Kryptozoologie im Mai – unser Rückblick

Der „Wonnemonat“ hat der Webseite des Netzwerkes für Kryptozoologie einiges an Neuigkeiten gebracht. Wir haben eine neue Rubrik, die „Freitagnacht-Kryptos“ eingeführt und inhaltlich damit direkt den Vogel abgeschossen. Die „Altigkeiten“, alte Meldungen aus der Kryptozoologie, kuriose Fundstücke und Fehlbildungen haben den Nerv unserer Leser gefunden. Nicht nur die Besucherzahlen zeigen das, auch im Gespräch hat sich der ein oder andere Stammbesucher (ja, es gibt sowas bereits!) positiv über die neue Rubrik geäußert.

Legendäre Kryptide sind eher selten

Dunkles, fast nacktes Tier steigt auf eine Gartenlaube
Ist das der Chupacabra? In einem Garten einer englischen Stadt? Foto: „Cameron“

Als wir die Seite konzipierten, hatten wir schon befürchtet, die legendären oder klassischen Kryptide nicht im aktuellen Geschehen repräsentieren zu können. Doch sie sind beteiligt, wenn auch mit kleinem Anteil. In Nepal hat die indische Armee angebliche Fußspuren des Yetis entdeckt und offiziell als solche publiziert. Dies ist wie eine Bombe im Umfeld der Grenzwissenschaften aufgenommen worden. Leider (?) konnten Skeptiker sehr schnell zeigen, dass es sich bei den fraglichen Fußspuren nur um die Spuren eines Bären handelt.

Nur wenige Tage später sorgte wieder der Cupacabra für Schlagzeilen. Der legendäre Ziegensauger aus Mittelamerika wurde gesichtet und fotografiert – in einer ruhigen Kleinstadt in Südengland. Teilnehmer des Netzwerkes für Kryptozoologie konnten anhand der Fotos das Tier schnell identifizieren. Nun wird in Hertfordshire nicht länger vor dem Ziegensauger, sondern vor der Räudemilbe gewarnt: ein Fuchs litt unter schwerem Befall und hatte nahezu sein komplettes Fell verloren.

Out-of-Place-Sichtungen vorne

Vielleicht könnte man einen Teil der Meldungen der klassischen Kryptozoologie zuordnen, den Alien Big Cats, diesmal in Form eines eindeutig identifizierten Europäischen oder Nordluchses. Die elegante Katze machte allerdings nicht Nordengland unsicher, sondern weitaus bodenständiger: den Ruhrpott. Anfang Dezember in Haltern am See ausgebüchst, wurde sie an verschiedenen Stellen im Ruhrgebiet beobachtet. Leider konnten die Polizei und der Wildparkbetreiber sie einfangen, bevor sie vor den Fenstern der Redaktion vorbei schlich.

Weitere Out-of-Place-Sichtungen betreffen Orcas im Kattegatt zwischen Dänemark und Schweden, einen Delfin in der Kieler Förde und eine angebliche Bananenspinne in Hamm, die sich dann als ungefährliche Riesenkrabbenspinne entpuppte.

Monat der riesigen Vögel

Die Hauptzahl der Meldungen betraf aber einige der größten Vögel des Kontinentes. Mindestens drei Mönchsgeier sind aus Spanien, Südfrankreich und der Balkanpopulation auf dem Weg nach oder sogar durch Mitteleuropa.

Der Mönchsgeier ist ein riesiger, schwarzer Vogel.
Mönchsgeier können im Segelflug viele hundert Kilometer zurücklegen. Brinzola beweist es einmal mehr. (Dieses Bild zeigt nicht Brínzola)

Ein Tier aus einer Wildbrut hält sich mindestens seit Ostern auf bzw. in der Nähe von Rügen auf. Dieses Tier wurde uns gestern noch von dort gemeldet. Das Tier scheint ein zwei- oder dreijähriges Tier aus der Balkanpopulation zu sein. Es trägt keinen Ring und hat keine Markierung durch künstlich gebleichte Schwingen, daher vermuten Experten, dass es sich um einen Vogel aus einer Wildbrut handelt.
Vom nahe gelegenen Hiddensee wurde ein anderer, jüngerer Vogel gemeldet, über deren Herkunft ebenfalls nichts bekannt ist. Er verschwand so unvermittelt, wie er aufgetaucht ist.

Aus Belgien stammt eine (bzw. zwei) weitere Mönchsgeiermeldungen. Der zweite Vogel trug einen deutlich sichtbaren weißen Ring mit der schwarzen Aufschrift „FUH“. Der Ring identifiziert das Tier als Teil eines französischen Wiederansiedlungsprojektes. Leider konnten wir keine weiteren Details über den Vogel ermitteln, Anfragen bei dem Projekt blieben leider unbeantwortet. Er tauchte mehr oder weniger „aus dem Nichts“ in der Provinz Limburg in der Nähe von Maastricht auf, blieb dort zwei Tage und verschwand in südöstliche Richtung. Weitere Sichtungsmeldungen zu diesem Tier blieben aus.

Brínzola

Reise des Mönchsgeiers Brinzola von Frankreich über Belgien, die Niederlande und Deutschland bis nach Fehmarn. Image: Proyecto Monachus, google earth
Reise des Mönchsgeiers Brinzola von Frankreich über Belgien, die Niederlande und Deutschland bis nach Fehmarn.

Anders beim Star dieses Monats, dem Mönchsgeier „Brínzola“. Das dreijährige Weibchen stammt aus einem Schutzprojekt in Nordspanien und trägt einen Sender. So können die Projektbetreiber nahezu minütlich auf die Position des Vogels zurückgreifen. Er (bzw. sie) ist aus dem heimischen Revier in einer großen Schleife an der Nordseite der Pyrenäen und einem Abstecher ans Basin von Arcachon mehr oder weniger direkt nach Belgien geflogen, hat dort kurz gerastet und die Medien des Landes in Aufregung versetzt.

