Juli
Frankreich: Erneut ein Wal in der Seine-Mündung bei Le Havre, diesmal handelt es sich um einen etwa 10 m großen Zwergwal, der bei den ersten Beobachtungen in guter Verfassung zu sein scheint.
Kambotscha: Ein Fischer hat im Mekong den womöglich größten Süßwasserfisch der Welt gefangen. Es handelt sich um einen Mekong-Riesenrochen, er wog etwa 300 kg, hatte eine Länge von 3,98 m und eine Breite von 2,2 m. Nach Messen und Fotosession wurde der Fisch besendert und wieder frei gelassen.
Der Mekong gilt allgemein als Fluss der Riesenfische, von denen die meisten Arten durch Überfischung am Rand der Ausrottung stehen.

London: Große Aufregung um angeblich tödliche Riesenschnecken. Schnell stellte sich heraus, dass es sich hierbei um zwei gewöhnliche Achatschnecken handelte, die zwar mit 20 cm Gehäuselänge zu den größten Landschnecken gehören, aber keinesfalls tödlich sind.
Die Panik, die Mirror und Sun zu zitieren wussten, stammte aus Florida, wo die Art invasiv ist und große Schäden in der Landwirtschaft verursacht. In England ist das bei einer hochtropischen Art nicht zu erwarten. Tödlich hingegen kann ein Parasit, der Rattenlungenwurm Angiostrongylus cantonensis sein. Menschen werden aber nur selten infiziert.

Niederlande: Der seit Monaten in der südlichen Nordsee kreuzende Buckelwal ist tot. Er wurde am 5.7. auf einem Truppenübungsplatz auf der 2. westfriesischen Insel Vlieland angeschwemmt. Das Tier war 7 m lang, also gerade selbstständig geworden. Es litt unter Nahrungsmangel, vermutlich hatte es nie lernen können, sich im flachen Wasser zu ernähren.

Australien: Im Süden des Inselkontinentes, bei Mallacoota Beach ist ein weißer Buckelwal tot gestrandet. Das Weibchen maß 10 m. Befürchtungen, dass es sich um das bekannte weiße Buckelwalmännchen Migaloo bestätigten sich nicht. Zur Todesursache haben wir nichts erfahren.

Kanada: Sicherlich das kryptozoologische Fake des Jahres hat ein Blogger namens Coyote Peterson geschaffen. Er hat eine Kunststoff-Nachbildung eines Gorilla-Schädels in einer Pfütze im pazifischen Regenwald „gefunden“ und geschickt nicht behauptet, es handele sich um den Schädel eines Sasquatch.
Ganzer Artikel: hier.

August
China: Schwertstör ausgestorben. Einer der größten Süßwasserfische, der chinesische Schwertstör ist offiziell ausgestorben. Überfischung hatte sie bereits selten gemacht, der Gezhouba-Damm den Weg vom normalen Lebensraum im Unterlauf zu den Laichplätzen im Oberlauf verbaut. Die letzten Jungtiere wurden 1995 gefangen, seit dem ließ sich keine Reproduktion mehr nachweisen.
Genaueres hier: News

Türkei: Ein junger Braunbär hat sich so sehr mit Pontischem Honig beduselt, dass er von den Behörden buchstäblich eingesammelt und zur Ausnüchterung eingesperrt wurde. Pontischer Honig ist der Honig des Pontischen Rhododendrons, Rhododendron ponticum, und enthält mehrere berauschende Graynotoxine.
Nachdem er den Rausch ausgeschlafen hatte, wurde der Jungbär mit einem gewaltigen Kater wieder in die Wildnis entlassen.
Frankreich: Der dritte Seine-Wal dieses Jahr war ein Beluga! Der Weißwal wurde Anfang August entdeckt und war zu diesem Zeitpunkt bereits in schlechtem Allgemeinzustand. Es irrte zwischen Paris und Rouen hin und her, nahm aber keine Nahrung zu sich. Am 10.8. entschieden die Behörden, das lebende Tier einzufangen, es sollte in der Normandie aufgepäppelt werden und dann gestärkt entlassen werden. Auf dem Transport verstarb es.

