Die bis heute bekannteste Entdeckung Stellers dürfte wohl Stellers Seekuh sein. Das ist schon kurios, wo doch kein heute lebender Mensch nachweislich ein solches Tier zu Gesicht bekommen hat. Lediglich Hautfetzen von umstrittener und Skelette von gesicherter Authentizität sind heute noch vorhanden.
Steller jedenfalls notierte am 08.11.1741 in sein Reisetagebuch:
„Und weil ich zugleich die vielen Manati am Ufer im Wasser sah, welche mir vorher nie zu Gesicht gekommen waren, auch ist [sic!], da sie sie bis auf die Hälfte beständig im Wasser lagen, nicht wohl erkannt werden konnten, von denen mir aber mein Kasat [sic!] versicherte, dass sie nirgend[wo] auf Kamtschatka bekannt seien, ingleichen, da nirgend[wo] einiges Baum – oder Strauchwerk zu sehen war, so fing ich an zu zweifeln, dass dieses Kamtschatka sei […]“
(Steller 1793)
Steller war samt der verbliebenen Mannschaft seines Schiffes inzwischen auf der Beringinsel gestrandet. Man sah sich schließlich gezwungen, dort zu überwintern. So hatte Steller Zeit genug, die Seekühe zu beobachten. In seinem Werk „De Bestiis Marinis“ (zu Deutsch „Über die Wassertiere“) beschreibt er diese Tiere dann auch weitaus ausführlicher, als in seinem Reisetagebuch.

Ein Irrtum als Grundannahme
Steller bezeichnet die nach ihm benannte Seekuh konsequent als Manati. Es waren seinerzeit nämlich bereits Berichte bekannt, nach denen derartige Tiere die Gewässer der Neuen Welt bewohnten. So ging er automatisch davon aus, dass es sich bei den Seekühen vor der Beringinsel um eine lokale Population des Karibischen Manati handeln musste.
Diese Annahme war nicht korrekt, da die Karibischen Manati lediglich wärmere Gewässer bewohnen. Der Lebensraum der Stellerschen Seekühe war dagegen klar auf den Norden der nördlichen Hemisphäre beschränkt. Eine Überschneidung der Populationen kann man daher ausschließen.
So ist es etwas weniger verwunderlich, dass Steller seine Entdeckung zwar als interessant, aber nicht sensationell einschätzte. Jedenfalls drückt er an keiner Stelle übermäßiges Erstaunen über diese Tiere aus. In erster Linie waren die Seekühe für ihn eine reichhaltige und daher besonders willkommene Nahrungsquelle.

Das hinderte den Naturwissenschaftler zum Glück aber nicht daran, die lebenden Exemplare zu beobachten und getötete Exemplare zu sezieren. Allem Anschein nach wollte er vor allem die Angaben aus früheren Beobachtungen (von Karibischen Manati) überprüfen.
Dabei versuchte er auch, Korrekturen an den Berichten vorzunehmen. Teilweise waren diese allgemeingültig. So leben alle (in historischer Zeit bekannten) Arten von Seekühen rein aquatisch und sonnen sich niemals auf Felsen. Da er sich aber auf Berichte über eine völlig andere Art bezog, sind einige seiner vermeintlichen Korrekturen bezüglich der Anatomie schlicht falsch.
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Die Eigenarten von Stellers Seekuh
Stellers Seekuh war tatsächlich ein derart untypischer Vertreter der Seekühe, dass man von ihr nicht zwingend auf die anderen Arten schließen kann.
Nachfolgend werden daher nur die auffälligsten Eigenarten der Art grob geschildert. Jede andere Vorgehensweise würde das Format eines Artikels, wie diesem hier, sprengen.
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Neues von der Stellerschen SeekuhRedakteur Tobias Möser berichtet zu neuen Erkenntnissen über die Stellersche Seekuh. Insbesondere die Haut der Tiere ist genetisch sehr auffällig und möglicherweise eine Schlüssel-Innovation für das Vordringen in arktische Bereiche.
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Ihr bekanntestes Merkmal ist die enorme Größe: Männliche Exemplare konnten eine Länge von bis zu neun Metern erreichen. Dazu waren die Tiere sehr massig gebaut, wobei diese Masse wohl nicht auf eine besonders stark ausgeprägte Muskulatur zurückzuführen war. So erwähnte Steller etwa, dass die Schwanzflossen der Tiere im Kampf mit menschlichen Jägern schnell erlahmten. Lediglich die jüngeren Exemplare der Art waren noch verhältnismäßig kräftig und wendig.
Weiterhin konnte man die Vorderflossen der Tiere nicht als solche bezeichnen. Sie ähnelten laut Steller weitaus stärker Füßen, als Flossen. Passenderweise liefen die Tiere auch mehr auf dem Meeresboden, als sie schwammen. Dabei hielten sie sich ausschließlich im seichten Uferbereich auf und ihre Rücken ragte stets aus dem Wasser.

