Verschollener Waran aus New-Ireland wieder entdeckt

New Ireland ist so ziemlich am Ende der Welt. Von dieser Insel werden die wenigsten Leute gehört haben, obwohl sie als Neu-Mecklenburg von 1885 bis 1914 eine der wenigen deutschen Kolonien war.

Die Insel gehört zum Bismarck-Archipel und liegt vor der Nordküste Papua-Neuguineas, zu dem sie auch politisch gehört. Sie stellt damit geographisch eine Grenze zwischen austral-indonesischen Inselwelt und der polynesischen Südsee dar.

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Artenarm, aber reich an endemischen Arten

New Ireland im Vergleich zum benachbarten Neuguinea artenarm, da sie vulkanisch oder korallin sind und nie mit der großen Insel in Kontakt standen. So konnte New Ireland und seine Nachbarinseln nur durch die Luft und über das Meer besiedelt werden. Dies ermöglichte die Entwicklung zahlreicher endemischer Arten.

Der französische Naturforscher René Primevère Lesson führte 1823 eine der ersten Expeditionen auf New Ireland durch. Er diente in den 1820er Jahren auf Schiffen der französischen Marine als Chirurg. So wurde er unter anderem mit der Corvette „La Coquille“ auf eine Reise nach Neuguinea geschickt. Er betätigte sich neben seiner Hauptarbeit vor allem ornithologisch, aber auch herpetologisch.

Holotyp versunken

So sammelte er 1823 in New Ireland einen großen Waran. Er beschrieb die Art als Varanus douarrha, angelehnt an die Bezeichnung der Einheimischen für die Echsen. Den Holotyp schickte er mit einem Teil seiner Sammlung auf einem anderen Schiff nach Hause. Unglücklicherweise sank dieses Schiff 1824 vor dem Kap der Guten Hoffnung. So ging der Holotyp verloren, Lesson veröffentlichte seine Erstbeschreibung 1830 dennoch. So blieb Varanus douarrha lange Zeit ein nicht belegbares Taxon, sogar ein Kryptid im engeren Sinne.

Fast 200 Jahre später wieder entdeckt

„Nur“ knapp 200 Jahre mussten vergehen, bis die Universität Turku eine weitere Expedition auf die Inseln des Bismarck-Archioels schickte. Valter Wejola und sein Team entdeckten unter anderem auf New Ireland einen Waran: Varanus douarrha.

Portrait eines gelb-dunkelgrau gefärbten Waranes
Portrait des Neuirland-Bindenwarans. (c) Valter Vejola, University of Turku

Der im Deutschen als Neuirland-Bindenwaran bezeichnete Waran erreicht eine Länge von mindestens 1,3 m. Vermutlich gehört er zu den letzten Resten einer pleistozänen Megafauna, die es in Australien und Neuguinea gab.

Berichte über Warane auf der bewohnten Insel wurden meist dem weit verbreiteten Pazifikwaran Varanus indicus zugeschrieben. Untersuchungen an den neu gesammelten Tieren zeigen jedoch eindeutige morphologische und genetische Unterschiede. Der Neuirland-Bindenwaran hat sich seit langem isoliert vom Pazifikwaran zu einer neuen Spezies entwickelt.

Links:

Daniel Lingenhöhl auf spektrum.de

Die Neubeschreibung im Australian Journal of Zoology

Wikipedia-Eintrag zu René Primevère Lesson

 

Vielen Dank an Peter Ehret für den Hinweis.