Breaking News: Bestie und Brínzola

Gevaudan, Frankreich: Heute vor 255 Jahren, am 30. Juni 1764 fand der erste amtlich registrierte Angriff der „Bestie von Gevaudan“ statt. Die Leiche der 14-jährigen Hirtin Jeanne Boulet wurde am folgenden Tag gefunden. Sie stammte aus Saint-Étienne-de-Lugdarès im Haut-Vivarais, dieser Kanton liegt streng genommen nicht im Gevaudan, sondern im Département Ardèche in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, jedoch direkt hinter der Grenze.

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In Saint-Étienne-de-Lugdarès fand der erste Angriff der legendären Bestie statt

Sehr wahrscheinlich war der Angriff auf Jeanne Boulet nicht der erste Angriff der Bestie, einige Monate vorher wurde eine Hirtin in Saint-Flour-de-Mercoire attackiert.


Landkarte mit der Gegend, in der sich Brinzola seit dem 18. Mai aufhielt
Brinzola bestreifte eine relativ kleine Gegend in Mittelnorwegen.
Bild: Proyecto Monachus

Norwegen / Schweden / Spanien: Brínzola ist wieder unterwegs. Die Mönchsgeierdame, die vor einigen Wochen quer durch Europa nach Mittelnorwegen gezogen ist, rührt sich wieder. Sie hielt sich seit dem 18. Mai in einer Gegend mit vielen Schaf- und Rentierherden auf, in der auch Großraubtiere vorkommen. Dem entsprechend war der Anfall an Aas, so dass sich Brínzola nur in einem Gebiet von knapp 60 Hektar bewegen musste.
Jetzt scheint ihr Reiseinstinkt zu greifen, der besenderte Vogel hat gestern die Grenze nach Schweden überflogen.

Wir halten euch weiter auf dem Laufenden, insbesondere wenn damit zu rechnen ist, dass das Tier nach Deutschland oder ins benachbarte Ausland einfliegt.

Die letzte Meldung zu Brìnzola und einem weiteren, wandernden Mönchsgeier ist hier zu finden (Link)


Lennestadt / Sauerland: Aus gegebenem Anlass möchten wir hier auf unsere Vortragsreihe am 12. Oktober 2019 hinweisen:

Graphic Design zum Kongress

„Auf der Suche nach Mokele-Mbembe“

Sind die Dinosaurier wirklich ausgestorben? Eine Frage, der es eigentlich keiner weiteren Antwort bedarf, geht es nach vielen Fachleuten aus den verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen. Natürlich sind die Dinosaurier vor ca. 65 Millionen Jahren ausgestorben heißt es da und nur die heutigen Vögel sind die unmittelbaren Nachfahren dieser phantastischen Tiere.
Doch warum gibt es dann heute noch so viele Berichte über Begegnungen mit Wesen, deren Beschreibungen manchmal so beginnen: “…es sah aus, wie ein Dinosaurier!..“?

Noch gibt es Restkarten!

Zum Programm: einfach dem Link folgen




Freitagnacht-Kryptos: Flughunde in der Herzegowina

Über die Familie der Flughunde steht im Online-Lexikon Wikipedia: „Flughunde sind in tropischen und subtropischen Regionen in Afrika (einschließlich Madagaskar und den Seychellen), im indischen Ozean (Malediven), dem südlichen Asien, Australien und dem westlichen Ozeanien verbreitet. In Europa ist lediglich der Nilflughund auf der Insel Zypern anzutreffen. Diese gehört geographisch zu Asien.“ Sie sind also keine Bewohner Mitteleuropas.

Und doch … sollen sie früher in der Herzegowina vorgekommen sein. Als die Österreicher große Teile des Balkans besetzt hatten, stießen sie dort auf Riesenfledermäuse. Wir lesen in den Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegowina (Verlag Carl Gerold’s Sohn, Band 2, 1894, S. 691 ff.) den Aufsatz von Othmar Reiser, „Ueber die Erbeutung eines Flughundes in der Hercegovina“:

Othmar Reiser, „Ueber die Erbeutung eines Flughundes in der Hercegovina“

Abbildung aus der Iconographica Zoologica der Uni Amsterdam

„Mitte August 1886 erlegte der damalige Feldwebel Lahoda, gegenwärtig Wachtmeister der Sicherheitswache in Sarajevo, beim Abendanstande auf Felsentauben am Hange des Podvelez unweit Mostar eine vor dem Eingang einer grösseren Höhle vorbeifliegende Fledermaus von ganz wunderbarer Grösse. Das mit verhältnissmässig feinen Schroten herabgeschossene Thier fiel in eine Karstvertiefung, und der sonst so folgsame Hund des glücklichen Schützen wollte die Fledermaus absolut nicht apportieren.

