Wort zum Sonntag (24.10.2021)

Lesedauer: etwa 18 Minuten
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Hallo und einen schönen Sonntag (24.10.2021) wünsche ich dir!

 

Die Zeit scheint wieder zu rasen. Die letzten zwei Wochen zogen so schnell vorbei, dass es mir vorkommt, als hätte ich erst gestern im Zug das letzte Wort zum Sonntag geschrieben. Doch ist in dieser Zeit viel passiert: ich habe endlich wie geplant mein Wohnzimmer renoviert. Aber was für meine Leser sicher spannender ist: mein neues Buch „Traumreise in die Urzeit“ ist endlich fertig! Weil ich die letzten 14 Tage also sehr viel um die Ohren hatte, hatte ich kaum Zeit für Artikel auf meiner Seite. Auch das „Wort zum Sonntag“ fällt deshalb etwas kürzer aus als sonst.


Dino-Treffen im Naturhistorischen Museum Braunschweig

Eine wichtige Ankündigung möchte ich dann aber natürlich doch machen: Das letzte Dino-Treffen in diesem Jahr steht an! Am kommenden Sonntag, den 31.10.2021, treffen wir uns noch einmal im Naturhistorischen Museum Braunschweig. Dieses Museum unweit meiner alten Heimat war schon als Kind eines meiner Lieblingsmuseen, obwohl damals noch gar nicht so viel über Dinosaurier dort zu sehen war. Doch in den letzten Jahren ist eine umfangreiche Ausstellung dazugekommen, zum Beispiel über die vom Museum angeleitete Expedition in den Niger, wo unter anderem der Langhals-Saurier Spinophorosaurus entdeckt wurde. Sein Skelett ist im großen Dino-Saal ausgestellt. Daneben gibt es aber auch viele andere schöne Dinoramen und Exponate zu sehen.

 

Braunschweig Dinotreffen

Alle Details zum Dino-Treffen in Braunschweig:

Ort: Naturhistorisches Museum Braunschweig

Treffpunkt: Vor dem Musuemseingang am Spinophorosaurus; Pockelsstraße 10, 38106 Braunschweig

Zeit: Sonntag, 31.10.2021; 12:00 bis 16:00 Uhr

Preise: (wird noch bekanntgegeben!)

Maximale Teilnehmerzahl: 15 Personen

Das Treffen ist ab sofort buchbar!


Bild der Woche: Traumreise in die Urzeit

Wenn alles gut läuft, habe ich beim Dino-Treffen schon die druckfrischen Exemplare meines neuen Kinderbuches „Traumreise in die Urzeit“ mit im Gepäck. Das Buch enthält Vorlese-Geschichten im Stil einer Fantasie- oder auch Traumreise. Das sind Entspannungsübungen, mit denen Kinder Stress abbauen und nach einem ereignisreichen Tag zur Ruhe kommen können. Bei mir reisen sie dazu in die Welt der Dinosaurier und bestehen dort einige Abenteuer. Viele Dinos haben ein Problem, und das Kind kann ihnen helfen, es zu lösen. Andere wollen ihm einfach nur ihre tolle Welt zeigen oder mit ihm spielen. Und zu lachen gibt es auch einiges!

 

Das Cover-Bild meines neuen Buches von unserem genialen Illustrator Brian Murphy ist heute das Themenbild vom Wort zum Sonntag.

 

Wann du das Buch bestellen kannst, erfährst du natürlich hier zuerst, und natürlich auch auf Facebook und Instagram.


Paläo-News

Auch wenn ich mit der Finalisierung des Kinderbuches alle Hände voll zu tun hatte, fand ich ab und zu noch die Zeit für ein paar spannende Urzeit-Nachrichten. Einige liegen allerdings noch auf meinem Schreibtisch und werden erst im Laufe der kommenden Woche kommen. Ich hinke etwas hinterher, aber ich gebe mir Mühe, wieder aufzuholen!

