Mit „Brínzola“ ist ein besenderter Mönchsgeier auf dem Weg von Spanien über Frankreich, Belgien und Norddeutschland nach Dänemark. Das Proyecto Monachus und andere Vogelkundler beobachten ihn auf seinem Weg in den Nordosten. Der Vogel zog über den Fehmarnsund und Fehmarn hinweg, nutzte also die Vogelfluglinie. Auf dem Fehmarnbelt wurde er in östliche Richtung verdriftet und verlor deutlich an Höhe. Eine GPS-Marke zeigte ihn praktisch auf dem Niveau der Meeresoberfläche. Die Redaktion schließt nicht aus, dass er kurze Zeit auf einem Schiff gelandet ist, aber binnen weniger Minuten wieder aufstieg. Meeresüberquerungen sind für Segelflieger immer problematisch, da auf Meeresflächen tagsüber keine Aufwinde entstehen.

Das Weibchen flog weiter über die Insel Seeland und nutzte bei Helsingborg/ Helsingør die kürzeste Querung des Øresunds. Am Dienstag, 14. Mai 2019 gegen 13:35 Uhr Ortszeit überquerte der Vogel Helsingborg und setzte seine Reise in östlicher Richtung fort. Am Mittwochabend rastete das Tier in der Nähe von Älmhult in Südschweden. Donnerstag flog die schwarze Schönheit weiter, an der Stadt Växjö vorbei und beendete den Flug etwa 40 km von dort entfernt. Das waren nur gut 100 km Tagesleistung, wesentlich weniger, als sie sonst oft zurückgelegt hat. Ob sie sich einem unbekannten Ziel nähert, länger gerastet (und gefressen?) hat oder die Winde ungünstig wehten, ist unbekannt. Wir bleiben aber am Ball.
Inzwischen ist die kleine Verwirrung um das Geschlecht von Brínzola auch geklärt. Auf der Webseite des Proyecto Monachus war von einem Männchen die Rede, während die Projektmitarbeiter auf Facebook ständig von einem Weibchen schrieben. Eine E-Mail-Anfrage an das Proyecto Monachus hat die Leiterin schnell und freundlich beantwortet: Brínzola ist eindeutig weiblich, die Geschlechtsbezeichnung „Macho“ auf der Webseite beruht auf einem Eingabefehler. Der Fehler haben die Projektmitarbeiter inzwischen korrigiert.

Mindestens ein weiterer Mönchsgeier ist in Deutschland unterwegs
Doch nicht nur Brìnzola ist unterwegs. In Deutschland kreist ein weiterer, nicht besenderter Mönchsgeier. Seine Position ist naturgemäß schwieriger auszumachen, wir sind hier auf Meldungen von ornithologischen Beobachtern angewiesen. In den offenen Beobachtungsberichten der Vogelkundler ist nichts von dem Vogel zu lesen. Eine Verortung ist uns so nicht möglich.
Einflug nach Norditalien

Auch in Italien war ein Mönchsgeier unterwegs. Der Vogel Farigoule ist ebenfalls 2016 geschlüpft und stammt aus einem Wiederansiedlungsprojekt in Frankreich (?). Das etwa 8 kg schwere Weibchen ist mit einem Sender ausgerüstet und damit ähnlich gut wie Brínzola zu verfolgen. Der Vogel löste sich von seiner Gruppe und verdriftete nach Norditalien. Er kreiste tagelang über Ligurien, dem Piemont und landete in der Mailänder Gegend, vermutlich auf der Suche nach Aas. In der Nähe des Dorfes Alserio in der Nähe des Comer Sees wurde er schließlich am 25. April 2019 von Polizisten gefangen. Sichtbar geschwächt wurde das Tier nach Frankreich zurückgebracht.
Vielen Dank an Ulrich Magin für den Hinweis auf den Zeitungsartikel mit der Info.
Quelle:
Tageszeitung La Provincia di Lecco
„Historische“ Fälle: Mehr oder weniger regelmäßige Einflüge, meist im Spätfrühling
1956 wurde ein entkräfteter Jungvogel auf der Feldmark bei Jarnitz auf Rügen aufgegriffen.
Im 21. Jahrhundert
Erst fast 50 Jahre später, am 11. Juni 2001 haben Vogelfreunde erneut ein entkräftetes Jungtier, diesmal in Ottenheim (BW) eingefangen.
Genau drei Jahre später, am 11. Juni 2004 landete ein weiterer entkräfteter Mönchsgeier in einem Hausgarten in Lohmar (Kreis Siegburg, NRW). Mitarbeiter einer Greifvogel-Auffangstation fingen ihn ein und regenerierten ihn. Der Vogel war 2001 auf Mallorca in einer Wildbrut geschlüpft und nach einem Unfall in eine Pflege- und Auswilderungsstation in den französischen Cevennen gekommen. Dort wurde er beringt und besendert und am 19. Mai 2004 freigelassen. Am 3. Juni ging der Kontakt zu dem Tier verloren. Vermutlich haben ihn starke Winde am Rand einer Gewitterfront über 1000 km nach Lohmar verdriftet. Das Tier wog beim Fang nur noch etwa 6000 g (7500g bis 9000 g wären normal). Nachdem er wieder ein gesundes Gewicht erreicht hatte, wurde er mit einem Auto wieder in die Cevennen gebracht und freigelassen.
Nach 2005
Am 14. Juni 2006 wurde ein junger Mönchsgeier mehrfach über Coesfeld (NRW) beobachtet. Anhand seiner Beringung und gebleichter Armschwingen konnte er identifiziert werden.

