2 Milliarden Tyrannosauriern, die in Nordamerika lebten – dass sie das natürlich nicht alle gleichzeitig taten, und dass auch das nur eine vage Schätzung war, wird natürlich wieder verschwiegen und wenn überhaupt nur hinter der Paywall aufgeklärt.

 

Das kann man wirklich nicht mehr als guten Journalismus bezeichnen. Und deshalb kann ich nur an jeden meiner Leser appellieren, sich nicht auf Mainstream-Medien zu informieren, wenn es um Dinosaurier geht. Das ist jetzt kein Verschwörungs-Geschwurbel, sondern einfach nur meine eigene ernüchternde Erkenntnis, dass viele, auch renommierte Zeitungen extrem schlecht recherchieren, wenn es um Urzeitthemen geht. Und ist ein Dino-Promi wie der Tyrannosaurus in der Schlagzeile, werden sie fast alle zu Klatsch- und Käseblättern.


Ein gemächlicher Spaziergänger: Studie ermittelt Geh-Geschwindigkeit von Tyrannosaurus rex

Energie sparen – das ist die eine der obersten Devisen der Evolution, besonders wichtig bei sehr großen Tieren wie Tyrannosaurus rex. Ein 9 Tonnen schweres und 13m langes Tier hat deshalb im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte seine Gang entsprechend angepasst, sodass er bei der alltäglichen Fortbewegung möglichst sparsam lief. Pasha A. van Bijlert, A. J. van Soest und Anne S. Schulp von der Vrije Universiteit in Amsterdam haben die Anatomie des T. rex im Rahmen ihrer Studie genauer unter die Lupe genommen und berechnet, wie sich das Tier im Normalfall fortbewegte. Damit ist ausdrücklich nicht die Höchstgeschwindigkeit gemeint, mit der das Tier jagte oder sich vor Gefahren in Sicherheit brachte, sondern einfach nur sein gemütlicher Gang, wenn er von A nach B wollte.

 

 

Ihre Schätzung der bevorzugten Schrittfrequenz und Gehgeschwindigkeit von T. rex nahmen die Forscher mithilfe einer neuen, als Eigenfrequenzmethode bezeichneten Simulation vor. Dabei wurde neben den Beinmuskeln auch der Schwanz miteinbezogen, der aktiv am Gehen beteiligt war. Heraus kam dabei eine morphologische 3D-Rekonstruktion, mit der die Frequenz, mit der der Schwanz hin und her schwang, sowie daraus die entsprechende Gehgeschwindigkeit werden konnte.

 

 

T. rex bewegte sich folglich mit etwa 0,8 bis 1,64m in der Sekunde, wenn er gemütlich ging, was etwas niedriger ist als frühere Schätzungen. In den Medien kursieren derzeit viele Artikel, in denen T. rex schon als „lahme Ente“ verunglimpft wird. Doch sagt das die Studie gar nicht aus: denn diese Schrittgeschwindigkeit liegt durchaus noch im gleichen Bereich wie bei den meisten anderen Großtieren. Im schnellen Lauf erreichte ein (ausgewachsener!) T. rex immerhin zwischen 20 und 30 Stundenkilometern, wie in anderen Studien ermittelt wurde. Das ist immerhin so schnell wie ein flotter Fahrradfahrer und schneller, als die meisten Menschen überhaupt laufen können. Selbst trainierte Sprintathleten hätten aber mit einem T. rex auf Dauer nicht mithalten können: Dank seiner vogelähnlichen Lungen hatte der nämlich eine enorme Ausdauer und würde über kurz oder lang selbst einen Usain Bolt in Bestform noch erwischen. Als Teenager war ein T. rex sogar noch deutlich schneller. Außerdem geben diese Studien, wie im Paper auch ausdrücklich betont, lediglich einen Näherungswert wieder.

 


Tyrannosaurier-Bonebed in Utah: neue Belege für Rudelverhalten der „Tyrannenechsen“ entdeckt!

Schon seit längerer Zeit wird angenommen, dass Tyrannosauriden gesellige, möglicherweise parasoziale Fleischfresser waren, die gemeinsam jagten und elterliche Fürsorge betrieben. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Alan L. Titus fand nun in der Kaiparowits Formation im Süden Utahs neue Belege für eine Geselligkeit von Tyrannosauriern: ein großflächiges „Bonebed“, eine Fossillagerstätte mit den Überresten mehrerer Individuen, die dort in der Zeit vor etwa 75 Millionen Jahren in der späten Kreidezeit lebten.

 

 

Analysen der Sedimentologie und der Taphonomie des Standorts legen eine komplexe Geschichte nahe, die mit dem Tod und dem anschließenden Transport der Tyrannosauriern in einem küstennahen, von Flüssen und Sümpfen durchzogenem Lebensraum beginnt. Ein schwankender Grundwasserspiegel führte dazu, dass die Gegend um den Fundort schließlich verlandete und immer trockener wurde. Die Fossilien wurden durch diese Nass-Trocken-Zyklen und den damit einhergehenden Druckschwankungen stark beeinträchtigt. Kohlerückstände weisen zudem auf einen Brand hin. Die Todesursache der Tiere könnte also eine Flut, oder aber auch ein Feuer gewesen sein, so die Autoren in ihrer Studie.