 

Highlight Paläo-News


6 Ma alte Fußspuren von Kreta sind älteste Zeugnisse eines aufrechten Ganges

Ein 30m dicker Sedimentabschnitt von Trachilos aus dem späten Miozän von der Insel Kreta enthält die möglicherweise ältesten bekannten Fußabdrücke eines Homininen. Der Abschnitt ist durch normale magnetische Polarität gekennzeichnet. Mithilfe chemischer, mineralogischer und isotopischer Analysen konnte ein internationales Forschungsteam um Uwe Kirschner von der Universität Tübingen den Fund im Rahmen einer Studie relativ genau auf ein Alter von 6,05 Ma datieren. Das genaue Alter der Trachilos-Fußspuren konnte bislang nicht genau bestimmt werden, weil die Schichtfolge am Fundort unvollständig ist.

 

Die Fußspuren von Trachilos könnten von Graecopithecus oder einem nahen Verwandten aus der Familie der Dryopithecinen hinterlassen worden sein. Lebendrekonstruktion von Velizar Simeonovski.

Die etwa 50 Abdrücke zeigen noch einige primitive Merkmale wie eine schmale Ferse oder ein fehlendes Längsgewölbe. Dennoch entspricht das Trittsigel dem gleichen Muster anderer, aufrecht gehender Hominiden aus Afrika, die dort allerdings deutlich jünger sind. Auch frühere Fossilien, z.B. von dem ebenfalls auf Kreta gefundenen Graecopithecus, oder dem Danuvius aus Deutschland, deuten auf aufrechtgehende Affen hin, die erheblich älter sind als z.B. Australopithecus und Orrrorin aus Afrika. Stammen die Vorfahren aufrecht gehender Vormenschen also aus Europa und nicht aus Ostafrika?

 

Die Forscher halten es für möglich, dass sowohl die europäischen als auch afrikanischen Hominiden einst aus dem gleichen Gebiet kamen. Die Sahara war im Miozän noch ein fruchtbares Gebiet mit Savannen und Regenwäldern. Als die Gegend allerdings infolge des Klimawandels zu einer Wüste vertrocknete, könnten beide Populationen getrennt worden sein, und haben sich unabhängig voneinander weiterentwickelt. Die europäischen Dryopithecinen lernten im europäischen Grasland zuerst das aufrechte Laufen. In Ostafrika dauerte es noch etwas länger, bis auch dort die Regenwälder immer mehr zu Grassavannen wurden. Im hohen Gras ist es von Vorteil, aufrecht zu laufen, da man so besser Ausschau nach Nahrung und vor allem Gefahren halten kann. Ob sich diese Fähigkeit aber nun zweimal unabhängig entwickelt hat, oder doch ein gemeinsames Abstammungsmerkmal ist, muss noch erforscht werden.


Neue Studie zum Massenaussterben am Ende des Eozäns: auch unsere Vorfahren waren betroffen

Verschiedene geologische und geochemische Belege deuten darauf hin, dass der Übergang vom Eozän zum Oligozän den Beginn einer globalen Abkühlungsphase, ein schnelles Wachstum des antarktischen Eisschildes und einen weltweiten Rückgang des Meeresspiegels markierte. Dies hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Tierwelt: Paläontologen haben festgestellt, dass Veränderungen in der Struktur der Säugetiergemeinschaften in Europa und Asien weitgehend mit diesen Ereignissen zusammenfallen.

 

Doch die möglichen Auswirkungen des frühen oligozänen Klimawandels auf die Säugetiergemeinschaften in Afro-Arabien waren lange Zeit unklar. Dorien De Vries von der University of Salford in Manchester (UK) und sein Team verwendeten für eine neue Studie datierte Phylogenien mehrerer endemischer afro-arabischer Säugetiergruppen (darunter Nagetiere, Primaten sowie fleischfressende Hyaenodonten), um die Diversifizierung und den Verlust der Abstammungslinien seit dem frühen Eozän zu untersuchen.

