Stellers Bestiarium 2: Die bekanntesten Nicht-Kryptiden

Lesedauer: etwa 10 Minuten
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Steller beschrieb (oder erwähnte zumindest) in seinen Schriften eine sehr große Anzahl von verschiedenen Tieren. Die kryptozoologisch besonders relevanten Sichtungen während seiner Reise zwischen Russland und Amerika sollen später noch gesondert behandelt werden. Dieser erste Abschnitt soll dagegen einen kurzen Überblick über diejenigen Tiere verschaffen, die Steller während oder nach seiner beschrieb: Seeotter, Seelöwen und Seebären. Stellers Seekuh wird hier noch ausgespart, da ihr ein eigener Abschnitt gewidmet wird.

 

Stellers Seelöwe

Zu Stellers – dem Namen nach – bekanntesten Entdeckungen dürfte neben seiner Seekuh auch Stellers Seelöwe zählen. Im Gegensatz zur erstgenannten überlebt die letztgenannte Art bis in die heutige Zeit. Ihre Population nimmt allerdings ab.

 

Steller beschreibt das Tier in seinem Werk „De Bestiis Marinis“ (Von den Meerestieren). Eine detaillierte Beschreibung nahm er 1742 auf der Beringinsel vor.

 

Stellers Seelöwe
Stellers Seelöwen-Bulle

 

Dem Naturwissenschaftler schien die hohe Aggressivität des Tieres seine herausragendste Eigenschaft zu sein. So beschreibt er, dass es selbst erfahrene Jäger nicht wagten, den Seelöwen offen oder überhaupt im Wasser anzugreifen. Stattdessen bejagten sie bevorzugt ruhende Tiere aus dem Hinterhalt.

 

Beringmeer
Die Beringsee vor Kamtschatka

 

All das wusste Steller wohl aber lediglich vom Hörensagen. Er selbst schreibt nämlich, dass die Tiere ihn weitgehend ignorierten. Selbst als er einige ihrer Jungen tötete, um sie untersuchen zu können, griffen ihn die älteren Tiere nicht an. Steller vermenschlichte die Tiere insofern, als dass er ihnen daher emotionale Kälte vorwarf.

 

Eine weitere Eigenschaft erwähnt Steller kurz: Fleisch und Fett von Stellers Seelöwen sind schmackhaft, die Haut lässt sich gut verarbeiten.

 

Kolonie von Stellers Seelöwen
Eine Kolonie von Stellers Seelöwen. Historische Aufnahme, gemeinfrei.

 

Sonst beschreibt Steller die Lebensgewohnheiten von Stellers Seelöwen nur spärlich. Dabei bezieht er sich hauptsächlich auf das Paarungsverhalten und die Aufzucht der Jungen. So erwähnt er die polygame Lebensweise der Tiere. Besonders fiel ihm auch auf, dass die Tiere nicht alle ihre Kolonien zur Aufzucht von Jungen nutzten. Während dieser Zeit halten sie laut dem Naturwissenschaftler von durch den Menschen besiedelten Gebieten eher fern.

 

Solche Beobachtungen waren möglich, weil Steller diese Seelöwenart bereits kannte. Sie kam auch auf Kamtschatka vor. Überhaupt muss man an dieser Stelle anmerken, dass Steller mit Ausnahme von Stellers Seekuh kein Tier aus „De Bestiis Marinis“ erstbeschrieben hat. Er selbst erwähnt darin immer ältere Berichte.

 

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Stellers Seelöwe

  • Systematik: Raubtiere (Carnivora), Hundeartige (Caniformia), Robben (Pinnipedia), Ohrenrobben (Otariidae)
  • Name Eumetopias jubatus, Stellers Seelöwe, Stellerscher Seelöwe
  • Größte Ohrenrobbenart, Männchen über 3 m lang und bis 1100 kg schwer, Weibchen bis 240 cm und 300 kg.
  • Wird selten in Zoos gehalten, im deutschsprachigen Raum nur um 1976 in Hamburg (Hagenbeck), aktuell u.a. in Harderwjik (NL) und Cambron-Casteau (B).
  • Bestand nach starkem Einbruch zwischen 1960 und 1980 stabil bis wachsend. Möglicherweise starke natürliche Bestandsschwankungen.

