Einen wunderschönen Sonntag wünschen wir euch!
nachträglich einen guten Rutsch zu wünschen, ist schon etwas spät. Ein gutes Jahr 2023 zu wünschen, sicherlich nicht.
Seit der letzten Presseschau hat sich einiges getan, was sich auch in der Vielzahl der Meldungen zeigen wird. Sowohl Zoologie wie Kryptozoologie haben einiges zu bieten, und einige Meldungen sind so aktuell, dass man sagen kann: „Der Sonntag-Nachmittagsausflug geht dahin“.
Die Welt spielt weiterhin Wandel, die Politik kommt nicht hinterher, egal ob im Ukraine-Konflikt, bei der Klimakonferenz (die ein Ölminister am Laufen halten soll) oder bei der „Entdeckung“ Seltener Erden in Schweden. In meinem Erdkundebuch der 7. oder 8. Klasse wurde die Eisenerzlinse bei Kiruna behandelt, da stand drin, was man für 1986 geplant habe. In einem Nebensatz las ein etwas verträumter Schüler, der sich das Ganze liebend gerne angesehen hätte, dass man quasi „dahinter“ große Mengen ungewöhnlicher Mineralien findet. „Bisher“ seien sie nur für Sammler interessant… und dann wird es 2023 „entdeckt“.
Übrigens gibt es eine ganz ähnliche Lagerstätte Seltener Erden in Spanien. Dort hat sich die Bevölkerung gegen den Abbau entschieden. Die Gründe waren vielfältig, von der teuren Ansiedlung des vom Aussterben bedrohten Iberischen Luchses direkt nebenan über die Angst vor radioaktivem Staub bis zur Befürchtung, die Region würde sich von einem großen Bergbaukonzern erpressbar machen.
Wie es ist, wenn sich eine Region von Bergbaukonzernen erpressbar macht, zeigt sich ja in Deutschland gerade…
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen.
Euer Tobias Möser
Marie-Jeanne Koffmann-Archiv wird dem Musée de Zoologie übertragen

Koffmann war eine bekannte Hominiden-Forscherin unter den Kryptozoologen. Sie ist im vergangenen Jahr im Alter von 102 Jahren gestorben (wir berichteten). Diese zweisprachige französisch-russische Ärztin hat einzigartige Arbeit in der Kaukasusregion geleistet. 40 Jahre lang hat sie Feldforschung im Kaukaus betrieben und bei der örtlichen Bevölkerung gelebt. In diesen Jahren hat sie fast 300 Zeugenaussagen über Wildhominiden aufgezeichnet, die wir als Almasty, Meche-Adam oder Kaptar kennen.
Ihr Archiv wurde am 21. November 2022 im Kantonsmuseum für Zoologie in Lausanne, Schweiz hinterlegt. Michel Sartori, ehemaliger Museumsdirektor und Ehrenkurator, nahm begeistert die Kartons aus Paris entgegen. Feldbücher, mutmaßliche Fingerabdrücke, Fotografien, Aufzeichnungen von Zeugenaussagen und andere Artikel (auf Französisch oder Russisch) werden nun gesichtet und archiviert. In Zukunft ist die ein oder andere Veröffentlichung zu erwarten.
Das Kantonsmuseum für Zoologie in Lausanne bewahrt auch das Archiv Heuvelmans, des umstrittenen „Vaters der Kryptozoologie“ auf.
Siehe auch: http://www.zoologie.vd.ch/actuellement/
Die Weltmeere sind so warm wie nie
Der Klimawandel schreitet voran. Die Ozeane erwärmen sich immer mehr, sie nehmen aktuell bis zu 90% der durch den Klimawandel verursachten Wärme auf. Die Folge: 2022 waren die Meere noch wärmer, als im Rekordjahr 2021.
Eine internationale Studie, an der 24 Wissenschaftler aus 16 Forschungsinstituten weltweit beteiligt waren, konnte die 90% jetzt ermitteln. Durch die Erwärmung der oberen Wasserschichten kommt mehr Energie ins Wettersystem: Stabile Lagen werden destabilisiert, Stürme, Niederschläge und Wetterextreme nehmen zu. Doch auch im Meer haben die hohen Temperaturen verheerende Auswirkungen: Die Ökosysteme sind darauf nicht eingestellt, Korallenbleichen, Algenblüten, sauerstoffarme „Todeszonen“ etc. nehmen zu. Da mehr Wasser durch die stärkere Verdunstung in die Atmosphäre gelangt, steigt der Salzgehalt, eine Vermischung von Wasserschichten wird erschwert. Insbesondere in den tieferen Schichten fehle dadurch Sauerstoff, so die Forscher. Dies sei „ein Albtraum nicht nur für das Leben und die Ökosysteme im Meer, sondern auch für Menschen und unsere Ökosysteme an Land“, erklärten die beteiligten Forscher.
Quelle: Advances in Atmospheric Science
Mal wieder ein Walross auf Exkursion
Bereits von Ende des vergangenen Jahres sind die ersten Meldungen. Das Walross „Thor“ scheint britische Badeorte zu mögen. Um den Jahreswechsel machte es sich im Hafen von Scarborough breit und belegte eine Rampe, auf der sonst Boote ins Wasser gebracht werden. Tierschützer hatten das Tier im Dezember an mehreren Orten in Hampshire beobachtet. Sie gehen davon aus, dass Thor auf dem Weg nach Norden ist und Zwischenstation macht.

