Presseschau 4/22

Lesedauer: etwa 15 Minuten
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Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich euch, liebe Leserinnen und Leser!

 

Russland ist in die Ukraine eingmarschiert, wir haben Krieg in Europa. Vor diesem Hintergrund bleibt mir als geborener und gelernter Rheinländer sogar das Wörtchen „Karneval“ im Halse stecken. Und das, wo Karneval ja ein offener Protest gegenüber dem Militarismus an sich und dem der Franzosen und Preussen im Besonderen ist. Doch was ich jetzt denke, führt nicht weiter.

Ich weiß, dass man aus der Geschichte keine Gesetze ableiten kann. Dennoch halte ich mich an dem Gedanken fest, dass im 20. und 21. Jahrhundert kein Aggressor einen Krieg gewonnen hat, sondern hinterher immer geschwächt aus der Sache herausging. Deutschland in beiden Weltkriegen, Nordkorea und China im Koreakrieg, die USA in Vietnam und Afghanistan, die UdSSR in Afghanistan, der Irak in Kuwait, die USA in Somalia und im Irak: Immer hatten die Taktiken der Guerilla gegenüber denen einer „etablierten“ Armee so große große Vorteile, dass schließlich der Besatzer gehen musste. Wenn wir ehrlich sind: Einer der Gründungsmythen des deutschen Volkes basiert genau darauf: Armin, der Cherusker hat Varus‘ Legionen nicht in einer offenen Feldschlacht geschlagen, sondern über ein großes Gebiet auseinander gezogen und portionsweise vernascht.

Wir werden zwangsläufig sehen, ob die Weite der ukrainischen Steppen und Getreidefelder ausreicht, um die russische Armee auseinander zu ziehen. In den Städten haben Guerilla immer Vorteile…

 

Die Themen der Woche

Einmal mehr sind die Wale Hauptthema in der kryptozoologischen Presseschau. Diesmal gibt es tatsächlich Neues zu einer der am wenigsten bekannten Arten überhaupt. Dazu eine sehr spannende Auswertung der Walstrandungen an der deutschen Nordseeküste über 400 Jahre hinweg.

Alles spannend, aber wie es dohlengroße Vögel schaffen, Forscher zu foppen (nein, ich wollte jetzt nichts von einem Gesäß schreiben), fand ich diese Woche doch am besten. Deswegen steht der Flötenkrähenstar auch ganz vorne auf der Themenliste.

 

Viel Spaß beim Lesen.

 

Euer

 

Tobias Möser


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Karl  Shuker: Weltatlas der rätselhaften Phänomene

Der britische Biologe und Kryptozoologe Karl Shuker hat mit diesem Buch eine wirklich geniale Zusammenfassung aler möglichen seltsamen Phänomene geschaffen, sortiert nach Erdteilen, was dem Titel „Weltatlas“ mehr als gerecht wird.

Die Themen werden alle recht knapp angeschnitten und vorgestellt, ohne dabei wirklich den Eindruck zu hinrelassen, dass hier vieles an Informationen noch fehlen würde. Der Schreibstil ist locker gehalten, was das Lesen sehr angenehm und kurzweilig gestaltet. (Aus der Amazon Rezension von GameLover)

 

Der Weltatlas der rätselhaften Phänomene ist 1996 bei Gondolino auch in deutscher Sprache erschienen und fast nur noch antiquarisch zu bekommen. Meist zahlt man um die 20 Euro für ein gutes Exemplar.

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Wie Vögel Wissenschaftler zum Narren halten

für die Presseschau: Australische Elster
Drei Flötenkrähenstare, auch australische Elstern genannt. Den Vögeln sieht man ihre Cleverness bereits an

 

Die „Australische Elster“, der Flötenkrähenstar (Gymnorhina tibicen) sind in den dichter besiedelten Gebieten Australiens weit verbreitet. Diese schwarz-weiß gezeichneten Vögel sind etwa 40 cm groß, ähneln einem Beo. Sie brüten auch in Wohngebieten und Innenstädten.

International bekannt wurden sie, weil sie auch ihre Nester verteidigen, auch gegen Menschen. Sie fliegen sie dabei von hinten an und hacken mit dem Schnabel gegen den Kopf. Dies kann auch Verletzungen nach sich ziehen.