Der Seebär

Neben dem Seelöwen schreibt Steller in „De Bestiis Marinis“ auch von einem Tier, dass er als „Seebären“ bezeichnete. Diese Bezeichnung ist ähnlich ungenau, wie die des Seelöwen. Es könnten theoretisch mehrere Arten gemeint sein. In der Praxis muss es sich um den Nördlichen Seebären handeln. Diese Art ist im Beringmeer heimisch.

 

Stellers Seebär
Nördlicher Seebär-Bulle. doch deutlich anders als Stellers Seelöwe.

 

Steller selbst erkannte, dass es sich um eine eigene Art handeln musste. Zwar waren auch auf der Südhalbkugel Seebären bekannt. Steller schloss aber aus, dass sie mit den auf der Beringinsel gesichteten Tieren identisch waren. Derartig weite Wanderungen konnten die Populationen unmöglich unternehmen.

 

Stellers Beschreibungen nach suchen auch die nördlichen Seebären die Beringinsel auf, um dort ihre Jungen zu gebären und diese die ersten Monate über aufzuziehen. Er sagt diesen Tieren aber einen ungleich liebevolleren Umgang mit ihren Jungen nach, als Stellers Seelöwen.

 

Seebären
Nördliche Seebären, ein Bulle mit Harem

 

Ebenso wie die Seelöwen beschreibt Steller auch den nördlichen Seebären als kampfbereit. Als bösartig stuft der Naturwissenschaftler sie aber nicht ein. Besondere Beharrlichkeit im Kampf sollen die besonders alten Seebären bewiesen haben.

 

Meer mit Packeis
Das Beringmeer mit Packeis

 

Eine Beschreibung auch aus wirtschaftlichen Gründen

Die Zähigkeit der Tiere war nicht nur von zoologischer, sondern auch von praktischer Bedeutung: Steller war völlig bewusst, dass etliche seiner Leser Jagd auf die Tiere machen wollten. So beschreibt er auch verschiedene Jagdmethoden – sowohl die der aleutischen Bevölkerung als auch die ungleich primitiveren der eigenen Mannschaft.

 

Eine weitere Eigenschaft, die man nicht eben von einem Seebären erwarten würde, hebt Steller auch besonders hervor: Die Tiere können ausgezeichnet klettern. Natürlich schwingen sie sich nicht von Baum zu Baum – nicht, dass es auf der Beringinsel überhaupt Bäume gäbe -, aber sie können selbst die steilsten Klippen erklimmen.

 

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Nördlicher Seebär

  • Systematik: Raubtiere (Carnivora), Hundeartige (Caniformia), Robben (Pinnipedia), Ohrenrobben (Otariidae)
  • Name Callorhinus ursinus, Nördlicher Seebär
  • Größte Ohrenrobbenart, Männchen über 2 m lang und 180 bis 270 kg schwer, Weibchen etwa 140 cm und bis 50 kg.
  • Wird selten in Zoos gehalten, aktuell in Deutschland nur in Hannover.
  • Galt Pelzjägern als die wertvollste Robbe, zu Stellers Entdeckung gab es mindestens 4 Millionen Tiere, um 1900 waren die meisten Kolonien vernichtet und der Bestand auf 130.000 bis 300.000 Tiere auf den Pribilof-Islands geschrumpft. Ab 1911 wirksame Schutzmaßnahmen, erneuter Anstieg auf 2,5 Millionen Tiere in den 1940ern, seit dem langsamer, aber ständiger Bestandsrückgang, 1983 Stopp des kommerziellen Fangs, dennoch sinken die Zahlen weiterhin. Möglicher Grund: Überfischung der Beringsee.

 

Der Seeotter

Stellers Einleitung zum Kapitel „Der Seeotter“ liest sich weniger wie zoologische Abhandlung und mehr wie eine Anleitung für Pelzhändler. So beschreibt Steller, welche Seeotter wann die beste Fellqualität bieten. Auch einen Abriss über den Handel und Verarbeitung der Seeotterfelle bietet er.