Da das Ungethüm in Mostar überall Aufsehen hervorrief, wurde dasselbe von einem Infanteristen des 3. Infanterie-Regiments auf originelle Weise, freilich unzureichend genug, dadurch präparirt, dass derselbe mit einer Schusterahle zahlreiche Löcher in den Körper einstach, durch welche er dann irgend ein Conservirungsmittel einblies.

Von hier wanderte die Fledermaus nach Ljubuski, kam in verschiedene Hände und wurde erst zu Ende des Jahres 1888 vom bosnisch-hercegovinischen Landesmuseum erworben.

Obwohl das Thier gegenwärtig nur eine eingetrocknete, fast gänzlich haarlose Mumie darstellt und auch sonst im Laufe der Zeit verschiedene Schäden erlitten hat, so imponirt es doch auch jetzt noch durch seine ansehnliche Grösse. Die Flugweite beträgt gegenwärtig 94 Cm. und muss im frischen Zustande noch grösser gewesen sein. Die Gestaltung des Kopfes sammt Gebiss, die Beschaffenheit der riesigen Daumenkrallen lassen das Genus Pteropus deutlich erkennen, die Bestimmung der Species erlaubt der gegenwärtige Zustand des Thieres freilich leider nicht.

Über den Ort ihres Vorkommens lässt sich nichts Zuverlässiges sagen

Museumspräparat eines Flughundes
Älteres Museumspräparat eines Flughundes in Flugposition

Dass diese Fledermaus auf die angegebene Weise in vollster Freiheit geschossen wurde, steht fest, allein über den Ort ihres Vorkommens lässt sich zur Stunde noch nichts Zuverlässiges sagen. Sicher ist nur, dass sich eine ähnliche Pteropus-Art weder in Südeuropa noch in ganz Afrika vorfindet, und dass solch grosse Flughunde ausschliesslich das südliche Asien bewohnen. Auch scheint kein Fall einer Erbeutung in Europa bekannt zu sein, wo es sich um ein anscheinend freilebendes Exemplar gehandelt hätte.

Es lässt sich nur dreierlei annehmen. Entweder ist der Flughund, welcher ja für Thierhandlungen zuweilen importirt wird, an der Küste der Adria einem angekommenen Schiffe entkommen und hat hier in der Hercegovina sich heimisch gemacht, oder es ist das Thier, welches über eine ganz bedeutende Flugkraft verfügt, durch Stürme verschlagen, aus den Tropen allmälig hiehergelangt, wenn nicht schliesslich angenommen werden darf, dass diese Art noch in wenigen Exemplaren in den niederen Strichen des Occupationsgebietes, etwa als Ueberrest einer entschwundenen Fauna des Landes vorhanden ist. So unwahrscheinlich nun die letztere Annahme klingen mag, so will ich doch anführen, was hiefür sprechen würde.

Ueberrest einer entschwundenen Fauna?

Flughund hängt von einem Ast
Ein lebender Flughund, fotografiert in der Stuttgarter Wilhelma

Geraume Zeit vorher bekam der Erleger unseres fliegenden Hundes ebenfalls in Mostar ein ähnliches Thier zu Gesicht, welches von einem Knaben lebend in der Umgebung der Stadt gefangen und an einen durchreisenden Nähmaschinenhändler verkauft worden war, der die Fledermaus tödten und ausstopfen liess. Es soll dieses Exemplar dem gegenwärtig vorliegenden nur um Weniges an Grösse nachgestanden haben, dürfte aber der Beschreibung nach ein jüngeres Thier gewesen sein. Auch die Soldaten der dortigen bosnisch-hercegovinischen Compagnie, welche in der Kanzlei öfters die aufgespannte Fledermaus zu Gesicht bekamen, erzählten dem Feldwebel wiederholt, dass sie ähnliche und noch grössere Exemplare dieser Art in ihrer hercegovinischen Heimat gesehen hätten. Schliesslich vernahm auch Herr Regimentsarzt Dr. M. Hensch die Kunde von ganz ungeheuren Fledermäusen in der westlichen Hercegovina aus verlässlicher Quelle.