Normalerweise leben sie in sozialen Gruppen von zwei bis zwölf Individuen, die gemeinsam ein Revier besetzen und es gegen andere Gruppen verteidigen. Die Tiere sind Generalisten und für ein gutes Problemlösungsvermögen bekannt. Flötenkrähenstare verfügen über ein großes Verhaltensrepertoire und können zahlreiche Geräusche imitieren.

 

So ist es kein wirkliches Wunder gewesen, als bei einer Studie der University of the Sunshine Coast ein völlig anderes Ergebnis heraus kam, als erwartet. Die Studienleiter wiesen bereits im Vorfeld darauf hin, dass Unvorhersehbarkeit ein Teil ihrer Stellenbeschreibung ist. Mit diesem Wissen sind sie dann daran gegangen, Flötenkrähenstare zu fangen und mit GPS-Trackern zu versehen. Die Geräte für kleine bis mittelgroße Vögel wiegen etwa ein Gramm. Durch die geringe Größe und Batteriekapazität gehen sie oft verloren. Oft muss man die Vögel dann erneut einfangen, was bei den cleveren Flötenvögeln einiges an Aufwand bedeutet. Um das zu vermeiden, nutzten sie eine neue Methode, die Tracker auf- und die Daten herunter zu laden.

Für einen Pilotversuch trainierten sie die Mitglieder einer lokalen Gruppe, zu einer Futterstelle am Boden zu kommen. Dort konnten sie die Tracker entweder kontaktlos aufladen, die Daten herunter laden oder die Tracker mittels eines Magnetes entfernen. Sie schreiben hierzu extra noch, dass für die Entfernung des Trackers ein Magnet oder eine sehr gute Schere notwendig ist.

Was sagen die Daten?

Natürlich waren die Forscher auf ihre Daten gespannt. Funktioniert der Pilotversuch? Wie weit wandern die Tiere? Zeigen sie Regelmäßigkeiten bei der Bewegung oder sozialen Kontakten? Wie wirken sich Alter, Geschlecht und Rang auf ihre Aktivitäten aus?

Und tatsächlich: Schon in der Pilotstudie zeigten die Flötenvögel, wie schnell sie Probleme gemeinschaftlich lösen können. Bereits 10 Minuten nachdem der letzte Tracker an einem Vogel installiert war, beobachteten die Forscher, wie ein Vogel den Tracker eines jüngeren Vogels zu entfernen versuchte. Innerhalb von Stunden waren die meisten Tracker entfernt, nach drei Tagen war auch das dominante Männchen das Gerät los.

 

Unbekannt bleibt, ob immer das selbe Tier die Tracker entfernte oder ob sich die Vögel den Job teilten. Die Vögel müssen an zahlreichen Stellen der Befestigung gezogen haben, um herauszufinden, wie sie zu öffnen ist. Dazu müssen sie den Willen gehabt haben, anderen Individuen zu helfen. Bisher hat so etwas noch niemand bei Vögeln beobachtet.

Quellen:

Populärwissenschaftlicher Artikel

 

Wissenschaftliche Arbeit:

Crampton, J. Frère, C.H. & Potvin, D.A., 2022: Australian Magpies Gymnorhina tibicen cooperate to remove tracking devices Australian Field Ornithology 2022, 39, 7–11
http://dx.doi.org/10.20938/afo39007011


Seltener Schnabelwal beobachtet und belauscht

Otago liegt für uns Europäer buchstäblich am Ende der Welt. Es ist der zweitsüdlichste Verwaltungsbezirk der Südinsel Neuseelands. Im Westen nimmt es einen Teil des Fjordlandes mit ein, die Ostküste ist reich an Unterwassercanyons. Über einem dieser Canyons konnte Dr. Will Rayment von der Universität of Otago seltene Schnabelwale beobachten. Zudem konnte der Wissenschaftler die Klicks der geheimnisvollen Tiere aufzeichnen.

 

 

Auf drei Fahrten mit dem Forschungsschiff Polaris konnten die Meeresbiologen zweimal Shepard-Schnabelwale sichten, beobachten und belauschen. Die Tiere nutzen Klicks zur Echoortung, um sich in den Canyons zurecht zu finden und ihre Beute zu orten. Die Chance, die Tiere auf den Ausfahrten zu finden, war sehr gering.