Es wird als gesichert angesehen, dass Stellers Seekuh nicht dazu in der Lage war, zu tauchen. So mussten sich die Tiere darauf beschränken, auch ihre Nahrung ausschließlich im seichten Wasser aufzunehmen. Die Nahrung wiederum bestand aus verschiedenen Arten von Seetang, was die Seekühe im Winter vor erhebliche Probleme stellte: Der Uferbereich war vielfach zugefroren und den Seetang in tieferen Gewässern konnten sie nicht erreichen. So mussten sie von ihren Fettreserven leben und magerten bis zum Frühjahr erheblich ab.
Das jähe Ende von Stellers Seekuh
Eigentlich müsste an dieser Stelle das Verbreitungsgebiet von Stellers Seekuh beschrieben werden. Dieses Ist allerdings nicht allzu leicht rekonstruierbar. Das liegt hauptsächlich am schnellen Aussterben der Art nach ihrer Entdeckung: 1741 sichtete sie Steller als erster westlicher Wissenschaftler, bereits 1768 wurde dann das letzte sicher nachweisbare Tier getötet.

Die Bejagung durch den Menschen nahm bereits ihren Anfang, als Steller mit der Mannschaft der St. Peter auf der Beringinsel strandete. Steller selbst war der Meinung, dass Fleisch und Fett dieser Art einen ausgezeichneten Reiseproviant abgaben, da sie lange haltbar waren. Daneben hielt er das Fleisch auch für in medizinischer Hinsicht wertvoll. Es schien genug Nährstoffe enthalten zu haben, um etliche erkrankte Mitglieder der Mannschaft wieder gesunden zu lassen.
Abseits des Beringmeers war Stellers Seekuh dennoch nie als Nahrung gefragt. Weitaus stärker interessierten sich Jäger und Händler für die reichen Bestände an Pelztieren, die auf den Inseln lebten. Dazu zählten etwa Füchse, Otter und auch Seehunde.
Zu leicht zu jagen?
Das wiederum wurde Stellers Seekuh zum Verhängnis: Die Tiere waren – wie auch schon Steller beschrieben hatte – äußerst leicht zu jagen. So konnten die Pelzjäger problemlos große Mengen Proviant für Ihre Expeditionen aufstocken. Dementsprechend stark bejagten sie die Tiere auch.

Die ohnehin schon nicht sonderlich große Population wurde somit innerhalb weniger Jahre ausgerottet. Dass tatsächlich keine unbegrenzte Zahl an Seekühen vorhanden war, wurde den Jägern (wenn überhaupt) wohl zu spät bewusst. Vermutlich interessierte es sie auch nicht übermäßig.
Weiterhin beförderten die Pelzjäger das Aussterben von Stellers Seekuh auch indirekt. Sie rotteten nämlich auf die auf den Kommandeursinseln lebende Population von Seeottern ebenfalls innerhalb kürzester Zeit aus. Seeotter ernähren sich zu einem nicht unerheblichen Teil von Seeigeln. Die wiederum waren zu Stellers Zeiten Nahrungskonkurrenten der Seekühe, weil sie sich ebenfalls von Seetang ernährten. Durch die Ausrottung der Seeotter nahm die Zahl der Seeigel zu. Somit sank das Nahrungsangebot für die Seekühe.
Es ist allerdings zweifelhaft, dass der Mensch alleine verantwortlich das Aussterben dieser Art ist. So kam es ungefähr zu dieser Zeit auch zu einem Kälteeinbruch. Für Stellers Seekuh war dieser Umstand besonders ungünstig: Ohnehin mussten die Tiere den Winter hindurch hungern. Wenn die ufernahen Bereiche des Meeres nun noch länger gefroren waren, verringerte das ihre Überlebenschancen deutlich.