Hoffen wir also, dass bei der jetzigen systematischen Erforschung des Occupationsgebietes bald Aufklärung über das zur Stunde noch immer sehr zweifelhafte hierländische Vorkommen dieser den Tropen angehörigen Thierart erfolgen werde.

Literatur:

Zobodat: Othmar Reiser: „Ueber die Erbeutung eines Flughundes in der Hercegowina“





Kommt wieder ein Bär nach Deutschland?

Bereits vor einigen Wochen meldeten österreichische Behörden und Naturschützer, dass ein Bär nach Tirol eingewandert sei (wir berichteten). Jetzt hat er offenbar Inn und Inntalautoban überquert. Das Tier ist am 17. Juni 2019 im Klausenwald im Bezirkt Reutte/ Tirol in eine Wildkamera-Falle getappt. Dabei zeigt sich der Bär unerwartet scheu, bisher hat er sich noch nicht sehen lassen.

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Der Klausenwald liegt südlich von Höfen in Tirol

Bis nach Füssen sind es nur noch 20 km Luftlinie, aber was sollte er dort? Bisher zeigt der Bär in Tirol keine Vorliebe für menschliche Ansiedlungen, sondern verhält sich, wie man es von einem wilden Bären erwartet. Er bleibt im Wald, meidet die Menschen und ernährt sich dort unauffällig. Oder zumindest fast, in einem benachbarten Gebiet des Klausenwaldes wurde ein Rotwildkadaver gefunden. Johannes Fritz, Amtstierarzt untersucht den Körper nun auf DNA-Spuren des Bären. Doch selbst, wenn er diese nachweisen kann: Bären fressen auch Aas, wenn es sich bietet.

Wer ist er denn nun?

Die DNA-Untersuchung hätte noch andere Vorteile: So wird man sich über die Identität des Bären klar. Bisher ist nichts über ihn bekannt. Bärenschützer und Behörden vermuten, dass es sich um ein junges Männchen aus dem italienischen Trentino handelt. Die genetische Untersuchung kann dann möglicherweise auch die Verwandtschaftsverhältnisse des Tieres klären.

SW-Bild einer Wildkamera zeigt einen Bären, der am Fu0e eines Baumes etwas zu fressen scheint
Da ist er! Das Foto der besagten Wildkamera zeigt den Bären, der am Fuße des Baumes etwas zu fressen scheint. (Foto: „privat“)

„Es kann gut sein, dass es sich bei dem Bären um ein Tier aus dem Schutzgebiet in Südtirol-Trentino handelt“, so Fritz. Anfang Juni 2019 war etwa 80 km südlich in St. Leonhard in Passeier ein Bär in eine Fotofalle geraten. In der Gegend wurden auch drei Schafe gerissen, wobei noch unklar ist, ob der Bär überhaupt involviert war. Es könnten auch streunende Hunde gewesen sein, hält Fritz für möglich.

Nicht mehr als ein zufälliger Besucher

Fritz wundert sich über die Aufregung, die das Foto „des Bärli“ vor allem in Bayern verursacht. Das Tier sei unauffällig und habe bisher keinerlei Schäden angerichtet. Ohnehin ist das Bärli nicht mehr als ein zufälliger Besucher in Tirol und vielleicht auch in Bayern. Er hält es für unwahrscheinlich, dass sich in absehbarer Zeit eine Bärenpopulation in den bayerischen und österreichischen Alpen etablieren kann. Anders als junge Männchen sind Weibchen wenig abenteuerlustig und ziehen nur ungern umher. Sie weichen nur bei zu hoher Bärendichte in benachbarte Regionen aus – und von hoher Bärendichte kann bei den wenigen Tieren in Norditalien, der Schweiz und Slowenien kaum die Rede sein.

Die Bauern brauchen keine Angst zu haben

Die Angst vieler Almbauern vor der Rückkehr der großen Raubtiere, allen voran Bär und Wolf hält Amtstierarzt Fritz für unbegründet. Bisher gibt es mit den wenigen Wolfsrudeln in Österreich keine Probleme. Alleine in Tirol gingen von 70.000 Schafen jedes Jahr 1000 bis 2000 Tiere einfach so verloren, aber da seien weder Bär noch Wolf schuld.

