Einen wunderschönen 2. Adventssonntag wünsche ich euch allen, liebe Leserinnen und Leser!
Die Welt ist reich an Skandalen und Skandälchen. Nachdem das Ballspielen in der Wüste dann doch nicht so das Wahre für unsere Stars war, kann man sich noch unwichtigeren Dingen widmen. Es gibt einen Skandal, der die Kryptozoologie tangiert. Hätte man genauer nachgedacht, hätte sich alles vermeiden lassen, wie üblich. Doch von Anfang an.
Einige Leute sind sauer. Das ist immer eine gute Basis für einen Skandal. Doch nicht in den USA oder England, sondern in Südtirol. Die Tourismusmarketing-Organisation Tirol Werbung hat einen Werbespot für Südtirol gedreht. Ein wirklich gut gemachter Spot, in dem ein Krampus (eine Art Wilder Mann, als Bösewicht konnotiert) im dämmerigen Wald den Handschuh eines Mädchens findet, dessen Spur im Schnee folgt und schließlich in einer Hüttenwirtschaft landet. Dabei entsteht der Eindruck, der Krampus habe Finsteres vor und würde die Wirtschaft oder zumindest die Gäste überfallen wollen. Doch schließlich poltert er herein und gibt den Handschuh zurück.
Auf die Frage der Wirtin, ob sie dem Krampus was Gutes tun könne, antwortet er: „Einen Latte Macchiato mit Hafermilch, bitte“.
Das hat die Südtiroler Bauern auf die Palme gebracht. Kein Wunder, hier wird in Almwirtschaft aufwändig hervorragende Milch und leckerer Käse produziert und wenn man schon eine eigene Schreckgestalt hat, dann soll die doch bitte ihren Latte Macchiato mit der einheimischen Milch genießen.
„Realitäts-Check“
Der Krampus ist zumindest am Rande Teil der Kryptozoologie. Einige Kryptozoologen spekulieren, dass die Sagen um wilde Männer und eben den Krampus im Alpenraum auf kulturelle Erinnerungen an den Kontakt mit achaischeren Menschen wie dem Neandertaler zurückzuführen sind. Falls das so ist und der Krampus tatsächlich einen durch Tradierung „verzerrten“ Neandertaler darstellt, konnte er gar nicht anders.
Die europäische Bevölkerung des Homo sapiens verträgt größtenteils Kuhmilch, weil bei ihr das Gen für das Laktose-verdauende Enzym Lactase nicht mit dem Heranwachsen abgeschaltet wird. Viele Menschen aus anderen Regionen vertragen als Erwachsene keine Laktose. Es ist davon auszugehen, dass diese Mutation in der Gensteuerung bei Europäern nach der Entwicklung der Rinderhaltung vorteilhaft war, weil sie Milchprodukte als zusätzliche, protein- und fettreiche Nahrungsquelle erschloss. Bei nicht Rinder-haltenden Kulturen hat sich diese Mutation nicht durchgesetzt.
So clever der Neandertaler war, Viehzucht ist bei ihm nicht nachweisbar. Folglich ist zu erwarten, dass der Neandertaler als Erwachsener keine Kuhmilch vertragen hat. Ist er nun das Vorbild für den Krampus, so ist es nur folgerichtig, dass der seinen Latte Macchiato mit Hafermilch trinkt: Die gute Südtiroler Kuhmilch hätte für ihn Bauchweh und Dünnpfiff zur Folge.
Vielleicht mag er aber eine Kaas-Semmel? Die guten Südtiroler Käse sind so lange gereift, dass die Laktose abgebaut ist.
Da hätte man auch direkt drauf kommen können, oder?
In diesem Sinne: Einen schönen 2. Advent.
Tobias Möser
True-Schnabelwal in Irland gestrandet
Ein ausgewachsener, weiblicher True-Schnabelwal (Mesoplodon mirus) ist in der Brandon Bay in der Grafschaft Kerry im Südwesten Irlands gestrandet. Das Tier wurde am 28.11. angeschwemmt und war bei der Entdeckung bereits tot.
Die Irish Whale and Dolphin Group hat das Tier untersucht und konnte bereits einige Ergebnisse veröffentlichen. Es handelte sich um ein geschlechtsreifes Weibchen, das schon mindestens einmal schwanger war. Es litt unter zahlreichen Abszessen in der Muskulatur sowie den Milchdrüsen. Im linken Bereich der Urogenital-Öffnung steckte ein teilweise verrosteter Angelhaken. Laut Science Officer Becky Dudley könnte der Haken für die Abszesse verantwortlich sein. Sowohl die Abszesse wie der Haken müssen starke Schmerzen verursacht haben.
Der Wal hatte zudem eine „9 inch“, also 22,5 cm lange Zahnbürste im Magen.