 

 

Ähnliche Bonebeds wie das in Utah sind auch aus Alberta (Kanada) und Montana (U.S.A.) bekannt, mit denen sich der Fund gut vergleichen lässt. Die dortigen Fossilien gehörten zu Albertosaurus und Daspletosaurus. Das neue Bonebed ist das bislang südlichste und könnte zu Teratophoneus oder einer ähnlichen Gattung gehören. Dass nun von mehreren Tyrannosauriden solche Massengräber bekannt sind, könnte ein Muster und ein Hinweis für ein komplexes Sozialverhalten sein. Auch fossile Fußabdrücke unterstützen die These, dass Tyrannosaurier Familiensinn hatten. Ob sie aber tatsächlich in Rudeln lebten, oder bloß einander in lockeren Verbänden toleriert haben, ist natürlich weiterhin unklar.

 

Teratophoneus Parasaurolophus
Ein Teratophoneus curriei jagt einen Parasaurolophus cyrtocristatus. Lebendrekonstruktion von ДиБгд (Wikipedia).

Wie viele T. rex-Exemplare gab es überhaupt?

Eine spannende Frage in der Paläo-Ökologie ist natürlich, wie groß die Bestände der ausgestorbenen Arten gewesen sein könnten. Die Schätzung der Populationsgröße für heute noch lebende Arten ist ja auch eine gängige Praxis in der modernen Zoologie. Sie dient dazu, viele Aspekte ihrer Ökologie, Evolution und Bedrohungsstufe zu analysieren. Die Schätzung der Häufigkeit für ausgestorbene Arten, insbesondere für lange ausgestorbene Arten, ist aber ein viel schwierigeres Unterfangen. Ein Forschungsteam um Charles R. Marshall von der University of California in Berkeley hat sich dennoch an diese Aufgabe gemacht, indem sie Körpergröße und Populationsdichte bei rezenten Arten verglich, und die Daten um weitere Parameter wie Besiedlungsdichte, Verteilung, Gesamtbiomasse und Artenpersistenz für einen der bekanntesten Dinosaurier, Tyrannosaurus rex, abzuschätzen.

 

Tyrannosaurus Skelett

 

Obwohl allein aus Fossilien vieles abgeleitet werden kann, erfordert die Schätzung der Häufigkeit und der Erhaltungsraten ausgestorbener Arten Daten von lebenden Arten. Da Tyrannosaurus einer der am besten erforschten Dinosaurier ist, konnten hier viele Daten ergänzt und in eine Rechnung eingefügt werden, um Populationsvariablen und Erhaltungsraten für erwachsene T. rex zu berechnen.

 

 

Das Ergebnis: Marshall und sein Team schätzen in ihrer Studie, dass seine Häufigkeit zu jeder Zeit etwa 20.000 Individuen betrug. Insgesamt bestand die Art T. rex für 127.000 Generationen, also hat es in der ganzen Zeit vor 68 bis 66 Millionen Jahren insgesamt wahrscheinlich rund 2,5 Milliarden Individuen gegeben. Fossil erhalten blieben davon natürlich nur sehr wenige Exemplare: die Forscher schätzen auf eine fossile Wiederfindungsrate von 1 pro 80 Millionen Individuen, oder auch 1 pro 16.000 Individuen, wo seine Fossilien am häufigsten vorkommen und die Fossilisationsbedingungen sehr gut waren. Natürlich muss man alle diese Daten mit Vorsicht genießen, und es ist auch mit erheblichen Abweichungen zu rechnen.


Kunpengopterus antipollicatus: Flugsaurier mit opponierbaren Daumen beschrieben!

Die Pterosaurier des Mesozoikums waren die ersten bekannten Wirbeltiere, die einen aktiven Flug entwickelten. Im Laufe der Jahrmillionen entwickelten sie eine beträchtliche Artenvielfalt und erschlossen eine Menge ökologischer Nischen, von geschickten Fischjägern über majestätische Gleitflieger bis hin zu winzigen Insektenfressern. Einige Flugsaurier lebten auch im Dickicht von Wäldern und waren geschickte Kletterer. Manche Forscher nehmen an, dass dort auch ihre Entwicklungsgeschichte begann, und dass sie aus baumbewohnenden Archosauriern hervorgingen.

 

 

Nach wie vor besteht ist die Ökomorphologie dieser Tiergruppe Gegenstand intensiver Forschungen. Und dabei tauchen auch gelegentlich Überraschungen auf: an einem Fossil aus der bereits 2010 beschriebenen Gattung Kunpengopterus aus der Tiaojishan Formation im Oberjura Chinas entdeckten Xuanyu Zhou und sein internationales Forschungsteam ein bemerkenswertes anatomisches Merkmal: opponierbare Daumen! Zwar war der Daumen nicht so beweglich und geschickt wie bei Primaten wie uns Menschen, doch trotzdem war Kunpengopterus imstande, damit präzise Greifbewegungen auszuführen – ideal, um damit im Geäst von Bäumen herumzuklettern. Dieses Merkmal ist einzigartig unter allen Flugsauriern, weshalb die Forscher das Exemplar in ihrer Studie auch in eine neue Art stellten: Kunpengopterus antipollicatus.

 

Kunpengopterus antipollicatus
Lebendrekonstruktion von Kunpengopterus antipollicatus nach Chuang Zhao.

 

Die Entdeckung ergänzt die bekannte Reihe von Pterosaurier-Anpassungen und die Geschichte des Arborealismus bei Wirbeltieren. Es trägt auch zur beeindruckenden frühen Blüte der Baumgemeinschaften im chinesischen Jura vor 154 Millionen Jahren bei und beleuchtet die Geschichte der Waldumwelt.