Er ist nicht „Bruno“

Ein Braunbär im Schnee
Der Alpenbraunbär ist eine eher kleine Form des Braunbären.

Seit über 170 Jahren war im Jahr 2006 der Bär JJ1 alias „Bruno“ der erste wilde Bär in Deutschland. Dieses Tier hatte gelernt, die Nähe des Menschen mit Nahrung in Verbindung zu bringen und richtete einige kleinere Schäden an. Als er sich dann auch noch Spaziergängern und Mountainbikern ohne große Scheu näherte, reagierten die Behörden. Zunächst gab es -von den Medien im Sommerloch eng begleitet- einige teure aber ungeeignete Versuche, Bruno einzufangen.  Vor ziemlich genau 13 Jahren, am 26. Juni 2006 wurde er dann im Spitzingseegebiet erschossen.

Was selten berichtet wird: JJ1 verhielt sich nicht bärentypisch. Von seiner Mutter Jurka hatte er gelernt, menschliche Ansiedlungen mit Nahrung in Verbindung zu bringen. Jurka war für Schäden an Ställen und Bienenstöcken bekannt. Wie JJ1 trat sie nie aggressiv gegenüber Menschen auf. Daher zogen die Italiener nie in Betracht, das Tier zu töten.

Auch das dritte Jungtier von Jurka, JJ3 zeigte ein ähnliches Verhalten. Es wanderte 2007 in die Schweiz ein und näherte sich sehr regelmäßig Siedlungen. Da auch er keine Scheu gegenüber Menschen zeigte und auch nicht vergrämt werden konnte, wurde auch er 2008 von der Schweizer Wildhut erschossen.

Jurka wurde eingefangen und trug einen Sender, um ihre Wege zu verfolgen und sie gezielter vergrämen zu können. Als das auch nach längerer Zeit nicht zum Erfolg führte, wurde sie schließlich eingefangen und lebt seit dem 26. August 2010 im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald in Bad Rippoldsau-Schapbach.

Ob heute die Toleranz einem Bären gegenüber größer ist, wird sich zeigen. Vielleicht kann man ihn am ehesten dulden, wenn man weiß, dass er ein Kurzbesucher ist, der bald wieder gehen wird – Quasi ein Tourist.

Und mit Touristen hat man bei Füssen und Hohenschwanstein ja Erfahrung.


Quellen:

Focus online: Auf Beutezug in Tirol: Wildkamera knipst Braunbär nahe der bayerischen Grenze

SZ.de: Ist nach Bruno wieder ein Bär im Anmarsch?

Merkur.de: Wieder ein Bär entdeckt – er steht schon an bayerischer Grenze




Blau, blau, blau sind alle meine Kleider… auch vor 48 Millionen Jahren war blau schon schick!

Über die Farben fossiler Tiere wurde in der Vergangenheit viel diskutiert. Man versuchte, die Färbung aller möglichen Tiere analog zu rezenten Tieren zu rekonstruieren. Mit dieser „Aktualismus“ genannten Methode kann man logisch auf Farben und Farbmuster schließen (und auf alles mögliche andere im Leben eines fossilen Tieres). Sie gilt als recht erfolgreich, auch wenn es bisher fast unmöglich ist, die Ergebnisse zu beweisen. So wird auch ein historisches Freiwassertier einen dunklen Rücken und hellen Bauch getragen haben, Ornamente wie Federn, Haarbüschel oder Hornstrukturen waren nicht nur auffällige Formen, sondern sicher auch bunt gefärbt. Alleine es fehlt: Der Beweis.

Bunte Federn aus der Vergangenheit

Kleiner, braun gestreifeter Dino am Bodem
Sinosaropteryx prima, C: Nobu Tamura

2010 veröffentlichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature, dass beim gefiederten Dinosaurier Sinosauropteryx prima Protofedern gefunden wurden. Doch nicht nur das, die Wissenschaftler um den britischen Wirbeltierpaläontologen Michael Benton und Fucheng Zhang fanden auch Melanosomen. Diese Körperchen geben den Federn heutiger Vögel Farben. Sie konnten sogar die unterschiedliche Verteilung von Melanosomen eine Bänderung des Schwanzes nachweisen. Sinosauropteryx hatte offenbar eine rotbraune Grundfarbe, sein Schwanz war heller und dunkler gebändert. Sein Körper war am Rücken heller als am Bauch und er trug eine dunkle Gesichtsmaske.

