Kryptozoologische Presseschau 17/2020

Lesedauer: etwa 11 Minuten
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Liebe Leserinnen und Leser,

 

wie immer montags gibt es auch diese Woche die kryptozoologische Presseschau.

 

Kryptozoologisch ist immer noch wenig zu vermelden. Die Welt ist mit Corona und den Auswirkungen der Pandemie auf die Einzelpersonen und die Wirtschaft beschäftigt. Auch wir Deutschen haben uns zuhause eingeigelt und befassen uns mit uns selbst, mit unseren Balkons und Gärten, mit dem, was Streamingdienste anbieten oder beteiligen sich an Web-Challenges.

 

In Schottland wurde ein neues Monster in einem bisher unbekannten See entdeckt. Das Center for Fortean Zoology hat es „Loch Down Monster“ genannt. Es ist angeblich nur mit Atemmaske sichtbar und auch nur aus mindestens 2 m Abstand.

 

Seit gestern haben wir eine neue Kategorie. Der Autor von „Die weißen Steine“, Markus Kretschmer fasst in seinem „Wort zum Sonntag“ die News der letzten Woche aus der Paläontologie zusammen. Wer Samstag am Vorabend hier war, konnte einen Unfall betrachten, der durch einen Fehler der Redaktion zustande kam. Wir möchten uns bei unseren Lesern und Markus ausdrücklich dafür entschuldigen.
Aber im Showbiz heißt es „Wenn die Generalprobe schief geht, klappt die Primiere um so besser“. In diesem Sinne hoffen wir, dass der Unfall ein gutes Omen darstellt und wir euch für Markus‘ „Wort zum Sonntag“ dauerhaft interessieren können.

Wer möchte, kann sich schon jetzt in den Kalender eintragen: „Sonntag, 10 Uhr früh, direkt nach dem Frühstück: Neues aus der Paläontologie beim NfK.“

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser



Island stellt den Walfang dieses Jahr ein

Auch in diesem Jahr will Island wieder auf die Jagd auf Wale verzichten. Das Fischereiunternehmen Hvalur, das als einziger Betrieb Finnwale für den Export nach Japan fängt, wird zum zweiten Mal in Folge keine Wale jagen.

Finnwal bläst
Finnwal der atlantischen Population (CC 2.0 by Aqqa Rosing-Asvid)

Dies hat politische und gesundheitliche Gründe. Die Isländer selber essen nahezu kein Walfleisch, ein Großteil des im Lande gehandelten Walfleisches wird in Touristenrestaurants verbraucht. Auch der Verbrauch in Japan sinkt. CITES-Gesetze erschweren den Export nach Japan, wo das letzte Walfangunternehmen staatlich subventioniert wird – und damit günstigere Preise erzielen kann.

 

Hvalur teilte außerdem mit, dass die Mitarbeiter auf den Walfangstationen zu eng zusammen arbeiten müssen. Das widerspricht den Abstandsregeln zum Schutze vor Corona.

 


Bilder von einer British Big Cat

Große Katze im Lake District
Die große Katze aus dem Lake District. Quelle: Sun.

Vermutlich im nordwestenglischen Nationalpark Lake District hat eine Zeugin etwas fotografiert, das sie für eine British Big Cat hält. Die Katze fraß an einer Taube, als die Zeugin sie fotografierte. Sie konnte insgesamt drei Fotos mit ihrem Smartphone schießen.

Die Bilder zeigen eindeutig eine große, nahezu ungezeichnete Katze mit beigem Fell, die in einem Baum sitzt. Auffällig ist ein heller Punkt an der Spitze des sichtbaren Ohres und eine helle Zeichnung am Maul. Die Augen wirken verhältnismäßig groß. Dunke Zeichnungselemente sind keine erkennbar, Pfoten und Schwanzende sind nicht auf dem Bild bzw. verdeckt. Der Schwanz ist zu lang für einen Luchs.
Laut Zeugin hat das Tier die Größe eines Collies.

Mitglieder einer nicht genannten Facebook-Gruppe halten einen jungen Puma, einen Karakal oder eine Rohrkatze für möglich.

 

Die Meldung wurde von der Sun verbreitet.


