Ausstellung „Giganten der Meere“ ab heute in Rosenheim

Ab heute (26.09.2019) zeigt der Rosenheimer Lokschuppen 22 lebensechte Meeressaurier als Modelle.

Neben 200 Fossilien, Skeletten und einem „3D-Aquarium“ sind die in Originalgröße gehaltenen Modelle der Höhepunkt der Ausstellung. Die Ausstellungsmacher haben die Modelle nach dem neuesten Forschungsstand entwickelt. „Am wichtigsten ist die Diskussion am Anfang, wie das Modell aussehen muss. Die Haltung, die Haut, die Augen, die Größenverhältnisse – alles muss stimmen“, sagt der Kurator der Ausstellung Dr. Bernd Herkner.

Modelle aus Italien – und aus Kunstharz

Die Firma Prehistoric Minds aus Norditalien produziert schließlich die Modelle zusammen mit Wissenschaftlern, Kunsthandwerkern und Künstlern. Paläontologe Dr. Simone Maganuco und Zeichner Davide Bonnadonna gelten als kongeniales Team beim Sauriermodellbau, sie kombinieren neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Überlegungen, wie weit sich ein Tier innerhalb seiner Möglichkeiten bewegen wird.

Zweibeinig laufender Saurier
Dieses Baryonyx-Modell steht in einer anderen Wanderausstellung

Aus Bonnadonnas Zeichnungen wird schließlich ein digitales 3D-Modell. Computergesteuerte Spezialwerkzeuge fräsen dann dieses Modell aus einem soliden Styroporblock. Anschließend wird es mit Kunstharz und Polyester überzogen. Die Hautschuppen fertigt er klassisch aus Ton. „Stets achten wir aber darauf, dass wir streng nach den wissenschaftlichen Vorlagen arbeiten“, erläutert Simone Maganuco diese Detailarbeit.
Über den feuchten Ton ziehen die Mitarbeiter von Prehistoric Minds eine Hülle aus Kunstharz. Die Tonhaut drückte sich auf der Innenseite der Hülle mit allen Details ein. Die Hülle wurde danach abmontiert – so entstand eine Gussform für die einzelnen Abschnitte eines Saurierkörpers. Mit diesen Gussformen wurden dann die endgültigen Modelle gegossen. Die Produktion eines der großen Modelle dauert so bis zu 600 Stunden.

Bis zu 12 m lang

Mit einem Sattelschlepper kommen dann die Einzelteile der Meeressaurier nach Rosenheim. Vor Ort werden sie zu einem ganzen Tier zusammengesetzt – keine leichte Sache, bei einem Gewicht von bis zu 250 Kilogramm und einer Länge von bis zu 12 Metern.
Die Modelle müssen aber auch noch in Szene gesetzt werden. Den Entwurf und die Planung der Ausstellungsarchitektur übernahm das Münchner „Atelier Hammerl und Dannenberg“. „Die großen Modelle im Lokschuppen zu platzieren und um diese Inszenierungen die originalen Exponate in den Vitrinen zu arrangieren – das war eine spannende Aufgabe für uns“, erklärt die Gestalterin Tanja Hammerl.

Das Who-is-Who der mesozoischen Ozeane

schlankes, schwimmendes Reptil mit Beinen und abenteuerlichen Zähnen
Nothosaurus aus der Ausstellung im Löwentormuseum, Stuttgart

Unter den dargestellten Tieren findet sich ein gewaltiger Tylosaurus, der zu den größten Mosasauriern gehört. Neben dem fast obligatorischen Liopleurodon und einem Spinosaurus sind aber auch verschiedene Ichthyosaurier, ein Pliosaurier und ein Plesiosaurier zu sehen. Bemerkenswert ist, dass die Ausstellungsmacher einen Nothosaurus zeigen, ein eher unspektakuläres Tier, mittelgroß, aber seine Überreste findet man an vielen Stellen in Deutschland.
Prominent ist auch der Archelon, die größte bisher bekannte Schildkröte aller Zeiten.

Auch Originale sind zu sehen

Neben den Modellen sind auch Originalfossilien zu sehen. Mehr als 200 Ausstellungsstücke konnten die Aussteller nach Rosenheim holen und in Spezialvitrinen ausstellen. Sie stammen aus der Senckenberg-Sammlung und anderen renommierten Museen Europas. Teilweise werden sie das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Viel Mühe hat man sich auch mit dem 3D-Aquarium gegeben. Hier werden Szenen aus den mesozoischen Meeren dargestellt, nicht als Film, sondern in zufälliger Sequenz, so dass immer wieder mit Überraschungen gerechnet werden kann.

Wohin die Ausstellung nach der Premiere in Rosenheim wandert, war zum Redaktionszeitpunkt noch nicht klar.
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Allgemeine Infos

Die Ausstellung ist von heute an bis zum bis zum 13. Dezember 2020 im Lokschuppen Rosenheim täglich, auch Montags zu sehen. Nur am 24. und 31.12.19 ist der Lokschuppen geschlossen.

Der Eintritt kostet für Erwachsene € 15,-, Kinder zahlen € 5,-. Es gibt zahlreiche Rabatte für Familien, Gruppen und an bestimmten Tagen. Tickets gibt es unter lokschuppen.de, bei den bekannten Vorverkaufsstellen und natürlich vor Ort.

Der Lokschuppen ist für Rollstuhlfahrer geeignet, die zweite Ebene kann über einen Lift erreicht werden, der Boden ist gut befahrbar. Für Blinde und Sehbehinderte gibt es kontrastreiche Gestaltung und Audioguides, Blindenhunde sind in der Ausstellung zugelassen. Hörbehinderte profitieren von ausführlichen Ausstellungstexten, Audioguides mit Induktionsschleife für Hörgeräte sind an der Kasse erhältlich.


Kommentar

von Tobias Möser

Soweit die allgemeinen Infos zur Ausstellung.Ausstellungen mit Sauriermodellen gibt es mittlerweile zahlreiche. Meist werden bekannte und spektakuläre Dinosaurier präsentiert, die mehr oder weniger gut ihren Vorbildern entsprechen. Teilweise sind sie animiert, oft brüllen sie, ich habe sie auch schon mit Nebelmaschinen gesehen. Viele der Modelle entsprechen den Tieren, die in der BBC-Serie „Walking with Dinosaurs“ und ihren Derivaten dargestellt werden. Ob es damit zu tun hat, dass diese Tiere dem breiten Publikum bekannt sind, oder dass hier 3D-Modelle vorliegen, weiß ich nicht.

Ich habe die Ausstellung noch nicht gesehen (wie denn auch?). Auch hier rennen wieder vor allem die Tiere die aus den BBC-Serien herum.

Das, was man von der Animation „3D-Aquarium“ sieht, erscheint nicht befriedigend. Die Tiere bewegen sich mit den selben „Fehlern“, wie man sie aus der Nigel Marven-Serie „Monster der Tiefe“ kennt. Gerade bei den Feinheiten ist die Animationstechnik nicht weiter gekommen.

Die Ausschnitte, die ich gesehen habe, beziehen sich auch hauptsächlich auf möglichst spektakuläres Jagen und Fressen. Ob das nur für den Presse-Release so ist, oder ob sich die ganze Animation so darstellt, ist von hier aus nicht zu ermitteln. Einen Vorteil haben die Meeressaurier gegenüber den Land-Dinos: Unter Wasser ist das nervige Brüllen vieler Animationen nicht möglich.