Thor ist sicher nicht identisch mit dem Walross „Wally“, das im Frühjahr 2021 an der Küste von Wales beobachtet wurde.
Niedersachsen: Tümpel hat sich purpur verfärbt
Es wirkt surreal. Ein Tümpel im niedersächsischen Sibbesse hat sich purpur verfärbt. Offenbar seien Bakterien der Grund für die Verfärbung, so der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). „Solche typischen Verfärbungen haben häufig den Hintergrund, dass dort Mikroorganismen tätig sind – und das sind hier sehr wahrscheinlich Purpurbakterien“. sagte Hans-Heinrich Schuster vom Seen-Kompetenzzentrum des NLWKN gegenüber n-tv.
Purpurbakterien vergären unter anderem schwefelhaltige Verbindungen zum giftigen und stinkenden Schwefelwasserstoff, um Energie zu gewinnen. Daher raten die Experten davon ab, diese Gewässer zu betreten oder in deren Nähe zu kommen.
In der Regel verschwinden die Schwefelbakterienblüten so schnell und spontan, wie sie gekommen sind.
Leider stehen alle im Netz sichtbaren Bilder unter dem Copyright der dpa.
Quellen: Zahlreiche Medienmeldungen, u.a. hier und hier.
Erneut Robbe im Rhein
Um den 10.1. hielt sich bei ein Seehund bei Voerde im Rhein auf. Von Voerde bis zum Meer sind es etwa 250 Stromkilometer, nichts, was ein Seehund nicht schafft.
Laut Beobachtern ist die Robbe bei guter Gesundheit.

Der letzte Rhein- Seehund wurde im Februar 2022 gemeldet, damals noch „höher“, bei Duisburg. Offen bleibt, ob es sich um das selbe Tier handelt.
Quelle: WDR vom 10.1.2023
Folgen des Klimawandels: Immer weniger Fischparasiten
Ein internationales Team aus Wissenschaftlern um Chelsea Wood von der University of Washington hat die Häufigkeit von Parasiten an den Fischen des nahe gelegenen Pudget Sound untersucht. Dabei untersuchten sie knapp 700 Fische aus den Jahren 1880 bis 2019. Die meisten davon gehörten acht Arten an. Die Zielarten waren Clupea pallasii, der Pazifische Hering, Embiotoca lateralis, ein Brandungsbarsch, Hydrolagus colliei, eine Chimäre, Hypomesus pretiosus, eine Stint-Art, Merluccius productus, der Nordpazifische Seehecht, Parophrys vetulus, die Nordamerikanische Flunder, Sebastes caurinus, der Kupferbarsch und Gadus chalcogrammus, der Pazifische Pollack oder „Alaska-Seelachs“: Alles Arten mit großer fischereilicher Bedeutung.

Die Wissenschaftler zählten mehr als 17.700 Parasiten aus 85 Gruppen. Dabei stellte sich heraus, dass Parasiten, die keinen oder nur einen Wirtswechsel durchmachen, bleiben über die Jahre gleichmäßig verteilt. Arten, die mehr als zwei Wirte benötigen, schwanden pro Jahrzehnt um durchschnittlich 11%. Neun der zehn Arten, die nach 1980 nicht mehr auftragen, waren von drei oder mehr Wirten abhängig.
Die Gründe für diesen Schwund sind bisher unbekannt, liegen aber nahe. Der Pudget Sound ist ein intensiv genutztes Meeresgebiet. Fischerei, Walfang und Aquakulturen verändern die Fischbestände, ebenso wirken sich Wasserverschmutzung und Klimawandel aus. Das Meer dort erwärmte sich zwischen 1950 und 2005 um 1° C.
Damit übersteigt der Schwund an Parasiten mit 11% pro Jahrzehnt noch den der nordamerikanischen Vögel mit 6,3%, der Landwirbeltiere weltweit (6,9%) und der der Insekten (8,8%). Ob das repräsentativ ist, muss noch geprüft werden. Ähnlich gut untersuchte, vergleichbare marine Ökosysteme gibt es u.a. in der Monterey Bay, Chesapeake Bay, in der Irischen See vor der Isle of Man, vor der Bretagne bei Roscoff und in der Kielder Foerde.
Originalarbeit in PNAS
Folgen des Klimawandels: Verschiebung der Vogelfauna in Deutschland
Die „Stunde der Wintervögel“ des NABU hat dieses Jahr wieder neue Erkenntnisse gebracht. Mehr als 77.000 Menschen haben mitgezählt und insgesamt fast 1,9 Millionen Vögel gemeldet.
Das Besondere am Winter 2023: Das vorhergehende Jahr 2022 war ein Mastjahr, in dem die Bäume im Wald besonders viele Früchte tragen. Daher sind die Vögel auch nicht so stark auf Gartenfütterung angewiesen. In der Folge kamen 33,9 Vögel pro Stunde und Beobachter aufs Papier, vorher waren es 35,5 Tiere. Insbesondere die Wintergäste aus Nord- und Nordosteuropa waren seltener.

