Liebe Leserinnen und Leser,
wie immer montags gibt es auch heute die Presseschau. Eigentlich wollten wir auf die Worte Coronavirus und COVID-19 verzichten, die Medien sind ja voll davon. Die Berichterstattung der letzten Tage hat einiges an Neuem gebracht. Dinge, mit denen wir vor 4 Monaten nicht gerechnet hätten. Wir werden in der nächsten Zeit mit Begriffen wie Basis-Reproduktionsrate, Infektionsdauer, Latenzzeit ebenso umzugehen lernen, wie wir korrektes Händewaschen lernen. Das hat ein wenig was von der hilflosen, weil weitgehend ahnungslosen Berichterstattung 1986 nach dem Tschernobyl-GAU.
Der Vergleich ist vielleicht nicht so weit hergeholt. Der Übergang von COVID-19 auf den Menschen war keinesfalls zwangsläufig. Erst durch den (tierquälerischen und artengefährdenden) Handel von lebenden Wildtieren zu Speise- und Medizinzwecken kam das Virus mit suszeptiblen Menschen in Kontakt. Auch hier begibt sich der Mensch in einen Bereich, den er meint, kontrollieren zu können – bis etwas schief geht. Die Folgen sind dann unübersehbar.
Jede weitere Tierart, die auf den Lebendtiermärkten der Welt populär wird, birgt die Gefahr, dass ein neues Virus den Sprung auf den Menschen schafft. Vielleicht ist das nächste nicht so „harmlos“, wie COVID-19 und kommt mit einer längeren, symptomlosen, aber infektiösen Zeit und einer höheren Todesrate?
Die Redaktion ist noch nicht direkt von COVID-19 betroffen. Bisher gibt es keine Anzeichen von irgendwelchen Atemwegserkrankungen, wir stehen auch bisher nicht unter Quarantäne und Hamster haben wir auch nicht gekauft.
Allerdings müssen wir vermelden, dass auch Veranstaltungen im kryptozoologischen Bereich ausfallen. Die Tour nach Lausanne zur Heuvelmans-Sammlung wurde zunächst gestrichen, ebenso das 18. europäische Treffen der Kryptozoolgie in Brüssel. Auch das fünfjährige Jubiläum unserer Ausstellung im Museum Tor zur Urzeit bei Bordesholm ist der COVID-19 Epidemie zum Opfer gefallen.
Für alle Veranstaltungen sind Ersatztermine in Planung, jedoch noch nicht veröffentlicht.
„Die Kryptozoologie in den Zeiten von COVID-19“ klingt nicht ganz so gut wie „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ von Gabriel García Márquez, aber wir haben ja auch keinen Literaturnobelpreis.
Sic transit gloria mundi.
Trotzdem viel Spaß beim Lesen
Eurer / Ihr
Tobias Möser
Mysteriöses Tier in Hamburg (USA) identifiziert

Hamburg im US-Bundesstaat New York ist mit gut 55.000 Einwohnern für US-Verhältnisse eine Kleinstadt. Sie liegt idyllisch am Erie-See, weit weg von den üblichen Kryptid-Sichtungsgegenden im pazifischen Norden, Florida oder den Appalachen.
Doch seit einigen Monaten klingelt bei der örtlichen Polizei mit schöner Regelmäßigkeit das Telefon, weil besorgte Bürger ein seltsames Tier entdeckt haben. Je nach Beschreibung handelt es sich um einen kranken Hund oder eine kränkliche Ziege, die sich in der Nähe einer Ford-Fabrik herumtreibt. Zum Glück war die örtliche Polizei in der Lage, den Spekulationen ein Ende zu setzen:
Bei dem seltsamen Tier handelt es sich um einen fehlfarbenen Hirsch. Er trägt die seltene „Piebald“-Mutation, die für eine bestimmte Form der Fellfleckung verantwortlich ist. In diesem Fall ist der Hirsch komplett weiß, jedoch nicht leuzistisch oder albinotisch. Diese Mutation ist bei Hirschen sehr selten und tritt nur bei einem von 30.000 Tieren auf.
Die Polizei betonte, das Tier sei definitiv nicht krank. Bei ihren Beobachtungen hätte der Hirsch „einfach nur seine Sachen gemacht“. In der Pressemeldung bat die Polizei darum, es dem Hirsch gleich zu tun: „Freuen Sie sich, wenn Sie ihn sehen, aber fahren sie sicher. Machen Sie keine Fotos, Tweets oder Videos, während Sie ein Fahrzeug bewegen.“
Zahnwale können doch mit den Ohren… ja, was denn?

