Kryptozoologie im Mai – unser Rückblick

Der „Wonnemonat“ hat der Webseite des Netzwerkes für Kryptozoologie einiges an Neuigkeiten gebracht. Wir haben eine neue Rubrik, die „Freitagnacht-Kryptos“ eingeführt und inhaltlich damit direkt den Vogel abgeschossen. Die „Altigkeiten“, alte Meldungen aus der Kryptozoologie, kuriose Fundstücke und Fehlbildungen haben den Nerv unserer Leser gefunden. Nicht nur die Besucherzahlen zeigen das, auch im Gespräch hat sich der ein oder andere Stammbesucher (ja, es gibt sowas bereits!) positiv über die neue Rubrik geäußert.

Legendäre Kryptide sind eher selten

Dunkles, fast nacktes Tier steigt auf eine Gartenlaube
Ist das der Chupacabra? In einem Garten einer englischen Stadt? Foto: „Cameron“

Als wir die Seite konzipierten, hatten wir schon befürchtet, die legendären oder klassischen Kryptide nicht im aktuellen Geschehen repräsentieren zu können. Doch sie sind beteiligt, wenn auch mit kleinem Anteil. In Nepal hat die indische Armee angebliche Fußspuren des Yetis entdeckt und offiziell als solche publiziert. Dies ist wie eine Bombe im Umfeld der Grenzwissenschaften aufgenommen worden. Leider (?) konnten Skeptiker sehr schnell zeigen, dass es sich bei den fraglichen Fußspuren nur um die Spuren eines Bären handelt.

Nur wenige Tage später sorgte wieder der Cupacabra für Schlagzeilen. Der legendäre Ziegensauger aus Mittelamerika wurde gesichtet und fotografiert – in einer ruhigen Kleinstadt in Südengland. Teilnehmer des Netzwerkes für Kryptozoologie konnten anhand der Fotos das Tier schnell identifizieren. Nun wird in Hertfordshire nicht länger vor dem Ziegensauger, sondern vor der Räudemilbe gewarnt: ein Fuchs litt unter schwerem Befall und hatte nahezu sein komplettes Fell verloren.

Out-of-Place-Sichtungen vorne

Vielleicht könnte man einen Teil der Meldungen der klassischen Kryptozoologie zuordnen, den Alien Big Cats, diesmal in Form eines eindeutig identifizierten Europäischen oder Nordluchses. Die elegante Katze machte allerdings nicht Nordengland unsicher, sondern weitaus bodenständiger: den Ruhrpott. Anfang Dezember in Haltern am See ausgebüchst, wurde sie an verschiedenen Stellen im Ruhrgebiet beobachtet. Leider konnten die Polizei und der Wildparkbetreiber sie einfangen, bevor sie vor den Fenstern der Redaktion vorbei schlich.

Weitere Out-of-Place-Sichtungen betreffen Orcas im Kattegatt zwischen Dänemark und Schweden, einen Delfin in der Kieler Förde und eine angebliche Bananenspinne in Hamm, die sich dann als ungefährliche Riesenkrabbenspinne entpuppte.

Monat der riesigen Vögel

Die Hauptzahl der Meldungen betraf aber einige der größten Vögel des Kontinentes. Mindestens drei Mönchsgeier sind aus Spanien, Südfrankreich und der Balkanpopulation auf dem Weg nach oder sogar durch Mitteleuropa.

Der Mönchsgeier ist ein riesiger, schwarzer Vogel.
Mönchsgeier können im Segelflug viele hundert Kilometer zurücklegen. Brinzola beweist es einmal mehr. (Dieses Bild zeigt nicht Brínzola)

Ein Tier aus einer Wildbrut hält sich mindestens seit Ostern auf bzw. in der Nähe von Rügen auf. Dieses Tier wurde uns gestern noch von dort gemeldet. Das Tier scheint ein zwei- oder dreijähriges Tier aus der Balkanpopulation zu sein. Es trägt keinen Ring und hat keine Markierung durch künstlich gebleichte Schwingen, daher vermuten Experten, dass es sich um einen Vogel aus einer Wildbrut handelt.
Vom nahe gelegenen Hiddensee wurde ein anderer, jüngerer Vogel gemeldet, über deren Herkunft ebenfalls nichts bekannt ist. Er verschwand so unvermittelt, wie er aufgetaucht ist.