 

Diese Analysen liefern Beweise für das weit verbreitete Aussterben von Säugetieren im frühen Oligozän von Afro-Arabien, wobei fast zwei Drittel der Großsäuger des späten Eozäns vor etwa 30 Ma verloren gingen. Die Daten zeigen außerdem, dass besonders die Nagetier- und Primatenlinien sich auf ein weit weniger vielfältiges Nahrungsangebot spezialisierten. Manche besiedelten danach auch völlig andere Habitate, z.B. stiegen einige Hörnchen von der boden- zu baumbewohnenden Lebensweise um. Besonders unter den Primaten war die Aussterberate verheerend. Mit zu dem Massenaussterben beigetragen hat wahrscheinlich auch der Vulkanismus. Klimawandel, mehrere Supereruptionen, sowie die Öffnung des Roten Meeres dürften die Tiere vor massive Umweltveränderungen gestellt haben, denen viele von ihnen nicht gewachsenen waren.


Papiliovenator neimengguensis: neuer Troodontid aus der Oberkreide der Inneren Mongolei (China)

Aus der Wulansuhai-Formation in Bayan Manduhu (Innere Mongolei, China) stammt der vollständige Schädel eines kleinen Deinonychosauriers, der nun von einem Forscherteam um Rui Peo von der Chinese Academy of Science in Peking im Rahmen einer neuen Studie als neue Gattung und Art beschrieben wurde. Auch fragmentarische Knochen des Körpers sind halbartikuliert erhalten. Sie stammen offenbar von einem noch nicht ausgewachsenen Jungtier.

 

Papiliovenator neimengguensis, so der Name des Tieres, der übersetzt „Schmetterlingsjäger aus Neimengun“ bedeutet, unterscheidet sich von anderen Troodontiden aufgrund einer Reihe von Merkmalen wie der seitlichen Furche der Zahnwurzel, die nicht nach hinten erweitert ist, und schmetterlingsförmiger Neuralbogen der vordersten Rückenwirbel, denen das Tier auch den Namen verdankt.

 

Lebendrekonstruktion von Papiliovenator von CisioPurple.

Die Forscher ordnen Papiliovenator einem basalen Zweig der Troodontiden zu. Möglicherweise war er recht eng mit Mei long verwandt. Er lebte vor etwa 80 Ma. Die Entdeckung ermöglicht ein verbessertes Verständnis der Anatomie von Troodontiden sowie ihrer regionalen Variation während der späten Kreidezeit im Gobi-Becken.


Überleben im Regenwald: Schon vor 60.000 Jahren lebten Menschen im Dschungel von Laos

Aus Tam Pà Ling, einer Höhle im Nordosten von Laos, stammen die frühesten Skelettnachweise von Homo sapiens auf dem südostasiatischen Festland. Doch wie konnten die Menschen vor mehr als 60.000 Jahren im dichten Dschungel überleben? Wovon sich prähistorische Menschen in Regenwaldumgebungen ernähren, auf welche pflanzlichen oder tierischen Ressourcen sie zurückgriffen, ist bislang noch kaum erforscht, weil das Kollagen in Fossilien aus tropischen Umgebungen kaum erhalten bleibt. Auch archäologische Funde wie Steinwerkzeuge, Reste von Feuerstellen, Pflanzenreste oder Schnittspuren an Knochen sind von dort nicht überliefert.

 

Isotopenverhältnisse von Zink (Zn) in Bioapatit stellen jedoch einen vielversprechenden Anhaltspunkt dar, die Ernährung von fossilen Wirbeltieren abzuleiten, selbst unter ungünstigen taphonomischen Bedingungen. Nicolas Bourgon vom Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig analysierten zusammen mit seinen Kollegen in ihrer neuesten Arbeit die Zinkisotopenzusammensetzung im Zahnschmelz von zwei Menschen-Zähnen aus Tam Pà Ling, sowie 76 andere Säugetier-Zähne, der ebenfalls von dort und aus der nahe gelegenen Nam Lot Höhle stammen, darunter Wasserbüffel, Nashörner, Wildschweine, Hirsche, Bären, Orang-Utans, Makaken und Leoparden.