Der Anfang vom Ende (begann deutlich früher)
Zwar überlebte die Art ihre Entdeckung durch die westliche Welt nur um wenige Jahre. Das bedeutet aber nicht, dass die Art vor dieser Entdeckung in ihrer Blüte stand.
Es ist weitaus mehr davon auszugehen, dass ihr allmähliches Ende bereits tausende Jahre zuvor eingeläutet worden war. Dafür gab es zwei Hauptursachen:
Zunächst einmal kühlte der Nordpazifik, zu dem auch das Beringmeer gehört, nicht erst im 18. Jahrhundert ab. Bereits vor etwa 10.0000 Jahren fielen die Temperaturen stark ab. In der Folgezeit – und bis heute – blieb der Nordpazifik auch kälter, als zur Blütezeit der Seekühe. Stellers Seekuh war aber eigentlich auf etwas wärmere Gewässer angewiesen. So verringerte sich automatisch die Fläche der bewohnbaren Gebiete. Die Populationen wurden folglich kleiner.

Dazu kam, dass die Tiere ebenfalls nicht erst seit der Ankunft der St. Peter bejagt wurden. In der Region lebten seit Jahrtausenden auch Stämme von Eingeborenen – oder besser gesagt: früher Zugewanderten. Diese mussten schon lange vor den Europäern Stellers Seekuh als Nahrungsquelle entdeckt haben. Schließlich stellte die Jagd auf Stellers Seekuh keine übermäßige Herausforderung dar.
Es ist folglich davon auszugehen, dass das Aussterben durch die Europäer bzw. russischen Pelzhändler lediglich beschleunigt wurde. Alleinverantwortlich waren sie wohl eher nicht.
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Das Verbreitungsgebiet anhand von Sichtungen und (Sub)Fossilienfunden
Was war nun das Verbreitungsgebiet von Stellers Seekuh? Das ist eine Frage der Perspektive, denn dieses Gebiet verkleinerte sich im Laufe der Zeit erheblich.
In historischer Zeit beschränkten sich die Populationen auf die Küstenregionen der Beringinsel und der benachbarten Kupferinsel. Vor der Beringinsel starb die Art 1768 aus, vor der Kupferinsel fanden sich dagegen bereits 1755 keine Seekühe mehr.
Diese beiden Inseln machen aber nur einen Bruchteil des prähistorischen Verbreitungsgebietes aus. Um dieses zumindest ansatzweise rekonstruieren zu können, müssen (Sub)Fossilien von Stellers Seekuh als Quelle dienen. So entsteht zumindest ein lückenhafter Eindruck des Verbreitungsgebietes:
Als gesichert kann gelten, dass Stellers Seekuh über weite Teile des (westlichen) aleutischen Inselbogens verbreitet war. Es sind mindestens vier Inseln bekannt, auf denen Überreste von Stellers Seekuh gefunden wurden: Amchitka, Adak Island, Buldir Island und Kiska Island. Buldir Island macht dabei denjenigen Punkt aus, der Russland am nächsten liegt. Adak Island ist dagegen diejenige Insel des Verbreitungsgebietes die den USA am nächsten liegt.
Es ist also naheliegend, dass auch abgesehen von Amchitka und Kiska Island Inseln zwischen Buldir Island und Adak Island Stellers Seekuh einen Lebensraum boten. Einzige Voraussetzung wäre eine ausreichende Menge von Seetang in flachen Uferzonen, um eine Population erhalten zu können.