 

Einer der am wenigsten bekannten Wale

Der Shepard-Schnabelwal Tasmacetus shepardi gilt zu Recht als heimliche und kaum bekannte Art. Nur etwa 30 Strandungen sind weltweit bekannt. Die meisten Tiere strandeten vor Neuseeland, aber auch vor Argentinien, Australien und südpolaren Inseln. Die Tiere erreichen eine Länge von sechs bis sieben Meter und wiegen bis zu 6,5 t. Wie die meisten Schnabelwale haben sie eine ausgezogene Schnauze, Flipper und Finne sind klein, die Fluke groß. Die Tiere sind graubraun, an der Unterseite heller, mehrfach haben Beobachter eine hellere Melone gesehen. Sie unterscheiden sich von den meisten Schnabelwalen durch ein vollständiges Gebiss.

Shepard-Schnabelwale ernähren sich vorwiegend von bodennah lebenden Fischen des offenen Meeres. Da sie selten beobachtet werden, gehen Forscher davon aus, dass sie auf hoher See leben und viel Zeit unter Wasser verbringen.

Vor Otago könnte ein Hotspot der Art liegen, vermutet Rayment. Hier wurde 2016 das erste lebende Exemplar auf See beobachtet, weitere fünf Beobachtungen gab es zwischen 2016 und 2019. Jetzt kommen Beobachtungen von je einer Gruppe mit vier Exemplaren und einer zehnköpfigen Schule hinzu. Vermutlich kommen sie das ganze Jahr hier vor, so Rayment.

 

für Presseschau: Shepard Schnabelwal
Der Shepard-Schnabelwal Tasmacetus shepardi ist einer der am wenigsten bekannten Wale. Foto: University of Otago, NZ.

 

Mit neuen Mikrofonen und Aufzeichnungsgerät können die Biologen nun auch höhere Frequenzen untersuchen. So ist der Einsatz an einer Driftboje geplant, um längere Zeit aufzeichnen zu können. Dies könnte dann der Durchbruch für eine längere Studie sein. Die Lautäußerungen jede einzelnen Walart zu kennen und zu identifizieren, ist wichtig für eine Bestandsaufnahme unter Wasser.

 

Quelle: Otago Daily Times vom 23.02.2022

 


 

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Ein vollständiger Führer zur Biologie und zum Schutz von Schnabelwalen

Richard Ellis und James Mead gelten zu Recht als Spezialisten auf ddem Gebiet der Walforschung. Wenn sie die geheimnisvollen Schnabelwale in einem Buch zusammen bringen und dieses erst vor Kurzem veröffentlicht wurde, ist dort eine Menge Neues zu finden.

 

Ellis, R: Beaked Whales: A Complete Guide to Their Biology and Conservation ist 2017 in englischer Sprache bei der Johns Hopkins Press erscheinen. Als Buch hat es 194 Seiten, es ist auch für den Kindle erhältlich.

 

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Seehund im Rhein bei Duisburg

Der WDR meldete am vergangenen Wochenende einen Seehund im Rhein. Mehrere Beobachter hatten das Tier in Höhe von Duisburg-Ehingen gesehen. Offenbar ließ sich das nur wenig scheue Tier aus nächster Nähe fotografieren.

 

Seehund im Wasser, Tierpark Bochum
Seehund, Beispielbild.

 

Die biologische Station Westliches Ruhrgebiet hat ihn liebevoll Mo getauft. Nach den Angaben der Station ist es erst das dritte Mal, dass eine Robbe in NRW aufgetaucht ist. 2014 hat sich ein Seehund im Düsseldorfer Medienhafen fotografieren lassen, 2020 schwamm ein Tier bei Krefeld. Doch auch vor 2000 hat es zahlreiche Sichtungen gegeben.