Aus Belgien stammt eine (bzw. zwei) weitere Mönchsgeiermeldungen. Der zweite Vogel trug einen deutlich sichtbaren weißen Ring mit der schwarzen Aufschrift „FUH“. Der Ring identifiziert das Tier als Teil eines französischen Wiederansiedlungsprojektes. Leider konnten wir keine weiteren Details über den Vogel ermitteln, Anfragen bei dem Projekt blieben leider unbeantwortet. Er tauchte mehr oder weniger „aus dem Nichts“ in der Provinz Limburg in der Nähe von Maastricht auf, blieb dort zwei Tage und verschwand in südöstliche Richtung. Weitere Sichtungsmeldungen zu diesem Tier blieben aus.

Brínzola

Reise des Mönchsgeiers Brinzola von Frankreich über Belgien, die Niederlande und Deutschland bis nach Fehmarn. Image: Proyecto Monachus, google earth
Reise des Mönchsgeiers Brinzola von Frankreich über Belgien, die Niederlande und Deutschland bis nach Fehmarn.

Anders beim Star dieses Monats, dem Mönchsgeier „Brínzola“. Das dreijährige Weibchen stammt aus einem Schutzprojekt in Nordspanien und trägt einen Sender. So können die Projektbetreiber nahezu minütlich auf die Position des Vogels zurückgreifen. Er (bzw. sie) ist aus dem heimischen Revier in einer großen Schleife an der Nordseite der Pyrenäen und einem Abstecher ans Basin von Arcachon mehr oder weniger direkt nach Belgien geflogen, hat dort kurz gerastet und die Medien des Landes in Aufregung versetzt.

Dann ist der Vogel in beinahe direkter Linie an die deutsche Ostseeküste geflogen und hat die Beltensee auf der Vogelfluglinie überquert. Ihr weiterer Weg führte die schwarze Schönheit bis nach Norwegen, wo sie sich vermutlich immer noch aufhält. Die letzten Meldungen des begleitenden Proyecto Monachus sprachen von der Anpassung des Vogels an die langen Tage im Norden. Genauer Koordinaten werden nicht mehr herausgegeben, möglicherweise hat man Angst, ein norwegischer Jäger konnte das Jedermannsrecht zur Jagd zu weit auslegen.

Während sich Brínzola dem Westen Deutschlands durchflog, wurde sie zeitweise von einem weiteren Mönchsgeier begleitet, der spurlos und unidentifiziert verschwand.

Weitere Großvögel

Ein Gänsegeier spreizt im Abendlicht die Flügel.

Nur etwas kleiner als Mönchsgeier sind die Gänsegeier. Sie fliegen mehr oder weniger regelmäßig aus den Alpen, Pyrenäen oder dem Balkan nach Mitteleuropa ein, so dass sie für uns eigentlich keine Meldung wert sind. Da sie die oben genannten Mönchsgeier an einigen Positionen begleitet haben, haben wir sie aufgenommen.

Zwei Gänsegeier tauchten an verschiedenen Stellen immer wieder auf. So wurde FUH in Belgien zunächst von einem, dann von zwei Gänsegeiern begleitet, die aber länger in dem kleinen Staat blieben. Kurze Zeit später tauchten zwei Gänsegeier in Cuxhaven an der Nordsee auf. Vorgestern flogen zwei Gänsegeier über einem Naturschutzgebiet in Brüggen am Niederrhein.

Seit Anfang des Monats sitzt ein Gänsegeier in einer Graureiher-Kolonie in Kolbermoor bei Rosenheim. Er ernährt sich dort von Graureiher-Küken. Das Tier stammt mutmaßlich aus der halbwild lebenden Population des Alpenzoos in Innsbruck.

