Medium der Woche: The Curse of Oak Island

Oak Island ist eine kleine Insel im Osten von Nova Scotia in Kanada. Sie zieht seit mindestens 1795 die Augen der Schatzsucher der Welt auf sich. Randall Sullivan, Redakteur des Musik- und Popkultur-Magazins „Rolling Stone“ hat sich der Sache einmal angenommen und betrachtet sie von einem anderen Standpunkt, als die bisher veröffentlichten Dokumentationen.

 

Die Geschichte der längsten Schatzsuche der Geschichte

In The Curse of Oak Island erkundete Randall Sullivan, langjähriger Redakteur und Journalist des Rolling Stone, die merkwürdige Geschichte der Eichen-Insel, so die Übersetzung, und die Generationen von Menschen, die versuchten und es nicht schafften, seine Geheimnisse zu lüften. Gestützt auf seinen exklusiven Zugang zu Marty und Rick Lagina, den Stars der Fernsehsendung The Curse of Oak Island des History Channel, liefert Sullivan eine aktuelle Chronik ihrer andauernden Suche nach der Wahrheit.

 

Oak Island-Buch

 

Was auf Oak Island geschah

1795 entdeckte ein Teenager auf Oak Island in Nova Scotia, Kanada, eine mysteriöse kreisförmige Vertiefung im Boden. Das löste Gerüchte über vergrabene Schätze aus. Frühe Bagger legten einen mit Ton ausgekleideten Schacht frei. Er enthielt Erdschichten, die mit Holzplattformen durchsetzt waren. Aber als sie eine Tiefe von 25 m erreichten, ergoss sich Wasser in den Schacht und machte ein weiteres Graben unmöglich.

 

Seitdem hat das Mysterium des „Money Pit“ von Oak Island Generationen von Schatzsuchern in ihren Bann gezogen. Darunter war ein Bostoner Versicherungsvertreter, dessen Besessenheit ihn ruiniert hat, der junge Franklin Delano Roosevelt und Filmstar Errol Flynn. Verblüffende Entdeckungen haben die Fantasie der Entdecker beflügelt: ein flacher Stein, mit einem Code beschriftet. Ein Fluttunnel, der von einem künstlich angelegten Strand gespeist wird. Ein zerrissenes Stück Pergament. Steinmarkierungen, die ein riesiges Kreuz bilden. Die Schatzsucher haben große Teile der Insel auf der Suche nach Antworten planiert. Ausgrabungsversuche haben bisher zwei Menschenleben gefordert.

 

Es gibt viele Theorien darüber, was auf Oak Island verborgen ist. Könnte es sich um den Schatz der Piraten oder um die verlorenen Juwelen von Marie Antoinette handeln? Oder vielleicht der Heilige Gral oder Beweis für die Identität des wahren Autors von Shakespeares Stücken?

 

Was hat es mit dem Fluch auf sich?

In diesem reichhaltigen, faszinierenden Bericht nimmt Sullivan die Leser mit, während die Lagina-Brüder die bisher umfassendste Anstrengung unternehmen, um das Geheimnis zu lüften. Sullivan zeichnet die unglaubliche Geschichte des „Fluchs“ von Oak Island auf, wohin zwei Jahrhunderte lang Träume von vergrabenen Schätzen geführt haben unerschrockene Schatzsucher alles zu opfern.


 

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The Curse of Oak Island

 

Die Publikation von Randall Sullivan ist 2018 – 2020 in unterschiedlichen Medien erschienen, 2018 das gebundene Buch mit 410 Seiten, 2019 das Hörbuch auf MP3-CD und schließlich 2020 die Taschenbuchausgabe mit 422 Seiten.

 

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Freitagnacht-Kryptos: Zahme Fische

Ich bin kein Angler und habe nie ein Aquarium besessen, deshalb weiß ich nicht, ob man eine persönliche Beziehung zu einem Schwarm Fische herstellen kann. Aber „zahme Fische“ ist eine Frage, die die Presse immer wieder beschäftigt hat.

 

Kongosalmler - zahme Fische?
Es dürfte einfacher sein, aus Aquarienbewohnern wie diesen Kongosalmlern zahme Fische zu machen

 

Den Anfang macht ein kurzer Bericht der „Sächsischen Dorfzeitung“ aus Dresden am 13. September 1902 auf Seite 6:

 

 

Der Fischzüchter Jakob Fischer in Dobl bei Schärding (Oberösterreich) ist, der „D. Fischerei- Zeitung“ zufolge, der seltsame Fall gelungen, eine in dem an seinem Hause vorbeifließenden Bache befindliche größere Forelle so zahm und zutraulich zu machen, daß ihm dieselbe aus der Hand frißt. Sobald Herr Fischer in der Nähe des Standplatzes der Forelle darangeht, mit der Hand einen Regenwurm an die Oberfläche des Wassers zu halten, so kommt die Forelle pfeilschnell aus ihrem Verstecke, um den Regenwurm aus der Hand zu nehmen und hierauf ebenso schnell wieder zu verschwinden. Dieses Schauspiel wiederholt sich fünf- bis sechsmal hintereinander. Die Forelle ist dann satt und kommt einige Stunden nicht mehr zum Vorschein. – Diese Forelle des Fischzüchters Fischer dürfte mit der bekannten Seeschlange einigermaßen verwandt oder verschwägert sein.

 

 

 

Fischschwarm ja, aber zahme Fische?

 

 

Vier Jahre später berichteten zahlreiche Zeitungen weltweit über die Fischzähmungen am Luganer See. In Neuseeland meldete der „Hawera & Normanby Star“ am 29. Mai 1906 auf Seite 6:

 

 

FISCHE ZÄHMEN. Die Frage, ob frei lebende Fische gezähmt werden können, wurde gerade von einem Schweizer Arzt, Dr. R. Fastenrath aus Herisau, gelöst. Am Luganer See setzte er sich eine ganze Stunde lang in Ufernähe, nur mit dem Kopf aus dem Wasser ragend, die Hände auf die Knie gestützt und in jedem ein großes, vom Wasser gründlich durchnässtes Stück Brot. Einige Exemplare der allerjüngsten Brut kamen ihm schließlich nahe und hoben etwas von dem Brot auf, machten aber schleunigst eine hastige Flucht. Im Laufe der Zeit wurden sie jedoch zutraulicher, und die älteren Exemplare der Fischfamilie folgten nach und nach ihrem Beispiel, bis alle Fische ungestört von seinen Bewegungen frei um den Arzt herumschwärmten und die von ihm angebotene Mahlzeit genossen. Letztlich konnte er sie sogar streicheln und anfassen oder heftig im Wasser planschen, ohne die Fische im Geringsten zu stören.“