 

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Der Dino-Planet

Die dreiteilige Dokumentation Der Dino-Planet versetzt den Zuschauer Millionen von Jahre zurück. Mit Hilfe von beeindruckenden Hightech-Bildern werden die vermutlich eindrucksvollsten und faszinierendsten Kreaturen zum Leben erweckt, die je unseren Planeten bewohnt haben. Nahezu alle dargestellten Dinosaurier wurden erst in den letzten zehn Jahren entdeckt – die prähistorische Geschichte musste neu geschrieben werden. Paläontologen wissen heute, dass Dinosaurier in allen Teilen der Welt vorkamen und sich zu monströsen, schrecklichen und bizarren Kreaturen entwickelt haben, die einen T-Rex ganz zahm aussehen lassen.

 

Dino-Planet ist ein tolles visuelles Erlebnis, gespickt mit interessanten Fakten, atemberaubender Action und charismatischen Monstern. Die Filmreihe wirft ein völlig neues Licht auf diese prähistorische Zeit: Sie haucht den Kreaturen neues Leben ein, zeigt ihre Habitate und Gewohnheiten, analysiert ihre Knochen und beobachtet sie im Todeskampf.

 

Der Dino-Planet [2 DVDs] läuft 2 h und 15 Minuten. Die Doku ist 2012 erschienen und wird ab 12 Jahre empfohlen.

 

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Klimaforschung: Rückgang des arktischen Eises könnte zu mehr Schnee in Europa führen

Klimaentwicklungen bieten viele Phänomene, die auf den ersten Blick paradox und geradezu unlogisch erscheinen. So könnte die Erderwärmung bereits kurzfristig für härtere Winter mit kräftigen Schneefällen in Europa sorgen, wie ein Forschungsteam um Hannah Bailey von der Universität von Oulou, Finnland in einer neuen Studie herausfand.

 

 

Der Verlust des arktischen Meereises wurde schon früher mit strengen kalten und schneereichen Wintern mittlerer Breite in Verbindung gebracht. Die genauen Mechanismen und eine direkte Verbindung bleiben jedoch aufgrund begrenzter Beobachtungsergebnisse schwer fassbar. Bailey und ihr Team nahmen deshalb atmosphärische Wasserdampfisotopenmessungen aus dem arktischen Finnland vor, während der „Bestie aus dem Osten“ – einem schweren antizyklonischen Polarstrom, der im Februar 2018 in ganz Europa starken Schneefall und eisigen Temperaturen verursachte.

 

 

Sie stellten fest, dass die ungewöhnlich warme Barentssee mit nur 60% Eis eine freie Oberfläche schuf, die diesem kalten nordöstlichen Luftstrom einen Feuchtigkeitsfluss von bis zu 9,3 mm d – 1 zuführte. Außerdem verdampften dort zu dieser Zeit ungefähr 140 Gigatonnen Wasser, was wohl etwa 88% des entsprechenden Neuschnees über Nordeuropa lieferte.

 

Wintereinbruch Deutschland
Aufgrund kalter arktischer Luftmassen ereignete sich dieses Jahr auch in Deutschland vielerorts ein ungewöhnlich später Wintereinbruch.

Reanalysedaten zeigen, dass von 1979 bis 2020 die Nettoverdunstung im März über die Barentssee um ungefähr 70 kg pro Quadratmeter verlorenem Meereis zunahm (r2 = 0,73, P <0,01), gleichzeitig nahm auch mit 1,6 mm (Wasseräquivalent) pro Jahr der maximale Schneefall in Europa zu. Zunehmende Verdunstung und extremer Schneefall stehen also in direkter Korrelation. Je mehr das Eis in der Barentsee also abnimmt, umso mehr müssen wir in Europa also frieren.


Modernes Menschengehirn ist jünger als bislang gedacht

Das Gehirn moderner Menschen unterscheidet sich von dem von Menschenaffen in Größe, Form und kortikaler Organisation, insbesondere in Frontallappenbereichen, die an komplexen kognitiven Aufgaben wie sozialer Kognition, Werkzeuggebrauch und Sprache beteiligt sind. Wann diese Unterschiede während der menschlichen Evolution auftraten, ist eine Frage in vielen laufenden Debatten.

 

 

In ihrer Aktuellen Studie fanden Marie S. Ponce de Léon und ihr Forschungsteam heraus, dass die Gehirne des frühen Homo erectus aus Afrika und Westasien (Dmanisi) eine primitive, menschenaffenähnliche Organisation des Frontallappens beibehalten haben. Im Gegensatz dazu zeigten Fossilien aus der Population des afrikanische Homo erectus, der vor weniger als 1,5 Millionen Jahren lebte, sowie solche aus der gesamten südostasiatischen Homo erectus-Population eine eher abgeleitete, menschenähnliche Gehirnorganisation.

 

 

Die Reorganisation des Frontallappens, die einst als Kennzeichen des frühesten Homo in Afrika galt, entwickelte sich daher vergleichsweise spät und auch sehr lange nachdem sich die Gattung Homo zum ersten Mal den afrikanischen Kontinent verlassen hatte.


Forscher finden Fußabdruck von winzig kleinem Dino – vielleicht einem Baby-Stegosaurier?

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Anthony Romilio von der University of Queensland, Australien stieß in Xinjiang, China auf eine nur 5,7cm große Fährte aus der unteren Kreidezeit, die sie anhand typischer Abdruckmerkmale einem Mitglied des Ichnogenus „Deltapus“ zuordnen konnten. Dieses Ichnogenus wird hauptsächlich als Fußspur von Stegosauriern interpretiert. In einer neuen Studie beschrieben die Forscher ihren Fund.