Geier-Meldungen: Basismeldung, Update 1, 2-3, 4 und 5

Nahezu jährlich kommt die Meldung eines Schwarzbrauen- Albatrosses. Diese Tiere kommen sonst ausschließlich in den subpolaren Meeren der Südhalbkugel vor. Einer davon hat sich aber wohl verflogen und ist aus unbekannten Gründen im Nordatlantik aufgetaucht. Seit 2014 besucht das Tier mehr oder weniger regelmäßig die Insel Helgoland, vor zwei Jahren war er regelmäßiger Gast auf Sylt. Bei einer Seevogelzählung registrierten ihn die Forscher im „Entenschnabel“ auf der offenen Nordsee, Meldungen vom Land gibt es (noch) nicht.

Die letzte und vermutlich seltenste Out-of-Place-Sichtung in Deutschland im vergangenen Monat betrifft den Östlichen Kaiseradler Aquila heliaca. Ein noch nicht ausgereiftes Tier (3. oder 4. Sommer) hält sich seit mindestens 29.5. in der Nähe von Zichow in der Uckermark auf. Dies ist erst der zweite Nachweis eines Östlichen Kaiseradlers in Deutschland. Hierzu hatten wir noch keine Meldung.

Weniger erfreuliche Folgemeldung

Der Delfin, der Anfang April das erste Mal in der Kieler Förde beobachtet wurde, ist immer noch dort. Er hält sich in einem eng begrenzten Raum auf, springt sehr häufig und zeigt ungewöhnliche, kreisförmige Hautläsionen.

Blick in die Zukunft

Durchschnittlich eine (werk)tägliche Meldung und zusätzlich die Freitagnacht-Kryptos, das ist, was die (ehrenamtliche) Redaktion des NfK zurzeit schaffen kann. Wir werden natürlich die Seite weiter entwickeln und haben schon einige Ideen im Kopf. Wir freuen uns über jegliche Form von Anregung, sei es Anfragen wie „Macht mal was zum Thema …“, Pressefunde per Mail oder halbfertige oder fertige Artikel.

Ebenso freuen wir uns über jede Erwähnung im Netz und offline. Postet unseren Link in den sozialen Medien, schreibt ihn in die Footer eurer Forenbeiträge, verschickt die Links zu interessanten Beiträgen per Mail: macht uns bekannt, wir brauchen euch!




Chupacabra in England

St Albans ist eine typische mittelgroße Stadt in Hertfordshire. Sie hat knapp 60.000 Einwohner, liegt 35 km nördlich von London. Die Stadt gilt als geschichtsträchtig, hat eine sehenswerte Abtei und entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg zu einem Zentrum der Elektroindustrie. Klassisch würde man hier das ein oder andere Gespenst erwarten, aber kein legendäres Biest wie den Cupacabra.

Ein „seltsam aussehendes“ Tier

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Lage der Straßen „Grange Street“ und „Hall Place Gardens“ in St Albans.

Heimelig aussehendes weißes Haus mit Bar und Blumen an den Fenstern
Pub The Snug in St Albans, typisch für diese Stadt.

Doch genau über dieses Kryptid berichtete die lokale Zeitung „The Herts Advertiser“ bereits im Januar (04. Januar 2019). Eine Frau namens Sara hat ein „disorientiert“ und „seltsam aussehendes“ Tier in der Straße „Hall Place Gardens“ gefilmt. Sie sagte der Zeitung, es handle sich nicht um einen Hund oder eine Hauskatze.

Ein anderer Einwohner, „Cameron“, sah das Tier in der nahe gelegenen Grange Street in der gleichen Woche. Beide Straßen liegen am Rande der historischen Innenstadt. Sie zeigen lockere Bebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, Gärten und einem Park. Eine direkte Verbindung zum unbebauten Umland gibt es nicht.

„Cameron“ gelangen deutlich bessere Fotos. Der 27jährige sagte „Meine Verlobte bemerkte es im Garten. Sie erschrak und rief, so dass ich kam. Wir beide beobachteten das Tier und ich konnte es schnell noch fotografieren.“ Cameron hat zu dem Tier seine eigene Theorie: „Ich glaube, es ist ein Fuchs mit einer Krankheit, der sein Fell verloren hat.“

Dunkles, fast nacktes Tier steigt auf eine Gartenlaube
Ist das der Chupacabra? In einem Garten einer englischen Stadt? Foto: „Cameron“

Dunkles Tier in einem Garten
Das Tier sieht beängstigend aus, so dunkel und ohne Haare. Foto: „Cameron“

Der nahe gelegene Whipsnade Zoo ist einer der größten Zoos Europas. Er konnte das Tier auf den Bildern nicht identifizieren.