Flusspferde in Kolumbien als invasive Art anerkannt

Drogenbaron Pablo Escobar hielt sie in seinem Privatzoo: Flusspferde. Nachdem er 1993 von der Polizei erschossen wurde, wurden alle Tiere des Zoos verkauft – nur die Flusspferde nicht. Sie blieben auf Escobars Hazienda und vermehrten sich. Mittlerweile sind es etwa 130 Tiere, die einen spürbaren Eindruck auf das empfindliche Ökosystem des Rio Magdalena im Amazonastiefland haben. Insbesondere zahlreiche Fischarten und Seekühe sind gefährdet.

 

Flusspferde
Zwei Flusspferde (Beispielfoto, nicht in Kolumbien)

 

Die eigentliche Lösung „esst sie auf“ wurde leider nicht praktiziert: Kolumbiens Jagdgesetz ließ eine Jagd auf Flusspferde nicht zu. Versuche, die Tiere mit Verhütungsmitteln und Sterilisation an der Vermehrung zu hindern, scheiterten sehr teuer. Jetzt haben die lokalen Behörden die Tiere als invasive Art eingestuft. Vor dem Hintergrund einer exponentiell wachsenden Population scheint nun die Jagd auf die Tiere keine schlechte Idee – möglicherweise sogar der Verkauf von Jagdlizenzen.

 

Der Spiegel weiß noch etwas mehr.


Mexiko: Dutzende Vögel fallen vom Himmel – tot

In einem Wohnviertel der mexikanischen Stadt Chihuahua filmte eine Überwachungskamera, wie ein großer Schwarz Gelbkopf-Schwarzstärlinge plötzlich zu Boden rauscht. Dutzende Vögel bleiben tot liegen. Nach Meinung einiger Mitglieder des Netzwerkes für Kryptozoologie hat ein Habicht (Gattung) die Gelbkopf-Schwarzstärlinge so beunruhigt, dass einige von ihnen buchstäblich in den Boden geflogen sind.

 

 

Delfine nutzen Werkzeuge bei der Jagd

Forscher beobachteten ein unbekanntes Verhalten bei Indopazifischen Großen Tümmlern Tursiops aduncus. Die Tiere tauchten aus dem Wasser auf und hielten Schneckenhäuser großer Meeresschnecken in ihren Mäulern. Bevor sie die Häuser fallen ließen, schüttelten sie sie. Für Meeresbiologen war dieses Verhalten lange Zeit ein Rätsel.

 

indopazifischer Tümmler
Zwei Indopazifische Tümmler Tursiops aduncus. Foto: Geagea CC BY-SA 4.0

 

„Dieses Verhalten ist auf eine einzigartige Fangtechnik zurückzuführen“, erklärt Sonja Wild, Biologin an der Universität Konstanz. Bei dieser Fangtechnik schwimmen die Delfine mit einem Gehäuse in ihrem Maul durch das Meer. Dabei fangen sie ihre Nahrung und verschließen die Öffnung des Schneckenhauses mit ihrem Mund. Im Anschluss, tauchen die Tümmler wieder auf und lassen die Beute in ihren Mund fallen. Diese Aktion konnten die Forscher eine lange Zeit beobachten.

 

Wieso die Tiere diese Fangtechnik, die als Shelling bezeichnet wird, nutzen, ist unbekannt. Ungewöhnlich ist auch, dass die Delfine sie von gleichaltrigen Artgenossen lernen und nicht etwa als Jungtiere von ihren Müttern.

 

Wissenschaftliche Arbeit dazu:

Wild. S. et al.: Integrating Genetic, Environmental, and Social Networks to Reveal Transmission Pathways of a Dolphin Foraging Innovation; Current Biology Volume 30, ISSUE 15, P3024-3030.e4, August 03, 2020 DOI:https://doi.org/10.1016/j.cub.2020.05.069


 

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Unterwegs im blauen Universum

Die packende Biografie eines Mannes, der über 10.000 Stunden unter Wasser verbracht, Tauchboote und ein Unterwasserhaus gebaut, verschüttete Schätze aus Brunnen und Meeren geborgen und den Quastenflosser und andere faszinierende Lebensformen erforscht hat: Hans Frickes Buch ist abenteuerliche Tauchgeschichte, lebendiger Forschungsbericht, Ökothriller – und eine poetische Liebeserklärung an die Unterwasserwelt.