Allerdings beschränkte sich das Verbreitungsgebiet nicht bloß auf die westlichen Aleuten:
So wurde auch eine Rippe dieser Tierart vor der Halbinsel Boso in Japan gefunden. Japan liegt deutlich südlich der aleutischen Inseln. Auch sonst ist die Entfernung enorm.
Doch nicht nur in Asien, sondern sogar auf dem amerikanischen Festland kam es zu einem Fund von Fossilien: Auf dem Meeresboden vor Monterey Bay in Kalifornien wurden ein Schädelfragment, Teile eines Hinterschädels und ein Jochbogen von Stellers Seekuh gefunden. Auch dieser Fundort ist klar südlich der Aleuten gelegen.
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Rückschlusse zum Verbreitungsgebiet aus der Evolution
Neben Fossilienfunden von Stellers Seekuh gibt es noch einen weiteren Faktor, nach dem das Verbreitungsgebiet abgeschätzt werden kann: Sie Evolution der Seekuh überhaupt.
Die ersten Seekühe im heutigen Sinne lebten wohl vor etwa 50 Millionen Jahren in der Karibik. Vor Millionen von Jahren waren wiederum auch der Nord- und Südamerikanische Kontinent durch die mittelamerikanische Passage voneinander getrennt. Diese passierten die Dugongs, die die Vorfahren von Stellers Seekuh waren.

Daraus folgt, dass sich die Seekühe von Süden nach Norden und von der amerikanischen Küste aus nach Asien verbreitet haben mussten.
Spätestens auf Höhe von Kalifornien (d.h. etwas weiter nördlich) hatte sich die Art Hydrodamalis gigas, also Stellers Seekuh ausdifferenziert. Von der Art ist bekannt, dass sie nur küstennahe Gebiete bewohnte. Insofern muss sie sich wohl zunächst immer weiter nach Norden an der nordamerikanischen Küste ausgebreitet haben. Schließlich kam vor der Küste Alaskas an.
Von Alaska aus muss der Art dann der Sprung auf die aleutischen Inseln gelungen sein. Von dort aus verbreitete sie sich immer weiter in Richtung Eurasien. Dabei drang sie mindestens bis Japan vor.
So entsteht ein grober Eindruck davon, in welchem Gebiet Stellers Seekuh einst lebte. Wirklich detaillierte Schätzungen dazu, wo wann Populationen befanden und wie groß diese waren, sind dadurch aber weiterhin nicht möglich.
Ein unerwarteter Fund
Allem Anschein nach war Stellers Seekuh aber noch weiter in den Norden vorgedrungen, als zu den Aleuten. So muss vor etwa 1000 Jahren auch auf der Nordpazifik-Insel St. Laurence eine Population existiert haben. Diese ist dem russischen Festland weitaus näher gelegen, als jeder andere Fundort von Skeletten der Art Hydrodamalis gigas.
Es ist reiner Zufall, dass Wissenschaftler auf diese Knochen stießen. Noch erstaunlicher ist aber, dass sie sich gar nicht auf St. Lawrence aufhielten, sondern In Atlanta, Georgia!
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Dort bot ein Händler namens David Boone Knochen an, die unter Kunsthandwerkern sehr gefragt waren. Auf Nachfrage versicherte er, dass diese nicht von kürzlich getöteten Tieren stammten. Stattdessen hatte Boone diese Handwerksmaterialien einheimischen Sammlern der Insel St. Lawrence abgekauft. Dass die Knochen tatsächlich von dort stammten, konnte er durch Transportdokumente nachweisen.
Eine DNA-Analyse bestätigte, dass die gesammelten Proben tatsächlich Überreste von Stellers Seekuh darstellten.
Die Knochen wurden daraufhin einer Isotopenanalyse der Stickstoffatome unterzogen. So konnte sowohl der Fundort bestätigt, als auch ihr Alter ermittelt werden.