 

 

Die Nachricht wurde in mehr als einem Dutzend neuseeländischer Zeitungen abgedruckt, aus anderen Varianten – etwa im „New Zealand Tablet“ vom 16. November 1905, S. 29, erfährt man, dass es sich bei der Fischart um Schmerlen handelte und dass „Dr. Fastenrath einen weißen Schirm ins Wasser senkte und Mithilfe einer Spezialkamera mehrere beeindruckende Fotos von seinen flinken Freunden machte.“ (Professor Tames Fish, „Hawera & Normanby Star“, 19. Februar 1906, S. 6. Weitere Berichte: „New Zealand Tablet“, 12. Juli 1906, S. 35; „Otautau Standard and Wallace County Chronicle“, 3. Juli 1906, „Poverty Bay Herald“, 3. Februar 1906, in den USA „Lundington Daily News“, 2. Mai 1906 und – wohl der letzte Auftritt – 17 Jahre später im „Indiana Weekly Messenger“, 15. November 1923.)

 

Goldfische in einem Park, sie werden durch regelmäßiges Anfüttern zahme Fische
Ob es sich an einer solch romantischen Stelle zugetragen hat, werden wir nie erfahren.

 

Der zitierte Gelehrte lässt sich nicht auftreiben. Ich habe einzig einen Rudolf Fastenrath aus Herisau identifiziert, einen Schweizer Lokaldichter. Er hat ein Dialektbuch geschrieben, das am Luganer See veröffentlicht wurde … Fastenrath, Rudolf: Grüetz di Gott mi Appezell, Magliaso, Ceresio, 1906

 

Daher sind die zahmen Fische aus der Schweiz bislang schwer fassbar.

 

Ente und Fische
Bei Enten ist wieder alles anders.




Unser Jahresrückblick 2022, Teil 2

 

Juli

Frankreich: Erneut ein Wal in der Seine-Mündung bei Le Havre, diesmal handelt es sich um einen etwa 10 m großen Zwergwal, der bei den ersten Beobachtungen in guter Verfassung zu sein scheint.

 

Kambotscha: Ein Fischer hat im Mekong den womöglich größten Süßwasserfisch der Welt gefangen. Es handelt sich um einen Mekong-Riesenrochen, er wog etwa 300 kg, hatte eine Länge von 3,98 m und eine Breite von 2,2 m. Nach Messen und Fotosession wurde der Fisch besendert und wieder frei gelassen.
Der Mekong gilt allgemein als Fluss der Riesenfische, von denen die meisten Arten durch Überfischung am Rand der Ausrottung stehen.

 

Mekong Riesenstechrochen Juni 2022
Der besagte Mekong-Riesenstechrochen bei der Freilassung (Foto: Wonders of the Mekong)

 

London: Große Aufregung um angeblich tödliche Riesenschnecken. Schnell stellte sich heraus, dass es sich hierbei um zwei gewöhnliche Achatschnecken handelte, die zwar mit 20 cm Gehäuselänge zu den größten Landschnecken gehören, aber keinesfalls tödlich sind.
Die Panik, die Mirror und Sun zu zitieren wussten, stammte aus Florida, wo die Art invasiv ist und große Schäden in der Landwirtschaft verursacht. In England ist das bei einer hochtropischen Art nicht zu erwarten. Tödlich hingegen kann ein Parasit, der Rattenlungenwurm Angiostrongylus cantonensis sein. Menschen werden aber nur selten infiziert.

 

Schnecke auf Hand
Die Große Achatschnecke wird auch gerne als Haustier gehalten

 

Niederlande: Der seit Monaten in der südlichen Nordsee kreuzende Buckelwal ist tot. Er wurde am 5.7. auf einem Truppenübungsplatz auf der 2. westfriesischen Insel Vlieland angeschwemmt. Das Tier war 7 m lang, also gerade selbstständig geworden. Es litt unter Nahrungsmangel, vermutlich hatte es nie lernen können, sich im flachen Wasser zu ernähren.

 

So sterben Wale - manchmal
Der auf Vlieland gestrandete Buckelwal. Foto von Carl Zuhorn, CC-BY-NC-ND, aufgenommen am 5. Juli 2022

 

Australien: Im Süden des Inselkontinentes, bei Mallacoota Beach ist ein weißer Buckelwal tot gestrandet. Das Weibchen maß 10 m. Befürchtungen, dass es sich um das bekannte weiße Buckelwalmännchen Migaloo bestätigten sich nicht. Zur Todesursache haben wir nichts erfahren.

 

Weißer Buckelwal Wale
Der weiße Buckelwal, der in Australien gestrandet ist. Die Markierungen 2 bis 5 zeigen, dass es sich um ein Weibchen handelt, 1 zeigt eine Schwanzflossenkerbe, die anders als bei Migaloo geformt ist.

 

Kanada: Sicherlich das kryptozoologische Fake des Jahres hat ein Blogger namens Coyote Peterson geschaffen. Er hat eine Kunststoff-Nachbildung eines Gorilla-Schädels in einer Pfütze im pazifischen Regenwald „gefunden“ und geschickt nicht behauptet, es handele sich um den Schädel eines Sasquatch.
Ganzer Artikel: hier.

 

Der vermeintliche Bigfoot-Schädel in situ
Der mutmaßliche Bigfoot-Schädel in Situ

 


August

China: Schwertstör ausgestorben. Einer der größten Süßwasserfische, der chinesische Schwertstör ist offiziell ausgestorben. Überfischung hatte sie bereits selten gemacht, der Gezhouba-Damm den Weg vom normalen Lebensraum im Unterlauf zu den Laichplätzen im Oberlauf verbaut. Die letzten Jungtiere wurden 1995 gefangen, seit dem ließ sich keine Reproduktion mehr nachweisen.
Genaueres hier: News

 

Chinesischer Schwertstör Psephurus gladius
Ein chinesischer Schwertstör Psephurus gladius, 1993 am Ufer des Jangtsekiang bei Nanjing gestrandet. Foto: Wei Qiwei CC BY SA 3.0

 

Türkei: Ein junger Braunbär hat sich so sehr mit Pontischem Honig beduselt, dass er von den Behörden buchstäblich eingesammelt und zur Ausnüchterung eingesperrt wurde. Pontischer Honig ist der Honig des Pontischen Rhododendrons, Rhododendron ponticum, und enthält mehrere berauschende Graynotoxine.

Nachdem er den Rausch ausgeschlafen hatte, wurde der Jungbär mit einem gewaltigen Kater wieder in die Wildnis entlassen.