 

 

Das Problem dabei: der Abdruck ist winzig. Andere bekannte Stegosaurier-Abdrücke sind mit 30 bis sogar 80cm deutlich größer. Möglich ist also, dass hier vor etwa 115 Millionen Jahren ein noch sehr junges Stegosaurier-Baby auf Wanderschaft war, oder dass es sich um ein bereits ausgewachsenes, aber aufgrund sogenannter Inselverzwergung nur sehr kleines Exemplar handelte. Auf Inseln werden manche Tiere infolge der Anpassung an einen kleineren Lebensraum im Laufe der Evolution immer kleiner.

 

Baby Stegosaurus
Der Baby-Stegosaurier von Xinjiang – zusammen mit seiner Familie. Lebendrekonstruktion von Kaitoge.

Perm-Massenaussterben vollzog sich an Land deutlich langsamer als in den Meeren

Fünfmal kam es in der Erdgeschichte zu gewaltigen Massenaussterben, bei denen sich die Entwicklungsbahn des Lebens grundlegend und dauerhaft veränderte. Das Massenaussterben am Ende des Perms war dabei die bei weitem schwerste dieser biotischen Krisen. Besonders die Fossilien Südafrikas bieten einen Einblick in die Dynamik des Massensterbens, bzw. wie es sich an Land vollzog.

 

 

Pia Viglietti vom Field Museum of Natural History in Chicago analysierte für ihre neueste Studie zusammen mit ihrem Forschungsteam die Datensätze von 588 permischen Tetrapoden aus 13 stratigraphischen Schichten mit einem Alter von in Durchschnitt jeweils 300.000 Jahren. Dabei konnten sie nachweisen, dass die Anzahl der Arten in den höheren Schichten nur langsam abnahm, und dass sich die Aussterbewelle dort über mindestens eine Million Jahre lang hinweg zog. Dies steht im starken Gegensatz zum Aussterben in den Meeren, wo viele Arten deutlich plötzlicher verschwinden. Zu jener Zeit, vor etwa 252 Millionen Jahren, verloren die säugetierähnlichen Synapsiden ihre dominante Stellung an die Archosaurier – die Vorfahren der Krokodile, Flug- und Dinosaurier.

 

Lystrosaurus Herde Massenaussterben
Eine Gruppe Lystrosaurus erlebt einen schrecklichen Tag am Ende des Perm. Lebendrekonstruktion von Gina Viglietti.

 

Eine Ausnahme stellt hier der erfolgreiche Lystrosaurus dar, der als einziger Synapsid wohl zu den Gewinnern der Krise gehörte: schon zu Beginn der Krise war die Art ausgesprochen häufig; die Proben machen ca. 54% aller Fossilien aus. Zu Beginn der Trias erreichte Lystrosaurus gar eine Häufigkeit von mehr als 70%, was ihm zu einem der erfolgreichsten Landtiere aller Zeiten machte. Die Daten deuten allerdings darauf hin, dass die großen Veränderungen der Umwelt dieses Tier begünstigten, und nicht so sehr die ökologischen – vom Verlust anderer Tiere hat Lystrosaurus offenbar nur wenig profitiert.


Flugsaurier besaßen hohle, aber extrem stabile Wirbelknochen

Sie waren die ersten aktiv fliegenden Wirbeltiere und bis heute auch die bei weitem größten: die Pterosaurier, enge Verwandte der an Land lebenden Dinosaurier. Einige Arten, dabei besonders hervorstechend die Familie der Azhdarchidae, brachten wahre Giganten hervor, die am Boden so groß waren wie Giraffen und Flügelspannweiten von über 10m besaßen.

 

Das Geheimnis ihres Gigantismus lag unter anderem in ihrer Knochenanatomie begründet. Cariad J. Williams und seine Kollegen untersuchten für ihre neue Studie die fossilen Überreste eines Azhdarchiden aus Marokko, Alanqa sp. mithilfe von Röntgen-Computertomographie. Dabei zeigte sich eine komplexe innere Struktur in den eigentlich hohlen Wirbeln: eine Art Rohr-in-Rohr-System, sogenannte Trabekel, die rings um den Nervenkanal verlaufen, stützt die Knochen, ganz ähnlich wie die Speichen in einem Fahrradreifen. Belastungssimulationen zeugten, dass schon 50 dieser Trabekel die maximale Knicklast um bis zu 90% erhöhen.

 

Alanqa saharica
Lebendrekonstruktion des Pterosauriers Alanqa saharica von Davide Bonadonna.

 

Der Hals des Flugsauriers, der in der späten Unterkreide vor etwa 100 Millionen Jahren lebte, war dadurch so stabil, dass ein Alanqa mühelos auch schwere Beutetiere mit seinem Schnabel packen und ohne Halsschmerzen heben konnte. Die Simulationen ergaben Belastungsgrenzen von über 12kg, was schwerer ist, als es Alanqa höchstwahrscheinlich selbst war.


Erste klare Belege für die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels

Änderungen der atmosphärischen Zusammensetzung, wie z. B. zunehmende Treibhausgase, verursachen ein anfängliches Ungleichgewicht im Klimasystem der Erde, das als augenblicklicher Strahlungsantrieb bezeichnet werden kann. Dieses grundlegende Prinzip konnte weltweit bislang aber noch nicht direkt beobachtet werden, und frühere Schätzungen stammen bloß aus Modellrechnungen. Aus diesem Grund fanden sich auch immer wieder Kritiker, die den Einfluss des Menschen auf das Klima infrage stellten und sogar leugneten – die direkte Nachweisbarkeit war in der Tat ein Problem und Basis vieler populistischer Gegenrhetorik zu den Forderungen nach mehr Klimaschutz.