Gibt es gar noch Überlebende?
Stellers Seekuh gilt nun schon seit etwa 250 Jahren als ausgestorben. Wie es in der Kryptozoologie bei ausgestorbenen Arten üblich ist, postulieren Manche aber die These, dass Stellers Seekuh bis heute überlebt habe!
Dabei können sich die Fürsprecher dieses Vorschlags sogar auf Berichte aus jüngster Zeit stützen. Zwei davon sollen nachfolgend kurz zusammengefasst werden:
So berichtete der Fischer Ron Malast 2006 im Chinook Observer von einer möglichen Sichtung dieser Art. Das Aufeinandertreffen ereignete sich ca. 40 Meilen vor der Küste von Washington State. Malasts Skipper hatte sich über Funk bei seinem Kapitän gemeldet. Er berichtete von einer etwa 12 Fuß (ca. 3,7m) langen Kreatur. Etwa zwei Minuten lang hielt sich dieses Wesen an der Wasseroberfläche auf; anschließend tauchte es wieder ab.
Vier Jahre später, 2010 nämlich, meldete sich der Fischer Chuck Crosby bei der US-amerikanischen Kryptozoologie-Website Cryptomundo. Auch er hatte etwa 40 Meilen vor der Küste von Washington State eine Begegnung mit einem angeblichen Manati gehabt. Er berichtete von einem riesigen grau-braunen Wesen, das der Kopfform nach zu urteilen ganz klar kein Wal gewesen sein konnte. Trotzdem er eine Kamera bei sich hatte, fotografierte Crosby das Tier nicht. Er gab an, dass ihm die Relevanz seiner Entdeckung erst zu Hause bewusst wurde.
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Eine kritische Bewertung der zeitgenössischen Augenzeugenberichte
Augenzeugenberichte sind immer eine Sache für sich. Einerseits stellen sie in der Kryptozoologie allzu oft die einzige verfügbare Quelle dar. Andererseits können sie – ob bewusst oder unbewusst- nur allzu leicht tatsächliche Ereignisse in völlig verzerrter Form wiedergeben.

Der erste Augenzeuge, d.h. der Skipper des Kapitän Malast, war wohl kein Lügner. Sollte er doch einer gewesen sein, gab er sich wenig Mühe. Die geringe Größe des gesichteten Wesens kann man vielleicht noch mit einem sehr jungen Tier erklären. Durch ein weiteres Detail kann aber völlig ausgeschlossen werden, dass es sich um ein Exemplar von Stellers Seekuh handelte: Das Tier tauchte nach einiger Zeit ab und dazu war Stellers Seekuh schlicht nicht in der Lage!
Die zweite Sichtung ist nicht ohne Weiteres zu falsifizieren. Zum Einen sind die Schilderungen Crosbys reichlich vage. Zum Anderen geben sie keinen Hinweis darauf, dass es sich bei dem angeblich gesichteten Tier nicht um ein Exemplar von Stellers Seekuh gehandelt haben könnte. Schließlich war das Tier laut Crosby klar manatiartig und dazu riesengroß.
Es ist trotzdem sehr zweifelhaft, dass Crosby tatsächlich Stellers Seekuh wiederentdeckte. Die Tiere waren nämlich alles andere als unauffällig: Sie mussten bis in den Uferbereich vordringen, um überhaupt fressen zu können. Dazu waren die Tiere sehr groß. Steller konnte so von Land aus detaillierte Beobachtungen anstellen.
Sollte also noch eine Population von Stellers Seekuh vor der Küste von Washington State existieren, müsste sie sich stets in Ufernähe aufhalten. Dann würde sich aber die Frage stellen, warum die Tiere nur so selten und nicht am laufenden Band beobachtet werden.
Das Überleben der Art erscheint vor diesem Hintergrund – beinahe unabhängig vom Sichtungsort – äußerst unwahrscheinlich. Salopp gesagt: Es ist bloßes Wunschdenken!
Stellers Bestiarium
Die Einführung erschien am 21. April 2022
Teil 2 befasst sich mit den bekanntesten nicht-kryptiden Arten aus Stellers Bericht und erschien am 28. April 2022
Teil 3 betrachtet „Stellers Seerabe“ und erschien am 12. Mai 2022
Der 4. Teil hat „Stellers Riesenwolf“ zum Thema und erschien am 19. Mai 2022
Dieser Teil befasst sich mit Stellers Seekuh
Der 6. und letzte Teil hat nimmt sich Stellers Seeaffen vor und erscheint am Donnerstag, den 9. Juni.