 

Frankreich: Der dritte Seine-Wal dieses Jahr war ein Beluga! Der Weißwal wurde Anfang August entdeckt und war zu diesem Zeitpunkt bereits in schlechtem Allgemeinzustand. Es irrte zwischen Paris und Rouen hin und her, nahm aber keine Nahrung zu sich. Am 10.8. entschieden die Behörden, das lebende Tier einzufangen, es sollte in der Normandie aufgepäppelt werden und dann gestärkt entlassen werden. Auf dem Transport verstarb es.

Ist der Megalodon verantwortlich?
Darstellung eines Megalodon durch einen Paläoartist

 

Washington D.C.: Eine neue Studie zum Großzahnhai Otodus megalodon erregt Aufsehen. Über ein 3D-Modell, das auf einem der wenigen Fossilien (die über Zähne hinausgehen) basiert, konnten die Wissenschaftler neue Daten produzieren. Zu diesen Daten gehörten Bewegung- und Fressökologie, die sich spürbar von den kleineren, heute lebenden Haien unterscheidet.
Siehe News-Artikel und Originalarbeit


September

Birmingham: Britische Kryptozoologen gehen mit einer neuen Art der Falle auf Großkatzenjagd. Sie nageln Teppichstücke an Bäume, die mit Duftölen getränkt sind. Jeder, der eine Katze hat, weiß, dass sie sich gerne an so etwas reiben, das tun Großkatzen genauso. Haare könnten nun an den Teppichen oder Nägeln hängen bleiben, hieraus kann man DNA gewinnen.

Von einem Erfolg der Methode hat die Redaktion noch nichts erfahren.

 

Amerikanische Jungferninseln: „Blue Goo“, blauer Glibber wurde ein Lebewesen genannt, das Mitarbeiter der US-Wetter- und Ozeanforschungsbehörde NOAA vor der Insel St. Croix in Tiefen zwischen 407 und 611 m in größerer Zahl fanden. Bisher konnte es nicht eingeordnet werden, Spekulationen gehen in Richtung Weichkoralle, Schwamm oder Manteltier.

 

Blue Goo, der unidentifizierte Blaue Glibber am Meeresboden
„Blue Goo“, Blauer Glibber wurde das Wesen getauft, das Forscher der NOAA am Meeresboden der Karibik gefunden haben (Foto: NOAA)

 

Neuseeland: Am Strand des Abel Tasman Nationalparks am Nordende der Südinsel Neuseelands ist ein wirklich großer Riesenkalmar angeschwemmt worden. Wenn die Angaben von Stern.de stimmen, hat der „Kopfmantel“ (sic!) eine Länge von 4 m. Damit ist vermutlich die Standardlänge gemeint (siehe: Kalmar). Die größte, bisher sicher dokumentierte Standardlänge liegt bei 2,25 m. Dieser Kalmar überschreitet sie deutlich.

 

Die Cook-Straße zwischen den beiden Hauptinseln Neuseelands ist für eine große Pottwal-Population bekannt. Der Fundort dieses Kadavers ist nicht weit davon entfernt.

 

Finnwal bläst
Finnwal der atlantischen Population (CC 2.0 by Aqqa Rosing-Asvid)

 

Frankreich: In der Bretagne sind drei Finnwale innerhalb weniger Tage gestrandet. Am 2. September strandete an der Südküste der Ile de Sein ein toter, 15 – 20 m langer Finnwal. Am 10. September strandete ein weiterer Finnwal am Strand Kermabec in Tréguennec. Der dritte Finnwal strandete in der Nacht zum 19.9. am Strand von Ploéven in der Bucht von Douarnenez. Es war mit 15 m das kleinste Tier und lebte zum Zeitpunkt seiner Entdeckung, morgens um 8 Uhr noch. Alle diese Strandungen fanden im Umkreis von weniger als 25 km statt. 

 

Niederlande: Drei Schüler aus Duisburg hatten sich bei einem Ausflug in den Safaripark Beekse Bergen vermutlich vom Handy ablenken lassen und landeten auf einmal im Geparden-Gehege. Dazu kam die zweite schlechte Idee, nämlich wegzulaufen. Das wiederum erregte den Jagdreflex der Großkatzen. Einer der Jungen stürzte und wurde von den Katzen in Kopf und Arm gebissen, er kam zur Behandlung ins Krankenhaus. Dummheit tut gelegentlich doch weh.

 

Gepard
Gepard in einem Zoo (Beispielbild)

 

Neuseeland: Auf den Chatham-Inseln sind in zwei großen Strandungsevents fast 480 Grindwale gestrandet und zu großen Teilen verendet oder wurden von Tierschützern eingeschläfert. Das Wieder-Zuwasserbringen der Tiere ist schwierig, in der Region patrouillieren zahlreiche große Haie im Flachwasser. Sie stellen eine sehr reale Gefahr für die Helfer dar.

Auf den Chatham-Inseln kommt es immer wieder zu Massenstrandungen von Grindwalen.

 


Oktober

Svante Pääbo. Foto: The Royal Society
Svante Pääbo, der erste Nobelpreisträger 2022. Foto: The Royal Society

Schweden / Deutschland: Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erhält den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Pääbo ist der Pionier bei der Klonierung alter DNA, unter anderem einer ägyptischen Mumie und des Neanderthalers.

Hier ist eine kurze Zusammenfassung seiner Forschung zu lesen. 

 

 

Indien: Babiya, ein als heilig verehrtes Krokodil ist tot. Es lebte Jahren am Sri-Ananthapadmanabha-Swamy-Tempel in Thiruvananthapuram, Indien. Das Krokodil erschien spontan 1940 oder 1945 in dem See, nachdem britische Soldaten seinen Vorgänger erschossen hatten.

Entsprechend der hinduistischen Lehre ernährte sich Babia angeblich seit Jahrzehnten rein vegetarisch von Reis und Zucker in Form des „Prasadam“, einem gesegneten Gericht.
Um welche Art es sich bei Babiya gehandelt hat, ist unklar, in Frage kommen Sumpf- oder Leistenkrokodile.

 

Kambodscha: Erneut ein Mekong-Fisch im Focus: Der Riesenlachskarpfen Aaptosyax grypus wurde auf einem schwimmenden Markt bei einem Fischhändler entdeckt. Das „13 Pfund“ schwere und 90 cm lange Tier ist der erste Nachweis im Tiefland seit 2004. Ob die Tiere in den Nachbarländern noch existieren, ist unklar. Sie können 130 cm und 30 kg erreichen.