Dann ist der Vogel in beinahe direkter Linie an die deutsche Ostseeküste geflogen und hat die Beltensee auf der Vogelfluglinie überquert. Ihr weiterer Weg führte die schwarze Schönheit bis nach Norwegen, wo sie sich vermutlich immer noch aufhält. Die letzten Meldungen des begleitenden Proyecto Monachus sprachen von der Anpassung des Vogels an die langen Tage im Norden. Genauer Koordinaten werden nicht mehr herausgegeben, möglicherweise hat man Angst, ein norwegischer Jäger konnte das Jedermannsrecht zur Jagd zu weit auslegen.

Während sich Brínzola dem Westen Deutschlands durchflog, wurde sie zeitweise von einem weiteren Mönchsgeier begleitet, der spurlos und unidentifiziert verschwand.

Weitere Großvögel

Ein Gänsegeier spreizt im Abendlicht die Flügel.

Nur etwas kleiner als Mönchsgeier sind die Gänsegeier. Sie fliegen mehr oder weniger regelmäßig aus den Alpen, Pyrenäen oder dem Balkan nach Mitteleuropa ein, so dass sie für uns eigentlich keine Meldung wert sind. Da sie die oben genannten Mönchsgeier an einigen Positionen begleitet haben, haben wir sie aufgenommen.

Zwei Gänsegeier tauchten an verschiedenen Stellen immer wieder auf. So wurde FUH in Belgien zunächst von einem, dann von zwei Gänsegeiern begleitet, die aber länger in dem kleinen Staat blieben. Kurze Zeit später tauchten zwei Gänsegeier in Cuxhaven an der Nordsee auf. Vorgestern flogen zwei Gänsegeier über einem Naturschutzgebiet in Brüggen am Niederrhein.

Seit Anfang des Monats sitzt ein Gänsegeier in einer Graureiher-Kolonie in Kolbermoor bei Rosenheim. Er ernährt sich dort von Graureiher-Küken. Das Tier stammt mutmaßlich aus der halbwild lebenden Population des Alpenzoos in Innsbruck.

Geier-Meldungen: Basismeldung, Update 1, 2-3, 4 und 5

Nahezu jährlich kommt die Meldung eines Schwarzbrauen- Albatrosses. Diese Tiere kommen sonst ausschließlich in den subpolaren Meeren der Südhalbkugel vor. Einer davon hat sich aber wohl verflogen und ist aus unbekannten Gründen im Nordatlantik aufgetaucht. Seit 2014 besucht das Tier mehr oder weniger regelmäßig die Insel Helgoland, vor zwei Jahren war er regelmäßiger Gast auf Sylt. Bei einer Seevogelzählung registrierten ihn die Forscher im „Entenschnabel“ auf der offenen Nordsee, Meldungen vom Land gibt es (noch) nicht.

Die letzte und vermutlich seltenste Out-of-Place-Sichtung in Deutschland im vergangenen Monat betrifft den Östlichen Kaiseradler Aquila heliaca. Ein noch nicht ausgereiftes Tier (3. oder 4. Sommer) hält sich seit mindestens 29.5. in der Nähe von Zichow in der Uckermark auf. Dies ist erst der zweite Nachweis eines Östlichen Kaiseradlers in Deutschland. Hierzu hatten wir noch keine Meldung.

Weniger erfreuliche Folgemeldung

Der Delfin, der Anfang April das erste Mal in der Kieler Förde beobachtet wurde, ist immer noch dort. Er hält sich in einem eng begrenzten Raum auf, springt sehr häufig und zeigt ungewöhnliche, kreisförmige Hautläsionen.

Blick in die Zukunft

Durchschnittlich eine (werk)tägliche Meldung und zusätzlich die Freitagnacht-Kryptos, das ist, was die (ehrenamtliche) Redaktion des NfK zurzeit schaffen kann. Wir werden natürlich die Seite weiter entwickeln und haben schon einige Ideen im Kopf. Wir freuen uns über jegliche Form von Anregung, sei es Anfragen wie „Macht mal was zum Thema …“, Pressefunde per Mail oder halbfertige oder fertige Artikel.

Ebenso freuen wir uns über jede Erwähnung im Netz und offline. Postet unseren Link in den sozialen Medien, schreibt ihn in die Footer eurer Forenbeiträge, verschickt die Links zu interessanten Beiträgen per Mail: macht uns bekannt, wir brauchen euch!




Wandernde Geier – Update 5 –

Was vorher geschah

Mit „Brínzola“ ist ein besenderter Mönchsgeier auf dem Weg von Spanien über Mitteleuropa nach Norwegen. Das Proyecto Monachus und andere Vogelkundler beobachten ihn auf seinem Weg in den Norden. Der Vogel zog auf der Vogelfluglinie über den Fehmarnsund und Fehmarn weg. Nach letzten Meldungen hält sich die schwarze Schönheit jetzt in Norwegen auf.

Seit gestern, 20. Mai 2019 wird ein weiterer, offenbar wandernder Mönchsgeier gemeldet. Damit sind mindestens drei Vögel weit außerhalb ihrer üblichen Streifgebiete unterwegs.

Sonntag, 19. Mai 2019, Vogel Brínzola

Karte mit dem Weg des Mönchsgeiers Brinzola durch Schweden und Norwegen am 17. und 18. Mai 2019
Diesen Weg legte Brinzola am 18. Mai 2019 zurück. Quelle: Proyecto Monachus

Am vergangenen Sonntag haben einige Beauftragte des Proyecto Monachus Brínzola gesucht, um ihre Verfassung zu überprüfen. Nach einigen Stunden Fußweg durch unwegsames Gelände konnten sie den Vogel finden. Zur allgemeinen Überraschung und Freude fraß sie an einem Rentier-Kadaver. Das Proyecto Monachus titulierte: „Brínzola frisst Rudolph“

Dies belegt, dass die schwarze Schönheit in einer Gegend mit geeigneter Nahrung angekommen ist. Die Mitarbeiter des Proyecto Monachus hoffen, dass sie so genug Energie aufnehmen kann, um ihre unbeschreibliche Reise fortzusetzen – wo immer sie hin will: Wir bleiben dran.

Abgesehen von einem zusammenfassenden Report in einer spanischen Tageszeitung ist es ruhig um Brínzola geworden, das Proyecto Monachus liefert aktuell keine Daten und von norwegischen Vogelfreunden kam bisher noch nichts bei der Redaktion an. Dennoch: Wir bleiben am Ball.


