Orang Mawas 3/7 – Ein Video?

Lesedauer: etwa 5 Minuten
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Hier geht es zum zweiten Teil des Orang Mawas-Beitrages

 

Zeugenberichte und angebliche Fußabdrücke vom Orang Mawas gibt es einige. Auch Skizzen von diesem Kryptid lassen sich mit etwas Mühe finden. Fotografien des Kryptids sind dagegen nicht auffindbar.

 

Umso interessanter ist ein Video, das 2014 auf Youtube hochgeladen wurde. Es soll angeblich einen Orang Mawas zeigen, wie er sich durch den malaysischen Dschungel bewegt. Es handelt sich dabei um die einzige Video-Aufzeichnung einer angeblichen Orang Mawas-Begegnung, die ermittelt werden konnte. Sie soll nachfolgend etwas näher untersucht werden.

 

 

Zu den Hintergründen des Orang Mawas-Videos

Eigentlich wäre es wichtig, zu erfahren, wo und wann das Video aufgezeichnet wurde. Der Betreiber des Youtube-Kanals „The Chase – Funniest Moments“, auf dem das Video hochgeladen wurde, macht dazu jedoch keine Angaben. In der Videobeschreibung ist lediglich zu lesen, dass drei Malaysier auf einem Camping-Trip dem Kryptid begegnet seien. Der Kanalinhaber sei nicht Mitglied dieser Gruppe gewesen. Auch die Frage, wie er dieses Video erhalten hat, beantwortet er nicht.

 

„The Chase – Funniest Moments“ klingt nicht nach einem Kanal, der sich mit Kryptozoologie befasst. In der Tat sind die meisten der hier hochgeladenen Videos Ausschnitte der britischen Quiz-Show. Dazwischen finden sich allerdings auch immer wieder Videos, die angeblich den Bigfoot (oft auch den „Britischen Bigfoot“) zeigen sollen. Alles in allem wirkt „The Chase – Funniest Moments“ nach einem üblichen Hobby-Kanal.

 

Zum fraglichen Video muss man wissen, dass die Qualität miserabel ist. Die Auflösung beträgt lediglich 240p. Zusätzlich ist sie noch völlig verwackelt. Kurzum: Das Video ist alles, was man vom typischen Crypto-Footage gewohnt ist.

 

Besonders irritiert der schwarze Rahmen, der die Videoaufzeichnung eingrenzt. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass er durch das Format der Kamera bedingt ist. Allerdings verschiebt er sich im Laufe des nur 50 Sekunden andauernden Videos mehrfach ruckartig. Das steht im Kontrast zur eigentlichen Video-Aufnahme, die – ihrer sonst schlechten Qualität zum Trotz – durchaus flüssig ist. Dementsprechend entsteht der Eindruck, dass er nachträglich (und amateurhaft) eingefügt wurde. Der Grund dafür ist nicht offensichtlich.

 

Orang Mawas
Sekunde 13 des Videos. Auf einem Screenshot ist wenig zu erkennen.

 

Eine kurze Auswertung

Eine mögliche Erklärung für den schwarzen Rahmen wäre, dass er das Geschehen eingrenzen soll, sodass man den angeblichen Orang Mawas leichter erkennen kann. Das ist die meiste Zeit über auch bitter nötig, da das Kryptid sich einen Großteil des Videos über zwischen der dichten Vegetation bewegt. In Verbindung mit der niedrigen Auflösung des Videos ist es so nur äußerst schemenhaft als dunkle, sich bewegende Masse zu erkennen.

 

Wirklich brauchbar sind nur die Sekunden 12-22 und insbesondere 38-39 des Videos.

 

Im erstgenannten Zeitraum scheint die Gestalt hinter dem Gebüsch aufzustehen. Es wirkt auf den Betrachter fast so, als ob sie sich zuvor in Hockstellung befunden hätte. Man kann erkennen, dass sie wohl mit einem rot-braunen Fell bedeckt ist.

 

Noch entscheidender ist allerdings der zweite, kürzere Zeitraum. Hier kann man kurz den Kopf der Gestalt (etwa von der Stirn bis zur Nase) erkennen. Ein sauberer Screenshot ist kaum herstellbar. Daher empfiehlt es sich, einfach den entsprechenden Zeitraum mehrfach im Video abzuspielen. Jedenfalls ist wird trotz der schlechten Bildqualität deutlich, dass das Gesicht der Kreatur dunkelgrau bis schwarz ist. Es wird eingerahmt von einer roten Behaarung, die zumindest am Kopf nicht übermäßig lang wirkt. Das wiederum steht im Kontrast zu den gängigen Beschreibungen vom Orang Mawas.

 

Alles in Allem wirkt das Wesen – soweit sich dies beurteilen lässt – so, wie man sich den typischen Bigfoot vorstellen würde. Es ist am Körper behaart, das Gesicht scheint (beinahe) kahl zu sein und es bewegt sich auf zwei Beinen fort. Dadurch wirkt es irgendwie vertraut – aber vielleicht doch nicht nur dadurch?

 

Die Jagd nach dem malaysischen Bigfoot(kostüm)

Der Verfasser war sich jedenfalls sicher, dieses Gesicht schon einmal in einem anderen Zusammenhang gesehen zu haben. Eine kurze Internetrecherche bestätigt diese Theorie.

Finding Bigfoot-Crew at Knoxville
Die „Finding Bigfoot“-Crew auf einer PR-Veranstaltung am 16.11.2912: von links: Tim Burchett, Landrat im Knox County, James „Bobo“ Fay, Matt Moneymaker, Ranae Holland und Cliff Barackman (Foto: Chad Greene)

So berichtete der US-amerikanische „Knoxville News Sentinel“ von einem Meet-and-Greet der „Finding Bigfoot“-Crew. Deren Jagd nach dem legendären Kryptid, die auf dem US-amerikanischen TV-Sender „Animal Planet“ ausgestrahlt wurde, erfreute sich offensichtlich großer Beliebtheit. Jedenfalls waren in Knoxville, Tennessee etliche Fans anwesend.

Die Protagonisten der Dokumentation waren aber nicht alleine gekommen – Nein, auch Bigfoot war mit von der Partie! Zugegeben, da Bigfoot entgegen des Titels der Sendung bis heute nicht gefunden wurde, war es eher ein Mann im Kostüm. Dieser Kostümierte sieht dem „Orang Mawas“ im Video allerdings verblüffend ähnlich.

Bigfoot-Kostüm in Knoxville
Der Knoxville-Bigfoot versucht vor der eigentlichen Veranstaltung mit Kindern Kontakt aufzunehmen (Foto: Chad Greene)

Das Kostüm auf dem Pressefoto sieht aus, als ob es sich um eine Halloween-Verkleidung handelt – um ein Massenprodukt also. Wäre es sehr vermessen, anzunehmen, dass ähnliche Produkte auch in Malaysia verfügbar sind? Schließlich ist dieses Land (zumindest in den Städten) durchaus technisiert und seine Bewohner sind keinesfalls Hinterwäldler. Ein Kostüm im Internet zu bestellen, läge definitiv im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

 

Endgültig beweisen lässt sich die Vermutung, dass das Video gefälscht wurde, natürlich nicht. Die Ähnlichkeit zwischen Kryptid und Kostüm ist aber jedenfalls verblüffend, sodass sie nahe liegt.


Der vierte Teil des Beitrages über den Orang Mawas erscheint am Donnerstag, den 4. Februar.

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