Panther-Alarm in San Severo

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Große Raubkatzen, die an Orten gesichtet werden, an denen sie natürlich nicht vorkommen, sind ein weltweites Phänomen. Selten handelt es sich bei diesen Tieren den Beschreibungen nach um (männliche) Löwen, Tiger oder gefleckte Leoparden.

Am häufigsten werden Tiere beschrieben, bei denen es sich um Pumas oder schwarze Panther zu handeln scheint. Nachdem es im vergangenen Jahr in Kontinentaleuropa mehrfach zu Sichtungen von pumaähnlichen Tieren kann, macht aktuell, im noch jungen Jahr 2020, ein Phantom-Panther Italien unsicher und füllt die italienische Berichterstattung.

Der erste Kontakt

Am 15. Januar fand die erste Sichtung in der Umgebung von San Severo statt. Der Besitzer einer Fabrik für Feuerwerkskörper, etwa 1,5 Kilometer von der Stadt entfernt, berichtete, dass er auf dem Weg zur Arbeit, als er auf dem Platz einen großen, sitzenden Schatten wahrnahm. Das Tier lief zum Eingang, als er sich diesem näherte und als das Tier sich zu ihm umdrehte, erkannte er, dass es sich entgegen seiner ersten Vermutung, nicht um einen großen, schwarzen Hund handelte, sondern um ein katzenartiges Tier mit sehr scharfen Zähnen. Es sprang auf die Motorhaube seines Fahrzeugs und flüchtete weiter in die Felder [Südtirolnews (3)]. Vor Ort wurden auch Spuren des geflüchteten Tieres gefunden, die online zu finden sind [News 1 (4)].

Die Polizei organisierte in Folge der Sichtung Suchtkampagnen, obgleich es zunächst keine weiteren Sichtungen gab [News 1 (1+2)].


San Severo liegt in Süditalien, an der Basis des „Sporns“. Die Gegend ist vor allem fruchtbares Ackerland, Weidewirtschaft spielt kaum eine Rolle.

Leopard
Leoparden sind die anpassungsfähigsten Großkatzen. Dennoch wird selten von gefleckten Tieren berichtet, wenn es um ABC geht.

Weitere Sichtungen

Inzwischen  folgten weitere Sichtungen des Tieres in der Region rund um San Severo und bei Youtube tauchten auch erste Filmaufnahmen des Tieres auf, die, typisch für alien big cats, aber einen breiten Interpretationsrahmen zulassen:

Die Suche nach dem Panther hält unterdess an und wird auch mittels Wärmebildkameras und Drohnen unternommen.

Eine gerissene Ziege wird diesem Tier inzwischen angelastet und es wird spekuliert, der Panther könnte aus der illegalen Haltung eines örtlichen Mafia-Bosses entlaufen sein. [News 1 (5)]
Die These, es handle sich bei derartigen großen Katzen um Gefangenschaftsflüchtlinge, erscheint sehr wahrscheinlich, gleichzeitig ist auffallend, dass du selten überhaupt ein Tier wirklich entdeckt wird. Gleichzeitig ist eine derartige Annahme natürlich ähnlich spekulativ, wie andere Erklärungsversuche, da eine illegale Haltung großer Katzen in Privathaushalten oft lediglich eine Annahme ist.

 

Schearzer Jaguar
Ein schwarzer Jaguar im Zoo. Wenn es um ABC geht, sind schwarze Katzen stark vertreten.

Schwarzer Panther vor dem Fenster einer Dachwohnung
Im letzten Jahr entkam ein schwarzer Leopard aus einer Dachwohnung im Norden Frankreichs.

Wo kommt der Panther her?

Eine der größten Herausforderungen ist, die Herkunft der Tiere zu klären. Egal ob entflohene Einzeltiere oder eine unerkannte Population von großen Raubkatzen hinter den immer wieder aufkommenden Sichtungswelle stecken, unklar ist, wohin sie verschwinden. Streifen große Beutegreifer wie Pumas und Leoparden unerkannt in Europa, ohne ein festes Revier zu besetzen? Werden sie nur in Zeiten von Futtermangel gesíchtet, wenn sie der menschlichen Besiedlung näher kommen?

Am Ende könnten wir es natürlich auch mit einem interessanten volkskundlichen Phänomen zu tun haben, in dem die exotische Raubkatze ein Narrativ für den Wunsch nach einer Rückkehr der Wildnis ist. Die Kontroverse um den Wolf und die zunehmende Forderung nach seiner Bejagung macht eine solche „Sehnsucht“ unwahrscheinlich.

Nicht der erste Panther in Italien

Interessant ist es aber auch, dass es nicht das erste Mal ist, dass in Italien der Panther los ist. Bereits 2011 gab es in der einige hundert Kilometer von San Severo entfernten Toskana eine Sichtungswelle (unter anderem durch einen Forstbeamten), die zu einer ergebnislosen Suchaktion führte [Holsteinischer Kurier (6)].

Ob sich in dem aktuellen Fall tatsächlich ein Tier nachweisen lässt, das werden vermutlich die nächsten Tage und Wochen zeigen und selbstverständlich werden wir davon berichten, sollte es aktuelle Entwicklungen in diesem Fall geben.

Nicht nur in Italien

Auch in anderen Teilen Europas gibt es immer wieder Berichte von großen Raubkatzen. In Großbritannien haben sie eine lange Geschichte. Zuletzt berichteten wir von mehreren Sichtungen im tschechischen Isergebirge. Auch in Dänemark haben Puma-Sichtungen Tradition. Ein sehr skurriler Fall aus Frankreich im letzten Jahr könnte einen Hinweis auf die Herkunft zumindest einiger Katzen geben.

 


Literatur:

  • News 1 (1): Panther Alarm in San Severo – vom 16.01.2020
  • News 1 (2): San Severo Panther Alarm – vom 16.01.2020
  • Südtirolnews (3): Nicht nur Wölfe, In Apulien Panther gesichtet – vom 19.01.2020
  • News 1 (4): „She jumped on the hoof of my car“ – vom 17.01.2020
  • News 1 (5) Panther sighted in San Severo, searches continue – vom 22.01.2020
  • Holsteinischer Kurier (6): Jagd auf schwarzen Panther in der Toskana – vom 09.08.2011

(Anmerkung der Redaktion: Das Nachrichtenportal News 1 hat zum Februar 2020 seine Struktur geändert, die vorher gesetzten Links laufen nun ins Leere)