Montag, 20. Mai 2019: Ein weiterer Mönchsgeier ist auf dem Weg nach Norden: „FUH“

Nicht einmal zwei Wochen nach Brínzola ist ein weiterer Mönchsgeier in Belgien aufgetaucht. Das ist die dritte Registrierung von Mönchsgeiern in Belgien überhaupt. Das Tier ist mit einem weißen Ring markiert, der den schwarzen Code „FUH“ trägt. Der Vogel stammt aus einem der Projekte zur Wiedereinführung der Art in Frankreich. Dort werden Ringe dieser Farbe und mit diesem Schriftcode verwendet. Bevor Näheres über diesen Vogel bekannt ist, bezeichnen wir ihn provisorisch als Fuh. Eine E-Mail-Anfrage der NfK-Redaktion zu diesem Tier wurde vom Leiter des Projektes bisher nicht beantwortet.

Die Belgier sind überrascht über diese unerwartete „Welle“ der Geier. Das belgische Naturbeobachter-Portal waarnemingen.be begleitet auch diesen großen, schwarzen Vogel sehr intensiv. Auf zahlreichen Bildern wird er gemeinsam mit einem unmarkierten Gänsegeier gezeigt. Die Vögel rasteten am 20. Mail ab etwa 19 Uhr auf einem Acker bei dem Ort Hees (Provinz Limburg) in der Nähe von Maastricht (allerdings auf belgischer Seite). Sie haben dort die Nacht verbracht und sind zwischen etwa 21:30 Uhr Montag und etwa 6:00 Uhr am Dienstag einige hundert Meter weiter nach Südwesten gezogen.

Am Dienstag, den 21. Mai hat sich ein zweiter Gänsegeier den beiden angeschlossen. Am Nachmittag des selben Tages sind beide Gänsegeier aufgeflogen, die letzte Beobachtung stammt von 15:20 Uhr. Danach haben die belgischen Vogelfreunde sie nicht mehr gesehen.

Fuh, der Mönchsgeier blieb noch bis Mittwoch, 22.5. vor Ort, die letzte Beobachung betrifft den Abflug des Tieres in südöstliche Richtung.


Weitere Geier sind in Deutschland unterwegs

Doch nicht nur Brìnzola ist unterwegs. In Deutschland gesellte sich kurzzeitig ein weiterer, nicht besenderter Mönchsgeier zu ihr. Seine Position ist naturgemäß schwieriger auszumachen, wir sind hier auf Meldungen von ornithologischen Beobachtern angewiesen.

Zahlreiche Hobby-Ornithologen konnten einen juvenilen Mönchsgeier am Freitag, den 17. Mai 2019 auf Rügen beobachten. Mitte April bis Ostersonntag wurde ein Mönchsgeier auf der nahe gelegenen Insel Hiddensee beobachtet. Dieser Vogel war unberingt und im zweiten oder dritten Kalenderjahr, mit ziemlicher Sicherheit ein wild geschlüpfter Vogel. Vermutlich handelt es sich um zwei unterschiedliche Vögel.

Ein Gänsegeier spreizt im Abendlicht die Flügel.

Mehrere Vogelbeobachter-Portale melden übereinstimmend, dass ein Gänsegeier aus der halbwilden Population des Alpenzoos Innsbruck bereits seit Anfang Mai in einer Graureiher-Kolonie in Kolbermoor bei Rosenheim sitzt. Er ernährt sich offenbar von Graureiher-Küken und macht laut Meldung einen gesunden Eindruck. Das Tier war auch am Sonntag, den 19.5. noch vor Ort.

Heute, 23. Mai 2019 erreichte eine weitere, noch unbestätigte Geier-Meldung die Redaktion: Zwei Gänsegeier sollen in Altenwalde bei Cuxhaven an der südlichen Elbemündung aufgetaucht sein. Wir verfolgen diese Meldung weiter und prüfen insbesondere, ob es sich um die beiden Tiere aus Hees in Belgien handeln könnte. 400 km Luftlinie wären für die beiden bei der gegenwärtigen Wetterlage an zwei Tagen zu schaffen.


Vorhergehende Beiträge zu diesem Thema:

Spanische Mönchsgeier in Mitteleuropa vom 15. Mai 2019 mit der Ausgangslage

Wandernde Mönchsgeier – Update 1– vom 17. Mai 2019 mit Anmerkungen zu weiteren Einflügen von Mönchsgeiern nach Deutschland seit dem 2. Weltkrieg und einer Meldung aus Nord-Italien.

Wandernde Mönchsgeier – Update 2 und 3 – mit weiteren Flugdaten.

Wandernde Mönchsgeier – Update 4 – mit der Meldung aus Belgien und von Rügen.

Quellen (auszugsweise):

Proyecto Monachus

Facebook-Seite des Projektes

Das belgische Naturbeobachter-Portal waarnemingen.be mit Sichtungen und Fotos des Tieres

Naturkundliche News der Natuschutzgesellschaft Küstenregion Vorpommern zum Mönchsgeier auf Hiddensee




Wandernde Mönchsgeier – Update 4 –

Was vorher geschah

Mit „Brínzola“ ist ein besenderter Mönchsgeier auf dem Weg von Spanien über Mitteleuropa nach Norwegen. Das Proyecto Monachus und andere Vogelkundler beobachten ihn auf seinem Weg in den Nordosten. Der Vogel zog über den Fehmarnsund und Fehmarn hinweg, nutzte also die Vogelfluglinie. Nach letzten Meldungen hält sich der Vogel in Norwegen auf.

Seit gestern, 20. Mai 2019 wird ein weiterer, offenbar wandernder Mönchsgeier gemeldet. Damit sind mindestens drei Vögel weit außerhalb ihrer üblichen Streifgebiete unterwegs.