 

Aaptosyax grypus
Aaptosyax grypus, der Mekong Ghost, sehr real bei einem Fischhändler. Foto: Peter Cunningham CC 3.0

 

Taiwan: Alle auf Taiwan lebenden, anerkannten Gruppen von australonesischen Ureinwohnern haben die Legendes des „Kleinen, schwarzen Volkes“. Nun deuten Schädelfunde von Archäologen darauf hin, dass es tatsächlich bereits Bewohner anderer Ethnien gab, als die Australonesier die Insel besiedelten. Nun stellt sich die Frage, wie lange das „kleine, schwarze Volk“ in den Bergen tatsächlich überlebte und wie lange solche Legenden überleben können.

Für Interessierte empfehlen wir die Originalarbeit.

 

Gestrandeter Orca bei Cadzand
Die Situation nach der 2. Strandung: Der Orca liegt hoch über der Wasserlinie. Foto: Jeroen Hoekendijk

 

Niederlande: Auf dem Cadzand ist am 15.10. ein Orca gestrandet. Ein Versuch des „Refloatings“ war erfolglos, das Tier strandete nur 2 h später erneut und wurde dann eingeschläfert.
Das Weibchen war etwa 5,17 m lang und nach ersten Untersuchungen sehr jung, vermutlich gerade selbstständig geworden. Es wog nur 2000 kg und war in einem schlechten Allgemeinzustand. Die Untersuchung des Tieres brachte später weitere Erkenntnisse: Das Tier litt an mehreren Entzündungen, alle Zähne waren locker und verfault.
Später wurde das Tier als IB6, „Gala“ identifiziert. Sie gehörte zur Gibraltar-Population und zum Lusas Clan. Seit Mai 2019 gab es keine Sichtungen von ihr.

Volltext unserer Meldung


November

Nordpazifik: Möglicherweise ist ein zweiter 52-Hertz-Wal seit 2010 bekannt. Der erste Wal, der auf dieser ungewöhnlich hohen Frequenz singt, ist akustisch seit 1989 bekannt. Um was für ein Tier es sich handelt, weiß niemand genau, Spekulationen gehen in Richtung Blauwal-Finnwal-Hybrid. Er singt meist vor Alaska. Seit 2010 gibt es offenbar ein weiteres Tier, das ungefähr in seiner Frequenz singt, südlicher, vor Kalifornien.
Die Macher eines Dokumentarfilmes über den 52-Hertz-Wal konnten nun den zweiten Wal direkt vor Los Angeles aufnehmen, als sich ein Blauwal-Finnwal-Hybrid in dieser Gegend aufhielt.
Zum Volltext

 

Walhybrid
Hybrid zwischen Blau- und Finnwal. Foto: Adam Ernster,

 

Nordsee-Wattenmeer: Die Zahl der Seepferdchen steigt. Seit den 1970ern gelten sie im deutschen Teil des Wattenmeeres als verschollen, nun werden sie „vermehrt“ an den Stränden beobachtet. Die Beobachtungsplattform „Beach Explorer“ hat bereits in der ersten Hälfte 2022 30 Seepferdchen gemeldet, ebenso ähnlich viele Funde aus Dänemark und den Niederlanden. Meist handelt es sich um Hippcampus hippocampus.
Überlegung der Redaktion: Seepferdchen brauchen Bewuchs, an dem sie sich festhalten können. Große Teile des Wattenmeeres sind aufgrund der ständigen Befischung mit Grundschleppnetzen frei von Bewuchs. Fischereischutzzonen um die Windkraftwerke werden aber nicht mit diesen Geräten befischt. Schaut mal da nach.

 

Seepferdchen im Aquarium
Seepferdchen im Aquarium. Die Artzugehörigkeit ist nicht sicher.

 

Papua-Neuguinea: Fergusson-Fasantaube wieder entdeckt. Bisher war dieser Vogel nur von einem einzigen Exemplar, dem Holotypus bekannt. Er wurde 1882 gesammelt. Seit dem gilt die Fergusson-Fasantaube Otidiphaps insularis als ausgestorben.
Forscher der Initiative „The Quest for lost Birds“ hatten sich auf den Weg zur Fergusson-Insel gemacht, die Neuguinea im Osten vorgelagert ist. Ihr einziges Ziel war, diese seltene Fasantaube zu fotografieren.
Wie es sich gehört, war die Expedition lange erfolglos, erst am letzten Tag zeigte sich der einmalige Vogel vor einer der Wildkameras. Quicklebendig, in gutem Licht, scharf und in voller Pracht.

Weiteres gibt es hier

 

 

 

Peru: Unbekannte Springaffen-Art beschrieben. Jetzt hat der Aquino-Springaffe einen Namen, Cheracebus aquinoi heißt er nun. Die kleinen Affen leben in den Regenwäldern Südamerikas, der Aquino-Springaffe in einer Amazonas-Schleife bei Iquitos, Peru.
Derzeit arbeiten mehrere Wissenschaftler an der Systematik der Springaffen. Dies blieb nicht ohne Folgen: Ohne viele neue Tiere zu entdecken, stieg die Artenzahl von drei auf aktuell 36 Arten an, weitere Arten sind zu erwarten.
Wir haben uns ausführlicher mit den Springaffen auseinander gesetzt. Leider gibt es keine Beispiele aus europäischen Zoos, die Tiere werden hier nicht gehalten.

 

 


Dezember

 

Australien: Das Fell und Skelett des letzten bekannten Beutelwolfes, der am 7. September 1936 starb, ist gefunden worden. Es war vermutlich seit dem Tod des Tieres in Besitz der „Tasmanian Museum and Art Gallery“.
Über die Aufzeichnungen der Präparatoren von 1936/37 konnte man feststellen, dass dieses Tier in dem Museum präpariert wurde. Das Skelett sowie die gegerbte und flach gelegte Haut sind jedoch nicht in die Forschungssammlung eingegangen, sondern waren Lehrexemplare und deswegen nicht in den Sammlungsbüchern aufgeführt.

Kurzartikel hierzu

 

Fell des letzten Beutelwolfes
Fell des letzten bekannten Beutelwolfes, präpariert 1936/37. Foto: TMAG

 

 

Weltall: Um den Stern Kepler-138 kreisen mehrere Planeten. Bei zweien davon könnte es sich um Wasserplaneten handeln, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erde aufweisen. Wie sehr sie unserem blauen Planeten ähneln, ist noch unklar.

 

Los Angeles: Der „Hollywood-Puma“ aus einem Stadtpark in Los Angeles musste eingeschläfert werden. Der Kater P-22 lebte seit mindestens 10 Jahren in dem Park, ohne dass es je Probleme mit ihm gab. Nach einem Unfall, vermutlich mit einem Auto wurde er auffällig und hat drei Hunde angefallen. Daraufhin fingen die Behörden ihn ein und ließen ihn untersuchen. Leider waren seine Verletzungen so stark, dass keine Chance auf ein normales Pumaleben bestand, so entschloss man sich, „Amerikas coolste Katze“ einzuschläfern.