 

Die Menschenzähne weisen Schmelz-δ66Zn-Werte (+0,24‰) auf, die mit einer Allesfresser-Diät übereinstimmen, was darauf hindeutet, dass die Nahrung sowohl von Pflanzen als auch von Tieren abhängig war. Diese Ergebnisse liefern direkte Beweise für die breite Nutzung von Ressourcen aus tropischen Regenwäldern durch einen der frühesten bekannten anatomisch modernen Menschen in Südostasien.


Kampf der Giganten? Bisspuren auf Pottwal-Zahn könnten Zeugnis für Megalodon-Angriff sein

In den Ablagerungen aus dem Neogen der Phosphatmine Nutrien Aurora in North Carolina (USA) entdeckten Forscher die Zahnfossilien eines frühen, etwa 4m langen Pottwals (Familie Physeteridae). Einer der Zähne weist drei tiefe Kerben auf, die als Bissmarken interpretiert wurden. Sie passen perfekt zum Beißapparat eines riesigen Hais, wie z.B. Otodus megalodon. Der Fund wurde nun von Stephen J. Godfrey, John R. Nance und Norman L. Riker im Rahmen einer Studie beschrieben.

 

Die Umstände, wie diese Bissspuren entstanden, sind natürlich nicht mit Sicherheit zu klären. Hat der Hai hier bloß an einem Kadaver gefressen? Oder hat er den Pottwal tatsächlich angegriffen und möglicherweise sogar getötet? Da moderne Haie bevorzugt von unten angreifen und dabei zuerst auf den Kopf ihres Opfers zielen, könnte hier tatsächlich ein Indiz für räuberische Interaktion gegeben sein.

 

Die Forscher stellen sich deshalb einen kurzen, aber brutalen Kampf vor. Denn auch die miozänen Pottwale waren wehrhafte gesellen, die ebenfalls aktiv auf die Jagd nach großer Beute gingen, nicht nur nach Kalmaren und Tintenfischen, wie ihre heute lebenden Pendants. Der Fund könnte also der erste Nachweis für einen Kampf zweier gigantischer Meeresraubtiere sein.


Hatten bereits die frühesten Vorfahren der Säugetiere eine erhöhte Stoffwechselrate?

Warane (Varanidae) sind die einzigen Nicht-Vogel-Sauropsiden, von denen bekannt ist, dass sie den endothermen (warmblütigen) Säugetieren in ihrer Ausdauer sehr ähnlich sind. Die viel höhere maximale Stoffwechselrate (MMR) verleiht endothermen Tieren, einschließlich Vögeln, eine höhere Ausdauer als z.B. Krokodilen, Schildkröten und Lepidosauriern (außer eben den Varaniden). Dies hat die Forscher zu der Hypothese veranlasst, dass sich die Endothermie von Säugetieren als zweiter Schritt nach dem Erwerb einer erhöhten MMR schon bei recht urtümlichen Therapsiden entwickelt hat, nach einem zuvor noch plesiomorphen Zustand mit niedriger Stoffwechselrate.

 

Um diese These zu überprüfen, erarbeiteten Philipp L. Knaus von der Universität Bonn und sein Forschungsteam einen neuen Ansatz. Bei rezenten Landwirbeltieren korreliert die MMR mit dem Index des Blutflusses in den Oberschenkelknochen (Qi), der aus der Femurlänge und der Querschnittsfläche des Nährstoff-Foramens berechnet wird. Somit kann Qi als Indikator für den MMR-Bereich bei ausgestorbenen Tieren dienen, fanden die Forscher während ihrer Arbeit heraus.