Bei Archaeopteryx lithographica hat man nach diesem Fund ziemlich bald nachgeforscht und zahlreiche Melanosomen, also dunkle Federn festgestellt. Möglicherweise war der Urvogel nicht nur so groß wie eine Krähe, sondern zumindest teilweise so gefärbt. Der bekannte Gleitflieger Microraptor gui trug schwarze Federn mit bläulichem Schimmer an.

Völlig anders hingegen bei… nein, man versetze sich einfach 48 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit:

Somewhere over the rainbow

Auch vor 48 Millionen Jahren erzeugte die Sonne einen Regenbogen, als ihre Strahlen an diesem Abend durch den Sprühnebel eines vergangen Gewitters fielen. Es ist unklar, ob der kleine, blaue Vogel ihn als Symbol für besseres Wetter interpretierte und ob er ihn überhaupt wahrnahm. Vom Gewitter überrascht hatte er im dichten Wald Zuflucht gesucht. Der Regen hatte ihn beinahe verschont, die paar Spritzer, die er im Geäst des großblättigen Baumes abbekommen hatte, waren von seinem Gefieder abgeperlt, wie nichts. Den Insekten hingegen hatten die Tropfen übel mitgespielt. Viele von ihnen hatte das Wetter zu Boden gerissen, nicht wenige waren verletzt. Eine einfache Mahlzeit für so einen cleveren Vogel wie Eocoracias brachyptera. Mit ein paar Flügelschlägen landete er am Boden und fing an, in der Streuschicht nach verletzten oder desorientierten Insekten zu stöbern. Lange musste er nicht suchen, und schon bald war er satt. Doch irgendwas fühlte sich anders an, ihm wurde immer wieder schwindelig. Doch kaum hatte er sich in die Luft erhoben und war einige Meter über den Waldsee geflogen, stieg unter ihm eine Blase auf, dem kleinen blauen Vogel wurde wieder schummerig, er stürzte in den See …

Blau ist und bleibt selten!

… und kam erst 48 Millionen Jahre später wieder ans Tageslicht, denn zum Glück war Eocoracias brachyptera fossiliert. Der Vogel gilt als Verwandter der modernen Racken. Mit ihm konservierte der berühmteste fossile See der Weltgeschichte auch den ältesten Beweis für blaue Federn. Der Messelsee war vor 48 Millionen Jahren eine Art vulkanischer See ohne Ablauf, vergleichbar den Eifelmaaren. Wie bei ihnen trat aus dem Untergrund vulkanisches Kohlendioxid an die Oberfläche. Anders als bei den Maaren geschah das in Messel nicht kontinuierlich, sondern in unterschiedlichen Abständen, dann aber mit sehr großen Mengen. Ein Gewitter könnte also eine solche Gasblase im Untergrund des Sees gelöst haben, die dann den Vogel aus dem Himmel holte.

Blauracke auf einer Singwarte
Hier sitzt eine Blauracke auf einem Busch. Blaue Vögel sind selten und daher bei Birdwatchern begehrt.

Die Forscher konnten auf die blaue Farbe von E. brachyptera nur schließen, weil sie das Fossil mit seinen modernen Verwandten, den Raken, vergleichen konnten. Winzige Strukturen, die in den versteinerten Federn erhalten sind, ähneln jenen, die modernen Vögeln je nach ihrer Anordnung entweder blaue oder graue Farbtöne verleihen. Blaue Federn sind generell ungewöhnlich: Von den 61 Linien lebender Vögel haben nur 10 Linien blaue Federn entwickelt.

Da moderne Rackenvögel jedoch blaue und keine graue Federn aufweisen, folgern die Forscher, dass der alte Vogel tiefblau war. Es ist das erste Mal, dass Wissenschaftler eine solche Federfarbe aus dem Fossilienbestand rekonstruieren konnten.
Die modernen Rackenvögel (Coraciiformes) umschließen einige der buntesten Familien der Vögel überhaupt, darunter die Eisvögel und die Bienenfresser. Die eigentlichen Racken sind heute von Südeuropa bis Australien in warmen und tropischen Gebieten verbreitet. Die Blauracke war in Deutschland in der Mini-Warmzeit zwischen 1774–1824 weit verbreitet und ein regelmäßiger Brutvogel. Danach nahmen die Bestände sukzessive ab, 1990 erlosch das letzte Brutvorkommen in der Lausitz, 1994 gab es die letzte erfolgreiche Brut in Baden-Württemberg. Seit dem gilt sie nicht mehr als Brutvogel in Deutschland.