Washington D.C.: Eine neue Studie zum Großzahnhai Otodus megalodon erregt Aufsehen. Über ein 3D-Modell, das auf einem der wenigen Fossilien (die über Zähne hinausgehen) basiert, konnten die Wissenschaftler neue Daten produzieren. Zu diesen Daten gehörten Bewegung- und Fressökologie, die sich spürbar von den kleineren, heute lebenden Haien unterscheidet.
Siehe News-Artikel und Originalarbeit
September
Birmingham: Britische Kryptozoologen gehen mit einer neuen Art der Falle auf Großkatzenjagd. Sie nageln Teppichstücke an Bäume, die mit Duftölen getränkt sind. Jeder, der eine Katze hat, weiß, dass sie sich gerne an so etwas reiben, das tun Großkatzen genauso. Haare könnten nun an den Teppichen oder Nägeln hängen bleiben, hieraus kann man DNA gewinnen.
Von einem Erfolg der Methode hat die Redaktion noch nichts erfahren.
Amerikanische Jungferninseln: „Blue Goo“, blauer Glibber wurde ein Lebewesen genannt, das Mitarbeiter der US-Wetter- und Ozeanforschungsbehörde NOAA vor der Insel St. Croix in Tiefen zwischen 407 und 611 m in größerer Zahl fanden. Bisher konnte es nicht eingeordnet werden, Spekulationen gehen in Richtung Weichkoralle, Schwamm oder Manteltier.

Neuseeland: Am Strand des Abel Tasman Nationalparks am Nordende der Südinsel Neuseelands ist ein wirklich großer Riesenkalmar angeschwemmt worden. Wenn die Angaben von Stern.de stimmen, hat der „Kopfmantel“ (sic!) eine Länge von 4 m. Damit ist vermutlich die Standardlänge gemeint (siehe: Kalmar). Die größte, bisher sicher dokumentierte Standardlänge liegt bei 2,25 m. Dieser Kalmar überschreitet sie deutlich.
Die Cook-Straße zwischen den beiden Hauptinseln Neuseelands ist für eine große Pottwal-Population bekannt. Der Fundort dieses Kadavers ist nicht weit davon entfernt.

Frankreich: In der Bretagne sind drei Finnwale innerhalb weniger Tage gestrandet. Am 2. September strandete an der Südküste der Ile de Sein ein toter, 15 – 20 m langer Finnwal. Am 10. September strandete ein weiterer Finnwal am Strand Kermabec in Tréguennec. Der dritte Finnwal strandete in der Nacht zum 19.9. am Strand von Ploéven in der Bucht von Douarnenez. Es war mit 15 m das kleinste Tier und lebte zum Zeitpunkt seiner Entdeckung, morgens um 8 Uhr noch. Alle diese Strandungen fanden im Umkreis von weniger als 25 km statt.
Niederlande: Drei Schüler aus Duisburg hatten sich bei einem Ausflug in den Safaripark Beekse Bergen vermutlich vom Handy ablenken lassen und landeten auf einmal im Geparden-Gehege. Dazu kam die zweite schlechte Idee, nämlich wegzulaufen. Das wiederum erregte den Jagdreflex der Großkatzen. Einer der Jungen stürzte und wurde von den Katzen in Kopf und Arm gebissen, er kam zur Behandlung ins Krankenhaus. Dummheit tut gelegentlich doch weh.

Neuseeland: Auf den Chatham-Inseln sind in zwei großen Strandungsevents fast 480 Grindwale gestrandet und zu großen Teilen verendet oder wurden von Tierschützern eingeschläfert. Das Wieder-Zuwasserbringen der Tiere ist schwierig, in der Region patrouillieren zahlreiche große Haie im Flachwasser. Sie stellen eine sehr reale Gefahr für die Helfer dar.
Auf den Chatham-Inseln kommt es immer wieder zu Massenstrandungen von Grindwalen.
Oktober

