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Knochenkriege

Als Knochenkriege oder Bone Wars wird die Fehde zwischen den beiden US-amerikanischen Dinosaurierforschern Othniel Marsh und Edward Cope zwischen 1866 und den späten 1880ern.

 

Der Beginn der Fehde

Othniel Marsh löste unbeabsichtigt die Bone-Wars aus. Marsh und sein Gegner Cope standen sich anfangs freundschaftlich gegenüber, nachdem sie sich zuerst 1863 in Berlin trafen. Es kam aber schon in kurze Zeit später in Haddonfield zu Spannungen, als beide Wissenschaftler zu nahe beieinander nach Fossilien suchten.
Als tatsächlicher Beginn der Fehde gilt ein Ausstellungsbeginn 1866. Cope, der Geologe, aber kein Biologe war, unterlief bei der Rekonstruktion eines Elasmosaurus platyrus ein Fehler: Er setzte den Schädel an das Schwanzende des Tieres. Da bei langhalsigen Sauriern die Schädel oft während der Verwesung ab und wird verlagert, so dass dieser Fehler erklärbar ist.

 

Als Marsh den Irrtum bei der feierlichen Enthüllung des Skelettes sah, musste er zu lachen. Cope befürchtete, dieses Missgeschick würde ihn ewig begleiten. Die noch kollegiale Fehde entwickelte sich zu einem erbitterten Kampf um Dinosaurierfossilien, öffentlichkeitswirksame Ausstellungseröffnungen und wissenschaftliche Veröffentlichungen.

Sabotage am Höhepunkt der Auseinandersetzungen

Jeder der beiden Kontrahenten wollte der Beste, der größte Dinosaurierforscher sein. Veröffentlichungen wurden schneller und weniger genau herausgegeben, Knochen nicht mehr so sorgfältig präpariert. Die Teams der Ausgräber wuchsen, nicht nur durch Fachleute, die Reputation einiger Mitglieder beider Teams war angeblich nicht immer einwandfrei.

Der Hass der beiden Chefs wirkte sich auch auch auf die eigentlich nicht verfeindeten Teammitglieder aus. Sie zerstörten Ausgrabungsstätten nach der eigenen Ausgrabung. Auf dem Höhepunkt der Fehde wurden sogar Wagen mit Fossilien der jeweils anderen Gruppe zerstört.

Die Fehde läuft aus…

In den späten 1880ern kühlte die Fehde ab. Nachdem Marsh 1895 seine Position als Präsident der National Academy of Sciences aufgegeben hatte konnte er Cope kaum noch schaden. Damit war ein wichtiger Grund der Feindschaft entfallen.

Cope wurde gegen Ende seines Lebens sesshafter. Seine letzte Forschungsreise unternahm er 1893. Danach beschränkte er sich weitgehend darauf, über das in den vergangenen Jahren gesammelte Material zu publizieren.

Auch Marsh wurde gezwungenermaßen ruhiger. Er publizierte 1896 sein Werk „The Dinosaurs of North America“, das auch die Verschriftlichung seines Lebenswerkes war. Parallel versuchte er erfolglos, einen großen Museumsneubau zur angemessenen Präsentation seiner Funde anzustoßen. Kurz vor seinem Tode schenkte er seine gesamten Funde dem Peabody Museum der Yale University in Connecticut , wo sie bis heute ausgestellt sind.

Die Ergebnisse

Während der gesamten Zeit der Knochenkriege haben die beiden Forscher viele neue Arten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Marsh beschrieb 86 Dinosauriergattungen und Cope 56, dazu kamen Beschreibungen vieler weiterer Fossilien aus dem Mesozoikum. Eine einzelne Fundstelle gab genug Material für 16 wissenschaftlichen Beschreibungen mit insgesamt 22 Namen. Spätere Forscher waren noch Jahrzehnte damit beschäftigt, die Funde zu ordnen, sie sauber zu präparieren, sie zu identifizieren oder neu zu beschreiben.

Durch die oft hastigen und übereilten Erstbeschreibungen beider Kontrahenten haben die Forschung teilweise sogar behindert. Ein Teil des Materials beider Forscher ist immer noch nicht richtig bearbeitet. Viele wissenschaftliche Namen waren dadurch noch Jahrzehnte ungeklärt.