 

Als er 11 Jahre alt ist, bastelt er sich aus Feuerlöscher und Gasmaske eine Tauchausrüstung. Später flieht er aus der DDR, um im Roten Meer zu tauchen, die Strecke nach Ägypten legt er mit dem Fahrrad zurück: Hans Fricke ist sein Leben lang besessener Meeresforscher und Taucher gewesen, auch der Tauch Tod eines Freundes bringt ihn nicht davon ab.

 

Aber Fricke wird im Laufe seines Lebens auch Bergungshelfer, der abgestürzte Flugzeuge aus dem Wasser holt, Historiker, der der größten Geldfälschungsaktion der Nazis im Toplitzsee auf den Grund geht, er taucht als Schatzsucher im tiefsten Brunnen der Welt und ist der erste, der sich mit einem Tauchboot ins Dauerdunkel der Alpenseen wagt. Viele seiner Forschungsgebiete hat er über Jahrzehnte genau beobachtet und ist dadurch zu einem der wichtigsten Dokumentaristen der Meeresökologie geworden.

 

Unterwegs im blauen Universum ist 2020 Galiani Berlin erschienen und hat 352 Seiten in deutscher Sprache. Neben dem gebundenen Buch ist es als Multimedia CD, für den Kindle und als Hörbuch verfügbar.

 

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Kurz gemeldet

Zwei Publikationen über tote Wale:

Walstrandungen an der deutschen Nordseeküste von 1604 bis 2017

Zwischen 1604 und 2017 strandeten Vertreter von mindestens 19 Walarten an der deutschen Nordseeküste. Christian Kinze und Kollegen haben die Arten und einzelnen Strandungsevents aufgezeichnet.

Anmerkung: Die Liste ist groß und voller Informationen, viele Strandungen sind mit genauem Ort und auf Karten aufgezeichnet. Die Arbeit ist spannend zu lesen.
Eine Gegenprobe mit historischen, bekannten Strandungen, z.B. aus unseren Freitagnacht-Kryptos ergab jedoch, dass einige Ereignisse noch nicht aufgenommen wurden.

 

gestrandeter Pottwal
2016 strandeten bei einem einzigen Event 30 Pottwale in der südlichen Nordsee, davon mindestens 7 in Deutschland.

 

Quelle: Christian Kinze, C., Czeck, R., Herr, H., & Siebert, U. (2021). Cetacean strandings along the German North Sea coastline 1604–2017. Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom, 101(3), 483-502. doi:10.1017/S0025315421000503

 

Beifang der marinen Megafauna bei der Italienischen Hochsee-Trawl-Fischerei

Die Autoren hier präsentieren drei Datensätze zum italienischen Pair-Trawling in der Nordadria. Beim „Pair-Trawling“ zieht nicht ein Schiff ein Schleppnetz hinter sich her, das Schleppnetz wird von zwei Schiffen offen gehalten und gezogen. Hierdurch können größere Geschwindigkeiten erreicht werden und Arten, die vor dem Bootslärm flüchten, schwimmen eher ins Netz. Der Fangerfolg ist um das drei- bis fünffache höher, jedoch steigt auch der Beifang an schnell schwimmenden Tieren wie Haien, Walen und Schildkröten an.

 

Die Autoren untersuchten 1. den Fischereierfolg, 2. den Beifang und die biologischen Daten der Delfine, Meeresschildkröten und Haie aus dem Beifang und 3. Delfinsichtungen während der Trawls.

 

Fischerereischiff Trawler
Trawler (Beispielbild)

 

Insgesamt stellten die Autoren 23 Arten als ungewollter Megafauna-Beifang fest, zusammen 3529 Individuen in 14 Jahren und 17.654 Fischerei-Operationen. Während dessen wurden 3011 mal Große Tümmler beobachtet, insgesamt fast 7000 Individuen.

 

Die Redaktion sieht sich nicht in der Lage, die Ergebnisse ethisch zu bewerten. Zu viele weitere Faktoren spielen hierbei eine Rolle.

 

Quelle: Bonanomi, S., Moro, F., Colombelli, A. et al. A 14-year time series of marine megafauna bycatch in the Italian midwater pair trawl fishery. Sci Data 9, 51 (2022). https://doi.org/10.1038/s41597-022-01155-2


Transgene Aquarienfische: Glofish in Brasilien etabliert?