 

Puma Los Angeles
Die ikonische Aufnahme von Steve Winter, die P-22 vor dem Hollywood-Schriftzug zeigt

 

Vancouver: Die Buckelwale sind zahlreich zurück. Nachdem die Menschen vor 55 Jahren aufgehört haben, sie zu jagen, entwickelt sich die Buckelwalpopulation an der Küste von British Columbia bestens. Mittlerweile leben wieder 27.000 Tiere hier, in der Meerenge von Vancouver sind sie so häufig, wie seit 100 Jahren nicht mehr. Weiter so!

 

Buckelwale in British Columbia
Buckelwale in der Meerenge vor Vancouver, häufig wie seit über 100 Jahren nicht mehr.

 

Helgoland: Erneut Babyboom bei den deutschen Kegelrobben. Wie in den vergangenen Jahren auch, werden die Kegelrobben auf Helgoland dieses Jahr wieder eine Rekordzahl von Jungen auf die Welt bringen. Kegelrobben bekommen ihre Jungtiere um den Jahreswechsel.
Mehr als 700 Geburten werden erwartet, allerdings hat sich im letzten Jahr eine Trendumkehr abgezeichnet: Die Geschwindigkeit der Zunahme sinkt, vermutlich weil so langsam der Platz auf der Düne, Helgolands Nebeninsel knapp wird. Vermutlich werden die Tiere in den nächsten Jahren eine Tochterkolonie irgendwo im Wattenmeer bilden. Es bleibt spannend!

 

Kegelrobbe
Eine Kegelrobbe im Flachwasser

 


 




Medium der Woche: Magische Fabelwesen

magische Fabelwesen und Mythische Kreaturen

 

 

Magische Fabelwesen und mythische Kreaturen: Von Drachen, Hexen und Wassergeistern

 

Die faszinierende Welt der magischen Kreaturen

Majestätische Greife, magische Elfen oder mythische Ungeheuer wie die Hydra: dieses Buch präsentiert über 60 Geister, Götter, Gestaltwandler und andere magische Wesen und mythischen Tierwesen. Spannende Porträts und wunderschöne Illustrationen erwecken die zeitlosen Figuren der uralten Mythen unserer Vorfahren zum Leben. Quer durch alle Kulturen und Zeitalter werden hier fantastische Wesen vorgestellt – vom Affenkönig Sun Wukong bis zu den Sirenen mit ihrem todbringenden Gesang.

Magische Fabelwesen und ihre Entstehungsgeschichten

Viele Naturphänomene waren für die Menschen im Altertum das Werk übersinnlicher Kräfte. Für die alten Ägypter bestimmte der Gott Re den Lauf der Sonne. Für die nordamerikanischen Ureinwohner war der Flügelschlag des Donnervogels für den Donner verantwortlich. Auch wenn die Wissenschaft viele Rätsel von damals gelöst hat, bestehen die tierischen Fabelwesen und magischen Kreaturen bis heute in unserer Fantasie fort. Die spektakulärsten Geschöpfe sind in diesem sensationellen Buch vereint!

 

magische Fabelwesen und Mythische Kreaturen: der chinesische Drache

 

Kreaturen und Fakten

Über 60 magische Wesen: Quer durch alle Kulturen und Zeitalter versammeln sich in diesem Buch übersinnliche Kreaturen und deren sagenumwobene Geschichten, z.B. einäugige Zyklopen aus Griechenland, das hinterlistige Yara-Ma-Yha-Who der Aborigines und Tengu, das rotgesichtige Vogelwesen aus Japan.

 

Historische und kulturelle Fakten: Was steckt hinter der Legende von Bigfoot? Was hat das Einhorn mit den Stoßzähnen des Narwals zu tun? Hier werden die Entstehungsgeschichten und Hintergründe der magischen Wesen beleuchtet und in den jeweiligen Kulturkreis eingeordnet.

 

Beeindruckende Illustrationen: Niemand fängt die eindrucksvolle Magie und Faszination, die von mythischen Wesen ausgeht, so wunderschön ein wie der Grafiker Pham Quang Phuc.


 

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Magische Fabelwesen und mythische Kreaturen:

Von Drachen, Hexen und Wassergeistern

Magische Fabelwesen und mythische Kreaturen ist für junge Kryptozoologen und Kryptozoologinnen gedacht. Das üppig illustrierte Werk stammt ursprünglich aus Vietnam und zeigt daher zahlreiche Wesen, die im europäisch-nordamerikanischen Kontext eher selten auftreten.

 

Die Kunden des Buches empfehlen es für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren. DIe deutsche Ausgabe ist bei Dorling Kindersley im August 2021 erschienen und hat 160 gebundene Seiten. Bei Amazon rangiert „Magische Fabenwesen und mythische Kreaturen“ seit seiner Erscheinung in den obersten Rängen unterschiedlicher Kinderbuch-Sektionen.

 

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Freitagnacht-Kryptos: Das Oomph

Es versteht sich von selbst, dass viele Menschen Angst vor dem haben, was sie nicht sehen können. Ein trüber See, bei dem man nicht sieht was unter seiner Oberfläche lebt, kann erschreckend sein sein, wenn man darin schwimmt. Eine ominöse Höhle, die ihren Bewohner ganz hinten im Schutz der Dunkelheit verbirgt, kann jedermann dazu bringen, sich umzudrehen und vor Angst davonzulaufen. Ein dichter Wald bei Nacht kann einem einsamen Camper das Gefühl eines verängstigten Kindes verursachen, wenn die Geräusche seiner versteckten Bewohner von überall widerhallen. Das Unsichtbare ist ein großer Angstmacher.

 

Und diese Angst überträgt sich oft auf Kreaturen, die selten auftauchen. Kreaturen, von denen gelegentlich berichtet wird und die als erschreckend gelten. Aufgrund dieser äußerst seltenen Sichtungen warnen Wissende alle, die das Reich der unsichtbaren Kreatur betreten, dass auch sie mit der Bestie zusammenstoßen und dabei bis ins Mark erschrecken könnten. Aber so beängstigend diese Kreaturen auch sind, man muss sie gelegentlich jagen, um zu verhindern, dass sie sich den im Wald errichteten Lagern nähern oder gar dort eindringen.

Manchmal muss man das Monster jagen, um sich vor einem Monster zu schützen.

