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Eine Reise durch Mythos und Kunst im Museum Barberini

Endlich hatte ich es geschafft mein Vorhaben, die Ausstellung über das Einhorn im Museum Barberini in Potsdam zu besuchen, in die Tat umzusetzen. Schon der Titel: „Einhorn – Das Fabeltier in der Kunst“, versprach eine Flucht aus dem Alltag in eine Welt voller Legenden, und das Museum, bekannt für seine hochkarätigen Präsentationen, sollte mich nicht enttäuschen.

Hans-Jörg Vogel vor der Ausstellung
Der Autor betritt die Ausstellung

Der Aufbau der Ausstellung war genial strukturiert und in unterschiedliche Themenbereiche aufgeteilt. In dieser Ausstellung findet man mehr als 140 Werke aus 80 internationalen Sammlungen. Darunter Werke aus Museen in London, Madrid, New York und aus dem Louvre in Paris. Eindrucksvolle Exponate zeigten, wie das Narwalhorn – das vermeintliche Horn des Einhorns – über Jahrhunderte als Wundermittel und Statussymbol in fürstlichen Schatzkammern aufbewahrt wurde. Es war faszinierend zu sehen, wie ein real existierendes Tier die Grundlage für eine der mächtigsten Legenden der Menschheitsgeschichte bildete. Der Übergang von der zoologischen Verwechslung zur tief religiösen und künstlerischen Bedeutung war fließend. Im Herzen der Ausstellung entfaltete sich das Einhorn als Symbol der Reinheit, der Keuschheit und der göttlichen Macht. Eindrucksvolle mittelalterliche Tapisserien, wie man sie sonst nur selten außerhalb großer Sammlungen sieht, zogen mich in ihren Bann. Die Detailverliebtheit, mit der die Jäger das Fabeltier umzingeln oder es sanft in den Schoß einer Jungfrau legen, zeugte von der tiefen Verankerung des Mythos im Glauben der damaligen Zeit. Besonders spannend fand ich die Darstellung des Einhorns in der Renaissance. Es wurde zunehmend säkularisiert, fand Einzug in Wappen und allegorische Darstellungen und spiegelte den intellektuellen Wandel dieser Epoche wider.

Das Barberini zeigte eine beeindruckende Bandbreite an Medien: von filigranen Goldschmiedearbeiten über kostbare Buchmalereien bis hin zu Gemälden von Meistern wie Cranach. Ebenso gab es einen Abschnitt der sich der Wiedergeburt des Einhorns in der Moderne und Popkultur – ein leuchtender, fast schon ironischer Kontrast zum staubigen Mittelalter. Hier traf der mythische Reinheitsanspruch auf den Kitsch, das Regenbogen-Phänomen und die Sehnsucht nach einer heilen, magischen Welt.

Mein Fazit

Die Einhorn-Ausstellung im Museum Barberini ist weit mehr als nur eine Schau fabelhafter Tiere. Sie ist eine kluge und sinnliche Zeitreise, die die Kulturgeschichte Europas anhand eines einzigen, mächtigen Symbols erzählt. Wer sich für Kunstgeschichte, Mythologie oder einfach nur für eine fesselnde Geschichte interessiert, sollte sich diese Schau keinesfalls entgehen lassen. Ein wahres Juwel in Potsdam!

Noch erwähnen möchte ich, dass der Begleitkatalog zur Ausstellung meiner Meinung nach eine Augenweide ist, nicht nur durch die bildliche Gestaltung, sondern auch durch die Beschreibungen der Ausstellungsgegenstände und weiterer interessanten Informationen.  Natürlich hat dies auch seinen Preis. 45 Euro, die aber sicherlich für absolute Einhornfans dann vielleicht doch keine Hürde darstellen!

Historische Darstellung eines Einhorn
Historische Einhorn-Darstellung von Maerten de Vos (1532-1603), gemalt 1572. Das Einhorn zeigt Elemente zahlreicher Tiere: Pferdekopf- und Körper, Löwenmähne, Füße mit Nägeln wie von Elefanten oder Nashörnern, einen soliden, unbehaarten Schwanz – und das „Horn“ eines Narwals.

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung „Einhorn. Das Fabeltier in der Kunst“ kann im Museum Barberini, Humboldtstraße 5–6, Alter Markt,  14467 Potsdam besucht werden. Das Museum ist täglich außer Dienstags von 10-19 Uhr geöffnet. An Werktagen beträgt der reguläre Eintrittspreis € 16,-, an Wochenenden und Feiertagen € 18,-. Es gibt zahlreiche Ermäßigungen.

Die Ausstellung läuft seit dem 25. Oktober 2025 und nur bis 1. Februar 2026. Wer sie sehen möchte, muss sich beeilen. Das Museum Barberini ist die einzige Station in Deutschland, vom 13. März 2026 bis 12. Juli 2026 ist sie im Musée de Cluny in Paris zu sehen.

Link zum Veranstalter: Museum Barberini

Link zur Ausstellung: Einhorn. Das Fabeltier in der Kunst

Comic zur Ausstellung (dort als pdf-Download), sehr lesenswert!

Von Hans-Jörg Vogel

Hans-Jörg Vogel gilt als die Integrationsfigur der deutschen Kryptozoologie-Szene. Der Berliner befasst sich seit über 40 Jahren mit Kryptiden, hauptsächlich mit Wildhominiden. Durch seine guten Russischkenntnisse hat er hervorragende Kontakte auch ins osteuropäische Ausland.