Schweden / Deutschland: Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erhält den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Pääbo ist der Pionier bei der Klonierung alter DNA, unter anderem einer ägyptischen Mumie und des Neanderthalers.
Hier ist eine kurze Zusammenfassung seiner Forschung zu lesen.
Indien: Babiya, ein als heilig verehrtes Krokodil ist tot. Es lebte Jahren am Sri-Ananthapadmanabha-Swamy-Tempel in Thiruvananthapuram, Indien. Das Krokodil erschien spontan 1940 oder 1945 in dem See, nachdem britische Soldaten seinen Vorgänger erschossen hatten.
Entsprechend der hinduistischen Lehre ernährte sich Babia angeblich seit Jahrzehnten rein vegetarisch von Reis und Zucker in Form des „Prasadam“, einem gesegneten Gericht.
Um welche Art es sich bei Babiya gehandelt hat, ist unklar, in Frage kommen Sumpf- oder Leistenkrokodile.
Kambodscha: Erneut ein Mekong-Fisch im Focus: Der Riesenlachskarpfen Aaptosyax grypus wurde auf einem schwimmenden Markt bei einem Fischhändler entdeckt. Das „13 Pfund“ schwere und 90 cm lange Tier ist der erste Nachweis im Tiefland seit 2004. Ob die Tiere in den Nachbarländern noch existieren, ist unklar. Sie können 130 cm und 30 kg erreichen.

Taiwan: Alle auf Taiwan lebenden, anerkannten Gruppen von australonesischen Ureinwohnern haben die Legendes des „Kleinen, schwarzen Volkes“. Nun deuten Schädelfunde von Archäologen darauf hin, dass es tatsächlich bereits Bewohner anderer Ethnien gab, als die Australonesier die Insel besiedelten. Nun stellt sich die Frage, wie lange das „kleine, schwarze Volk“ in den Bergen tatsächlich überlebte und wie lange solche Legenden überleben können.
Für Interessierte empfehlen wir die Originalarbeit.

Niederlande: Auf dem Cadzand ist am 15.10. ein Orca gestrandet. Ein Versuch des „Refloatings“ war erfolglos, das Tier strandete nur 2 h später erneut und wurde dann eingeschläfert.
Das Weibchen war etwa 5,17 m lang und nach ersten Untersuchungen sehr jung, vermutlich gerade selbstständig geworden. Es wog nur 2000 kg und war in einem schlechten Allgemeinzustand. Die Untersuchung des Tieres brachte später weitere Erkenntnisse: Das Tier litt an mehreren Entzündungen, alle Zähne waren locker und verfault.
Später wurde das Tier als IB6, „Gala“ identifiziert. Sie gehörte zur Gibraltar-Population und zum Lusas Clan. Seit Mai 2019 gab es keine Sichtungen von ihr.
November
Nordpazifik: Möglicherweise ist ein zweiter 52-Hertz-Wal seit 2010 bekannt. Der erste Wal, der auf dieser ungewöhnlich hohen Frequenz singt, ist akustisch seit 1989 bekannt. Um was für ein Tier es sich handelt, weiß niemand genau, Spekulationen gehen in Richtung Blauwal-Finnwal-Hybrid. Er singt meist vor Alaska. Seit 2010 gibt es offenbar ein weiteres Tier, das ungefähr in seiner Frequenz singt, südlicher, vor Kalifornien.
Die Macher eines Dokumentarfilmes über den 52-Hertz-Wal konnten nun den zweiten Wal direkt vor Los Angeles aufnehmen, als sich ein Blauwal-Finnwal-Hybrid in dieser Gegend aufhielt.
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Nordsee-Wattenmeer: Die Zahl der Seepferdchen steigt. Seit den 1970ern gelten sie im deutschen Teil des Wattenmeeres als verschollen, nun werden sie „vermehrt“ an den Stränden beobachtet. Die Beobachtungsplattform „Beach Explorer“ hat bereits in der ersten Hälfte 2022 30 Seepferdchen gemeldet, ebenso ähnlich viele Funde aus Dänemark und den Niederlanden. Meist handelt es sich um Hippcampus hippocampus.
Überlegung der Redaktion: Seepferdchen brauchen Bewuchs, an dem sie sich festhalten können. Große Teile des Wattenmeeres sind aufgrund der ständigen Befischung mit Grundschleppnetzen frei von Bewuchs. Fischereischutzzonen um die Windkraftwerke werden aber nicht mit diesen Geräten befischt. Schaut mal da nach.