 

Dichter Wald, Heimat des Oomph

 

Die Jagd nach dem Monster

Das Problem bei der Jagd auf diese versteckten Bestien ist jedoch, dass sie die meiste Zeit kompletter Humbug sind. Diese erschreckenden Viecher sind normalerweise nichts weiter als reine Fiktion, die hauptsächlich verwendet wird, um auf Kosten der Opfer zu lachen. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Kreatur, die einfach als The Oomph bekannt ist. Ein furchteinflößendes Lebewesen, das in allen Holzfällerlagern des Nordens bekannt war und hauptsächlich für Humor und gelegentliche Angst verwendet wurde.

 

Der Oomph wurde von Holzfällern als so groß wie ein Hund beschrieben, sah aber aus wie die Kreuzung zwischen einer Eidechse und einer Kröte. Es hatte riesige Klauen an seinen vierstelligen Händen und Füßen und es besaß scharfe stachelschweinähnliche Stacheln, die über die Länge seines Rückgrats verliefen. Seine Haut soll eine bräunlich-grüne Farbe haben und mit großen schwarzen rauen Flecken bedeckt sein. Das Tier war extrem schnell und die einzige Möglichkeit, eines zu fangen, besteht darin, es zu überraschen. Wenn es einen Menschen bemerkt, flüchtet es mit so extremer Geschwindigkeit ab, dass der Jäger nicht verfolgen konnte, wohin es lief. Der beste Weg, es zu finden, sei, auf seinen leicht erkennbaren Ruf zu lauschen. Es ist ein Geräusch, das es tief unten in der Kehle erzeugt und wie „Oomph, Oomph“ klingt. Daher hat das Tier seinen Namen.

 

Hier hört man schon beinahe das Oomph

 

Das Oomph liebt Moorhuhn-Eier

Die Holzfäller haben sich die Geschichte des Oomph in erster Linie ausgedacht, um Neuankömmlinge oder Greenhorns zu foppen, wenn sie im Lager ankamen. Diesen Greenhorns hat man normalerweise erzählt, dass das Lager ein Problem mit einem aggressiven Oomph hatte. Es sei Aufgabe der Neulinge es zu jagen und loszuwerden. Nachdem die alten Hasen den nervösen Jägern erzählt hatten, wie das furchterregende Tier aussah, berichteten sie von Anzeichen, die zeigen, ob ein Oomph in der Nähe war. Das wichtigste Zeichen dafür waren zerbrochene Eiern in einem Moorhuhnnest, da diese Eier das Lieblingsessen des Oomph seien.

 

Wenn schließlich jemand die zerbrochenen Eier gefunden hat, machten die Greenhorns dann laut das „Oomph“-Geräusch, um das schwer fassbare Tier zu rufen. Aber zu ihrer großen Enttäuschung – und möglicherweise Erleichterung – tauchte das Oomph nie auf. Die unglücklichen Jäger kehrten dann ins Lager zurück, und erzählten den anderen Holzfällern, dass es ihnen nicht gelungen war, das Lager von ihrem lästigen Oomph zu befreien. An diesem Punkt hat man das Greenhorn auf den Witz aufmerksam gemacht. Oft sah es sich so lange dem Spott ausgesetzt, bis ein neuer Haufen Greenhorns eintraf.

 




Patagonische (Schein-) Riesen? – Erklärungsansätze (3/3)

Patagonische (Schein-)Riesen? – Erklärungsansätze

Die Sprachgruppe der Tehuelche ist also inzwischen völlig zerfasert. Dementsprechend gestaltet es sich als schwierig bis unmöglich, Angehörige der zugehörigen Völker bzw. Stämme zu identifizieren. Wenn man sie aber nicht identifizieren kann, kann man sie auch nicht vermessen. So fällt der eindeutigste Weg, die tatsächliche Größe der Patagonier festzustellen, also aus.

 

Patagonische Riesen
Eine Gruppe – offenbar schlecht gelaunter oder misstrauischer – „Paragonischer Riesen“, der Tehuelche, die 1904 für das Missouri History Museum fotografiert wurden. Foto: Jessie Tarbox Beals

 

Ansonsten ließen sich noch systematisch historische Aufzeichnungen auswerten, deren Wahrheitsgehalt aber nicht mehr objektiv feststellbar ist. Alternativ könnten auch Museumssammlungen nach sterblichen Überresten von Tehuelche-Sprechern durchsucht werden. Fraglich ist, inwieweit es rechtlich überhaupt zulässig wäre, diese für wissenschaftliche Arbeiten weiterzuverwenden. Selbst wenn hier keine Hindernisse bestehen, dürften doch etliche Wissenschaftler aufgrund der unvermeidlichen Kontroverse zögern.

 

Ohnehin sind derartige Untersuchungen gar nicht im Rahmen eines Artikels für das Netzwerk für Kryptozoologie vorstellbar. Zugleich liegen sonst keine eindeutigen Daten zur tatsächlichen Größe der Patagonier vor. So bleibt also nur noch, lediglich Erklärungsansätze vorzustellen:

 

Riesen – weil die Europäer zu klein waren?

Engländer und Patagonier, 1768
Ein englischer Seemann bietet einer patagonischen Frau Brot an. Abbildung aus einer Ausgabe von Lord John Byrons „A Voyage Round the World in His Majesty’s Ship the Dolphin“.

Ganz fantastische Maße von drei, vier, gar fünf Metern sollte man von vorne herein ausschließen. Es ist auf der ganzen Welt kein einziger Mensch von solch gewaltiger Statur nachgewiesen. Schon die Zahl der Menschen, die nachweislich eine Größe von über 2,5m erreichten, kann man an den eigenen Fingern abzählen. Es ist also davon auszugehen, dass die Patagonier – wenn sie tatsächlich „Riesen“ waren – sich wohl eher um die 2-Meter-Marke oder vielleicht etwas darüber bewegten.

 

Nun sind die Berichte über wahrhaftige Riesen schon reichlich alt. Jahrhunderte liegen zwischen der Lebensdaten eines Pigafetta oder Hawkesworth und der Gegenwart. Was, wenn die Patagonier tatsächlich „nur“ etwa zwei Meter groß waren und die Europäer bloß viel kleiner? So wären ihnen die Einheimischen gewiss als Riesen erschienen. Und früher waren die Menschen doch kleiner – oder?

 

Die Wahrheit ist vielschichtiger, als dass man solche Verallgemeinerungen treffen könnte. Jedenfalls „wuchs“ der Durchschnittsmensch nicht immer im Laufe der Jahrtausende oder Jahrhunderte. Die Menschheit wurde also nicht zwergenhaft geboren und entwickelte sich dann zu Riesen.

 

Viel mehr als das geschichtliche Zeitalter spielte die jeweilige Versorgungslage eine Rolle. Wer in guten Zeiten geboren wurde, wurde größer. Kein Wunder, denn eine Unterversorgung mit Nährstoffen hemmt das Wachstum.