Die Funktion des äußeren Gehörgangs bei Walen ist noch umstritten und seine Morphologie ist weitgehend unbekannt. Wissenschaftler der Unis in Padova und Barcelona haben das periphere Nervensystem der Gehörgänge verschiedener Arten von Zahnwalen und terrestrischen Cetartiodactyla untersucht.
Sie fanden Lamellenkörperchen im gesamten Gehörgang bei allen untersuchten Walen, während sie bei allen Landtieren fehlten. Jedes dieser Körperchen bestand aus einem zentralen Axon, das von Lamellen von Schwann-Rezeptorzellen umgeben und von einer dünnen Zellschicht umhüllt war. Vermutlich handelt es sich um Mechanorezeptoren, die einem reduzierten Pacini-Körperchen ähneln. Pacini-Körperchen dienen der Wahrnehmung von Schwingungen.
Sie sind Teil eines sensorischen Systems, das bei Walen einzigartig ist. Obwohl die genaue Funktion des Gehörgangs nicht vollständig geklärt ist, interpretieren die Wissenschaftler ihn als einzigartiges Sinnesorgan.
Quelle: De Vreese, S., André, M., Cozzi, B. et al. Morphological Evidence for the Sensitivity of the Ear Canal of Odontocetes as shown by Immunohistochemistry and Transmission Electron Microscopy. Sci Rep 10, 4191 (2020). https://doi.org/10.1038/s41598-020-61170-4

(Foto: picture alliance/dpa)
Unbekannte töten weiße Giraffen
Die beiden weißen Giraffen waren in Kenia kleine Berühmtheiten. Jetzt fanden Wildhüter die Skelette von Mutter und Kind im Wildtierreservat Ishaqbini Hirola. Tierschützer hatten die Tiere das letzte Mal vor rund einem Monat gesehen.
Ob Wilderer oder Kämpfer der Terrorgruppe Al-Shabaab für den Tod der Tiere verantwortlich sind, ist noch unklar.
Oculudentavis ist möglicherweise weder Dino noch Vogel

Am Donnerstag vermeldeten wir den Fund eines kleinen, primitiven Vogels im burmesischen Bernstein.
Der Fund bleibt unverändert sensationell. Auch wenn starke und gut begründete Außenseitermeinungen bestehen, nach denen es sichgar nicht um einen Dino oder Vogel handelt.
Wir setzen uns am Donnerstag mit dem Kopf sehr detailliert auseinander und lassen die Außenseiter zu Wort kommen.
Krefelder Zoo macht Gorillagarten wieder zugänglich

Bei einem Feuer in der Silvesternacht 2019/2020 war das Affentropenhaus im Krefelder Zoo abgebrannt (wir berichteten). Dabei kamen acht Menschenaffen, elf Tieraffen und zahlreiche Vögel und Flughunde ums Leben. Der modernere Gorillagarten, in dem zwei Gorillafamilien leben, ist nicht in Mitleidenschaft getroffen. Da er aber in unmittelbarer Nähe liegt, musste für die Abbrucharbeiten der Brandruine auch der Zugang zum Gorillagarten gesperrt werden.
Der Krefelder Zoo wird den Weg zum Gorillagarten Ende März wieder fürs Publikum öffnen, die Gorillas dürfen bereits seit 14 Tagen wieder an die frische Luft.
Ob auch ein Blick in die Überreste des Affentropenhauses möglich ist und wieviel davon noch da ist, geht aus der Meldung des WDR nicht hervor.
Kunststoff riecht für Schildkröten wie Futter

Immer wieder versterben Meeresschildkröten, weil sie sich in Kunststoffmüll verfangen oder sie ihn fressen. Einer Studie des Teams um Joseph Pfaller von der University of Florida in Gainesville zufolge könnten Meeresschildkröten auf Gerüche von Plastik, an dem sich Mikroorganismen und andere Lebewesen angesammelt haben, genauso reagieren wie auf Duftstoffe in Lebensmitteln. „Das deutet darauf hin, dass Schildkröten nicht nur vom Aussehen, sondern auch vom Geruch von Plastikmüll angezogen werden“, vermutet Pfaller.
Die Forscher nutzten 15 Unechte Karettschildkröten (Caretta caretta), die im Labor aufgezogen wurden, also noch nie mit den Gerüchen des Meeres in Kontakt kamen. Sie kamen in ein Versuchsbecken, in das durch ein Rohr Gerüche ins Wasser geleitet wurden. Dabei verwendeten sie natürliche Gerüche von Fisch und Garnelen, aber auch Plastik mit Ablagerungen. Als Kontrollen kamen entionisiertes Wasser und sauberes Plastik zum Einsatz.
Im Vergleich zu den Kontrollgerüchen hielten die Jungschildkröten ihre Nasen drei mal länger aus dem Wasser, wenn der Geruch von Fisch, Garnelen und Plastik mit Ablagerungen eingeleitet wurde. „Wir waren überrascht, dass Schildkröten auf Gerüche aus Plastik mit Ablagerungen mit der gleichen Intensität reagierten wie auf ihr Futter“, sagt Pfaller.
Link zur Originalarbeit in der Fachzeitschrift Current Biology
Sulawesi: bisher unbekannte Spitzmaus entdeckt