Papua-Neuguinea: Fergusson-Fasantaube wieder entdeckt. Bisher war dieser Vogel nur von einem einzigen Exemplar, dem Holotypus bekannt. Er wurde 1882 gesammelt. Seit dem gilt die Fergusson-Fasantaube Otidiphaps insularis als ausgestorben.
Forscher der Initiative „The Quest for lost Birds“ hatten sich auf den Weg zur Fergusson-Insel gemacht, die Neuguinea im Osten vorgelagert ist. Ihr einziges Ziel war, diese seltene Fasantaube zu fotografieren.
Wie es sich gehört, war die Expedition lange erfolglos, erst am letzten Tag zeigte sich der einmalige Vogel vor einer der Wildkameras. Quicklebendig, in gutem Licht, scharf und in voller Pracht.
Peru: Unbekannte Springaffen-Art beschrieben. Jetzt hat der Aquino-Springaffe einen Namen, Cheracebus aquinoi heißt er nun. Die kleinen Affen leben in den Regenwäldern Südamerikas, der Aquino-Springaffe in einer Amazonas-Schleife bei Iquitos, Peru.
Derzeit arbeiten mehrere Wissenschaftler an der Systematik der Springaffen. Dies blieb nicht ohne Folgen: Ohne viele neue Tiere zu entdecken, stieg die Artenzahl von drei auf aktuell 36 Arten an, weitere Arten sind zu erwarten.
Wir haben uns ausführlicher mit den Springaffen auseinander gesetzt. Leider gibt es keine Beispiele aus europäischen Zoos, die Tiere werden hier nicht gehalten.
Dezember
Australien: Das Fell und Skelett des letzten bekannten Beutelwolfes, der am 7. September 1936 starb, ist gefunden worden. Es war vermutlich seit dem Tod des Tieres in Besitz der „Tasmanian Museum and Art Gallery“.
Über die Aufzeichnungen der Präparatoren von 1936/37 konnte man feststellen, dass dieses Tier in dem Museum präpariert wurde. Das Skelett sowie die gegerbte und flach gelegte Haut sind jedoch nicht in die Forschungssammlung eingegangen, sondern waren Lehrexemplare und deswegen nicht in den Sammlungsbüchern aufgeführt.

Weltall: Um den Stern Kepler-138 kreisen mehrere Planeten. Bei zweien davon könnte es sich um Wasserplaneten handeln, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erde aufweisen. Wie sehr sie unserem blauen Planeten ähneln, ist noch unklar.
Los Angeles: Der „Hollywood-Puma“ aus einem Stadtpark in Los Angeles musste eingeschläfert werden. Der Kater P-22 lebte seit mindestens 10 Jahren in dem Park, ohne dass es je Probleme mit ihm gab. Nach einem Unfall, vermutlich mit einem Auto wurde er auffällig und hat drei Hunde angefallen. Daraufhin fingen die Behörden ihn ein und ließen ihn untersuchen. Leider waren seine Verletzungen so stark, dass keine Chance auf ein normales Pumaleben bestand, so entschloss man sich, „Amerikas coolste Katze“ einzuschläfern.

Vancouver: Die Buckelwale sind zahlreich zurück. Nachdem die Menschen vor 55 Jahren aufgehört haben, sie zu jagen, entwickelt sich die Buckelwalpopulation an der Küste von British Columbia bestens. Mittlerweile leben wieder 27.000 Tiere hier, in der Meerenge von Vancouver sind sie so häufig, wie seit 100 Jahren nicht mehr. Weiter so!

Helgoland: Erneut Babyboom bei den deutschen Kegelrobben. Wie in den vergangenen Jahren auch, werden die Kegelrobben auf Helgoland dieses Jahr wieder eine Rekordzahl von Jungen auf die Welt bringen. Kegelrobben bekommen ihre Jungtiere um den Jahreswechsel.
Mehr als 700 Geburten werden erwartet, allerdings hat sich im letzten Jahr eine Trendumkehr abgezeichnet: Die Geschwindigkeit der Zunahme sinkt, vermutlich weil so langsam der Platz auf der Düne, Helgolands Nebeninsel knapp wird. Vermutlich werden die Tiere in den nächsten Jahren eine Tochterkolonie irgendwo im Wattenmeer bilden. Es bleibt spannend!