Neue Antworten – neue Fragen

Aufgrund der Unsicherheit im Bezug auf blaue und graue Farbe, sinkt die Genauigkeit der Vorhersagemodelle für fossile Farben von 82% auf 61,9%. Bisher war man davon ausgegangen, dass die bekannten Strukturen für blau und grau nur grau hervorgebracht haben. Jetzt muss man davon ausgehen, dass sie grau oder blau hervorgebracht haben könnten. Die sinkende Genauigkeit klingt wie ein Rückschritt, ist aber für das Verständnis der Tiere ein Fortschritt.

„Ich sehe das Paper so, dass ich eine sehr kleine, direkte Anwendung bemerke, wohl aber eine breite indirekte Anwendung.“, sagt Ryan Carney, ein Paläontologe der Universität von Südflorida, der den Urvogel Archaeopteryx einschließlich seiner Färbung untersucht.

Mal wieder: eine bunte Revolution

Nicht nur die oben bereits erwähnten Melanosomen sind für die bunten Farben verantwortlich, sondern auch Strukturfarben. Auch das Strukturpotein Keratin kann das Licht so streuen, dass nur bestimmte Farben zurückgeworfen werden. So kommen die herrlichen Glanzfarben auf dem Gefieder eines Pfaues, aber auch eines Stares und eines Aras zustande.

Im tropischen Dschungel um den Messel-See war Blau wohl ebenfalls zu sehen.

Quelle: Nationalgeographic mit einem wunderschönen Bild





Warum Spinat Popeye doch stark macht

Popeye den Seemann kennt jedes Kind. Freundlich, aber etwas verhutzelt, kommt er regelmäßig in Situationen, in denen nur noch seine legendären Fäuste helfen. Und damit die richtig arbeiten, braucht er Spinat!

Spätestens in der Schule lernt man dann, dass Spinat gar nicht so stark macht. Das viele Eisen, das jahrelang als besonders gesund galt, ist überhaupt nicht im Spinat enthalten. Der Schweizer Gustav von Bunge hat 1890 in Spinat einen Eisengehalt von 35 Milligramm je 100 g festgestellt. Das wurde unkritisch übertragen, nahezu jeder Kopist hat übersehen, dass von Bunge den Eisengehalt in getrocknetem Spinat gemessen hat.

Dass Spinat gesund ist und stark macht, wurde dadurch zu einem der am häufigsten zitierten Irrtümer der Medizin. Mittlerweile hat sich auch bei jungen Eltern und Omas rumgesprochen, dass das mit dem hohen Eisengehalt nicht stimmt. Und jetzt? Jetzt heißt es auf einmal: Spinat macht doch stark.

Spinat macht doch stark

Popeye der Seemann
Bärenstark, etwas kauzig und der größte Spinatfan, den es gibt: Popeye der Seemann

Das, was das Eisen nicht vermag, kann das Pflanzenhormon Ecdysteron mit Leichtigkeit. Es galt in den 1980ern als „russisches Geheimnis“, das den Ostblock-Sportlerinnen und Sportlern erstaunliche Leistungen ermöglichte. In den letzten Jahren ist es als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt, die Marketingabteilungen werben mit der Steigerung der sportlichen Erfolge.

Ein internationales Forscherteam hat nun untersucht, ob sich Ecdysteron tatsächlich zur Leistungssteigerung eignet. 46 Sportler bekamen über zehn Wochen hinweg entweder ein Placebo oder die Wirksubstanz. Mit erstaunlichem Erfolg:

Sportler, die Ecdysteron bekamen, hatten deutlich höhere Leistungen als Sportler mit Placebo: Sie stemmten dreimal so viel, etwa 9,5 kg beim Bankdrücken. Die Sportler aus der Placebogruppe schafften gerade 3,3 kg. In anderen Disziplinen wie Springen und Kniebeugen fiel der Unterschied geringer aus.