Unter Verwendung der Qi-Proxy- und phylogenetischen Eigenvektorkarten konnten die Forscher zeigen, dass sich erhöhte MMRs wahrscheinlich schon bei den frühesten Synapsiden entwickelt haben. Nicht-Säugetier-Synapsiden, einschließlich Caseiden, Edaphosauriden, Sphenacodontiden, Dicynodonten, Gorgonopsiden und Nicht-Säuger-Cynodonten, zeigen alle bereits Qi-Werte im Bereich der jüngsten Endothermen und Varaniden. Dies deutet darauf hin, dass sich erhöhte MMRs entweder kurz nach der Trennung von Synapsiden (heutige Säugetiere) und Sauropsiden (heutige Reptilien, Schildkröten, Krokodile und Vögel) entwickelten, also schon im Karbon vor etwa 310 Ma. Möglicherweise kam die erhöhte MMR sogar bereits bei den letzten gemeinsamen Vorfahren aller Landwirbeltiere vor. Sie ging dann in einigen Linien bloß sekundär wieder verloren.


Cardamine insueta: neue Pflanzenart aus der Schweizer Alpen

Evolution in Aktion: Die neue Pflanze Cardamine insueta tauchte im Urnerboden vor rund 150 Jahren auf, als sich die Schweizer Alpenregion vom Wald zum Grasland wandelte. Die neu entstandene Art aus der Gattung der Schaumkräuter konnte nur dank zwei vererbten Schlüsselmerkmalen der Elternpflanzen in einer ausgeprägten Umweltnische überleben, wie Forschungen der Universität Zürich zeigen.

 


Menschengemachter Klimawandel ist Konsens!

Die Klima-Skeptiker sind wieder einmal widerlegt worden: Eine aktuelle Überblicksstudie förderte weniger als ein Prozent klimaskeptische Veröffentlichungen zum Klimawandel zutage. Damit ist die menschengemachte Erderwärmung so sicher wie die Evolution oder die Plattentektonik. Mehr als 99 Prozent aller wissenschaftlichen Studien zum Thema erkennen menschliche Aktivitäten als Auslöser der Klimakrise an: nur 28 von rund 90.000 Artikeln, Fachbeiträgen und Studien aus den Jahren 1991 bis 2021 beinhalteten Auswertungen, die sich kritisch zum menschengemachten Klimawandel äußerten. Alle überstanden jedoch nicht das Peer Review und wurden deshalb auch nicht in einer der renommierten Fachpublikationen veröffentlicht. Der menschengemachte Klimawandel ist damit nach wie vor Konsens.

 

Wer das weiterhin leugnet, wer gar von einer Verschwörung ausgeht, die „Andersmeinungen“ unterdrückt und nur Studien zugelassen werden, die einem „Klima-Dogma“ entsprechen, der befindet sich in der gleichen schlechten Gesellschaft derer, die heute noch die Evolution leugnen, die meinen, dass die Erde eine Scheibe ist, oder die glauben, dass Bill und Hillary heute Abend wieder mit frisch aus Kinderadern gezapftem Adrenochrom auf ihre immerwährende Jugend anstoßen: Sie sind es, die an einem Dogma oder einer Ideologie hängen, denn einen derart stark belegten Konsens anzuzweifeln, geht nunmehr nur durch Faktenverdreherei und Wissenschaftsverleugnung.

Artikel zum Weiterlesen


Neue Studie zu Langhals-Saurier Wamweracaudia keranjei

Eine neue Studie unter der Leitung von Philip Mannion, ehemaliger Humboldt-Stipendiat am Museum für Naturkunde Berlin (MfN), und unter Mitarbeit von Daniela Schwarz, Kustodin für Dinosaurier-Fossilien am Museum für Naturkunde in Berlin, setzt sich mit fossilen Fragmenten von Dinosauriern aus Tansania auseinander. 2019 wurde dort eine neue Sauropodengattung und -art gefunden und als Wamweracaudia keranjei beschrieben. Dieser Name wurde u.a. in Anerkennung der Wamwera gewählt, der bevölkerungsreichsten Stammesgruppe in der Lindi-Region von Tansania.

 

Lebendrekonstruktion von Wamweracaudia von CisioPurple.

Die Ergebnisse zeigen, dass die reichhaltige Fauna von Sauropoden aus dem Jura des Tendaguru-Gebietes noch viel diverser war als angenommen und es hier noch viele Geheimnisse gibt. Diese werden gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Tansania in den nächsten Jahren erforscht. Auf der Seite des MfN Berlin gibt es natürlich noch mehr über die interessante Arbeit der Forscher zu lesen.