Forscher der Lousiana State University haben auf der indonesischen Insel Sulawesi eine bisher unbekannte Säugetierart entdeckt. „Es gibt keinen Zweifel, dass es sich um eine neue Art handelt“, sagt Jake Esselstyn, Kurator des Säugetiermuseums der Uni. „Es ist die einzige Art Weißzahn-Spitzmäuse auf der Insel, die so viele Haare auf dem Schwanz hat.“
Daher bekam die neu entdeckte Art auch den Namen Crocidura caudipilosa, der Artnahme bedeutet „mit behaartem Schwanz“. Ansonsten sieht sie aus, wie eine „gewöhnliche“ Spitzmaus, klein, mit spitzer Nase, braunem, am Bauch helleren Fell, aber mit lockerer Behaarung am Schwanz.
Der Entdeckung dieser Art ging eine Untersuchung von eDNA oder Umwelt-DNA hervor, deren Ergebnisse die Existenz weiterer, unbekannter Spitzmausarten nahelegten. Mal sehen, ob wir noch davon hören.
Originalarbeit mit Erstbeschreibung: Journal of Mammalogy
Kurz gemeldet:
Rezent
- 11.03.: Anwohner in Molina de Segura in Spanien hielten einen großen Hund für einen Löwen und alarmierten besorgt die Polizei. Die Polizei spürte das Tier auf und las seinen Microchip ein. Der Besitzer hat seinem Tier einen sehr besonderen Haarschnitt verpasst, der zu den Verwechslungen geführt haben könnte.
- 12.03.: In Colorado hat ein Puma zunächst einen zivilen Bewohner, dann eine Offizierin des Sheriff’s Departement von Larimer County angegriffen. Beide Menschen blieben weitgehend unverletzt. Für den Puma ging die Sache weniger glimpflich aus, er wurde bei der Nachsuche erschossen.
- Der warme Winter lässt Bären weltweit fast einen Monat früher aus dem Winterschlaf aufwachen. Der Wissenschaftsblog IFLscience hat Pressemeldungen von der ganzen Nordhemisphäre gesammelt: In Zoos in Russland, Finnland und in Großbritannien wachten Bären etwa einen Monat früher aus dem Winterschlaf auf, unabhängig, um welche Arten es sich handelt.
- Blauwale an der kalifornischen Küste haben offenbar gelernt, Schiffe zu vermeiden. Dies legt eine Studie nahe, die das Hakai-Magazin veröffentlicht hat. Schiffskollisionen sind mit 10 Ereignissen die wichtigeste menschenbedingte Todesursache bei Blauwalen in Kalifornien heute.
Ausgestorben
- Ein neues Filmschnipsel des Beutelwolfs ist aufgetaucht. Es zeigt ein Tier des Beaumaris Zoo, das hin und her geht. Das Schnipsel ist nur 7 Sekunden lang und ist 1933 – 36 entstanden. Neue Erkenntnisse bietet sie nicht. Link zu Youtube.
- Auf der schottischen Insel Isle of Skye haben Forscher erneut Dinosaurier-Fußspuren gefunden. Die Abdrücke belegen die Anwesenheit von Stegosauriern, aber auch Therpopden und frühe Ornithopoden. Die Spuren von Syke fallen in eine Periode wichtiger Dinosaurier-Evolution im Mittleren Jura vor 164 bis 174 Millionen Jahren, aus der bisher nur wenige Fossilien überliefert sind.
- Ein weiterer fossiler Sensationsfund in Bayern: Eine Mitarbeiterun des Bürgermeister-Müller-Museums hat bei Grabungen in Brunn im Landkreis Regensburg ein 153 Millionen Jahre altes Babykrokodil gefunden. Bei dem Fund handelt es sich um den ersten Nachweis eines Jungtiers der Art Crocodilaemus robustes. Das Tier ist zum Zeitpunkt seines Todes nicht einmal ein Jahr alt gewesen. Näheres in der Meldung des Bayerischen Rundfunkes.
Strandfunde
- Bereits am 16.2. ist auf Sandoy, einer der Färöer-Inseln ein Sowesby-Schnabelwal lebend, aber schwer verletzt gestrandet. Ein Einwohner des nahegelegenen Dorfes Sandur hat das mit Fotos dokumentiert. Keine halbe Stunde später wurde der Wal von einer großen Welle wieder ins Meer gewaschen.