„Unsere Hypothese war, dass wir eine Leistungssteigerung sehen. Aber dass die so groß sein würde, das hatten wir nicht erwartet“, sagte Maria Kristina Parr von der Freien Universität Berlin im Interview mit der ARD-Radio-Recherche Sport und ARTE Re/DokThema.

Obwohl die Forscher bei Ecdysteron keinerlei Nebenwirkungen festgestellt hatten, empfiehlt Frau Parr der Weltantidopingagentur, die Substanz auf die Dopingliste zu setzen. Zu stark ist die leistungssteigernde Wirkung.

Auf die Dopingliste?

Bisher gibt es keine Studien, wie verbreitet Ecdysteron im Spitzensport, aber auch im Breitensport ist. Ebenso ist unklar, wie Dopingfahnder feststellen können, ob der Sportler nur viel Gemüse gegessen hat oder das Ecdysteron doch als Tablette zu sich nahm. Vermutlich macht es die Menge. In dem Experiment nahmen die Sportler bis zu 800 Milligramm täglich zu sich. Um das auf natürlichem Weg zu schaffen, hätten sie täglich 6,6 kg Spinat essen müssen. Das schafft wirklich nur Popeye.

Spinat mit einem hartgekochten Ei und Kartoffeln
Auch wenn Generationen von Kindern mit Spinat gequält wurden: richtig zubereitet ist er eine hervorragende Mahlzeit

Quellen:

SPON: Gehört Spinat wirklich auf die Dopingliste?

ÄrzteZeitung: Doping mit Spinat? Ecdysteron steigert Leistung


Aus persönlichen Gründen musste heute der Beitrag und die damit zusammenhängende Recherche besonders kurz ausfallen. Daher dieses für Kryptozoologie sehr ungewöhnliche Thema.


 




Eine Lederschildkröte im kanadischen Eis

Der Bras d’Or Lake ist ein großer Fjord auf der Cap Brenton-Halbinsel auf Nova Scotia in Kanada. Die kleine Stadt Sydney liegt in seiner Nähe. Nur mit zwei kleinen Zuflüssen mit dem Meer verbunden, ist er mit Brackwasser gefüllt und friert im Winter jedes Jahr beinahe vollständig zu. Als Brackwasser-Ökosystem ist er erstaunlich produktiv und beherbergt riesige Mengen an Garnelen, Muscheln und eine sehr diverse Population an Vielborstern. Diese Würmer sind die Basis für große Fischdichten von Stichlingen, Heringen, Regenbogenforellen und grönländischen Heilbutt. Kein Ort, an dem man eine Lederschildkröte erwartet hätte.

Lederschildkröten fahren nicht Ski

Bereits im Februar meldete das kanadische Nachrichtenportal CBC, dass in der Nähe von Islandview ein merkwürdiges Tier gefunden wurde. „Am Donnerstag (7. Feb. 2019, d. Red.) war ich draußen am Ufer vor meinem Haus. Es sah so aus, als ob sich ein kleines umgekipptes Boot am Ufer im Eis befand. Ich habe nachgesehen und es war eine Lederschildkröte.“, sagte er in der CBC-Sendung „Information Morning Cape Benton.“

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Lage von Islandview am Bras d’Or

„Als ich sie berührte, wippte sie ein bisschen, aber bewegte sich nicht. Also wusste ich, dass sie tot war, aber sie war in gutem Zustand. Sie sah nicht so aus, als wäre es so lange da, aber könnte am Eis und der Kälte gelegen haben. „, fährt MacLean fort. Er kontaktierte dann das Department of Fisheries and Oceans (DFO). Dort sagte man ihm, dass es zwar ein paar wenige anekdotenhafte Berichte gäbe, aber ihm der erste Nachweis einer Lederschildkröte im Bras d’Or gelungen sei. „Sie sagten, sie würden das prüfen und drüber nachdenken, ich solle erst einmal abwarten. Meeresschildkröten sollten jetzt in der Karibik sein und Eier legen. Nein … sie fahren nicht Ski.“

Die Bergung

Als die Offiziellen der DFO MacLeans Fotos sahen, änderte sich die Lage. „Sie wollten sie haben“ beschreibt LacLean die neue Situation. Ab Dienstag (12.02.2019) begann die Bergung. Zunächst bauten MacLean und seine Helfer eine provisorische Rampe aus Brettern und banden ein Seil um die Schildkröte. MacLeans Frau Sue postete Bilder der Bergung bei Facebook. Auf ihnen ist zu sehen, wie die Schildkröte auf eine Kunststoffpalette gehievt und dann mit einem Bagger weggebracht wurde.