Pünktlich am 10. Mai 2007 kreisten zwei dieser großen schwarzen Geier zusammen mit 22 Gänsegeiern über drei Schafherden im Echaztal bei Reutlingen (BW). Die Gruppe taucht an den beiden folgenden Tagen bei Haigerloch-Owingen wieder auf (ca. 35 km). Sie kreistern über einer Schafweide mit einem toten Schaf und konnten von einem Segelflugzeug in einem Thermikaufwind beobachtet werden. Sie fliegen am 13. Mai gegen Mittag nach Nordosten ab, danach verliert sich die Spur. Am 16. Juni werden 22 Gänsegeier, aber keine Mönchsgeier in Mönchengladbach beobachtet. Zwei Mönchsgeier fallen am 11. Juli einem Jäger in Fridingen (BW), kurz vor Basel, auf.
Ungewöhnlich spät im Jahr, am 21. September 2007 wurde ein Mönchsgeier bei Salem in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet. Es handelt es sich hier nicht um einen Gefangenschaftsflüchtling, sondern um einen wandernden Wildvogel, so die Seltenheitenkommission der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (OAMV 2008).
Wieder im Mai, genauer am 20. Mai 2009 werden drei schwarze Mönchsgeier etwa 10 km östlich von Dessau (SA) beobachtet. Es bleibt die einzige Mönchsgeier-Beobachtung in diesem Jahr.
Ab 2010
Am 28. Mai 2011 zeigte sich einer der majestätischen Vögel am Schaufelsen bei Neidingen (Gemarkung Beuron Kreis Sigmaringen, BW) im Naturpark obere Donau. Am Vortag werden hier 28 Geier beobachtet, die alle als Gänsegeier identfiziert wurden.
Am 5. Juni 2011 wird ein Mönchsgeier bei Selters (HE) gesichtet. Am 18. Juni folgt eine weitere Beobachtung aus Thale (SA).
Etwas früh im Jahr, am 18. April 2013 kreisten zwei Mönchsgeier über Karlsruhe Mühlburg und segelten in Richtung Nordwesten. Aufgrund der Flughöhe ist die Artbestimmung nicht ganz sicher. Es bleibt die einzige mögliche Mönchsgeier-Beobachtung 2013. Gut zwei Jahre später, am 7. Juni 2015 wurde ein Mönchsgeier ganz in der Nähe, in Ubstadt-Weiher (BW) beobachtet. Auch diese Beobachtung ist mangels Foto nicht verifiziert.
Nach 2015
2016 tauchte am 1. Mai ausgerechnet in der Nähe der Greifvogelwarte Hellenthal in der Eifel ein einzelner Mönchsgeier auf. Die Greifvogelwarte ist bekannt dafür, dort gehaltene Vögel bei gutem Wetter frei fliegen zu lassen. Zu dieser Zeit hatte die Greifvogelwarte aber keinen Mönchsgeier. Möglicherweise haben die im Aufwind kreisenden Greifvögel den schwarzen Geier angezogen. Ausfliegende Mönchsgeier scheinen die Gesellschaft anderer großer Greifvögel insbesondere von Gänsegeiern zu suchen.

Nur wenige Tage später, am 8. Mai konnten Vogelbeobachter in Mudau und Eberbach (Neckar-Odenwaldkreis, BW) einen Mönchsgeier fotografieren. Später wurde der Vogel als „Bernhardus“, K2 W aus Verdon, Frankreich positiv identifiziert. Der Vogel trug einen Sender. „Bernhardus“ wanderte in den folgenden Tagen über Kraichtal und Hornberg. Am 9. Mai 2016 beobachtete ein Vogelkundler in Mudau (BW), wie sich zwei Mönchsgeier zehn bis zwölf kreisenden Gänsegeiern anschließen und mit ihnen nach Westen abwandern. Vermutlich war „Bernhardus“ einer dieser Vögel. Am folgenden Tag hat er Deutschland vermutlich in Richtung Vogesen verlassen.
2017, genauer am 16. Mai zeigte sich ein großer Vogel über dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr (BY). Wahrscheinlich war dies ein Mönchsgeier. Am 11. Juni fotografierte eine Vogelbeobachterin einen Mönchsgeier an der Schwarzach im Neckar-Odenwaldkreis (BW). Bereits am 14. Juni tauchte ein Mönchsgeier auf der Dreiborner Hochfläche (Kreis Euskirchen, NRW) auf und blieb dort mindestens bis zum 16. Juni. Er war in Gesellschaft dreier Gänsegeier. Die letzte sichere Sichtung des Jahres erfolgte am 26. Juni am Imberger Horn, Bad Hindelang, Oberallgäu, BY. Ein weiteres Tier wurde möglicherweise am 23. August über dem Ipf bei Bopfingen (BW) beobachtet. Die Identifikation ist aber nicht sicher.
Am 23. August 2018 meldeten die Osthessen News einen Mönchsgeier. Er rastete am 20. August auf einer Wiese im Vogelsbergkreis (HE). Ein Vogelkundiger bemerkte „Er hat keine Ringe und keine Markierung“. Nachdem er etwa eine Stunde lang auf der Wiese saß, wurde er von einem freilaufenden Hund aufgeschreckt. Der riesige Vogel stieg in einem Aufwind auf und flog nach Südwesten ab.
Quellen und Links:
Avifaunistische Kommission: Vogel des Monats Juni 2008
Osthessen News vom 23.8.2018