Gewinner war die Türkentaube. Sie wird in den vergangenen Jahren immer häufiger gesichtet. Die Art brütet in den langen und warmen Sommern offenbar immer erfolgreicher. Ungewöhnlich ist der Zaunkönig, eigentlich ein Zugvogel. In den letzten, frostfreien Wintern der Küstenregionen ist er oft im Brutgebiet geblieben.
Endgültige Zahlen gibt es noch nicht, Beobachtungen können noch bis morgen an den Nabu gemeldet werden.
Färöer: Bisher nicht identifizierter Schnabelwal gestrandet
Das Portal jn.fo meldet die Strandung eines noch nicht identifizierten Schnabelwals. Das Tier ist am 12.1. bei Sandavagur auf der Insel Vagar gestrandet. Es handelt sich ziemlich sicher um einen Sowerby-Schnabelwal, Mesoplodon bidens.

Quelle: jn.fo
Die Kurzmeldungen
„Nutrias killen Monsterhai“
So hat es der Veranstalter des Phantastischen Lichterweihnachtsmarktes in Dortmund beschrieben. Die großen Nager haben Seile und Gurte der Unterkonstruktion von „Bruce“, eines Megalodon-Modells angenagt. Diese rissen und eine Windböe fegte das 15 m lange Modell auf die Seite. Dabei brachen Schwanz-, Rücken- und Brustflossen ab.
Was ein Megalodon auf einem Weihnachtsmarkt zu suchen hat, wurde in keiner der Pressemeldungen beantwortet.
Quelle: WDR vom 30.12.22
Kölner Zoo erbt 26 Millionen
Elizabeth Reichert, gebürtige Kölnerin hat dem Kölner Zoo insgesamt 26 Millionen Euro vererbt. Sie ist nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit ihrem Mann Arnulf in die USA ausgewandert. Während der Nazi-Herrschaft mussten Kölner Bürger die beiden verstecken, da Arnulf Reichert als Jude verfolgt wurde. Später bauten sie in den USA einen Zoogroßhandel auf.
Im Alter von 96 Jahren ist Elizabeth Reichert im Februar 2022 verstorben.
Die 26 Millionen sind in eine Stiftung eingebracht worden, die dem Zoo jedes Jahr eine Dividende ausschüttet. 700.000 € sind für 2022 bereits eingegangen, entwickelt sich das Stiftungskapital gut, kann die jährliche Ausschüttung auf 1,5 Millionen ansteigen.
Quelle: WDR und Kölner Zoo
Zwei bemerkenswerte Out-of-Place-Sichtungen

Aus Berlin gibt es eine unbestätigte Meldung eines Hirtenmainas. Ich kann die Meldung nicht mehr finden, da ich nicht mehr weiß, ob sie über Web 1.0, auf einschlägigen Sichtungsportalen oder die sozialen Medien kam. Ein Foto zeigte eindeutig einen Hirtenmaina, war aber aufgrund des Hintergrundes (Boden) nicht zu verorten.
Sollte sich tatsächlich um diese Jahreszeit ein Hirtenmaina in Berlin sehen lassen, besteht möglicherweise Handlungsbedarf. Die Starenvögel, die fast wie braune Beos aussehen, gehören zu den aggressivsten invasiven Arten. Sie stehen nicht umsonst bei der EU auf der schwarzen Liste.
Eine weitere out-of-place-Meldung kam aus den Niederlanden und Belgien. Seit dem 29.12. lassen sich zwischen dem Ärmelkanal und dem Beginn des Wattenmeeres bei Terschelling immer wieder zwei Buckelwale beobachten.
Bei einem Tier wurde eine auffällige, weiße Zeichnung an der rechten Seite (quasi der Steuerbordseite) Finne fotografiert. Die neueren Fotos zeigen die Tiere von Land aus auf der Wanderung nach Süden bzw. Westen, so dass die Zeichnung hier nicht zu sehen ist.