Die Herkunft unserer Pferde

Die Domestikation von Pferden hat die Welt der Menschen verändert wie kaum eine andere Technologie. Sie ist durchaus vergleichbar mit der Entwicklung der Schrift oder der Zähmung des Feuers. Durch das Pferd erreichten die Menschen eine nie dagewesene Mobilität. Auch die Kriegsführung wurde durch den Einsatz von Pferden revolutioniert. Moderne domestizierte Pferderassen stammen jedoch nicht von der frühesten Abstammungslinie von Hauspferden ab, die archäologisch in Botai, Zentralasien um 3500 v. Chr. erstmals belegt sind. Andere seit langem bestehende Kandidatenregionen für die Pferdedomestikation, wie die Iberische Halbinsel oder Anatolien, wurden kürzlich ebenfalls in Frage gestellt.

 

Der Ursprung des Hauspferdes liegt also offenbar woanders. Doch genetische, geografische und zeitliche Ursprünge moderner Hauspferde sind lange Zeit unbekannt geblieben. Ein internationales Forschungsteam um Pablo Librado von der Université Paul Sabatier in Toulouse (Frankreich) ist dem Ursprung der Hauspferde nun aber ein ganzes Stück näher gekommen. Die Forscher machen die westeurasischen Steppen, insbesondere die untere Wolga-Don-Region, als Wiege der modernen Hauspferde aus. Darüber hinaus kartierten sie die Populationsveränderungen, die mit der Domestikation einhergingen, mithilfe von 273 Pferdegenomen aus Knochen mit einem Alter von 50.000 bis 2.000 Jahren.

 

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass moderne Hauspferde letztendlich fast alle anderen lokalen Populationen ersetzten, als sie sich ab etwa 2000 v. Chr. explosionsartig über die Welt ausbreiteten, zeitgleich wie sich auch Reiterkulturen, Streitwagen und auch die indoeuropäischen Sprachen ausbreiteten. Dies steht im Widerspruch zur zuvor verbreiteten These einer Assoziation mit der Expansion der Yamnaya-Steppenvölker in Europa, die schon um 3000 v. Chr. erfolgte. Diese Botai-Pferde repräsentieren eine eigene Linie, die Vorfahren unsrer heutigen Hauspferde sind sie nicht.


Für 6,6 Millionen Euro: Triceratops „Big John“ versteigert!

Es gilt als der größte nahezu vollständig erhaltene Horndinosaurier: Das Fossil eines Triceratops mit dem Spitznamen „Big John“, das 2014 von Walter W. Stein in der Hell Creek Formation von South Dakota entdeckt wurde. Die etwa 200 Knochen repräsentieren ca. 60% eines etwa 8m langen Tieres, das vor mehr als 66 Millionen Jahren in der späten Kreidezeit lebte.

 

Aus Nordamerika kam der Dinosaurier zunächst ins italienische Triest, wo die Knochen unter der Leitung von Iacopo Briano in jahrelanger Feinarbeit präpariert und erforscht wurden. Anschließend suchte man für den bedeutsamen Fund einen neuen Besitzer: im Auktionshaus Binoche & Giquello in Paris wurde das Fossil in den letzten Monaten öffentlich ausgestellt und in einer Auktion am Donnerstag zum Verkauf angeboten. Experten rechneten mit einem Gesamterlös von etwa 1,5 Millionen Euro. Dieser Preis wurde aber nun bei weitem überboten. Noch in den letzten Minuten der Auktion trieben die letzten zehn verbliebenen Bieter den Preis immer weiter in die Höhe. Freuen durfte sich schließlich ein schwerreicher Privatsammler aus den USA, der „Big John“ nun für sage und schreibe 6,6 Millionen Euro mit nach Hause nehmen darf.