 

 

Ein wesentlicher Grund der Problematik bei der Nachweisbarkeit besteht darin, dass derzeitige weltraumgestützte Instrumente den momentanen Strahlungsantrieb nicht von der Strahlungsantwort des Klimas unterscheiden können. In einem ganz neuen Ansatz wendeten Ryan Kramer und seine Kollegen von der NASA nun Strahlungskerne auf Satellitenbeobachtungen an, um diese Komponenten zu entwirren. Sie stellten in ihrer Studie fest, dass der augenblickliche Strahlungsantrieb des gesamten Himmels von 2003 bis 2018 um 0,53 bis 0,11 Watt pro Quadratmeter gestiegen ist, was steigende Temperatur-Trends im gesamten planetaren Strahlungsungleichgewicht erklärt.

 

 

Dieser Anstieg ist ganz direkt auf eine Kombination aus steigenden Konzentrationen gut gemischter Treibhausgase und jüngsten Reduzierungen der Aerosolemissionen zurückzuführen. Diese Ergebnisse sind ein kennzeichnender Fingerabdruck anthropogener Aktivität. Im sich ändernden Energiebudget der Erde ist also der Mensch ein entscheidender Faktor, wie nach Beobachtungen aus den letzten vier Jahren festgestellt werden konnte.


Orretherium tzen: Neues kreidezeitliches Beuteltier aus Südchile entdeckt!

Lange Zeit galten Säugetiere während des Erdmittelalters als kleine, unscheinbare Randfiguren, die unter der Herrschaft der Dinosaurier ein Schattendasein führten. Dieses Bild musste aber in den letzten Jahrzehnten revidiert werden: Säugetiere waren während des Mesozoikums schon sehr vielfältig und besetzten viele unterschiedliche ökologische Nischen.

 

Augustín G. Martinelli vom Museo Argentino de Ciencias Naturales und sein Forschungsteam beschrieben in ihrer jüngsten Arbeit ein neues Säugetier aus der Gruppe der ausgestorbenen Beuteltier-Gruppe der Mediolestida, von dem im der Dorotea Formation im Süden Chiles ein Teilkiefer mit fünf Backenzähnen und ein einzelner Prämolar gefunden wurde. Nach ihrer phylogenetischen Analyse könnte Orretherium tzen, wie sie das Tier nannten, an der Basis dieser Tiergruppe stehen, die bis zum Miozän auf mehreren Kontinenten vorkam. Der Gattungsname des Tieres bedeutet „Fünfzähniges Biest“.

 

Orretherium
Orretherium tzen zusammen mit einem gewaltigen Titanosaurier. Lebendrekonstruktion von Mauricio Alvarez.

 

Orrotherium lebte vor etwa 74 Millionen Jahren während des Campaniums (Oberkreide) an der Seite mehrerer anderer Säugetiere, aber auch großer Dinosaurier wie z.B. der gewaltigen Titanosaurier. Es wird angenommen, dass das Tier ein Pflanzenfresser war und etwa die Größe eines Kaninchens erreichte.


Überleben durch Ernährungsumstellung: wie die Wölfe dem Klimawandel trotzten

Beim sogenannten Quartären Massenaussterben am Ende des Pleistozäns verschwanden auf fast allen Kontinenten die Großtiere. In Europa, Nord- und Südamerika, Nordasien und Australien starb beinahe jedes Tier aus, das über 1.000kg wog, und auch ein Großteil aller mittelgroßen Tiere. Als Gründe werden der rapide Lebensraumwechsel aufgrund des Klimawandels genannt, aber auch die Bejagung durch den Menschen könnte eine Rolle gespielt haben.

 

Wolf Eiszeit
Ein Rudel alaskischer Wölfe auf der Jagd während der letzten Eiszeit. Lebendrekonstruktion von Julius Csotonyi.

 

Manche Tiere überlebten jedoch diese Aussterbewelle, wie z.B. der Wolf (Canis lupus). Wie er das im Gegensatz zu vielen anderen Arten schaffte, war Gegenstand einer neuen Studie eines Kanadisch-U.S.-amerikanischen Forschungsteams unter der Leitung von Zoe Landry von der Carleton University in Ottawa (Kanada). Die Forscher untersuchten, ob und wie sich die Ernährung grauer Wölfe aus dem Yukon-Territorium vom Pleistozän (vor rund 50.000 Jahren) zum jüngsten Holozän (1960er Jahre) geändert hat, indem sie die Isotope aus dem Zahnschmelz fossiler und rezenter Wölfe analysierten. So konnten sie herausfinden, woraus die Nahrung der Wölfe im Detail bestand, was ihre Beutetiere waren und welche Teile des gerissenen Körpers sie verwerteten.

 

 

Die Forscher stellten fest, dass die Yukon-Grauwölfe über Jahrtausende ihr Fressverhalten nicht geändert haben und generalistische Raubtiere geblieben sind, die sich vor allem von großen Huftierarten ernähren. Zunächst war ihre Hauptbeute das Pferd, als die Pferde in Nordamerika aber ausstarben, wichen die Wölfe auf Hirsche aus, am Yukon vor allem auf den Elch und das Karibu. Obwohl die Wölfe das Aussterben der Megafauna im Pleistozän überlebten und ein gewisses Maß an ökologischer Flexibilität zeigten, mahnen die Forscher an, dass die Nichterhaltung wichtiger Elemente ihrer gegenwärtigen Nische (z. B. Karibu) zu einem Rückgang in der Wolfspopulation führen kann. Durch den starken Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme des borealen Waldes könnte auch ein Überlebenskünstler wie der Wolf eines Tages bedroht sein.