Sonntag, 19. Mai 2019, Vogel Brínzola

Karte mit dem Weg des Mönchsgeiers Brinzola durch Schweden und Norwegen am 17. und 18. Mai 2019
Diesen Weg legte Brinzola am 18. Mai 2019 zurück. Quelle: Proyecto Monachus

Die Mönchsgeier-Dame flog weiter nordwestwärts, am Samstag legte sie knapp 320 km zurück. Ihr Weg endete vorerst um 19:09 Uhr in Nowegen, wo sie auch die Nacht auf Sonntag verbrachte. Die Karte zeigt als letzte Station 16:00 Uhr am Samstag, so wird das Tier vor übergroßer Neugier geschützt.

Am Sonntag haben einige Beauftragte des Proyecto Monachus den Vogel gesucht, um seine Verfassung zu überprüfen. Nach einigen Stunden Fußweg durch unwegsames Gelände konnten sie Brínzola finden. Zur allgemeinen Überraschung und Freude fraß sie an einem Rentier-Kadaver. Dies belegt, dass die schwarze Schönheit in einer Gegend mit geeigneter Nahrung angekommen ist. Die Mitarbeiter des Proyecto Monachus hoffen, dass sie so genug Energie aufnehmen kann, um ihre unbeschreibliche Reise fortzusetzen – wo immer sie hin will: Wir bleiben dran.


Montag, 20. Mai 2019: Ein weiterer Mönchsgeier ist auf dem Weg nach Norden: „FUH“

Nach Brínzola ist ein weiterer Mönchsgeier in Belgien aufgetaucht. Das ist die dritte Registrierung von Mönchsgeiern in Belgien überhaupt. Das Tier ist mit einem weißen Ring markiert, der den schwarzen Code „FUH“ trägt. Der Vogel stammt wahrscheinlich aus einem der Projekte zur Wiedereinführung der Art in Frankreich. Dort werden Ringe dieser Farbe und mit diesem Schriftcode verwendet. Bevor Näheres über diesen Vogel bekannt ist, bezeichnen wir ihn provisorisch als Fuh.

Die Belgier sind überrascht über diese unerwartete „Welle“ der Geier. Dies ist mindestens der dritte Mönchsgeier, der gleichzeitig auf dem Weg nach Norden beobachtet wird. Das belgische Naturbeobachter-Portal waarnemingen.be begleitet auch diesen großen, schwarzen Vogel sehr intensiv. Auf zahlreichen Bildern wird er gemeinsam mit einem juvenilen Gänsegeier gezeigt. Der Gänsegeier trägt keinen Ring und keine Farbmarkierung. Die Vögel rasteten gestern Abend (20. Mail) ab etwa 19 Uhr auf einem Acker bei dem Ort Hees (Provinz Limburg) in der Nähe von Maastricht (allerdings auf belgischer Seite). Sie haben dort die Nacht verbracht und sind zwischen etwa 21:30 Uhr Montag und etwa 6:00 Uhr am Dienstag einige hundert Meter weiter nach Südwesten gezogen.

Update 13:00 Uhr: Bis Dienstagmittag hat vermutlich schlechtes Wetter die Weiterreise verzögert, Fotos zeigen beide Geier in Eintracht nebeneinander an einem Feldrand vor einem Holzzaun. Eine Einzelbeobachtung berichtet von einem zweiten Gänsegeier, der sich in der Nähe aufhalten soll.

Update 16:00 Uhr: Das Wetter bleibt schlecht, der Mönchsgeier Fuh und der Gänsegeier bewegen sich kaum. Der zweite Gänsegeier wurde zwischenzeitlich von mehreren Beobachtern gesehen. Er ist agiler und fliegt.

Die Gründe für die Einflüge der Geier nach Norden sind unklar. Sind bereits alle geeigneten Brutreviere besetzt? Weichen sie dem Klimawandel aus?


Weitere Geier sind in Deutschland unterwegs

Doch nicht nur Brìnzola ist unterwegs. In Deutschland gesellte sich kurzzeitig ein weiterer, nicht besenderter Mönchsgeier zu ihr. Seine Position ist naturgemäß schwieriger auszumachen, wir sind hier auf Meldungen von ornithologischen Beobachtern angewiesen.

Mehrere Vogelbeobachter-Portale meldeten übereinstimmend einen juvenilen Mönchsgeier, der am Freitag, den 17. Mai 2019 auf Rügen beobachtet wurde. Mitte April bis Ostersonntag konnte ein Mönchsgeier auf der nahe gelegenen Insel Hiddensee beobachtet werden. Dieser Vogel war unberingt und im zweiten oder dritten Kalenderjahr, mit ziemlicher Sicherheit ein wild geschlüpfter Vogel.
Bei der Frage, ob es sich hierbei um den selben Vogel wie auf Rügen handelt, sind die Meldungen widersprüchlich. Fotos sollen belegen, dass es sich um unterschiedliche Tiere handelt. Unklar ist ebenso, einer der beiden (?) Vögel der Mönchsgeier war, der Brínzola auf ihrem Weg durch Deutschland kurz begleitete.

Dafür meldete ein Vogelbeobachter-Portal am 18. und 19. Mai, dass ein Gänsegeier bereits seit zwei oder drei Wochen in einer Graureiher-Kolonie in Kolbermoor bei Rosenheim sitzt. Er ernährt sich offenbar von Graureiher-Küken und macht laut Meldung einen gesunden Eindruck. Das Tier war auch am Sonntag, den 19.5. noch vor Ort. Offenbar stammt er aus der Gänsegeiergruppe, die halbwild im Alpenzoo Innsbruck lebt und unbegrenzt Freiflug genießt. Innsbruck ist in der Luftlinie etwa 80 km entfernt, nichts, was ein Geier nicht schafft.


Vorhergehende Beiträge zu diesem Thema:

Spanische Mönchsgeier in Mitteleuropa vom 15. Mai 2019 mit der Ausgangslage

Wandernde Mönchsgeier – Update 1– vom 17. Mai 2019 mit Anmerkungen zu weiteren Einflügen von Mönchsgeiern nach Deutschland seit dem 2. Weltkrieg und einer Meldung aus Nord-Italien.

Wandernde Mönchsgeier – Update 2 und 3 – mit weiteren Flugdaten.