Erreger des Meisensterbens gefunden

Blaumeise
Gesunde Blaumeise

Das Blaumeisensterben in der Mitte Deutschland ist mittlerweile auch Thema in den Mainstream-Medien geworden. Die Tiere verlieren das Kopfgefieder, bekommen Atemprobleme und ihre Augen wirken verklebt. Sie nehmen kein Futter mehr auf, einige Tiere wirken, als hätten sie großen Durst.

Mehrere Labors haben jetzt das Bakterium Suttonella ornithocola als Erreger dieser Krankheit identifiziert.Die Krankheit ist auch für andere kleine Meisen wie die Sumpf- und Weidenmeisen, Tannen- und Haubenmeisen. Kohlmeisen sind kaum betroffen, für andere Vögel und Haustiere besteht nach jetztigen Kenntnissen keine Gefahr.

Der NABU bittet um eine Meldung über sein Kontaktformular, wenn befallene Meisen beobachtet werden. Dann sollen die Gartenbesitzer nicht mehr füttern und kein Wasser geben, damit sich der Erreger nicht am Futterplatz verbreitet, quasi Social Distancing auf Meisenart.


Neu beschrieben:

  • Von den Karibikinseln Monserrat und Saba wurde eine melanistische Leguanart als Iguana melanoderma erstbeschrieben. Wie so oft ist die neu beschriebene Art bereits durch den Exotenhandel und Hybridisierung bzw. Konkurrenz durch die eingeführten Grünen Leguane Iguana iguana bedroht.
  • Ein Bogenfingergecko namens Cyrtodactylus phnomchiensis ist aus dem Prey Lang Wildpark in Kambodscha erstbeschrieben worden. Das Tier erreicht eine Körperlänge von etwa 8 cm und ist kontrastreich in hellem und dunklen Braun gefärbt. Die Erstbeschreibung steht in den Zookeys.

    Myloplus rubripinnis
    Myloplus rubripinnis aus „Horae Ichthyologicae. – Beschreibung und Abbildung neuer Fische Müller, 1801“

  • Aus Brasilien stammt eine neue Art der Pacus oder Mühlsteinsalmler. Myloplus nigrolineatus heißt sie und zeigt im Gegensatz zu ihren Verwandten M. asterias und M. rubripinnis schwarze Zeichnungselemente entlang der Seitenlinie. Die Art ist im Amazonasbecken in Schwarz- und Klarwasserbiotopen weit verbreitet. Die Erstbeschreibung steht in der Neotropical Ichthyology.
  • Senckenberg-Wissenschaftler Uwe Fritz hat mit einem internationalen Team anhand von genetischen Untersuchungen eine neue Fransenschildkröten-Art beschrieben. „Bislang nahm man an, dass es nur eine einzige, weit in Südamerika verbreitete Art dieser Panzerträger gibt.“, sagt Fritz. Die neu beschriebene Art heißt Chela orinocensis. Näheres bei Senckenberg.

Corona, die Walforschung und die Buckelwale

Leider ist auch diese Woche Corona wieder ein Thema, diesmal vom anderen Ende der Welt. Die australische Walforschung steht praktisch still. Hier wird die 1,5 m-Abstand-Regel deutlich strikter eingehalten und kontrolliert, als in Deutschland. Leider bedeutet das auch, dass Forschungsboote erst dann rausfahren dürfen, wenn die Seeleute und Forscher belegen können, dass sie bei der Arbeit diesen Abstand einhalten können – das klappt natürlich hinten und vorne nicht.

Buckelwale
Zwei Buckelwale

Eine der am längsten laufenden Reihenbeobachtungen bezieht sich auf die Wanderung der Buckelwale an der australischen Ostküste. Dr Olaf Meynecke von der Griffith University an der Gold Coast arbeitet seit neun Jahren mit diesen Tieren. „Es ist wie ein Albtraum“, sagt er dem Nachrichtenportal abc.net.au. „Einige Restriktionen machen die Arbeit unmöglich, daher mussten wir alle Arbeiten bis auf Weiteres unterbrechen.“

 

Doch nicht nur die Unterbrechung der Forschung und der Datenlage, die Meynecke ärgert. Es sind auch die Wale: Seit etwa 10 Tagen nimmt ihre Aktivität in der Byron Bay ungewöhnlich stark zu. Die Zahl der Sichtungen ist ungewöhnlich gestiegen. Die Gründe hierfür würde Meynecke gerne herausfinden, ist aber gezwungen, zu spekulieren: „Es gibt keine anderen Wale dort und für sie ist da nicht viel zu tun. Ich vermute, sie werden eine Weile dort bleiben, einige werden dann wieder nach Süden ziehen.“