Großkatzen-Sichtungen

Eine große schwarze Katze wurde 2016 in der Nähe des Luton Airport beobachtet. Im Januar 2017 sahen zwei Mitarbeiter des Oaklands College (St Alban) „eine große, sandfarbene Katze“. Später fanden sie Kratzspuren an einem Baum im nahegelegenen Welwyn.

Eine Anfrage im Rahmen des „Freedom of Information Act“ bei der Hertfordshire Police ergab im Jahr 2016 etwa 30 Großkatzensichtungen für die vergangenen fünf Jahre.


Hintergrund

Mitglieder des Netzwerkes für Kryptozoologie haben sich die Bilder von „Cameron“ ebenfalls angesehen. Sie teilen seine Meinung, dass es sich um einen Fuchs mit Räude handelt. Räude ist eine Erkrankung durch spezialisierte Milben. Diese graben Gänge in die Haut des Tieres, was zu allergischen Reaktionen und Juckreiz führt. Befallene Tiere kratzen sich sehr intensiv. Hierdurch wird die Haut weit stärker geschädigt, als durch die Milben. Offene Stellen, Sekundärinfektionen und Fellverlust können die Folge einer schweren Erkrankung sein.

Der Chupacabra

In Mexiko und anderen mittelamerikanischen Staaten gibt es die Legende des Chupacabras. Der Name bedeutet übersetzt „Ziegensauger“. Die Legende tauchte 1995 erstmals in Puerto Rico auf und verbreitete sich schnell in ganz Mittelamerika. Der Cupacabra soll nachts Nutztiere anfallen und töten. Zu den bemerkenswerten Folgen eines solchen Angriffes gehört, dass das Opfer wie blutleer erscheint. Die Beschreibungen angeblicher Sichtungen variieren je nachdem, welche Horror- oder Mystery-Serie gerade im Fernsehen läuft. Häufig werden räudige Hunde oder Koyoten den Medien als Chupacabra gemeldet. Eine eindeutige Identifizierung in Form eines physischen Tiere fehlt. Sie ist vermutlich nicht möglich.
Der Chupacabra fällt also im engeren Sinn unter den Begriff eines Kryptiden.

Erst vor kurzem ging ein Angriff eines angeblichen Chupacabras auf den Hühnerhof eines Kleinbauern in Mexiko durch die Presse. Wir berichteten.

Links

Die Website des „The Herts Advertiser“ mit einem Bericht vom 4. Januar 2019

Video mit den oben bereits abgebildeten Fotos




Mexiko: Angeblicher Angriff eines Chupacabras

Ciudad Juárez, Chihuahua. Don Simplicio Martínez ist sich sicher, dass es kein Hund war, der vor ein paar Tagen 20 Schafe und 51 Hühner getötet hat. Es gäbe keine Blutspuren in den Gehegen und das Loch, durch das der Angreifer geflüchtet sei, ist mehr als zwei Meter hoch. Er befürchtet, vom Chupacabra angegriffen worden zu sein.
Don Simplico lebt als Kleinbauer am Rande der Millionenstadt Cuidad Juárez, die direkt an der Grenze USA-Mexiko gegenüber von El Paso, Texas liegt.

„Entweder es ist geklettert oder geflogen“

Ein Wächter hörte, dass die Hühner gestört wurden, so Don Simplico weiter. Er nahm eine Machete und sah nach dem Rechten. Er habe es wegen der Dunkelheit nicht gut sehen können, aber er beschreibt einen Eindringling als schwarz und größer als ein Hund, ähnlich einer Hyäne. „Tremendo“, enorm fügt der Kleinbauer hinzu.