 

In diesem Wissen untersuchten Wissenschaftler der Ohio State University im Jahr 2004 menschliche Knochen aus verschiedenen Jahrhunderten. Diese stammten ausnahmslos aus Europa. Die in historischer Zeit verstorbenen Personen waren allesamt Männer.

 

Die größte Überraschung war die Durchschnittsgröße von Männern im frühen Mittelalter: Sie betrug etwa 173 cm und war damit ähnlich hoch, wie die durchschnittliche Größe heute lebender Männer. In den drauffolgenden Jahrhunderten nahmen die Körpermaße ab und erreichten im 18. Jahrhundert mit etwa 167 cm ihren Tiefpunkt. Erst während der Industrialisierung stieg die Durchschnittsgröße anschließend wieder an.

 

Tor und Tür aus dem Mittelalter Europas
Die niedrigen Türen mittelalterlicher Bauten waren also nicht für besonders kleine Leute gedacht, sondern hatten eine andere Funktion.

 

Und wie groß könnte der Durchschnitts-Patagonier gewesen sein?

Die europäische „Entdeckung“ der Patagonier spielte sich im 16. Jahrhundert ab. Die Durchschnittsgröße der Europäer nahm damals gerade ab, befand sich aber noch nicht auf dem Vorläufigen Tiefpunkt. Man kann nun spekulieren, wie viele Zentimeter die Besatzungsmitglieder Pigafettas oder Drakes durchschnittlich maßen. Doch letztlich ist das gar nicht relevant.

 

Ja, es gab nachweislich erkennbare Schwankungen, was die Durchschnittsgröße eines männlichen Europäers betrifft. Letztlich bewegen sich diese aber in einem Bereich von sechs oder allenfalls sieben Zentimetern. Solche Unterschiede sind wahrnehmbar, aber nicht riesig. Wer 167 cm groß ist, wirkt neben einem 173 cm großen Mann eben ein wenig kleiner, aber nicht wie ein Kind.

 

Folglich müssten die Patagonier wirklich ausgesprochen groß gewesen sein, wenn auch nur der Bericht Hawkesworths wahr sein sollte. Unzweifelhaft müssten die Patagonier also im Durchschnitt Größen von etwa zwei Metern erreicht haben, um die – grob geschätzt – 1,7 Meter großen Europäer zwergenhaft wirken zu lassen.

 

Zeremonie der Tehuelche: 4 Personen tanzen um ein Lagerfeuer, andere sitzen drum herum
Szene einer Tehuelche-Zeremonie bei der Geburt eines Kindes. Aus „At home with the Patagonians“ von Georg Chaworth Musters, 1871

 

Studien zur Größe der Patagonier bzw. Tehuelche sind dem Verfasser (wie zuvor bereits angemerkt) nicht bekannt. Trotzdem kann man sich die Frage stellen, ob ein solcher Größenunterschied denn realistisch ist.

 

Auf welche Art sollen die Patagonier besser gestellt gewesen sein, dass sie im Vergleich zu den Europäern ganze 30 cm größer wurden? Die medizinische Versorgung kann es nicht gewesen sein; allenfalls die (vor Ankunft der Europäer) stärkere Isolation könnte Krankheiten verhindert haben. Bessere Unterkünfte standen den Patagoniern auch nicht zur Verfügung, da sie in Zelten lebten.

 

Bloß die Versorgung mit Nahrungsmitteln könnte einen Unterschied gemacht haben. Die Quellen zu den Patagoniern stimmen nämlich insofern überein, als dass sie dieses Volk als nomadische Jäger und Sammler beschreiben. Sie waren also nicht abhängig davon, wie sich ihre Viehbestände entwickelten oder wie viel Fleisch sie von Viehbesitzern erwerben konnten. Stattdessen konnten sie sich ihr Fleisch „einfach“ erjagen und aßen somit auch recht viel davon. Das steht im Kontrast zur eher fleischarmen Ernährung des damaligen Durchschnittseuropäers.

 

Selbst dieses Argument steht aber auf wackeligen Beinen. Schließlich steht dem heutigen Durchschnittseuropäer auch Nahrung im Überfluss zur Verfügung. Dennoch sind die heutigen Europäer nicht gerade Riesen im Vergleich zu den Europäern vergangener Jahrhunderte. Man erinnere sich: Die Männer des 11. Jahrhunderts waren nur wenig kleiner als die heutigen. Selbst im Extremfall kann man nur noch etwa sieben Zentimeter abziehen, um den – bis jetzt – kleinstmöglichen Durchschnittseuropäer zu erhalten.

 

Krankhafter Riesenwuchs?

Wenn die Patagonier also tatsächlich Größen jenseits der zwei Meter erreicht haben sollen, kann die Ernährung nicht die alleinige Ursache gewesen sein. Hier muss noch mindestens ein weiterer Grund vorliegen:

Zugleich sollte man auch festhalten, dass eine Körpergröße von über zwei Metern nicht „normal“ ist. Damit ist nicht bloß gemeint, dass diese Größe nicht dem Durchschnitt entspricht. Gerade wenn die Zwei-Meter-Marke deutlich überschritten wird, sind nämlich häufig krankhafte Veränderungen schuld an diesen beeindruckenden Maßen:

 

Riesenwuchs im medizinischen Sinne kann etwa durch verschiedene Erbkrankheiten verursacht werden. Aber auch deutlich offensichtlichere Gründe können zu einer abnormalen Höhe führen. Am häufigsten ist ein mechanischer Druck auf die Hypophyse, ein Areal im menschlichen Gehirn. Dieser Druck wird durch gutartige Tumore verursacht und er bedingt letztlich die übermäßige Ausschüttung von Wachstumshormonen.

Unterschieden wird zwischen Gigantismus und Akromegalie. Beim Gigantismus beginnt der Riesenwuchs bereits in der Kindheit und endet irgendwann um das 20. Lebensjahr – zu selben Zeit, zu der auch gesunde Menschen nicht mehr wachsen. Hierfür gibt es vielfältige Ursachen. Akromegalie tritt dagegen ausschließlich bei Erwachsenen auf und ist fast immer durch einen Tumor an der Hypophyse bedingt.

 

Patient mit Akromegalie
Patient mit Akromegalie und zwei normal-große Menschen

 

Litten die Patagonier darunter?

Im Zusammenhang mit den Patagoniern sind auch die „Nebensymptome“ dieser Krankheitsbilder interessant. Die Betroffenen sind nicht nur größer, sondern vielfach auch schlechter proportioniert. Sowohl beim Gigantismus als auch der Akromegalie entwickeln sich Hände, Füße und auch das Gesicht auf eine abnormale Weise. Sie wirken selbst in Bezug auf den ohnehin sehr beeindruckenden Körper des Betroffenen oft unverhältnismäßig groß und grobschlächtig.