Frühmenschen waren alle Fleischfresser!

Wie hat sich die Ernährungsweise des Homo sapiens und die seiner Vorfahren auf die menschliche Evolution ausgewirkt? Miki Ben-Dor und Ran Barkai von der Universität Tel Aviv (Israel) und Raphael Sirtoli von der Universität Minho (Portugal) sind dieser Frage in einer neuen Arbeit auf den Grund gegangen. Sie rekonstruierten die Ernährung unserer Vorfahren während des Pleistozäns, indem sie Ergebnisse verschiedener Studien miteinander abglichen: Daten aus der Physiologie und Genetik, Archäologie, Paläontologie und Zoologie wurden dabei bemüht.

 

Die Daten zeigen, dass sich der Mensch schon recht früh in seiner Entwicklungsgeschichte von einem zumeist pflanzlich essenden Omnivore zu einem Opportunisten mit der Präferenz auf tierische Nahrungsquellen entwickelte. Einen ersten Höhepunkt erlebte die jagende Lebensweise mit Homo erectus, bei dem manche Populationen fast ausschließlich von Fleisch lebten. Um ihren Nährstoffbedarf zu decken, verzehrten sie aber natürlich nicht nur das Muskelfleisch ihrer Beute, sondern auch das Knochenmark und ihre Innereien. Die bislang immer angenommene „Jäger- und Sammler-Gesellschaft“ hat es also zunächst gar nicht gegeben: auch bis lange nach dem ersten Auftreten des Homo sapiens waren alle (Früh-)Menschen vor allem bloß Jäger.

 

Homo hablilis
Eine Gruppe Frühmenschen (Homo habilis) beim verzehren eines frischen Kadavers. Lebendrekonstruktion von Mauricio Antón.

Eine starke Umkehrung dieses Trends zeigt sich erstmals im Oberen Paläolithikum (späte Altsteinzeit), die sich im Neolithikum verstärkte und mit dem Aufkommen der Landwirtschaft gipfelt. Erst dann nahmen wieder Pflanzen, vor allem Feldfrüchte einen größeren Anteil an der Ernährungszusammensetzung des Menschen ein als Fleisch. Ein wichtiger Grund für die „Erfindung“ von Sesshaftwerdung und Landwirtschaft war wahrscheinlich das Verschwinden der pleistozänen Großtiere.


Sauropoden hatten einen ausgezeichneten Riecher!

Die Untersuchung der Sinnesleistungen ausgestorbener Tiere liefert Hinweise auf ihre Biologie und ihr Verhalten. Besonders der Geruchssinn ist dabei von Bedeutung, da er für eine ganze Reihe von Aufgaben wie Nahrungssuche, Fortpflanzung, frühzeitigem Wahrnehmen von Raubtieren und auch zur sozialen Interaktion eingesetzt wird. In einer neuen Studie beschäftigte sich Rodrigo Temp Müller von der Universidade Federale de Santa Maria (Brasilien) zum ersten Mal ausführlich mit der Geruchsschärfe der Sauropoden, also der großen langhalsigen Pflanzenfresser. Da gut erhaltene Sauropodenschädel rar sind, ist eine genauere Untersuchung ihrer Sinnesleistung schwierig.

 

Sauropoden Nase

 

Temp Müller berechnete das Riechverhältnis (Verhältnis zwischen der Größe der Riechkolben und der Gehirnhälften) einiger Sauropodomorphen und fand dabei heraus, dass dieses Verhältnis mit zunehmender Körpermasse interessanterweise zunimmt. Darüber hinaus ist das Geruchsverhältnis der frühen Sauropodomorphen unabhängig von der Ernährung signifikant hoch und deutlich besser als das anderer Dinosaurier mit ähnlicher Körpermasse. Sauropodomorphen hatten demnach wohl alle einen ausgezeichneten Geruchssinn. Nach den vorliegenden Ergebnissen spielte das Geruchssystem eine wichtige Rolle in der gesamten Evolutionsgeschichte der Sauropodomorphen.


Treibhausgase an der Perm-Trias-Grenze versechsfachten sich: ein gewaltiges Massenaussterben war die Folge

Das Massenaussterben an der Perm-Trias-Grenze vor etwa 252 Millionen Jahren war das mit Abstand schwerste in der ganzen Erdgeschichte. Zwischen 80 und 90% aller Arten starben damals aus, über mehrere Jahrtausende hinweg An Land vollzog sich das große Sterben deutlich langsamer als in den Ozeanen. Kennzeichnend für diese schreckliche Zeit ist eine massive Freisetzung von Kohlenstoff in das Ozean-Atmosphäre-System der Erde. Hohe CO2-Emissionen haben einen massiven Treibhauseffekt verursacht und damit zu einem plötzlichen und langanhaltenden Klimawandel geführt. Das Ausmaß dieser CO2-Emissionen konnte bislang aber noch nicht wissenschaftlich bestimmt werden. Grund genug für Yuyang Wu von der University of Geosciences in Wuhan (China) und sein Forschungsteam, sich näher mit diesem Thema zu befassen.

 

 

Anhand von Proben, die aus Pflanzenfossilien aus jener Zeit gewonnen wurden, nahmen sie für ihre Studie eine hochauflösende Isotopenanalyse vor, um den atmosphärischen CO2-Gehalt am Ende des Perms zu erfassen. Dabei kam heraus, dass sich das Treibhausgas in der Atmosphäre in nur etwa 75.000 Jahren versechsfachte: von einem Wert, der zu Beginn mit etwa 426 ppm (Parts per Million, also 0,0426%) nur knapp über dem heutigen Niveau lag, stieg er binnen weniger Jahrzehntausende auf ca. 2507ppm. Da auch die Meeresoberflächentemperaturen in diesem Zeitraum signifikant anstiegen, wird hier ein Zusammenhang vermutet.