Quellen (auszugsweise):

Proyecto Monachus

Facebook-Seite des Projektes

Das belgische Naturbeobachter-Portal waarnemingen.be mit Sichtungen und Fotos des Tieres

Naturkundliche News der Natuschutzgesellschaft Küstenregion Vorpommern zum Mönchsgeier auf Hiddensee




Wandernder Mönchsgeier – Update 2 und 3-

Was vorher geschah

Mit „Brínzola“ ist ein besenderter Mönchsgeier auf dem Weg von Spanien über Frankreich, Belgien, Norddeutschland und die dänischen Inseln nach Schweden. Das Proyecto Monachus und andere Vogelkundler beobachten ihn auf seinem Weg in den Nordosten. Der Vogel zog über den Fehmarnsund und Fehmarn hinweg, nutzte also die Vogelfluglinie.

Donnerstag, 16. Mai und Freitag, 17. Mai

Karte von Südschweden mit dem Weg des Mönchsgeiers Brinzola nach Norden
Weg des Mönchsgeiers Brinzola vom 15. bis 17. Mai 2019. Quelle: Proyecto Monachus

Das Weibchen erreichte am 16. Mai in der Umgebung der Stadt Växbø, wo es etwa 40 km weiter im Norden übernachtete. Die nur vergleichsweise geringe Tagesflugstrecke von „nur“ etwa 100 km gab zu Spekulationen Anlass. Doch am Freitag, 17. Mai pulverisierte der Vogel diese Spekulationen und zog in einem weiten Bogen nach Norden. In der Luftlinie legte er über 360 km zurück, die Flugstrecke war deutlich größer. Was der Vogel im Norden tut? Wir bleiben aber am Ball.


Samstag, 18. Mai 2019

Karte mit dem Weg des Mönchsgeiers Brinzola durch Schweden und Norwegen am 17. und 18. Mai 2019
Diesen Weg legte Brinzola am 18. Mai 2019 zurück. Quelle: Proyecto Monachus

Nachdem die Mönchsgeier-Dame am 17. Mai die Nacht in der Nähe der Stadt Öje in Schweden verbracht hat, startete sie am Samstag, den 18.5. um 9:24 Uhr ihre Weiterreise. Eine gute Stunde später rastete sie an einem der vielen Seen dieses Gebietes um zu trinken. Um 10:44 Uhr setzte sie ihren Weg fort. Um 11:22 Uhr überflog sie die norwegische Grenze. Sie flog weiter nordwestwärts, am Samstag legte sie knapp 320 km zurück. Ihr Weg endete vorerst um 19:09 Uhr in Nowegen, wo sie auch die Nacht auf den heutigen Sonntag verbrachte. Die Karte zeigt als letzte Station 16:00 Uhr am Samstag, so wird das Tier vor übergroßer Neugier geschützt.


Weitere Geier sind in Deutschland unterwegs

Doch nicht nur Brìnzola ist unterwegs. In Deutschland gesellte sich kurzzeitig ein weiterer, nicht besenderter Mönchsgeier zu ihr. Seine Position ist naturgemäß schwieriger auszumachen, wir sind hier auf Meldungen von ornithologischen Beobachtern angewiesen. In den offenen Beobachtungsberichten der Vogelkundler ist nichts von dem Vogel zu lesen. Eine Verortung ist uns so nicht möglich.

Dafür meldete ein Vogelbeobachter-Portal am 18. Mai, dass ein Gänsegeier bereits seit zwei oder drei Wochen in einer Graureiher-Kolonie in Kolbermoor bei Rosenheim sitzt. Er ernährt sich offenbar von Graureiher-Küken und macht laut Meldung einen gesunden Eindruck. Offenbar stammt er aus der Gänsegeiergruppe, die halbwild im Alpenzoo Innsbruck gepflegt wird. Innsbruck ist in der Luftlinie etwa 80 km entfernt, nichts, was ein Geier nicht schafft.


Vorhergehende Beiträge zu diesem Thema:

Spanische Mönchsgeier in Mitteleuropa vom 15. Mai 2019 mit der Ausgangslage

Wandernde Mönchsgeier – Update 1– vom 17. Mai 2019 mit Anmerkungen zu weiteren Einflügen von Mönchsgeiern nach Deutschland seit dem 2. Weltkrieg und einer Meldung aus Nord-Italien.

Quellen:

Proyecto Monachus

Facebook-Seite des Projektes




Wandernde Mönchsgeier – Update –

Mit „Brínzola“ ist ein besenderter Mönchsgeier auf dem Weg von Spanien über Frankreich, Belgien und Norddeutschland nach Dänemark. Das Proyecto Monachus und andere Vogelkundler beobachten ihn auf seinem Weg in den Nordosten. Der Vogel zog über den Fehmarnsund und Fehmarn hinweg, nutzte also die Vogelfluglinie. Auf dem Fehmarnbelt wurde er in östliche Richtung verdriftet und verlor deutlich an Höhe. Eine GPS-Marke zeigte ihn praktisch auf dem Niveau der Meeresoberfläche. Die Redaktion schließt nicht aus, dass er kurze Zeit auf einem Schiff gelandet ist, aber binnen weniger Minuten wieder aufstieg. Meeresüberquerungen sind für Segelflieger immer problematisch, da auf Meeresflächen tagsüber keine Aufwinde entstehen.

Karte von Dänemark und Südschweden, auf der der Flugweg des Mönchsgeiers über Seeland und Südschweden eingezeichnet ist
Brinzolas Weg über Seeland, den Öresund und Südschweden mit Stop am Abend des 16. Mai 2019

Das Weibchen flog weiter über die Insel Seeland und nutzte bei Helsingborg/ Helsingør die kürzeste Querung des Øresunds. Am Dienstag, 14. Mai 2019 gegen 13:35 Uhr Ortszeit überquerte der Vogel Helsingborg und setzte seine Reise in östlicher Richtung fort. Am Mittwochabend rastete das Tier in der Nähe von Älmhult in Südschweden. Donnerstag flog die schwarze Schönheit weiter, an der Stadt Växjö vorbei und beendete den Flug etwa 40 km von dort entfernt. Das waren nur gut 100 km Tagesleistung, wesentlich weniger, als sie sonst oft zurückgelegt hat. Ob sie sich einem unbekannten Ziel nähert, länger gerastet (und gefressen?) hat oder die Winde ungünstig wehten, ist unbekannt.  Wir bleiben aber am Ball.