- Ein toter Pottwal trieb am vergangenen Wochenende (7. oder 8.3.2020) in den Hafen von Grimsey, Island. Der Gestank des verwesenden Tieres zog durch die ganze Stadt, so dass der Wal bald entfernt werden wird.
- Bei Toyama an der zentralen Westküste Japans ist ein junger Architeuthis dux gestrandet. Der Mantel des bei Strandung bereits toten Tieres ist etwas mehr als 1 m lang. Die Gesamtlänge des Riesenkalmars beträgt ohne Fangarme etwa 3 m. Der Kurator eines nahe gelegenen Museums konnte das hervorragend erhaltene Tier bergen und für die Wissenschaft sichern.
- Letzte Woche berichteten wir von einem gestrandeten Cuvier-Schnabelwal auf der Nordinsel Neuseelands. Etwa eine Stunde später strandeten in der Nähe der Waipu-Mündung vier Zwerg-Killerwale Feresa attenuata. Einer der Wale musste euthanasiert werden, die anderen drei konnten zunächst ins Wasser zurückgebracht werden. Zwei von ihnen strandeten erneut und wurden von Mitarbeitern des Umweltschutzministeriums eingeschläfert.
Die Strandungsstellen sind nur 55 km entfernt und fanden fast gleichzeitig statt.
Feld-Ornithologisches
Neu in der vergangenen Woche
- Am Mittwoch hat ein Vogelfreund einen Triel im Hütelmoor beobachtet. Der Vogel rief mehrmals deutlich.
- Bei Memmingerberg in Bayern ist ein Steppenkiebitz Vanellus gregarius aufgetaucht und mehrfach fotodokumentiert worden.
- Ebenfalls in Bayern, in Markt Berolzheim haben Vogelkundler einen Schwarzschnabelkuckuck Coccyzus erythropthalmus beobachten können.
- Bei Braunschweig ist am Montag ein Taiga-Zilpzalp aufgetaucht.
- In Buchholz in der Nordheide konnte ein Vogelbeobachter einen Schrei- oder Schelladler beobachten. Die genaue Artbestimmung ist unklar.
Ein ähnliches Tier ist in Rothenburg in der Oberlausitz beobachtet worden. Dies wirft die Frage auf, ob der Frühjahrszug verfrüht stattfindet. - Am Samstag ist in den Riesenfeldern bei Münster ein sehr ungewöhnlicher, nicht identifizierter Vogel beobachtet worden. Möglicherweise handelt es sich um einen Hybrid von Kappen- und Zwergsäger.
- Am Freitag, den 13. März sind bei Oberstorf zwei Bartgeier, ein adulter und ein immaturer Vogel eingeflogen. Beide Tiere kreisten in halber Berghöhe, auch zusammen mit zwei Steinadler und zwei Rotmilanen. Sie zogen gen Osten ab.
Die „immer noch da“-Meldungen:
- Der Rügener Mönchsgeier hat sich wieder sehen lassen.
- Die Gluckente vom Steinhuder Meer ist Anfang der Woche noch da.
- Der Freiberger Schildrabe wurde auch wieder beobachtet.
- Der Sichler, der neulich gemeldet war, ist in Blekendorf (SH) wieder aufgetaucht.
- Auch der Kaiseradler vom Randowbruch ist noch vor Ort. Ein Beobachter hat ihn als den Vogel aus dem Vorjahr identifiziert.
- Die Ringschnabelente vom Hiltruper See aus Münster ist auf die Rieselfelder abgewandert.
Nicht mehr gemeldet:
- Die Gluckente vom Steinhuder Meer ist zum Ende der Woche abgewandert.
In eigener Sache:
Der Ausbau der Webseite schreitet voran. Das schon lange geplante Lexikon läuft und ist mit etwa 100 Begriffen gefüllt. Auf die Dauer rechnen wir mit etwa 300 bis 400 Ausdrücken, die hier stehen sollten.
Es ist leicht vorzustellen, wie viel Arbeit es macht, eine solche Menge Lexikonbegriffe für den Leser aufzubereiten, natürlich passieren dabei Fehler. Wer so etwas bemerkt, wem ein Begriff fehlt, möge sich bitte an uns melden (nach Angeboten zur Mithilfe frage ich ja schon gar nicht mehr): Redaktion@netzwerk-kryptozoologie.de
Zu guter Letzt:
Im Herbst sind in Südafrika zwei Elefantenzwillinge geboren. Zwillinge bei Elefanten sind sehr selten, aber in diesem Fall sieht es sogar so aus, dass es beiden Jungtieren gut geht und sie überleben können.