Eine Schildkröte liegt in einem Loch im Eis
Die tote Schildkröte musste vom dicken Eis befreit werden, bevor sie an Land gezogen werden konnte. (Foto: Sue MacLean)

Die Schildkröte wird auf einer Palette aus dem Wasser gezogen
Um sie bergen zu können, wurde die Schildkröte auf eine Palette gebunden (Foto: Sue MacLean)

Die Schildkröte am Anfang einer Bretterrampe
Auf einer improvisierten Rampe wurde die Schildkröte an Land gehievt (Foto: Sue MacLean)

Schildkröte auf einer Palette auf einem Bagger
Auf einer weiteren Palette wurde sie dann mit einem Bagger verladen. (Foto: Sue MacLean)

Die Schildkröte wiegt etwa 360 kg, hat eine Gesamtlänge von etwa 2 m und eine Panzerbreite von etwa einem Meter. Der Panzer ist in der Mitte gebrochen, so MacLean, der vermutete, dass das Eis auf ihr gelastet hat, als der Spiegel des Bras d’Or sank.

Die Lederschildkröte wird zum Atlantic Veterinary College in Charlottetown gebracht, um dort genauer untersucht zu werden.

Lederschildkröten

Lederschildkröten der Art Dermochelys coriacea sind die größten lebenden Schildkröten. Sie leben ausschließlich im Meer, zählen aber nicht zu den Meeresschildkröten im engeren Sinne (Cheloniidae) sondern bilden eine eigene Familie. Sie leben meist in tropischen bis subtropischen Gewässern. Im Sommer wandern sie gelegentlich in gemäßigte Breiten. Sie haben den Cheloniidae gegenüber den Vorteil, ihre Körpertemperatur bis zu 18°C über die des umgebenden Wassers halten zu können. So können sie vor allem im Sommer in ungeahnte nördliche Breiten vordringen:

An den Küsten Schottlands gelten sie als seltene, aber regelmäßige Besucher. Im September 2006 wurde auf der Insel Amrum ein leerer Panzer einer Lederschildkröte angeschwemmt. 2009 haben Fischer und Urlauber vor den Niederlanden regelmäßig Tiere gesichtet. 2015 strandete eine tote Lederschildkröte an der dänischen Insel Langelandt. Ein Jahr früher, im September 2014 konnten Naturbeobachter im norwegischen Nusfjord auf den Lofoten eine etwa 1,8 bis 2 m lange Lederschildkröte fotografieren.
Offenbar wandern vor allem große Tiere so weit nach Norden. Durch die Oberfläche-Volumen-Ratio sind sie hierzu auch eher prädestiniert, als kleinere Tiere. So ist es kein Wunder, dass die bisher größte bekannte Lederschildkröte, eins der größten rezenten Reptile, in Wales (Großbritannien) angeschwemmt wurde. Sie hatte eine Panzerlänge von 256 cm und ein Gewicht von 916 kg.

Nach Norden zum Fressen?

Möglicherweise könnte die in den letzten Jahren verstärkt gemeldete Nordwanderung der Tiere mit ihrer Nahrung zusammenhängen. Lederschildkröten fressen vor allem Quallen und benötigen große Mengen davon: zwischen 10 und 100 kg davon fressen sie pro Tag. In den letzten Jahren haben Meeresforscher in den nordisch-gemäßigten Meeren eine deutliche Zunahme der Quallenpopulation festgestellt. Ausgerechnet an bekannten Hotspots tauchen dann auch die Lederschildkröten auf. Wandern die Tiere wegen der guten Weidegründe nach Norden?

Die Schildkröte aus dem Bas d’Or Lake ist vermutlich zufällig durch einen der beiden schmalen Zugänge am Norden des Fjords herein geschwommen. Bei dem Versuch, den Fjord bei kälteren Temperaturen zu verlassen, hat sie vermutlich einen falschen Arm erwischt.

Quellen:

CBC: Leatherback turtle, not overturned boat, found washed up in Cape Breton

Wikipedia: Lederschildkröte