Die Obduktion zeigte weiterhin Einblutungen im linken Auge und Kopf. Beide Lungenflügel sowie die Leber waren verstopft. Möglicherweise stammen die Verletzungen von einem Zusammenstoß. Es könnte jedoch sein, dass eine Blutvergiftung in Folge der Abszesse den Wal getötet hat und der Zusammenstoß post mortem erfolgte. Dies muss aber noch durch Laboruntersuchungen bestätigt werden.

True-Schnabelwale erreichen 5,4 m Gesamtlänge und etwa 1,5 t Gewicht. Damit gehören sie zu den größeren Zweizahnwal-Arten. Die Tiere leben im offenen Meer und kommen nur selten in Küstennähe. True-Schnabelwale kommen im Atlantik zwischen Florida und den Kanarischen Inseln im Süden, Labrador und den Britischen Inseln im Norden vor. Sie bevorzugen Gegenden mit Wassertiefen ab 1000 m.
Obwohl die Art 1913 erstbeschrieben wurde, war sie lange Zeit so gut wie unbekannt. Erst 1993 konnten Forscher sie erstmals auf See sicher bestimmen, die ersten Filmaufnahmen stammen von 2013.
Die im südlichen Ozean vorkommenden Tiere galten seit ihrer Entdeckung 1959 als Lokalform oder Unterart von Mesoplodon mirus und wurden erst im vergangenen Jahr als eigene Art, Mesoplodon eueu beschrieben. Wir berichteten.
Quelle: Irish Mirror vom 1.12.
Erneut Buckelwal in der Nordsee
Das niederländische Beobachtungsportal waarneming.nl meldet für den 23.11. die Beobachtung eines Buckelwals vor der westfriesischen Insel Terschelling. Auf dem Foto, das der Beobachter beigefügt hat, ist eine auffällige weiße Fleckenfärbung an der rechten Seite der Finne erkennbar.

Danach wurde es wieder ruhig um Großwale in der südlichen Nordsee, erst am 29.11. und 1.12. gab es bewegte Bilder eines Buckelwals vor Cornwall (29.11. Mount’s Bay, 1.12. Lizard Peninsula). Leider ist nicht erkennbar, ob es sich um das gleiche Individuum handelt, wie von Terschelling.
Quelle: Cornwall Live mit Video
Überraschung: Ameisenpuppen stellen Milch her
In Ameisenkolonien haben Forscher erstmals eine Art Milch entdeckt, die als Nahrung für die Larven dient. Sie werde von Ameisenpuppen hergestellt und spiele eine entscheidende Rolle beim Überleben der gesamten Kolonie, berichtet das Team um Orli Snir und Daniel Kronauer von der Rockefeller-Universität in New York. Wie die Milch der Säugetiere sei sie nahrhaft und sehr bedeutend für die Entwicklung der Nachkommen.
Sie enthält mindestens 121 unterschiedliche Proteine, dazu Hormone und neuroaktive Substanzen. Diese Flüssigkeit kann elterliches Fürsorgeverhalten auslösen, so die Forscher.

Bisher gingen Ameisenkundler davon aus, dass die Puppe ein Stadium darstellt, bei dem das Tier „wegen Umbau geschlossen“ ist und nicht groß mit anderen Tieren des Baus interagiert. Daher hat man sie wenig beachtet. Die neue Entdeckung war daher ein Nature-Paper wert:
Quelle: Snir, O., Alwaseem, H., Heissel, S. et al. The pupal moulting fluid has evolved social functions in ants. Nature (2022). https://doi.org/10.1038/s41586-022-05480-9
Erneut Großkatze in England gesichtet
Bei Wakefield in Yorkshire, südlich von Leeds hat ein Jogger am eine schwarze Katze gesehen und gefilmt, die er für eine Großkatze hält. Daraufhin hat der Wakefield Express vier weitere Sichtungen einer möglichen Großkatze in der Gegend zwischen Wakefield, Halifax und Dewsbury gesammelt.

- Jeff Johnson hat am 1.11. bei Heath Common aus 200 m Entfernung eine Großkatze mit dem Handy gefilmt.
- Cheryl Tweedale berichtet von einer Sichtung vor 3 Jahren zu Halloween auf ihrer Pferdeweide in Flawshaw, Wakefield. Es müsste sich also um den 31.10.2019 gehandelt haben. Sie beschreibt die Katze, die sie im Dunkeln im Licht der Taschenlampe gesehen hat, als halb so groß wie ihre Pferde. Der Schwanz sei fast so lang wie der Körper.
- Jane Farrell sagte dem Wakefield Express, dass sie am 7. September eine große, schwarze Katze im Middleton Woods nahe der Gypsy Lane südöstlich von Leeds gesehen hat. Sie glaubte sofort, es sei ein Puma.