Chinesischer Muntiak in Schleswig-Holstein

In der Nähe von Kosel (Landkreis Rendsburg-Eckernförde) haben zwei Männer Anfang April unter unklaren Umständen mehrere Chinesische Muntiaks entkommen. Ein Jungtier wurde von Passanten eingefangen und zunächst in einem Gatter untergebracht. Wenig später entdeckten Spaziergänger ein weiteres Tier, das sich in einem Zaun verfangen hatte und bereits tot war. Sie konnten auch ein drittes Tier beobachten, das jedoch noch entkam.

Chinesischer Muntiak
Chinesischer Muntiak in einem britischen Wald. Mit bis zu 15 kg sind sie sehr kleine Hirsche.

Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) hat sich dem Fall angenommen, denn bei Chinesischen Muntiaks handelt es sich um potenziell invasive Tiere. Sie sind nach EU- und deutschem Recht zu überwachen und zu „beseitigen“.
Die „Beseitigung“ hat möglicherweise der Straßenverkehr übernommen, denn es hat bereits einen Wildunfall mit einem solchen Tier gegeben. Laut dem Portal Jagderleben ist der Polizei die Situation bekannt und der Besitzer der Tiere ermittelt. Vermutlich sind jedoch noch weitere Tiere frei.

 

Der Chinesische Muntiak stammt ursprünglich aus dem südlichen und zentralen China und Taiwan. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er u.a. in England eingeführt, wo er eine Population von etwa 50.000 Tieren bildet. Sie bevorzugen dichte Wälder mit vielseitiger Vegetation. Um zu verhindern, dass sie sich in Deutschland etablieren, ist die Zucht und Weitergabe diese Tiere untersagt.

 

Danke an André Kramer, der diese Meldung entdeckte.



Kurz gemeldet:

Rezent

  • Im Wuppertaler Zoo ist das zweite Afrikanische Elefantenjunge dieses Jahr auf die Welt gekommen. Es ist ein Mädchen. Die junge Kimana ist nach Aussage der Pfleger im WDR außerordentlich fit. Damit ist der erste Elefant der 2. Generation in Wuppertal geboren: Mutter Tika ist vor 12 Jahren ebenfalls in Wuppertal geboren worden. Sie war vom Elefantenbullen Abu aus dem Zoo in Halle an der Saale künstlich besamt worden.
    Bereits vor gut eineinhalb Monaten ist in Wuppertal ein junger Elefant geboren worden, das junge Männchen namens Tsavo entwickelt sich gut.
  • Einem Donaufischer ist am 19.04. bei Passau ein über 12 kg schwerer und 1,2 m langer Sibirischer Stör (Acipenser baerii) ins Netz gegangen, woher der Fisch kommt, ist unklar. Die PNP berichtet, sogar mit Bild!
  • Zwischen Neumünster und Bordesholm hoppst ein Känguru durch die Landschaft. Freitagfrüh hatte ein Autofahrer auf der A7 ein solches Tier gesehen und der Polizei gemeldet. Die Meldung brachte der Holsteinische Courier.

Ausgestorben

  • Professor Jennifer Clack (1947 – 2020) ist gestorben. Die Paläontologin ist durch bahnbrechende Entdeckungen im Zuge des Landgangs der Wirbeltiere bekannt geworden. Sie sammelte einen Schatz aus Fossilien aus dem Devon und dem Karbon während ständiger Feldarbeit im Süden Schottlands und zwei Expeditionen nach Grönland. Eine ihrer bemerkenswertesten Entdeckungen machte sie aber in einer Schublade im Magazin eines Museums. Besondere Aufmerksamkeit erhielt eines ihrer Paper über Ichthyostega und Acanthostega, in dem sie bewies, dass diese Gattungen sieben bzw. acht Zehen hatten – vorher ging man von fünf aus.
    Ihr Buch „Gaining Ground“ von 2002 wurde 2012 erneut aufgelegt und gilt als ihr größter Erfolg.
    Jennifer A. Clack starb am 26. März 2020 an den Folgen von Krebs.
    Die Tatsache, dass die Fachzeitschrift nature ihr einen Nachruf widmet, betont ihre Bedeutung für die Paläontologie und Evolutionskunde.
Tiktaalik, ein Fisch auf dem Weg aufs Land.
  • Auf der Seymour-Insel an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel haben Forscher um Thomas Mörs vom Swedish Museum of Natural History in Stockholm einen 40 Millionen Jahre alten Frosch entdeckt. Das Tier gehört zur Familie der Calyptocephalellidae, die heute über lediglich fünf Arten in zwei Gattungen verfügt. Sie kommen heute nur in den gemäßigten Scheinbuchenwäldern der chilenischen Anden vor. Das dortige Klima ähnelt vermutlich dem Klima, das im Eozän auf der Seymour-Insel vorherrschte. Siehe auch: Science News