 

Massenaussterben Perm Trias
Künstlerische Darstellung des Massenaussterbens an der Perm-Trias-Grenze von Julio Lacerda.

Die Modellierung der Massenbilanz legt nahe, dass vulkanisches CO2 wahrscheinlich nicht allein der Auslöser für die Störung des Kohlenstoffkreislaufs war. Bei komplexen Wechselwirkungen mit dem Vulkanismus des Sibirischen Trapps traten wahrscheinlich auch große Mengen an 13C-abgereicherter Kohlenstoffemission aus organischer Substanz (z.B. bei schweren Wald- und Kohlebränden) und Methan hinzu.


Auf den Spuren der Neandertaler von Iberia

Die iberische Halbinsel gehört zu den bedeutendsten Fundorten für Neandertaler-Fossilien Europas. In Spanien und Portugal wurden nicht nur Knochenfossilien unserer Schwesterspezies gefunden, sondern auch viele Werkzeugfunde. Zu den jüngsten Funden zählt eine Fährte, bestehend aus 87 Fußabdrücken, die im Coto de Doñana in Südwestspanien, unweit von Sevilla entdeckt wurden.

 

 

Wie eine Forschergruppe um Eduardo Mayoral von der Universidad de Huelva herausfand, entstand die Fährte vor etwa 100.000 Jahren. Morphometrische Vergleiche, hochauflösende digitale photogrammetrische 3D-Modelle und detaillierte Sedimentanalysen führten in einer neuen Studie zu dem Ergebnis, dass die Fußabdrücke an der Küste eines hypersalinen Sumpfgebiets hinterlassen wurden. Die Spuren zeigen eine abgerundete Ferse, einen Längsbogen, relativ kurze Zehen und einen adduzierten Hallux und repräsentieren die älteste Aufzeichnung der Neandertal-Fußabdrücke im oberen Pleistozän der ganzen Welt. Von diesen 87 Fußabdrücken sind 31 in Längsrichtung vollständig und messen 14 bis 29 cm. Die Urheber dürften demnach eine Statur von etwa 104 bis 188cm Körpergröße gehabt haben. Die Hälfte der Spuren stammt von Personen, die zwischen 130 und 150cm groß gewesen sein dürften.

 

 

Diese große Bandbreite der Fußabdrücke lässt auf die Existenz einer sozialen Gruppe schließen, mit Personen verschiedener Altersklassen, wobei hier vor allem Jugendliche unterwegs gewesen sind. Da manche Spuren einen großen Abstand aufweisen, sind einige der Verursacher offenbar gerannt, während andere langsam gegangen sind. Vielleicht haben die Kids Schabernack getrieben und sich gegenseitig gejagt? Das weiß man natürlich nicht. Trotzdem offenbart die Fährte einen interessanten Einblick in ein ökologisches Szenario der in Küstengebieten etablierten Neandertaler-Familien.


Neue Studie zum „Dead Clade Walking“ (DCW)

„Dead Clade Walking“ (DCW) ist ein von David Jablonski geprägter Begriff, der fossile Gruppen bezeichnet, die bei einem Massensterben einen starken Rückgang ihrer biologischen Vielfalt erleiden, aber zunächst noch nicht vollständig aussterben. Obwohl sie teils sogar noch lange Zeit nach so einer Katastrophe noch überleben, bringen sie aber keine größere Artenvielfalt mehr hervor und sterben letzten Endes dann doch irgendwann aus – ein interessanter Aspekt über die langen Nachwirkungen großer Aussterbeereignisse.

 

 

Es ist jedoch unklar, wie lange DCWs nach dem Aussterben voraussichtlich bestehen bleiben und inwieweit sie sich auf breitere Trends in der Biodiversität des Phanerozoikums auswirken können. Die amerikanischen Wissenschaftler B. Davis Barnes, Judith A. Sclafani und Andrew Zaffos analysierten für ihre jüngste Arbeit das fossile Vorkommen von 134 wirbellosen Meerestieren in Paläobiologie-Datenbanken. Dabei kam heraus, dass gut die Hälfte aller untersuchten Kladen deutlich länger überlebten, als das man sie als „knapp davongekommen“ bezeichnen könnte: im Mittel bestanden diese DCW-Tiergruppen ganze 30 Millionen Jahr fort, bevor sie verschwanden. Die langfristigen Folgen von Massenaussterben könnten also bislang grob unterschätzt worden sein. Die Studie ermöglicht uns einige neue Einblicke in die Dynamik katastrophaler Massenaussterben.


Sie fraßen auch Baby-Mammuts: Forscher analysieren Fressverhalten von Säbelzahnkatze Homotherium serum

Die Säbelzahnkatze Homotherium, die „Scimitar-Katze“, war eine der am weitesten verbreiteten Katzengattungen des Pleistozäns, die bis vor mindestens 28.000 Jahren in ganz Eurasien, Afrika und Amerika vorkam. In der Friesenhahn-Höhle in Bexar County (Texas) wurden einige besonders gut erhaltene Fossilien der Art H. serum gefunden, in direkter Nähe zu den Überresten juveniler Mammuts. Es liegt also nahe, dass junge Mammutkälber zum Beutespektrum von H. serum gehörten.

 

Homotherium
Eine Gruppe Homotherium serus reißt ein junges Prärie-Mammut (Mammuthus columbi). Lebendrekonstruktion nach Mauricio Antón.

