Freitagnacht-Kryptos: Ein Seehundangriff in Holland

Sind Seehunde gefährlich? Vor ihnen könnte man zumindest 1858 noch Angst gehabt haben – wenn „Seehund“ im folgenden Bericht nicht ein anderes Wort für den Hai ist (früher auch: Hundsfisch). Auch das Seebad Schweningen ist heute unbekannt, vermutlich ist Scheveningen in den Niederlanden gemeint.

Zahlreiche Seehunde auf einer Sandbank
Seehunde ruhen auf einer Sandbank vor Sylt. Normalerweise meiden sie Menschen und fliehen schon auf weite Distanz. Ein Seehund am Badestrand ist daher ungewöhnlich.

Schwarz-Weiß-Abbildung von Scheveningen 1858
Scheveningen, von der Düne aus gesehen – Stahlstich von G. M. Kurz nach einer Zeichnung von L. Rohbock. 1858 Gerrit Benjamin van Goor veröffentlicht.

Seehund treibt senkrecht im Wasser und zeigt sein Gebiss
So ganz ohne sind die Zähne von Seehunden nicht. Kein Wunder, als Robben gehören sie zu den Raubtieren. Dass sie Menschen angreifen, ist nicht bekannt.

Jedenfalls berichtet die Regensburger Zeitung am 11. September 1858:

„Der ‚Köln. Ztg.‘ schreibt man aus dem Seebade Schweningen: Vor einigen Tagen erscholl mit Einem Male der Schreckensruf, es habe sich ein Seehund in der Nähe der Badenden sehen lassen. Alles stürzt aus dem Meere, um seinen Ankleidewagen zu gewinnen und dem Rachen des Meer-Ungeheuers zu entgehen; nur ein todesmuthiger Mann, und zwar der Kaufmann J. B. A. aus Köln, geht in Gemeinschaft mit zwei Badewärtern, und mit dicken Stöcken bewaffnet, dem Ungethüm, natürlich nur in der Badehose, entgegen. Vom Ufer sieht Alles mit großer Spannung dem Kampfe entgegen: da zeigt sich im entscheidenden Momente, daß der gefürchtete Seehund ein harmloses Stück Holz war, welches von den bewegten und hohl gehenden Meereswogen auf- und abgeworfen und durch den Schrecken zu einem Seehunde umgeschaffen worden war. Ein homerisches Gelächter beendigte diesen komischen Zwischenfall; allein Ihr Landsmann ist der Löwe des Tages.“

Literatur:

Regensburger Zeitung 1858 via google Books