Strandfunde

  • Bereits am Samstag, 18.04. bemerkte ein Mitarbeiter des Oregon Strandings Scheme einen teilweise verwesten Kadaver eines Grauwales in der Sandlake Recreation Area, Tillamook County, Oregon. Das junge Männchen wurde 12 m lang und wies keine sichtbare Todesursache auf.
    An der amerikanischen Westküste besteht seit Anfang letzten Jahres eine erhöhte Sterblichkeit für Grauwale und niemand weiß, wieso. 
  • Am Dienstag, 21.04. wurde an einem Strand an der Nordküste der Südinsel Neuseelands ein gestrandeter, juveniler Layard-Schnabelwal entdeckt. Das Tier trägt zahlreiche tiefe, punktförmige Narben und einige, vermutlich postmortale Bisse kleinerer Haie.

Feld-Ornithologisches

Neu in der vergangenen Woche

  • n-tv meldet am Sonntag, 25.04., dass in Isselburg am Niederrhein die ersten Storchenküken in NRW geschlüpft sind.
  • Weniger schön: Die Seeadler am Meldorfer Speicherkoog haben ihre Brut aufgegeben. Die Bürgerinitiative „Mehr Naturschutz im Speicherkoog“ hat bereits im März bei den Behörden angemahnt, den Bereich um den Horst großflächig auch für Angler und Surfer zu sperren. Die Behörden haben nicht reagiert.
  •  In den letzten Tagen sind die Kuckucke verstärkt nach Deutschland eingewandert.
  • Bei Rheinfelden hat ein Vogelbeobachter nachts den Zug-/Flugruf eines Triels aufgezeichnet.
  • In Limbach im Neckar-Odenwaldkreis haben mehrere Beobachter am Mittwochvormittag einen Gänsegeier verfolgt.
  • Ebenfalls am Mittwoch wurde in Wemding an der Donau eine Doppelschnepfe beobachtet.
  • Im NSG Ammermündung am Ammersee ist am Donnerstag eine Maskenschafstelze (Motacilla flava feldegg) gesichtet worden.
    Ein Vogel einer anderen Unterart, Motacilla flava cinereocapilla, der Aschkopf-Schafstelze hat sich im NSG Weitenried eingestellt.
  • Unbestätigt ist eine Beobachtung eines Rallenreihers am Federsee.
  • Unstrittig dagegen ist die Identifizierung eines Adlerbussardes (Buteo rufinus) auf Spiekeroog.
  • Ein besenderter Habichtsadler ist am Freitagmorgen in Gandesbergen an der Weser aufgetaucht. Es ist ein vorjähriges Weibchen, weitere Informationen fehlen. Vermutlich das selbe Tier wurde am Samstag von mehreren Vogelfreunden in der Pixelheide bei Gütersloh gesichtet.
  • In Langenbernsdorf bei Zwickau hat sich ein Schwarzstirnwürger (Lanius minor) eingestellt.

Die „immer noch da“-Meldungen:

  • Wiederum vier Zitronenstelzen wurden diese Woche beobachtet. Die Vögel aus Trebbin und  Friesoythe sind noch vor Ort. Weitere Tiere wurden bei Weimar an der Lahn (bei Marburg) sowie in Rain an der Donau beobachtet.
  • Die Seidensänger bei Kranenburg an der niederländischen Grenze zwischen Jülich und Nijmegen bleiben vor Ort und singen weiter. Ein weiterer hat sich südlich in der Monheimer Aue eingestellt. Wo kommen sie her?

 

  • Die Stars der letzten Woche, die beiden Gleitaare sind nicht wieder aufgetaucht. Wo sind sie hin?

Zu guter Letzt:

Die Live-Cam aus dem Elefantenhaus im Zoo Wuppertal:

 

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