Insgesamt starben bei dem ersten Angriff 25 Masthühner und 26 Legenennen. „Das einzige, was unversehrt herauskam, war eine Ziege, die ich geliehen habe“, resümierte Don Simplico für die Zeitung „El Mexicano“. Insgesamt habe er durch den unbekannten Angreifer in den letzten zwei Jahren 118 Tiere, nicht nur Hühner, sondern auch Schafe verloren. Seine Nachbarn hätten ähnliche Verluste erlitten.

Biologen der Abteilung für Ökologie der Autonomen Universität Ciudad Juárez (UACJ) installieren eine Kamera und ein Alarmsystem. „Wir suchten nach Fußspuren, damit wir die richtigen Fallen für die Größe des Tieres stellen können. Sowohl die Tierpfleger als auch wir glaiben, dass es sich um einen Luchs oder Puma handelt.“ Von dem Tier wurden Fußabdrücke mit fünf Zehen gefunden. An einem der toten Hühner haben Mitarbeiter der Universität eine Nekropsie durchgeführt.

Soweit die Pressemeldungen der Zeitungen „El Mexicano“ und „Diario“. Die dritte lokale Zeitung, „Hoy“ berichtete nicht über das Thema:

Meldung des „El Mexicano

1. Meldung des „Diario“

2. Meldung des „Diario


Hintergrund

Autor: Tobias Möser

Cuidad Juárez ist eine Millionenstadt an der Grenze USA-Mexiko. Sie grenzt direkt an die Stadt El Paso, Texas. Durch diese Lage ist sie sowohl als Ort für ausgelagerte Fertigungsanlagen von US-Firmen als auch für die „Narcos“, die Drogenkartelle Mexikos bedeutsam. Sie ist eine der Städte mit den höchsten Kriminalitätsraten der Welt.

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Ungefähre Lage der Gegend „Hinter der Zementfabrik“, in der Don Simplico vermutlich lebt. Der genaue Ort ist nicht lokalisierbar.

Im Bericht des El Mexicano waren Bilder des Anwesens von Don Simplico und einiger getöteter Hühner zu sehen. Bemerkenswert hier ist die wechselnde Bildqualität. Die Seite der Zeitung blendet offenbar zunächst ein 160 px kleines Basisbild ein, das nach einer gewissen Zeit durch ein 768 px großes „Landscape“-Bild überlagert wird. Dem entsprechend gut oder schlecht ist die Auflösung und Detailtreue. Auf einem der Bilder ist Don Simplicos Stall zu erkennen, ein kleines Backsteingebäude, das durch „Fundmaterial“ wie Schalungsplatten und Transport-Paletten erweitert wurde. Auf einem weiteren ist ein totes Junghuhn zu sehen, drei weitere zeigen mehrere tote Hühner. Keins der Bilder liefert ausreichend Details, um Bissstellen an den Hühnern zu erkennen. Blutspuren sind auch nicht erkennbar.

Seltsame Fotos

Bemerkenswert scheint mir noch folgendes: Don Simplico gab an, dass 51 Hühner bei dem letzten Angriff getötet worden seien. Auf dem ersten Bild (Bild 18) sind 39 Hühner zu sehen, die auf einer mit Schalungsplatten umgebenen Fläche mit trockenem Naturboden liegen. Sie sind dort etwa gleichmäßig verteilt, mit einem sehr ähnlichen Abstand zwischen den Individuen. Im hinteren Bildteil liegen meist dunklere Tiere, vorne hellere und stärker zerrupfte Hühner. Es wirkt sogar so, als wären sie in Kreissegmenten abgelegt.
Auf dem letzten Bild (Bild 13) des Beitrages sind ebenfalls tote Hühner zu sehen, diesmal etwa 19 Tiere. Sie liegen wild durcheinander auf einem Haufen, zwischendrin ist ein Seil zu erkennen. Hier kann man an einzelnen Tieren Verletzungen erkennen.

51 oder 58? Wie viele Hühner sind es denn nun?