Inzwischen ist die kleine Verwirrung um das Geschlecht von Brínzola auch geklärt. Auf der Webseite des Proyecto Monachus war von einem Männchen die Rede, während die Projektmitarbeiter auf Facebook ständig von einem Weibchen schrieben. Eine E-Mail-Anfrage an das Proyecto Monachus hat die Leiterin schnell und freundlich beantwortet: Brínzola ist eindeutig weiblich, die Geschlechtsbezeichnung „Macho“ auf der Webseite beruht auf einem Eingabefehler. Der Fehler haben die Projektmitarbeiter inzwischen korrigiert.

Der Mönchsgeier ist ein riesiger, schwarzer Vogel.
Mönchsgeier können im Segelflug viele hundert Kilometer zurücklegen. Brinzola beweist es einmal mehr. (Dieses Bild zeigt nicht Brínzola)

Mindestens ein weiterer Mönchsgeier ist in Deutschland unterwegs

Doch nicht nur Brìnzola ist unterwegs. In Deutschland kreist ein weiterer, nicht besenderter Mönchsgeier. Seine Position ist naturgemäß schwieriger auszumachen, wir sind hier auf Meldungen von ornithologischen Beobachtern angewiesen. In den offenen Beobachtungsberichten der Vogelkundler ist nichts von dem Vogel zu lesen. Eine Verortung ist uns so nicht möglich.


Einflug nach Norditalien

Landkarte Norditaliens mit dem Weg, den Geier Farigoule zurückgelegt hat.
Weg des Mönchsgeiers Farigoule durch Norditalien. Foto: Marco Palumbo

Auch in Italien war ein Mönchsgeier unterwegs. Der Vogel Farigoule ist ebenfalls 2016 geschlüpft und stammt aus einem Wiederansiedlungsprojekt in Frankreich (?). Das etwa 8 kg schwere Weibchen ist mit einem Sender ausgerüstet und damit ähnlich gut wie Brínzola zu verfolgen. Der Vogel löste sich von seiner Gruppe und verdriftete nach Norditalien. Er kreiste tagelang über Ligurien, dem Piemont und landete in der Mailänder Gegend, vermutlich auf der Suche nach Aas. In der Nähe des Dorfes Alserio in der Nähe des Comer Sees wurde er schließlich am 25. April 2019 von Polizisten gefangen. Sichtbar geschwächt wurde das Tier nach Frankreich zurückgebracht.

Vielen Dank an Ulrich Magin für den Hinweis auf den Zeitungsartikel mit der Info.

Quelle:

Tageszeitung La Provincia di Lecco


„Historische“ Fälle: Mehr oder weniger regelmäßige Einflüge, meist im Spätfrühling

1956 wurde ein entkräfteter Jungvogel auf der Feldmark bei Jarnitz auf Rügen aufgegriffen.

Im 21. Jahrhundert

Erst fast 50 Jahre später, am 11. Juni 2001 haben Vogelfreunde erneut ein entkräftetes Jungtier, diesmal in Ottenheim (BW) eingefangen.

Genau drei Jahre später, am 11. Juni 2004 landete ein weiterer entkräfteter Mönchsgeier in einem Hausgarten in Lohmar (Kreis Siegburg, NRW). Mitarbeiter einer Greifvogel-Auffangstation fingen ihn ein und regenerierten ihn. Der Vogel war 2001 auf Mallorca in einer Wildbrut geschlüpft und nach einem Unfall in eine Pflege- und Auswilderungsstation in den französischen Cevennen gekommen. Dort wurde er beringt und besendert und am 19. Mai 2004 freigelassen. Am 3. Juni ging der Kontakt zu dem Tier verloren. Vermutlich haben ihn starke Winde am Rand einer Gewitterfront über 1000 km nach Lohmar verdriftet. Das Tier wog beim Fang nur noch etwa 6000 g (7500g bis 9000 g wären normal). Nachdem er wieder ein gesundes Gewicht erreicht hatte, wurde er mit einem Auto wieder in die Cevennen gebracht und freigelassen.

Nach 2005

Am 14. Juni 2006 wurde ein junger Mönchsgeier mehrfach über Coesfeld (NRW) beobachtet. Anhand seiner Beringung und gebleichter Armschwingen konnte er identifiziert werden.

Sechs Mönchs- und zwei Gänsegeier sitzen im Morgennebel auf einer Wiese
Sechs Mönchs- und zwei Gänsegeier auf einer Wiese

Pünktlich am 10. Mai 2007 kreisten zwei dieser großen schwarzen Geier zusammen mit 22 Gänsegeiern über drei Schafherden im Echaztal bei Reutlingen (BW). Die Gruppe taucht an den beiden folgenden Tagen bei Haigerloch-Owingen wieder auf (ca. 35 km). Sie kreistern über einer Schafweide mit einem toten Schaf und konnten von einem Segelflugzeug in einem Thermikaufwind beobachtet werden. Sie fliegen am 13. Mai gegen Mittag nach Nordosten ab, danach verliert sich die Spur. Am 16. Juni werden 22 Gänsegeier, aber keine Mönchsgeier in Mönchengladbach beobachtet. Zwei Mönchsgeier fallen am 11. Juli einem Jäger in Fridingen (BW), kurz vor Basel, auf.

Ungewöhnlich spät im Jahr, am 21. September 2007 wurde ein Mönchsgeier bei Salem in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet. Es handelt es sich hier nicht um einen Gefangenschaftsflüchtling, sondern um einen wandernden Wildvogel, so die Seltenheitenkommission der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (OAMV 2008).

Wieder im Mai, genauer am 20. Mai 2009 werden drei schwarze Mönchsgeier etwa 10 km östlich von Dessau (SA) beobachtet. Es bleibt die einzige Mönchsgeier-Beobachtung in diesem Jahr.

Ab 2010

Am 28. Mai 2011 zeigte sich einer der majestätischen Vögel am Schaufelsen bei Neidingen (Gemarkung Beuron Kreis Sigmaringen, BW) im Naturpark obere Donau. Am Vortag werden hier 28 Geier beobachtet, die alle als Gänsegeier identfiziert wurden.