Der „Glofish“, ein transgener Zebrabärbling (Brachydanio rerio) ist eines der wenigen transgenen Haustiere. Die Tiere tragen ein Gen einer Qualle oder Koralle in sich, das sie unter UV-Licht in blau, grün oder rot fluoreszieren lässt.

 

Zebrabärbling
Zebrabärbling (Wildform)

 

Aus einer oder mehreren Fischfarmen im südöstlichen Brasilien sind nun einige Tiere entkommen und vermehren sich in den Flüssen der atlantischen Regenwälder. Falls sich diese Tiere etablieren könnnen, besteht die Gefahr, dass sie einheimische Arten aus diesem kleinen, aber artenreichen Lebensraum verdrängen. Bisher hofft der Ökologe Jean Vitule von der Federal University of Paraná, Curitiba noch, dass die Tiere aufgrund ihrer Plakatfarben eher von Raubtieren gefressen werden.
Bei einer unbeabsichtigten Freisetzung bei Tampa / Florida 2011 waren die Tiere bevorzugte Ziele von Raubfischen. Sie konnten sich nicht etablieren.

Ursprünglich wurden diese Tiere für toxikologische, umwelttoxikologische und Stoffwechselversuche entwickelt. Sie bilden die fluoreszierenden Proteine unterschiedlich stark aus, wenn es ihnen gut bzw. nicht gut geht. Aus der daraus entstehenden unterschiedlich starken Fluoreszenz kann man die Reaktion des Organismus z.B. auf Umweltstoffe bereits erkennen, bevor die Tiere Änderungen im Verhalten zeigen oder gar sterben.

In den 2000ern wurde ihr Potenzial als Aquarienfische erkannt und sie wurden weltweit vermarktet. In Deutschland ist der Handel, Erwerb, Besitz, Zucht und Weitergabe der Tiere genehmigungspflichtig, dennoch kommt es gelegentlich vor, dass Einzeltiere in den Handel gelangen.

 

Quelle: doi: 10.1126/science.ada1221


 

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Von neuen und unentdeckten Tierarten

Dieses Kosmosbändchen des Arztes und Biologen Ingo Krumbiegel ist 1950 herausgekommen. Es gilt als eines der ersten deutschsprachigen Werke der Kryptozoologie und stellte neben Hornhokko, Königsgepard auch Tierarten vor, die erst im 20. Jahrhundert entdeckt wurden, heute aber bereits ausgestorben sind, wie den chinesischen Flussdelfin Baiji und den Kouprey.

 

Von neuen und unentdeckten Tierarten ist in mehreren Auflagen broschiert oder gebunden erschienen und relativ häufig im Handel. Zwischen 2 und 10 € zahlt man für lesbare Exemplare.

 

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Aus den Zoos

Duisburg: Kleiner Bärenstummelaffe geboren

Im Affenhaus des Zoo Duisburg wächst derzeit ein schneeweißes Bärenstummelaffen-Jungtier auf. Das kleine Männchen wurde bereits Ende Januar geboren. Für den Erhalt der stark gefährdeten Primatenart ist das ein großer Erfolg. Neben dem jüngsten Bärenstummelaffen im europäischen Zoobestand lebt am Kaiserberg mit Affen-Oma Melanie (28) auch das mit Abstand älteste Tier dieser Art in menschlicher Obhut.

für Presseschau Bärenstummelaffe
Der kleine Bärenstummelaffe weiß, sich in Pose zu setzen. Foto: Zoo Duisburg

Liebevoll und mit viel Routine kümmert sich Affenmutter Black um ihr fünftes Jungtier. Das macht auch Revierleiter Alexander Nolte zufrieden: „Besser könnte es kaum laufen“. Immer häufiger wagt sich das Jungtier aus den schützenden Armen seiner Mutter und erkundet neugierig die Umgebung. Auch die Pfleger werden nun zunehmend interessant. „Black achtet aber darauf, dass der Kleine immer ausreichend Abstand zu uns hält“, erzählt der Tierpfleger.

 

Auszug einer Pressemitteilung des Zoos Duisburg vom 25.2.2022


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