Wandernde Mönchsgeier – Update 4 –

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Was vorher geschah

Mit „Brínzola“ ist ein besenderter Mönchsgeier auf dem Weg von Spanien über Mitteleuropa nach Norwegen. Das Proyecto Monachus und andere Vogelkundler beobachten ihn auf seinem Weg in den Nordosten. Der Vogel zog über den Fehmarnsund und Fehmarn hinweg, nutzte also die Vogelfluglinie. Nach letzten Meldungen hält sich der Vogel in Norwegen auf.

Seit gestern, 20. Mai 2019 wird ein weiterer, offenbar wandernder Mönchsgeier gemeldet. Damit sind mindestens drei Vögel weit außerhalb ihrer üblichen Streifgebiete unterwegs.

Sonntag, 19. Mai 2019, Vogel Brínzola

Karte mit dem Weg des Mönchsgeiers Brinzola durch Schweden und Norwegen am 17. und 18. Mai 2019
Diesen Weg legte Brinzola am 18. Mai 2019 zurück. Quelle: Proyecto Monachus

Die Mönchsgeier-Dame flog weiter nordwestwärts, am Samstag legte sie knapp 320 km zurück. Ihr Weg endete vorerst um 19:09 Uhr in Nowegen, wo sie auch die Nacht auf Sonntag verbrachte. Die Karte zeigt als letzte Station 16:00 Uhr am Samstag, so wird das Tier vor übergroßer Neugier geschützt.

Am Sonntag haben einige Beauftragte des Proyecto Monachus den Vogel gesucht, um seine Verfassung zu überprüfen. Nach einigen Stunden Fußweg durch unwegsames Gelände konnten sie Brínzola finden. Zur allgemeinen Überraschung und Freude fraß sie an einem Rentier-Kadaver. Dies belegt, dass die schwarze Schönheit in einer Gegend mit geeigneter Nahrung angekommen ist. Die Mitarbeiter des Proyecto Monachus hoffen, dass sie so genug Energie aufnehmen kann, um ihre unbeschreibliche Reise fortzusetzen – wo immer sie hin will: Wir bleiben dran.


Montag, 20. Mai 2019: Ein weiterer Mönchsgeier ist auf dem Weg nach Norden: „FUH“

Nach Brínzola ist ein weiterer Mönchsgeier in Belgien aufgetaucht. Das ist die dritte Registrierung von Mönchsgeiern in Belgien überhaupt. Das Tier ist mit einem weißen Ring markiert, der den schwarzen Code „FUH“ trägt. Der Vogel stammt wahrscheinlich aus einem der Projekte zur Wiedereinführung der Art in Frankreich. Dort werden Ringe dieser Farbe und mit diesem Schriftcode verwendet. Bevor Näheres über diesen Vogel bekannt ist, bezeichnen wir ihn provisorisch als Fuh.

Die Belgier sind überrascht über diese unerwartete „Welle“ der Geier. Dies ist mindestens der dritte Mönchsgeier, der gleichzeitig auf dem Weg nach Norden beobachtet wird. Das belgische Naturbeobachter-Portal waarnemingen.be begleitet auch diesen großen, schwarzen Vogel sehr intensiv. Auf zahlreichen Bildern wird er gemeinsam mit einem juvenilen Gänsegeier gezeigt. Der Gänsegeier trägt keinen Ring und keine Farbmarkierung. Die Vögel rasteten gestern Abend (20. Mail) ab etwa 19 Uhr auf einem Acker bei dem Ort Hees (Provinz Limburg) in der Nähe von Maastricht (allerdings auf belgischer Seite). Sie haben dort die Nacht verbracht und sind zwischen etwa 21:30 Uhr Montag und etwa 6:00 Uhr am Dienstag einige hundert Meter weiter nach Südwesten gezogen.

Update 13:00 Uhr: Bis Dienstagmittag hat vermutlich schlechtes Wetter die Weiterreise verzögert, Fotos zeigen beide Geier in Eintracht nebeneinander an einem Feldrand vor einem Holzzaun. Eine Einzelbeobachtung berichtet von einem zweiten Gänsegeier, der sich in der Nähe aufhalten soll.

Update 16:00 Uhr: Das Wetter bleibt schlecht, der Mönchsgeier Fuh und der Gänsegeier bewegen sich kaum. Der zweite Gänsegeier wurde zwischenzeitlich von mehreren Beobachtern gesehen. Er ist agiler und fliegt.

Die Gründe für die Einflüge der Geier nach Norden sind unklar. Sind bereits alle geeigneten Brutreviere besetzt? Weichen sie dem Klimawandel aus?


Weitere Geier sind in Deutschland unterwegs

Doch nicht nur Brìnzola ist unterwegs. In Deutschland gesellte sich kurzzeitig ein weiterer, nicht besenderter Mönchsgeier zu ihr. Seine Position ist naturgemäß schwieriger auszumachen, wir sind hier auf Meldungen von ornithologischen Beobachtern angewiesen.

Mehrere Vogelbeobachter-Portale meldeten übereinstimmend einen juvenilen Mönchsgeier, der am Freitag, den 17. Mai 2019 auf Rügen beobachtet wurde. Mitte April bis Ostersonntag konnte ein Mönchsgeier auf der nahe gelegenen Insel Hiddensee beobachtet werden. Dieser Vogel war unberingt und im zweiten oder dritten Kalenderjahr, mit ziemlicher Sicherheit ein wild geschlüpfter Vogel.
Bei der Frage, ob es sich hierbei um den selben Vogel wie auf Rügen handelt, sind die Meldungen widersprüchlich. Fotos sollen belegen, dass es sich um unterschiedliche Tiere handelt. Unklar ist ebenso, einer der beiden (?) Vögel der Mönchsgeier war, der Brínzola auf ihrem Weg durch Deutschland kurz begleitete.

Dafür meldete ein Vogelbeobachter-Portal am 18. und 19. Mai, dass ein Gänsegeier bereits seit zwei oder drei Wochen in einer Graureiher-Kolonie in Kolbermoor bei Rosenheim sitzt. Er ernährt sich offenbar von Graureiher-Küken und macht laut Meldung einen gesunden Eindruck. Das Tier war auch am Sonntag, den 19.5. noch vor Ort. Offenbar stammt er aus der Gänsegeiergruppe, die halbwild im Alpenzoo Innsbruck lebt und unbegrenzt Freiflug genießt. Innsbruck ist in der Luftlinie etwa 80 km entfernt, nichts, was ein Geier nicht schafft.


Vorhergehende Beiträge zu diesem Thema:

Spanische Mönchsgeier in Mitteleuropa vom 15. Mai 2019 mit der Ausgangslage

Wandernde Mönchsgeier – Update 1– vom 17. Mai 2019 mit Anmerkungen zu weiteren Einflügen von Mönchsgeiern nach Deutschland seit dem 2. Weltkrieg und einer Meldung aus Nord-Italien.

Wandernde Mönchsgeier – Update 2 und 3 – mit weiteren Flugdaten.

Quellen (auszugsweise):

Proyecto Monachus

Facebook-Seite des Projektes

Das belgische Naturbeobachter-Portal waarnemingen.be mit Sichtungen und Fotos des Tieres

Naturkundliche News der Natuschutzgesellschaft Küstenregion Vorpommern zum Mönchsgeier auf Hiddensee