Rechnet man die beiden Zahlen zusammen, sind dort mindestens 58 Hühner ums Leben gekommen, obwohl Don Simplico nur 51 hatte. Ich gehe davon aus, dass hier teilweise dieselben Hühner in unterschiedlicher Lage fotografiert wurden. Hierfür gibt es noch zwei weitere Hinweise: Die Hühner auf dem ersten Bild (Bild 18) wirken wir arrangiert, mit Individualabstand, schön im Schatten, dicht bei einander und im Halbkreis. Als hätte der Arrangeur an einer Stelle gestanden und die Hühner um sich auf den Boden geworfen. Interessanterweise trägt dieses Bild die interne Nummer 18.
Das letzte Bild zeigt wohl die zusammengebundenen Hühner, die Don Simplico zum Abdecker oder zur Hundefutterfabrik bringen wollte, um wenigstens noch ein wenig Geld zu verdienen. Es trägt die interne Nummer 13, wurde also vermutlich vor dem „ersten“ Bild gemacht. Auch auf den weiteren Fotos liegen die Hühner wieder anders.

Ich gehe davon aus, dass diese Fotos nicht die Auffindesituation zeigen, sondern für den Fotografen der Zeitung arrangiert sind. So gibt es auch keine Blutspuren. Kein Wunder, vermutlich wurde keins der Fotos am „Tatort“ aufgenommen.

Wo kam er rein?

Apropos Tatort: Don Simplicos Stall ist fotografiert. Wirklich „sicher“ gegen ein Eindringen von Außen scheint mir diese Konstruktion nicht zu sein. Dennoch zeigt das Foto definitiv keine Stelle in 2 m Höhe, in die das „große, schwarze Tier“ eingedrungen sein könnte. Warum hat Don Simplico darauf verzichtet, ausgerechnet diese Stelle zu zeigen?

Sie nehmen es ernst

Die Tatsache, dass sich Don Simplico nicht nur an die Presse, sondern auch an Polizei und Staatsanwaltschaft gewandt hat, zeigt, wie ernst er die Sache nimmt. In den Artikeln des Diario sind sogar die Aktenzeichen der Vorgänge verzeichnet, offenbar haben die Behörden die Vorfälle ernst genug genommen, mehrere Verfahren zu eröffnen. Mit den Aktenzeichen wird es in Zukunft möglich sein, die Verfahren weiter zu verfolgen: Stadtpolizei 0700322765, Büro der Uni: DE/01/170/2019, Staatsanwaltschaft del Norte: 12885/19.

Der Chupacabra

In Mexiko und anderen mittelamerikanischen Staaten gibt es die Legende des Chupacabras. Der Name bedeutet übersetzt „Ziegensauger“. Die Legende tauchte 1995 erstmals in Puerto Rico auf und verbreitete sich schnell in ganz Mittelamerika. Der Cupacabra soll nachts Nutztiere anfallen und töten. Zu den bemerkenswerten Folgen eines solchen Angriffes gehört, dass das Opfer wie blutleer erscheint. Er fällt also im engeren Sinn unter den Begriff eines Kryptiden.

Wirklich geklärt ist dieses Phänomen nicht, auch wenn es eine Reihe von Erklärungsmöglichkeiten gibt. Sie beginnen bei Vampiren, die in der mittelamerikanischen Legendenwelt vorkommen, jedoch eine geringe Rolle spielen. Häufig werden alle seltsamen Kadaver, die in den „betroffenen“ Ländern gefunden werden, dem Chupacabra zugesprochen. Die Beschreibungen angeblicher Sichtungen variieren je nachdem, welche Horror- oder Mystery-Serie im gerade von den lokalen Fernsehanstalten gesendet wird.
Eine mögliche Erklärung lieferte der deutsche Autor Michael Schneider. Er behauptet, es handle sich hier um einheimische Kleinraubtiere, die unter Mineralstoffmangel leiden. Früher hatten die Bauern Salzlecksteine für ihr Vieh ausgebracht, an denen sie sich auch bedienen konnten. Durch die Beimischung spezieller Mineralstoffmischungen in Fertigfuttermittel für Nutztiere sind die Lecksteine überflüssig geworden. Um den Mineralstoffbedarf zu decken, würden die Kleinraubtiere Nutztiere töten und das mineralstoffreiche Blut lecken. Auch diese Erklärung befriedigt nur zum Teil.