Um diese These zu überprüfen, analysierten Larisa R. G. DeSantis und ihr Forschungsteam den Zahnschmelz der Homotherium-Fossilien, um festzustellen, was das Tier zu Lebzeiten gefressen hatte. Dabei stellte sich heraus, dass H. serum sowohl weiche und zähe Nahrung konsumierte, ähnlich wie ein Gepard, er aber die Knochen seiner Beute nicht anrührte, wie es etwa Löwen und Hyänen tun. Stabile Kohlenstoffisotopenwerte weisen außerdem auf eine klare Präferenz für große Grasfresser hin, einschließlich juveniler Mammuts. Offenbar jagte H. serum bevorzugt im offenen Gelände, wogegen sein Verwandter Smilodon fatalis, die wohl berühmteste Säbelzahnkatze, eher im Wald seiner Beute auflauerte.


Demografische Anfälligkeit war wohl kein Faktor beim pleistozänen Massenaussterben in Australien

Wieso starben so viele Großtiere am Ende des Pleistozäns aus? Dieser Frage widmeten sich Corey Bradshaw und sein Forschungsteam in einem neuen Paper, in dem sie speziell den großen Artenschwund der Sahul-Megafauna (Australien) untersuchten. Dabei betrachteten sie 13 ausgestorbene Spezies und verglichen dazu verschiedene Datensätze, um das ihr Aussterben chronologisch richtig einzuordnen und herauszufinden, welche Arten schnell, welche Tiergruppen besonders oft und welche eher langsam und selten vom Aussterben betroffen waren. Dabei wurde vor allem die demografische Anfälligkeit betrachtet: trugen Tiere, die vorher schon selten waren, ein höheres Aussterberisiko? Und hatten eher häufige Tiere eine bessere Chance, weiterzuleben?

 

 

Die ermittelten Modelle zeigen, dass die Makropodiformes (Großgruppe der Beuteltiere) am wenigsten vom Aussterben bedroht waren, gefolgt von Raubtieren, Monotremata (Kloakentiere), Wombats, Pflanzenfressern und großen Vögeln. Es gab außerdem keine eindeutige Beziehung zwischen der demografischen Anfälligkeit für Aussterben und der Chronologie des Aussterbens, allerdings zwischen Körpermasse und Generationslänge: besonders massige Tiere, die lange bis zur Geschlechtsreife brauchten, trugen ein höheres Risiko, auszusterben.

 

Australische Megafauna

 

Die Daten zeigen außerdem, dass die tatsächlichen Mechanismen, die zur beobachteten Chronologie des Aussterbens führten, wahrscheinlich aber eher nicht mit diesen Risiko der demografischen Anfälligkeit allein zusammenhängen, sondern möglicherweise stattdessen durch weitere Faktoren wie den Klimawandel und / oder die Bejagung durch den Menschen begünstigt wurden.


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Und zu guter Letzt ein Artikel, der wieder einmal beweist, dass „Die weißen Steine“ doch gar nicht so sehr ein Science-Fiction-Roman ist, sondern ziemlich viel Wahres beinhaltet: Forschungslabore unter der Erde bzw. dem Eis gab es nämlich wirklich!

 

Camp Century – Stadt unter dem Eis


Eigene Artikel:

Die Geschichte unserer Erde – Episode VI: Das Ordovizium

Tierprofil: Cimolopteryx rara

Tierprofil: Ankylosaurus magniventris

Tierprofil: Hadrurus sylvestris


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Aufstieg und Fall der Dinosaurier: Eine neue Geschichte der Urzeitgiganten

Noch immer haftet den Dinosauriern das Image der schwerfälligen, primitiven Monster an, die zu groß waren, um zu überleben. Doch bevor sie von der Erdoberfläche verschwanden, beherrschten die faszinierenden Giganten über 150 Millionen Jahre lang unseren Planeten. Modernste Technologien und spektakuläre Funde erlauben nun neue Einblicke in ihre Erfolgsgeschichte. Steve Brusatte, einer der führenden Paläontologen der Welt, führt uns anschaulich durch das untergegangene Reich der Dinosaurier. Lebendig erzählt er ihre Geschichte von den ersten Rieseneidechsen bis zum Aussterben. Dabei gibt er spannende Einblicke in seine Forschung und berichtet von spektakulären Ausgrabungen, etwa von Fleischfressern, die sogar größer waren als der Tyrannosaurus rex.

 

Aufstieg und Fall der Dinosaurier: Eine neue Geschichte der Urzeitgiganten ist 2018 erschienen und hat sich sofort zum Bestseller entwickelt. Es hat 416 gebundene Seiten und kostet € 25,90


Das war es für heute mit dem Wort zum Sonntag. Ich hoffe, das Lesen hat dir Spaß gemacht. In letzter Zeit ist wirklich ungeheuer viel los in der Welt der Urzeitforschung, sodass ich mit dem Abfassen der Nachrichten kaum noch hinterher komme. Das liegt z.T. auch an der Corona-Krise, denn deshalb finden jetzt schon zum zweiten Mal kaum noch größere Grabungen statt, was den Forschern eine Menge Zeit verschafft, über liegengebliebenes Material zu schreiben. Ich rechne also auch dieses Jahr nicht mit einem „Sommerloch“, also darfst du gerne gespannt sein, was sich in den nächsten Wochen noch so tut. Hier erfährst du alles natürlich ganz frisch, versprochen!

 

Alles Gute für dich, bleib gesund und hab noch einen schönen Sonntag!

 

Dein Markus Peter Kretschmer

 

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