Am 5. Juni 2011 wird ein Mönchsgeier bei Selters (HE) gesichtet. Am 18. Juni folgt eine weitere Beobachtung aus Thale (SA).

Etwas früh im Jahr, am 18. April 2013 kreisten zwei Mönchsgeier über Karlsruhe Mühlburg und segelten in Richtung Nordwesten. Aufgrund der Flughöhe ist die Artbestimmung nicht ganz sicher. Es bleibt die einzige mögliche Mönchsgeier-Beobachtung 2013. Gut zwei Jahre später, am 7. Juni 2015 wurde ein Mönchsgeier ganz in der Nähe, in Ubstadt-Weiher (BW) beobachtet. Auch diese Beobachtung ist mangels Foto nicht verifiziert.

Nach 2015

2016 tauchte am 1. Mai ausgerechnet in der Nähe der Greifvogelwarte Hellenthal in der Eifel ein einzelner Mönchsgeier auf. Die Greifvogelwarte ist bekannt dafür, dort gehaltene Vögel bei gutem Wetter frei fliegen zu lassen. Zu dieser Zeit hatte die Greifvogelwarte aber keinen Mönchsgeier. Möglicherweise haben die im Aufwind kreisenden Greifvögel den schwarzen Geier angezogen. Ausfliegende Mönchsgeier scheinen die Gesellschaft anderer großer Greifvögel insbesondere von Gänsegeiern zu suchen.

Mönchsgeier sitzt vor einer Ziegelwand
Portrait eines Mönchsgeiers im Zoo

Nur wenige Tage später, am 8. Mai konnten Vogelbeobachter in Mudau und Eberbach (Neckar-Odenwaldkreis, BW) einen Mönchsgeier fotografieren. Später wurde der Vogel als „Bernhardus“, K2 W aus Verdon, Frankreich positiv identifiziert. Der Vogel trug einen Sender. „Bernhardus“ wanderte in den folgenden Tagen über Kraichtal und Hornberg. Am 9. Mai 2016 beobachtete ein Vogelkundler in Mudau (BW), wie sich zwei Mönchsgeier zehn bis zwölf kreisenden Gänsegeiern anschließen und mit ihnen nach Westen abwandern. Vermutlich war „Bernhardus“ einer dieser Vögel. Am folgenden Tag hat er Deutschland vermutlich in Richtung Vogesen verlassen.

2017, genauer am 16. Mai zeigte sich ein großer Vogel über dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr (BY). Wahrscheinlich war dies ein Mönchsgeier. Am 11. Juni fotografierte eine Vogelbeobachterin einen Mönchsgeier an der Schwarzach im Neckar-Odenwaldkreis (BW). Bereits am 14. Juni tauchte ein Mönchsgeier auf der Dreiborner Hochfläche (Kreis Euskirchen, NRW) auf und blieb dort mindestens bis zum 16. Juni. Er war in Gesellschaft dreier Gänsegeier. Die letzte sichere Sichtung des Jahres erfolgte am 26. Juni am Imberger Horn, Bad Hindelang, Oberallgäu, BY. Ein weiteres Tier wurde möglicherweise am 23. August über dem Ipf bei Bopfingen (BW) beobachtet. Die Identifikation ist aber nicht sicher.

Am 23. August 2018 meldeten die Osthessen News einen Mönchsgeier. Er rastete am 20. August auf einer Wiese im Vogelsbergkreis (HE). Ein Vogelkundiger bemerkte „Er hat keine Ringe und keine Markierung“. Nachdem er etwa eine Stunde lang auf der Wiese saß, wurde er von einem freilaufenden Hund aufgeschreckt. Der riesige Vogel stieg in einem Aufwind auf und flog nach Südwesten ab.


Quellen und Links:

Avifaunistische Kommission: Vogel des Monats Juni 2008

Osthessen News vom 23.8.2018




Spanische Mönchsgeier in Mitteleuropa

Mönchsgeier sind nach Bartgeiern die größten Greifvögel Europas. Sie kommen aktuell in Europa nur noch in Spanien vor, Wiederansiedlungsprojekte in Frankreich und im Norden Mallorcas laufen. Die Tiere werden durch ein Schutzprojekt engmaschig überwacht. Wie die meisten Geier suchen auch Mönchsgeier große Gebiete im Gleitflug nach Aas ab.

Brínzola auf Abwegen

Portrait eines Mönchsgeiers
Portrait des beeindruckenden Vogels. Kein Wunder, dass das Tier in vielen Sprachen Mönchsgeier genannt wird

Der Mönchsgeier Brínzola ist im Jahr 2016 geschlüpft. Das junge Weibchen* musste wegen Herzproblemen und Unterernährung in einer Pflegestation des El Proyecto Monachus aufgepäppelt werden. Die Pflegestation liegt in der Sierra de la Demanda, ca. 50 km östlich von Burgos, Spanien. Am 7. Oktober 2018 wurde er zusammen mit seinem Artgenossen Batman in der Nähe der Station im nordspanischen Burgos (Sierra de la Demanda) ausgewildert.

1. Station: Frankreich

Die „Europareise“ von Brínzola begann am 20. April 2019. Der Mönchsgeier zog aus seinem üblichen Revier in Zentralspanien nach Norden an die baskische Atlantikküste und dann entlang des Pyrenäennordkammes nach Osten ans Mittelmeer. Abgesehen von einem Ausflug in die Pinienwänder der Gascogne zog der Vogel weiter nach Norden. Er folgte dabei offenbar immer den Hängen der Mittelgebirge.

2. Station: Belgien

Nachdem Brínzola praktisch ohne Pause Frankreich durchquerte, hatte sie am 9. Mai Belgien erreicht. Seine Ankunft war eine kleine Sensation für die dortigen Ornithologen – schliesslich handelte es sich erst um den zweiten Nachweis eines Mönchsgeiers in Belgien. Mehr als 200 Fotografen aus dem ganzen Land waren angereist, um einen Schnappschuss von dem Exoten zu ergattern. Auch die Medien haben sich eingehend mit dem „Ausreisser“ befasst.