 

An mehreren Stellen berichten Entdecker von der enormen „Hässlichkeit“ der Patagonier. Diese Ausdruckweise ist freilich ganz unwissenschaftlich und völlig subjektiv. Sie deutet aber zugleich auch darauf hin, dass irgendetwas an ihnen auf unangenehme Weise seltsam erschien.

 

Auch die großen Füße der Patagonier wurden vielfach ausdrücklich betont. Allerdings gibt es durch das Schuhwerk dieser Stämme eine alternative Erklärung zu Gigantismus und Akromegalie. Diese scheint auch deutlich realistischer zu sein.

 

Zunächst einmal wäre ein Volk (oder eine sonst wie definierte Gruppe), die in ihrer Gesamtheit von Gigantismus und/oder Akromegalie betroffen ist, stark gehandicapt. Beide Krankheitsbilder gelten als dringend behandlungsbedürftig. Mit Gigantismus gehen etwa häufig chronische Kopfschmerzen, Sehstörungen (die Betroffenen sehen doppelt) und Taubheit einher. Von Akromegalie betroffene Menschen trifft es noch härter: Ihr Leiden erhöht nämlich u.a. das Risiko für Arthritis, Chronisches Erschöpfungssyndrom, Impotenz, Herzerkrankungen, völlige Blindheit und Darmkrebs.

 

Nun ist Akromegalie die häufigere der beiden Formen von Riesenwuchs. Es ist aber nicht ersichtlich, wie ein Volk von Jägern und Sammlern bestehen soll, wenn seine Mitglieder alle oder zumindest mehrheitlich unter dieser Erkrankung leiden. Viele der durch Akromegalie mitverursachten Krankheitsbilder wirken sich nicht nur lebensverkürzend aus, sondern würde sogar das „Tagesgeschäft“ der Patagonier unmöglich machen. Wie soll ein unter Herzbeschwerden und dauernden Schmerzen leidender Mensch etwa weite Strecken zu Fuß zurücklegen, wie es für einen Nomaden zwingend ist?

 

Zum Glück ist es völlig unrealistisch, dass ein krankhaft riesenwüchsiges und somit dauernd leidendendes Volk entsteht. So ist nur einer von ca. 25.000 Erwachsenen durch Akromegalie betroffen. Gigantismus ist noch seltener: Medizinhistorisch sind in den USA bis heute nur etwa 100 Fälle bestätigt.

 

 

Fazit

Die historischen Quellen widersprechen sich gegenseitig sehr stark. Mal sollen die Patagonier normalwüchsige, oft aber auch sehr große Menschen sein. Dazu kommen noch vereinzelt Berichte von einem Volk märchenhafter Riesen. Die letztgenannten Schilderungen beruhten aber mehr auf – absichtlich oder unabsichtlich gestreuten – Gerüchten.

 

Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Patagonier mit der Sprachgruppe der Tehuelche identisch oder zumindest Teil dieser Sprachgruppe. Die Tehuelche wurden ab dem 19. Jahrhundert auch wissenschaftlich untersucht. Mögen die Standards der damaligen Forschung auch nicht einmal ansatzweise den heutigen genügen, steht eines fest: Sehr extrem kann der Riesenwuchs der historischen Sprachgruppe nicht ausgeprägt gewesen sein – sonst wäre er erwähnt worden.

 

Auch sonst spricht Einiges dafür, dass die Größenunterschiede zwischen Europäern und Patagoniern in einigen Berichten stark übertrieben wurden. Die durchschnittliche Körpergröße europäischer Männer variierte im Laufe der Jahrhunderte zwar messbar, aber nicht extrem. So können also keine sehr kleinen Europäer auf aus heutiger Sicht normalgroße Patagonier getroffen sein. Zugleich ist es aber auch sehr unwahrscheinlich, dass das Volk der Patagonier in seiner Gesamtheit riesenwüchsig war.

 

Es ist also davon auszugehen, dass Erzählungen über die patagonischen Riesen mehr Fiktion als Fakt sind. Möglicherweise waren die amerikanischen Indigenen tatsächlich etwas größer, als die Europäer. Die vielfache Weitererzählung verfälschte anschließend die tatsächlichen Beobachtungen.

 

Wer dagegen der Meinung ist, dass die Patagonier wirkliche Riesen gewesen sein sollen, steht momentan ohne Beweise da. Die müssen erst noch gefunden werden.

 

 


Quellenverzeichnis

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Barrow Neurological Institute (2022b): Gigantism, Barrow Neurological Institute, [online] https://www.barrowneuro.org/centers-programs/pituitary-and-neuroendocrine-disease/what-we-treat/gigantism/ [abgerufen am 22.06.2022].

 

D’Obigny, Alcide (1839–1843): VOYAGE DANS L’AMERIQUE MERIDIONALE: TOME DEUXIEME, Strasbourg, Frankreich: bei P. Bertrand.

 

Drake, Francis (1628): The World Encompassed, London, England: bei Nicholas Bovrne.

 

Hawkesworth, John (1773): An account of the voyages undertaken by the order of His present Majesty for making discoveries in the Southern Hemisphere, and successively performed by Commodore Byron, Captain Wallis, Captain Carteret, and Captain Cook, in the Dolphin, the Swallow, and the Endeavour: drawn up from the journals which were kept by the several commanders, and from the papers of Joseph Banks: Volume 1, London, England: bei W. Strahan & T. Cadell.

 

Hutchinson, Thomas J. (1869): The Tehuelche Indians of Patagonia, in: Transactions of the Ethnological Society of London: Vol. 7, London, England: Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, S. 313–325.

 

IDS (o. D.): Tehuelche Dictionary, IDS, [online] https://ids.clld.org/contributions/310 [abgerufen am 13.06.2022].

 

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Ohio State University (2004): Men From Early Middle Ages Were Nearly As Tall As Modern People, ScienceDaily, [online] https://www.sciencedaily.com/releases/2004/09/040902090552.htm [abgerufen am 21.06.2022].

 

Pigafetta, Antonio/Christian Jostmann (2020): Die erste Reise um die Welt – An Bord mit Magellan. : Historischer Reisebericht. Die erste vollständige deutsche Ausgabe inkl. Original-Illustrationen. … und kommentiert von Christian Jostmann, Darmstadt, Deutschland: wbg Edition.

 

Taylor, Philippa (2021): The Truth About Patagonia’s Giants, Cascada Expediciones, [online] https://www.cascada.travel/blog/the-truth-about-patagonia-s-giants [abgerufen am 15.06.2022].