Passend dazu werden auch alle Jagdmethoden aufgelistet, die in der damaligen Zeit gängig waren. Im Winter liefen die Pelzjäger in Schneeschuhen über das Packeis und erschlugen die Tiere mit Keulen. Im Sommer jagte man sie dagegen hauptsächlich mit Speeren und Netzen zu Wasser.

 

Seeotter
Seeotter im Kenai Fjord by G, Frank Peterson CC 2.0

 

Nach diesen Schilderungen über mehrere Seiten widmet sich Steller schließlich der Lebensweise dieser Art:

Darin fand sich ein auffälliger Unterschied zu den Seelöwen und Seebären: Im Gegensatz zu diesen wandern die Seeotter nicht absichtlich. Sie bleiben ihr Leben lang auf der Insel, gar dem Strand ihrer Geburt. Lediglich im Winter werden sie öfters auf Eisschollen in andere Regionen abgetrieben.

Auch ganz im Gegensatz zu Seelöwen und Seebären beschreibt Steller die Otter als monogam. Auch, dass sie ihre Jungen mit einem Jahr verhältnismäßig lange säugen, hebt Steller hervor. Steller hielt diese Tiere – wiederum stark vermenschlichend – für besonders liebevoll und fürsorglich gegenüber ihren Jungen.

 

Seeotter mit Baby
Natürlich konnte Steller beobachten, wie sehr Seeotter-Mütter ihre Kinder umsorgen. Foto by Michael L. Baird CC 2.0

 

Ansonsten gibt Steller hauptsächlich an, was heutzutage über den Otter wohlbekannt ist. So erwähnt er etwa die Neigung der Tiere, auf dem Rücken zu schwimmen. Auch eine gewisse Scheu der Jungtiere vor dem Wasser wird beschrieben.

 

Weniger bekannt dürfte in der heutigen Zeit dagegen der Umgang der Tiere mit menschlichen Jägern sein: So versuchen sie zunächst, vor ihrem Verfolger zu flüchten. Wenn das trotz ihrer enormen Wendigkeit misslingt und sie angegriffen werden, stellen sich die Otter vielfach tot. Nur, wenn ein Jungtier fortgetragen wird, verfolgen die Mütter den Jäger.

 

Passenderweise endet das Kapitel, wie es begonnen hat: Nach einem kurzem Lob auf die Fleischqualität des Seeotters widmet sich Steller wieder den Pelzen. Er erklärt nämlich, wie diese durch die Kamtschatken traditioneller Weise gegerbt werden.

 

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Wir wünschen angenehme Ruhe, aber erst nach dem Lesen des Beitrages.

 

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Seeotter

Seeotter

  • Systematik: Raubtiere (Carnivora), Hundeartige (Caniformia), Marderverwandte (Musteloidea), Marder (Mustelidae), Otter (Lutrinae)
  • Name Enhydra lutris, Seeotter
  • Sehr große Marderart, kann 150 cm Länge (incl. 30 cm Schwanz) erreichen, Männchen wiegen bis 40 kg, Weibchen bleiben kleiner und leichter.
  • Wird selten in Zoos gehalten, in Deutschland noch nie.
  • Galt als extrem wertvolles Pelztier, aber bereits 1799 mussten in Russland erste Schutzmaßnahmen erlassen werden. Alleine in Alaska wurden bis zum Ende der Jagd 1911 800.000 Tiere getötet. Nach 1911 galt der Seeotter als ausgestorben, 1915 wurden einzelne Tiere beobachtet, 1938 wurden sie „offiziell“ wieder entdeckt.
  • Für ein Fell wurde 1903 in London 1100 US$ bezahlt, nach heutigem Gegenwert 35.000 US$.

Stellers Bestiarium

Die Einführung erschien am 21. April 2022

 

Dieser Teil befasst sich mit den bekanntesten nicht-kryptiden Arten aus Stellers Bericht

 

Der 3. Teil zu „Stellers Seerabe“ erscheint am Donnerstag, den 12. Mai 2022

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