Neue Studie: „Out of Japan“-Theorie zur Erklärung der Herkunft nordamerikanischer Ureinwohner in der Kritik

Lange Zeit galt in der Fachwelt als weithin akzeptiert, dass die ersten Siedler auf dem nordamerikanischen Kontinent aus Nordostasien kamen. Ursprungsgebiet war wohl eine Meeresregion, die von Kamtschatka bis Japan reicht. Archäologen unterstützen diese Annahme, da auch die ältesten in Nordamerika gefundenen Steinartefakte mit einem Alter von rund 15.000 Jahren sehr ähnlich den etwa gleichalten Funden aus Japan und Nordostasien sind.

 

G. Richard Scott von der University of Nevada-Reno (USA) und sein Team stellen diese Theorie allerdings infrage. Auf der Grundlage von Daten und Analysen in der biologischen Anthropologie ziehen sie in ihrer Studie in Zweifel, dass die Menschen, die in Nordjapan die Stielspitzen herstellten, die in der archäologischen Literatur als „Incipient Jomon“ bezeichnet werden, eine Quellpopulation für die indigenen Völker der westlichen Hemisphäre darstellen.

 

Jüngst entdeckte Fußspuren in New Mexico legten außerdem nahe, dass die Besiedlung Nordamerikas schon sehr viel früher erfolgt sein könnte. Möglicherweise lebten Menschen schon vor 25.000 Jahren oder mehr in Amerika, und es bestand zwischen ihnen und den Populationen Nordostasiens gar kein Kontakt. Weitere Studien sind nötig, um die spannende Frage nach der Besiedlungsgeschichte Amerikas zu beantworten.


Neuentdeckter Dinosaurier-Friedhof gibt Aufschluss über das Sozialverhalten früher Langhals-Saurier

Zu den Sauropodomorphen (Langhalsdinosaurier) gehören die größten Landtiere aller Zeiten. Die Grundsteine ihres Erfolgs wurden aber bereits gelegt, lange bevor sie zu Giganten wurden. Die paläobiologische Faktoren, die ihren evolutionären Erfolg beeinflussten, sind aber noch nicht vollständig verstanden. Zum Beispiel ist das Wissen über ihr Verhalten sehr begrenzt. Wir wissen allerdings, dass sie Brutpflege betrieben und große Nestkolonien anlegten.

 

Lebendrekonstruktion eines Mussaurus-Nistplatzes von Jorge Gonzalez.

Ein weiterer Brutplatz wurde nun in Patagonien entdeckt. Diego Pol vom Museo Paleontológico Egidio Feruglio (Argentinien) und sein Team beschreiben in ihrer neuen Studie über 100 Eier und 80 Skelettexemplare des frühen Sauropodomorphen Mussaurus patagonicus. Von Embryonen bis hin zu ausgewachsenen Erwachsenen sind auf dem Dino-Friedhof alle Altersstadien vertreten.

 

Die meisten Exemplare wurden in einem begrenzten Gebiet und stratigraphischen Intervall gefunden, wobei mehrere Skelette zusammen mit anderen Individuen ungefähr gleichen Alters gruppiert waren. Dies weist auf das Vorhandensein von sozialem Zusammenhalt während des gesamten Lebens hin – und auf eine sogenannte Alterssegregation. Innerhalb einer Herde befanden sich meist nur etwa gleichalte Tiere. Diese Ergebnisse liefern den frühesten Beweis für komplexes Sozialverhalten bei Dinosauriern. Das Vorhandensein von Sozialität in verschiedenen Sauropodomorph-Linien deutet auf einen möglichen Ursprung dieses Verhaltens in der Trias hin. Dies könnte damals schon ihren frühen Erfolg als große terrestrische Pflanzenfresser beeinflusst haben.


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Das war es für heute mit meinen Paläo-News und dem Wort zum Sonntag. Ich wünsche dir nun noch ein schönes Restwochenende! Ich würde mich außerdem sehr freuen, wenn wir uns am kommenden Sonntag in Braunschweig treffen. Noch sind Plätze frei! Melde dich also am besten gleich an!

 

Bis dahin noch einen schönen Sonntag,

Dein Markus Peter Kretschmer

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