- Zeuge Mick Sanderson gibt an, 2009 einen schwarzen Leoparden nur 30 m entfernt von seinem Auto gesehen zu haben. Es war 5 Uhr morgens zwischen Dumfries und Galloway.
Weitere Berichte aus der Gegend hat der Wakefield Express.
Zoo nutzt Raubwanzen zur Blutabnahme
Der Zoo Wuppertal ist schon lange für innovative Ansätze bekannt. So hat man nun möglicherweise eine Lösung für ein unangenehmes, zoospezifisches Problem gefunden.
Zootiere sind zwar den Menschen gewöhnt, aber in den meisten Fällen keine Haustiere. Daher gestaltet sich eine Blutprobenentnahme bei vielen Tierarten in Zoos deutlich schwieriger. Die meisten Tiere lassen sich nämlich nicht so fixieren, dass man eine Blutprobe ohne Verletzungsrisiko für Tier oder Mensch entnehmen kann. Diese Tiere müssen dann in Narkose gelegt werden, die mit gewissen Rieken verbunden ist.
Um den Waldrentieren des Wuppertaler Zoos hoffentlich die nächsten Narkosen zur Blutgewinnung ersparen zu können, haben die Biologen in diesem Herbst gleichzeitig eine Blutprobe mittels Venenkatheter sowie durch Raubwanzen gewonnen.
Raubwanzen ernähren sich von Blut und eignen sich somit ideal für eine nicht-invasive Gewinnung von Blutproben.
Der Hauptgrund für die Blutprobe bei den Rentieren ist eine Vergiftung durch den Bergahorn, der am und im Gehege der Tiere wächst. Daher achtet der Zoo besonders auf den Vergleich der Toxinwerte in den unterschiedlich gewonnenen Blutproben.
Falls die Raubwanzen erfolgreich sind, wird sich der Zoo über den Winter eine praktikable Methode ausdenken, die Raubwanzen an für sie attraktive Stellen des Rentieres zu bringen und nach geeigneter Zeit wieder abzusammeln.
Quelle: Facebook-Meldung des Zoos, Saskia Dreyer
Straßenverkehr gefährdet Koalas
Der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) meldet, dass Koalas in Australien immer häufiger Verkehrsopfer werden. Alleine im Juli seien im Bundesstaat New South Wales 42 Koalas in Unfälle mit PKW und LKW verwickelt worden.
Ein Problem dabei: Oft kommt es vor, dass das Kind im Beutel, nicht aber die Mutter den Unfall überlebt. So kümmern sich mittlerweile spezialisierte Koala-Waisenhäuser der „Friends of the Koala“ um diese Verkehrswaisen.
In den Bundesstaaten New South Wales und Queensland sowie im Australian Capital Territory mit der Hauptstadt Canberra wurde der Gefährdungsstatus offiziell von „vulnerable“ (gefährdet) auf „endangered“ (stark gefährdet) hochgesetzt.
Kurzmeldungen
Japanischer Zoo übt Löwenausbruch-Szenario mit Plüschlöwen
Wölfe in Deutschland werden etwas langsamer mehr
Wuppertal: Trauer um Elefant Tsavo- 2-jähriger Bulle musste eingeschläfert werden
4. Anaconda-Spezies endlich bestätigt: Bonner Wissenschaftler analysiert DNA
Kreis Viersen: Biber setzt Wanderweg unter Wasser
Im Kreis Viersen, an der niederländischen Grenze am Niederrhein ist der Biber heimisch geworden. Es gibt 40 Biberreviere im Kreis, die großen Nager fühlen sich in der wasserreichen Gegend sichtbar wohl. Das bleibt nicht ohne Konflikte, sagt Andreas Pook, Biber-Experte bei der Kreisverwaltung.
So hat ein Biber in einem künstlich begradigten Bach am Stadtrand von Brüggen einen etwa 60 cm hohen Damm gebaut. Der dadurch entstandene kleine Teich hat einen Wanderweg in der Nähe zeitweise überflutet.
Generell sehen Naturschützer Biberbauten als vorteilhaft an. Sie fördern die Artenvielfalt, in dem sie nicht nur kleine Teiche, sondern auch Lichtungen im Wald entstehen lassen, wo sich andere Pflanzenarten ansiedeln. Zudem haben die Bauten eine direkte Funktion im Hochwasserschutz, denn sie verlangsamen den Abfluss, so dass Starkregen teilweise versickern oder verdunsten kann und nur langsam ins tiefer liegende Flusssystem weiter gegeben wird. Bei Dürre sind Biberteiche wiederum wichtige Wasserreservoire.
Nur wenn mal ein Wanderweg unter Wasser steht, ist das nicht so schön.
Quelle: WDR vom 22.11.