Reise des Mönchsgeiers Brinzola durch Spanien, Frankreich nach Belgien. Image: Proyecto Monachus, google earth
Reise des jungen Mönchsgeier-Weibchens Brinzola durch Spanien, Frankreich nach Belgien.

Reise des Mönchsgeiers Brinzola von Frankreich über Belgien, die Niederlande und Deutschland bis nach Fehmarn. Image: Proyecto Monachus, google earth
Brinzolas Route von Frankreich über Belgien, die Niederlande und Deutschland nach Fehmarn.

3. Station: Deutschland .. und nicht allein

Nach einem kurzen Überflug von Holland erreichte Brínzola am 10. Mai den deutschen Luftraum. Von dort erreichte das Proyecto Monachus die Nachricht von einem weiteren, unmarkierten Mönchsgeier. War Brínzolas Aufenthalt in Belgien schon eine kleine Sensation, so war der Nachweis zweier Mönchsgeier in Deutschland nicht weniger ungewöhnlich. Seit 2007 ist hier allerdings der eine oder andere durchreisende Mönchsgeier registriert worden. Das Proyecto Monachus hat nicht ausgeschlossen, dass beide Exemplare mit den starken Winden aus dem Süden nach Mitteleuropa gereist sind. Ob sich das besenderte Weibchen* Brínzola, das verpaart in einem geeigneten Revier in seinem ursprünglichen Auswilderungsgebiet gelebt hat, nur wegen der Winde auf die lange Reise begeben hat, ist allerdings noch unklar.

Hans Pohlmann von der niederländischen Vulture Conservation Foundation kollaboriert mit dem spanischen Proyecto Monachus. Er war eigens nach Deutschland gereist, um das Tier zu überwachen. Es war ihm möglich, auch einige Bilder zu machen: Brínzola befand sich in gutem Zustand und konnte seine Reise somit auch ohne Probleme nach Norden fortsetzen. Der zweite Mönchsgeier befand sich zu dem Zeitpunkt weiterhin in Deutschland.

Am 12. Mai erreichte Brínzola schliesslich Norddeutschland, nachdem sie diagonal durch Deutschland geflogen ist. Dort übernahmen Arne Torkler die Überwachung des Geiers und informierte das Proyecto Monachus. An denselben Tag konnte er zusammen mit anderen Ornithologen das Tier beobachten, wie es sich an den Resten eines Hirsches stärkte. Es schien auch weiterhin in guter Verfassung zu sein, da keine Schwierigkeiten beim Fliegen festzustellen waren. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Vogel noch am selben Tag seine Reise fortsetzte und in nur 5 Stunden 250 Kilometer zurücklegte.

Der Mönchsgeier ist ein riesiger, schwarzer Vogel.
Mönchsgeier können im Segelflug viele hundert Kilometer zurücklegen. Brinzola beweist es einmal mehr.

4. Station: Dänemark

Am 14. Mai war Brínzola nach Dänemark übergesegelt und hatte dabei 50 Kilometer des Fehmarnbelts (zwischen der deutschen Insel Fehmarn und dem dänischen Lolland in der westlichen Ostsee) überquert.

Laut den Daten des Senders befand sich Brínzola kurzzeitig nur 3 Meter über dem Meeresspiegel,- wäre also (sofern fehlerhafte Datenübertragung auszuschliessen ist), fast in das Meer gestürzt. Von Deutschland war Brínzola in 299 Metern Höhe über dem Meeresspiegel gestartet – in 19 Kilometern von der deutschen Entfernung befand er sich nur 3 Meter über dem Meeresspiegel – es muss eine enorme Anstrengung gekostet haben, wieder nach oben zu kommen. Schliesslich konnte Brínzola von aufsteigender Luft profitieren und auf 433 Meter Höhe aufsteigen.

Nachdem das Weibchen die Meerenge hinter sich gelassen hatte, flog es direkt weiter nach Astrup, das 40 Kilometer hinter der dänischen Grenze liegt. Den Ort dieses Zwischenstopps hat sie inzwischen verlassen. Das spanische Proyecto Monachus wird aber auf seiner Facebook-Seite die Interessierten weiterhin auf dem Laufenden halten.

Wir bemühen uns, regelmäßige Updates zu bringen.

* Die Angaben, um welches Geschlecht es sich bei Brìnzola handelt, sind widersprüchlich. Das Proyecto Monachus stellte Brínzola auf der eigenen Website als „Macho“, also Männchen vor. Bei den Facebook-Einträgen ist hingegen von „hembra“, also Weibchen die Rede. Wir hatten Kontakt mit der Leitung des Proyecto aufgenommen. Sie versichert, dass Brínzola ein Weibchen ist und hat den Fehler auf der Webseite bereits korrigieren lassen. Damit ist das „sie“ aktuell.

Sonstiges:

Mönchsgeier frisst an Fleischresten
Mönchsgeier werden relativ häufig in Zoos gehalten. Dieses Tier frisst an Fleischresten..

Im Nationalpark Monfragüe haben Vogelkundler beobachtet, dass Gänsegeier die jahrelang von Mönchsgeiern besetzten Nester beziehen und somit die großen, schwarzen Vögel verdrängen.

Die häufigeren Gänsegeier sieht man in den letzten Jahren regelmäßiger im mitteleuropäischen Flachland. 2006 zogen das erste Mal seit langem Trupps über Deutschland. Vogelbeobachter hatten damals 164 Tiere gezählt, davon 57 in Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2007 flogen mindestens 67 Tiere nach Deutschland und 171 in die Schweiz. In den folgenden Jahren fanden immer wieder kleinere Einflüge nach Deutschland statt. Die Gründe hierfür werden kontrovers diskutiert, so könnte die Zunahme der Bestände in Südwest-Europa und den Alpen ein Grund sein. Als weiteren Grund sehen Tierschützer eine veränderte Praxis bei der Entsorgung von toten Tieren in Spanien.

Links:

Website des Proyecto Monachus

Facebook-Account des Proyecto Monachus

VRT Flandern News vom 10. Mai 2019 (deutsch)